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Kern der christlichen Lehre rein und lauter aufzufassen sich bemühen, welche es wagen, in einer Handlung, welche schon deshalb allen Christen eine überaus heilige fein müßte, weil der Herr sie, und zwar im lehten Zusammensein mit den Seinigen, und mit dem ausdrücklichen Befehl gestiftet hat, daß wir solches zu seinem Gedächt: niß thun sollten, · es wagen, sage ich, aus allerlei unlautern Gründen etwas davon hinwegzunehmen, was der Herr selbst gethan und ausdrücklich befohlen hat? Liegt nicht darin allein schon eine Willkühr, eine Nichtachtung der heiligen Schrift, ja des Herrn selbst, welche jedes einfache und redliche Gemüth empören, oder doch we nigstens mit ernster Bedenklichkeit erfüllen muß? Und wenn der Herr so ganz ausdrücklich, indem er den Seinigen das Brot brach und reichte, damit auf seinen Leib deutete, der am Kreuze sollte gebrochen werden, und indem er den Kelch reichte, damit auf sein Blut deutete, das er zur Vergebung der Sünden für viele, am folgenden Tage, vergießen sollte; wenn er namentlich bei diesem letzteren Theile der heiligen Handlung ausdrücklich hinzuseßt: trinket alle daraus; was ist wohl zu halten von einer Kirche, die sich er= laubt, diesen lehten Theil des Befehls unsres Heilandes hinwegzu= schneiden, und dem Volke, indem sie demselben nur das Brot reicht, einen wesentlichen Theil der Bedeutsamkeit der heiligen Handlung und der Absicht unsres Herrn verbirgt oder vorenthält? Was ist zu halten von einer Kirche, welche, im Widerspruch mit den ausdrücklichen Worten des Herrn, daß unter den Seinigen kein solcher Unterschied sein solle, wie er wohl in irdischen Dingen unter den Menschen stattfindet, einen Unterschied aufstellt von Priestern und Laien, nur die ersten für die rechten und eigentlichen Jünger des Herrn hält, das Volk aber für einen unmündigen, unverstäne digen Haufen erklärt, der sich, wie die Schaafe von ihren Hirten, ohne Verstand und eignes Nachdenken müsse leiten lassen, und dem daher auch billig nicht der ganze und volle Genuß des heiligen Mahles zukomme? Ist das auch etwas Gleichgültiges und Unbedeutendes, daß auf diese Weise die Absicht des Herrn, alle durch den Genuß des heiligen Mahles mit sich auf das innigste zu vereinigen und seinen Geist allen mitzutheilen, so viel an Menschen liegt, vereitelt und verkümmert wurde? Gewiß wird das niemand behaupten wollen; gewiß muß jeder nur irgend Nachdenkende wohl erkennen,

Hall. Ref. Predigten.

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daß es eine der ersten und nothwendigsten Veränderungen war, welche die, ich möchte sagen, Wiederentdeckung des Wortes Gottes in der Bibel hervorrufen mußte, daß einer der schreiendsten Mißbräuche der bisherigen Kirche, die Verstümmelung des heiligen Mahles, sogleich abgeschafft, und die ursprüngliche Einsehung des Herrn bei diesem heiligen Gedächtnißmahl seines Todes sogleich wieder her= gestellt wurde. Gewiß war es etwas mehr als eitle Peinlichkeit, als eine überflüffige Genauigkeit, welche die Reformatoren antrieb, überall, wohin ihr Wort und ihr Einfluß reichte, die Feier des heiligen Mahles in der rechten und ursprünglichen Gestalt als das erste und sicherste Kennzeichen einer gereinigten und wahrhaft christlichen Kirche zu betrachten; und die Vorfahren der jest lebenden Einwoh ner unsrer Stadt, welche so viele Jahre lang den Genuß des heili gen Mahls in dieser rechten Gestalt sich nur unter vielen Beschwer den und Gefahren, an andern, von hier entfernten Orten, verschaffen konnten, wußten und fühlten recht gut, daß sie damit etwas ganz anderes wollten und bezeugten, als nur etwa eigensinnig auf einer gleichgültigen äußeren Form bestehen; sie wußten und fühlten recht gut, daß ihnen in diesem Einen Stücke die ganze Rückkehr zur evangelischen Lehre, zur Freiheit des Evangeliums, zur freien und ungehinderten Gemeinschaft mit dem Herrn und mit`seinem Worte gegeben wäre; sie wußten und fühlten recht gut, daß der Gehorsam und die Treue gegen den Herrn und gegen ihn allein auf das deutlichste und kräftigste in dieser rechten Feier des heiligen Abendmahls ausgesprochen wäre, und daß, wer das Eine als etwas Nothwendiges erkannte, auch eben so nothwendig sich von allen willkührlichen Menschensagungen und Lehren zum reinen Worte Gottes zurückgewendet haben müsse. Mit Recht betrachteten sie die Feier des heiligen Mahles, nach der Einsehung des Herrn, als das rechte Unterscheidungszeichen derer, die sich zur wahren Lehre Christi bekannten, als den feierlichsten Ausdruck ihres Glaubens und ihres christlichen Bekenntnisses; mit Recht betrachteten sie die endlich errungene Erlaubniß, auf diese Weise den Tod des Herrn zu verkündigen und zu feiern, als die lang ersehnte Befreiung aus der alten Knechtschaft, als das Siegel ihres evangelischen Glaubens und ihrer Freiheit, und als den festen Grundstein der nunmehr freudig sich erhebenden evangelischen Kirche.

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Mit Recht feiern aber auch wir, die Erben der damals schwer errungenen Freiheit, das Andenken dieser großen Begebenheit, der durch Gottes Gnade unter tausend Schwierigkeiten, Anfeindungen und Gefahren endlich in unsrer Stadt zu Stande gekommenen Reformation. Wir können freilich, in dieser Entfernung der Zeit, nicht die ganze Frische des Befreiungsgefühls theilen, welches die Einwohner unsrer Stadt damals erfüllte; weil es nun einmal in der Natur des Menschen liegt, daß selbst der aus langer Kerkerhaft Befreite nie wieder in seinem Leben das felige Gefühl der Befreiung so lebhaft empfinden kann, als an dem Tage, der ihn aus dem Kerker in die freie Himmelsluft führte; weil es in der Natur des Menschen liegt, daß dasjenige, in dessen ruhigem, unbestrittenem Besiß er sich seit Jahrhunderten befindet, nicht einen so lebhaften Eindruck auf seine Seele machen kann, als dasjenige, was er nur so eben, unter Mühe und Gefahren, sich erkämpft hat. Dagegen aber, meine Geliebten, sind wir auch wieder mehr als jene damals Lebenden im Stande, den ganzen Umfang des Segens zu erkennen, welchen uns das Werk der Reformation gebracht hat. Wir überz blicken besser, als sie es vermochten, alle segensreichen Folgen dieser großen Begebenheit, und sind uns wohl bewußt, daß der ganze gedeihliche Zustand unsres Vaterlandes, das Aufblühen aller Künste, Wissenschaften, Gewerbe und aller menschlichen Thätigkeit, das freiere und mildere Wesen unsrer bürgerlichen Verfassung und unsrer Gesehe, das edle und christliche Verhältniß zwischen König und Volk, kurz alles Erfreuliche unsrer Zeit eine mehr oder minder unmittel= bare Frucht jener geistigen Umwälzung, jener Reinigung der Kirche und des christlichen Glaubens gewesen ist. Je mehr wir aber diesen Segen überschauen, je mehr wir die Größe der göttlichen Gnade erkennen, die uns diese Wohlthat gewährt hat; je mehr wir die Wichtigkeit eines freien, evangelischen Bekenntnisses erkennen: um so mehr müssen wir ja auch wohl darin die Aufforderung finden, uns dieses göttlichen Segens würdig zu machen, und ihn ungetrübt und unverkümmert auf unsre Nachkommen zu vererben. Ja, das ist der beste Dank, den wir Gott und dem Vater unsres Herrn Jesu Christi für die reine Erkenntniß seines Wortes und seines Willens darbringen können, daß wir, um den Schaß evangelischer Wahrheit unsern Nachkommen zu erhalten, selbst festhalten an dem

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Bekenntniß dieser Wahrheit. Nicht aber etwa so, daß wir ängstlich und peinlich uns gebunden glaubten an das, was vor 300 Jahren unsre frommen Vorfahren als den rechten Inbegriff aller christli chen Wahrheit aufgezeichnet haben, denn dann hätten wir ja nur

durch die Reformation ein Joch menschlicher Ansichten mit einem andern, wenn auch milderen vertauscht; — sondern so, daß wir fest: halten an dem, was ja auch den Reformatoren das Erste und das Lehte, ihr Eins und ihr Alles war, festhalten am Worte Gottes, festhalten an dem Geiste der Forschung, der Wissenschaft, der Erkenntniß, aus welchem das rechte Verständniß Christi immer herrlicher und reiner erblühen muß; festhalten an dem Geiste der Freiheit und der Liebe, durch welchen wir, erlöst von jedem Zwange des Buchstabens, des Herkommens und todter Gebräuche, die rechte Nachfolge unsres Herrn nicht im Herr, Herr! sagen, sondern darin suchen, daß wir immer vollkommner, immer vollständiger den Willen thun unsres Vaters im Himmel; nicht ferner in dem alten Wesen des Buchstabens und der todten Werke, sondern in dem neuen Wesen der Freiheit und der Liebe wandeln. Ja, das ist der beste Dank, den wir unsrem Vater im Himmel für seine Gnade darbringen können, daß wir, erfüllt von seinem Geiste, erfüllt von heiliger und treuer Liebe zu unsrem Heiland, das heilige Mahl, das Er uns gestiftet, immer demüthiger, immer freudiger, als ein Bekenntniß unsres Glaubens, als eine Nahrung und Erquickung unsrer Seelen, als das rechte Mittel feiern, zur seligen Gemeinschaft mit Ihm und dadurch zur Vergebung der Sünden und zum ewigen Leben zu gelangen. Amen.

Rede

bei der

Vorbereitung zum heiligen Abendmahl am 30. October in der St. Georgen-Kirche zu Glaucha gehalten

bom

Superintendenten Dr. Tiemann.

Gnade sei mit euch, und Friede von Gott dem Vater und dem Herrn Jesu Christo durch den Geist der Erleuchtung, des Glaubens und der Heiligung. Amen.

Es ist der Preis des großen Werkes, dessen hohes Erinnerungsfest wir durch die Gnade des Herrn morgen haben, daß es in der verjüngten Christengemeinde die Scheidewände vernichtet hat, welche der Wahn der Zeiten und priesterliche Willkühr eingedrängt hatte zwischen dem Erlöser und den Erlösten. Es ist der Preis, der höchste Segen, die Krone der Reformation, daß von daher wir als Mitglieder der evangelischen Kirche ein jeder für sich und mit der Gemeinde den freien Zugang haben zu dem einigen Mittler zwischen Gott und den Menschen.

Darum findet auch die Bedeutung unseres morgenden Festes ihren höchsten Ausdruck in der Feier des Sacramentes, in welchem wir das oberste Gnadenmittel zur Stärkung unserer Gemeinschaft mit dem Herrn besigen, und welches durch das wiederhergestellte

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