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Zweigen die Vögel in lautem Wettstreite singen, schläft Alberich. Er ist nicht, grösser als ein Kind von vier Jahren und doch schon fünfhundert Jahre alt. Er trägt an seinem Leibe ein wunderschön Gewand, das mit Gold und Edelsteinen geziert ist. Als Ortnit ihn in Kindes Weise aufheben will, schlägt der Kleine nach ihm mit seinen Fäusten, und obwohl er die Stärke von zwölf Männern hat, bezwingt er ihn nur mit Mühe (Ortnit 90 ff.). Im Nibelungenliede (462 ff.) ist Alberich ein kühner, wilder starker Zwerg mit einem greisen Barte; seine Hand schwingt eine schwere Geisel von Gold und zersplittert Siegfrieds Schild. Der Kobold Hinzelmann ist gar freundlich und zuthunlich, ein ehrlicher Geselle, singt, lacht und treibt allerlei Kurzweil. Seine Stimme ist zart wie die eines Knaben oder einer Jungfrau. Als schwarzer Marder springt er zur Thür hinaus, liegt als zusammen geringelte grosse Schlange auf dem Bett und fliegt als weisse Feder neben dem Wagen seines Herrn her. Eines Nachts vernimmt sein Herr ein klopfendes Geräusch, und da die Kammer vom Mondschein ziemlich erhellt ist, glaubt er den Schatten einer Kindesgestalt zu sehen; Hinzelmanns Finger sind wie die einer kleinen Kinderhand, aber kalt und ohne Lebenswärme; als sein Herr dessen Angesicht anrührt, ist es ihm, wie wenn er Zähne oder ein fleischloses Totengerippe anfasste. Wenn die Kinder auf der Strasse spielten, fand er sich unter ihnen ein, in der Gestalt eines kleinen schönen Knaben von drei oder vier Jahren, von feinem Angesichte, mit gelben, über die Schultern hängenden, krausen Haaren, mit einem roten Samtröckchen bekleidet (D. S. Nr. 75). Das ,stille Volk' wohnt in Felsen, Brunnen, Quellen, Schluchten und Höhlen und hat die Stuben und Gemächer voll Gold und Edelstein. Dieses Bergvolk ist von Fleisch und Blut wie andere Menschen, zeugt Kinder und stirbt; allein es hat die Gabe, sich unsichtbar zu machen (durch die Tarnkappe; S. 114 f.) und durch Fels und Mauer eben so leicht zu gehen, wie wir durch die Luft (D. S. Nr. 30).

Wenn im Mondenscheine die Nixe am Wasser sitzt, den Nebelschleier vor dem Gesichte, dann schlieft der Zwerg aus

den Felsklüften und bläst auf der Silberschwegel über Thal und Hügel sein Klagelied, das erst verstummt, wenn der Mond versinkt und die Sterne erblassen; wehmutbleich lehnt dann unten die Nixe, und von ihren schweren Thränen ist der Wasen weich. Mit einer wundervollen Musik ziehen die Zwerge um Stolberg scharenweise über die Stadt weg in der Luft. Die Nixen lieben Tanz, Gesang und Musik und singen schön, hinreissend erschallt ihr Geigenspiel. In Laurins Berg, in Frau Venus Berg rauscht fröhliche, verführerische Musik, Tänze werden darin getreten. Der unwiderstehliche Hang der Elbe zur Musik muss uralt sein; das bezeugt der Name Albleich elbischer Leich, Elbenweise und mhd. albleich im Sinne der seelenberückenden, süssesten Melodie, die ein Geiger hervorbringen konnte. ,Seiten spil und des wihtels schal' heisst es im mhd. ganz gleichbedeutend. Oberons (Alberichs) Horn zwingt die Füsse, sich wirbelnd im Tanze zu drehen. Durch den Albleich bezauberte ursprünglich der vielbesungene Frauenräuber seine Opfer, der als Ulinger, Blaubart in weitverbreiteten Balladen auftritt. Der Tanz der Berggeister auf den Matten zeigt ein gesegnetes Jahr an (D. S. Nr. 298). Nachts im Mondenscheine sieht man die Elbe auf den Wiesen ihre Reigen führen und erkennt morgens ihre Spuren im Tau. Sie sind bald dadurch sichtbar, dass das Gras niedergedrückt ist, bald dadurch, dass es üppiger wächst. In Thüringen tritt die Elbin im Nebelkleide auf. Zur herbstlichen Zeit, wenn die Haselnüsse reif sind, tanzt um die Büsche eine Jungfer, weiss und wie ein Rauch verschwindend, wenn man sich nähert. Die Saligen Fräulein, die in Eisgrotten und Fernern wohnen, breiten weisses Linnen aus und tanzen,umschleiert mit goldenem Duft'. Aber ein Spielmann verwandelt durch den Klang seiner goldenen Zaubergeige die Tänzerinnen in Stein: Sonnenlicht und Wind lassen an Stelle des unruhigen Nebels plötzlich den leblosen Stein zum Vorscheine kommen. Ein Jüngling sieht den Tanz der Elfen im Mondschein, und seine Augen sind wie festgebannt an den verführerischen Kreis. Sie singen so schön, dass die ganze Natur lauscht, die Tiere des Waldes, die Vögel auf

Herrmann, Mythologie.

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den Bäumen und die Fische im Wasser. Sie bieten ihm Schätze aller Art an, wenn er der Ihre werden wolle, aber er flieht, oder erhält, sich weigernd, einen Stoss aufs Herz, der ihn binnen drei Tagen in den Sarg wirft.

Die Elbe verführen und entführen Männer und Frauen und Kinder. Säugende Frauen ziehen die Zwerge in ihre Höhle, um ihre schwachen Abkömmlinge zu stärken. Hebammen werden in die Berge oder in das Wasserreich geholt, um den Elbinnen beizustehen (D. S. Nr. 65, 66, 68, 69). Sie rauben die Säuglinge der Menschen und legen dafür einen Wechselbalg in die Wiege (S. 83). Die Zeit, die der Mensch im Elfenreiche zubringt, erscheint ihm sehr kurz, hat aber in Wahrheit viele Jahre gedauert (D. S. Nr. 151); nach seiner Rückkehr siecht er meistens bald dahin. Alberich bezwingt 'Ortnits, ein anderer Hagens und Merovechs Mutter (S. 88, 121). Künhild, die Schwester Dietleibs von Steier, war zum Tanz unter der grünen Linde gegangen. Da kam Zwergkönig Laurin herzugeritten, aber niemand sah ihn, niemand rief ihm ein Wort zu. Laurin setzte ihr seine Tarnkappe auf, hob sie auf sein Pferd und verschwand mit ihr in einem Berge. Aber ihr Bruder und Dietrich von Bern befreiten sie. Als Künhild von Laurin Abschied nahm, begann er bitterlich zu schreien und die Stunde seiner Geburt zu verfluchen: er hätte sich die holde Jungfrau zum Trost erwählt, nun seien die Tage seiner Freude gezählt; alle seine Schätze wollt' er gern vermissen, könnte er die Maid jemals geniessen! Ähnlich ist die Entführung der Liebgart durch den Zwerg Billunc und ihre Befreiung durch ihren Gatten Wolfdietrich (Wolfd. B. 795 ff.). Dietrich von Bern findet im Walde einen Berg, der von Zwergen bewohnt ist. Unter ihnen bemerkt er ein schönes junges Mädchen, das schnell von den Zwergen versteckt wird, als sie den fremden Mann gewahren. Goldemar, der König des kleinen Volkes, hat sie geraubt und will sie zum Weibe haben, doch sie weigert sich standhaft. Ihrer Mutter ist vor Gram das Herz gebrochen. Dietrich gewinnt sie nach hartem Streite dem Zwerge ab und nimmt sie selbst zur Gemahlin. Der grimme Zwerg Juran

wirbt um die Königin vom Trüben Berge (in Strickers Daniel), und die Königin Virginal hat aus diesem Grunde den Zwerg Elegast verbannt, der sich rachsüchtig zu ihren Feinden begiebt. Der Kobold Hinzelmann hielt sich am liebsten bei den Frauen auf und war mit ihnen gar freundlich und umgänglich. Besonders zwei Mädchen war er zugethan, ihnen klagte er sein Leid, wenn er erzürut war, und führte sonst allerhand Gespräche mit ihnen. Wenn sie über Land reisten, wollte er sie nicht verlassen, und legten sie sich schlafen, so ruhte er unten zu ihren Füssen auf dem Deckbette (D. S. Nr. 75).

Wie die Elbe des Rates und Beistandes der Menschen bedürfen, so erweisen sie ihnen wieder Dienste durch Schmieden, Weben und Backen. Oft teilen sie den Menschen von ihrem neugebackenen Brot oder Kuchen mit, immer aber belohnen sie durch geschenkte Kleinode, die dem Hause und den Nachkommen Glück bringen. Ein kleines Männlein bittet den Grafen von Hoia, ihm den Saal und die Küche für die folgende Nacht zu leihen und den Dienern zu befehlen, sich schlafen zu legen, und reicht ihm neben Danksagung ein Schwert und einen goldenen Ring: solange die Stücke wohl verwahrt würden, würde es einig und wohl in der Grafschaft stehen (D. S. Nr. 35, 70, 31). Alberich beschenkt seinen Sohn mit einer strahlenden Rüstung, begleitet ihn unsichtbar auf der Seefahrt, hilft ihm im Kampfe, bringt die Werbung Ortnits bei Liebgart an und führt sie aus der Burg. Alberich im Nibelungenliede bewacht treu das Land seines Herrn während Siegfrieds Abwesenheit und muss seine Treue fast mit dem Leben büssen. Der Zwerg Eugel führt Siegfried auf den Drachenstein, belehrt ihn über seine Abkunft, teilt ihm mit, dass Kriemhild vom Drachen gefangen gehalten werde, und schützt ihn durch seine Tarnkappe vor Kuperan. Dennoch wird den Elben wiederholt der Vorwurf der Untreue gemacht. Als Laurin Dietrich und seine Gesellen auffordert, sich die Herrlichkeiten seines Reiches anzusehen, ruft Wittich aus: Ihn soll der Teufel holen, dass er uns mit Lügen betrügen will (Laurin 873)! Wenn den andern sein Rat

gefiele, könnte der Kleine sie niemals hintergehen; denn er wäre voll Hinterlist, und ihm sei nimmer zu trauen (940 ff.). Ruodlieb sagt zu dem überlisteten Zwerge: Du hast den Tod nicht zu fürchten, und ich würde dich sogleich lösen, wenn ich dir trauen könnte; wenn du mich nicht hintergehst, sollst du ohne Schaden davonkommen. Aber du wirst mir nachher nichts sagen, wenn du frei bist. Da wies der gefangene Zwerg allen Vorwurf der Hinterlist mit folgender Rede zurück: Fern sei, dass zwischen uns irgend Betrug herrsche; sonst. würden wir Zwerge nicht so langlebig und gesund sein. Unter euch Menschen spricht niemand aus redlichem Herzen. Deshalb kommt ihr auch nicht zu hohen Jahren; die Dauer des Lebens richtet sich nach der Grösse der Treue. Wir sprechen nicht anders, wie wir denken, und wir essen nicht. allerlei krankheitzeugende Speisen; deshalb können wir länger in Gesundheit leben als ihr. Misstraue mir nicht, ich werde es dahin bringen, dass du mir Vertrauen schenkest. Wenn du mir nicht traust, so will ich dir mein Weib als Geisel geben. Vielleicht derselbe Zwerg ist es, den die nieder. deutsche Überlieferung Alfrikr (Alberich) nennt (Thidreks. 98). Sein Vater hatte Ruodliebs Schwert gestohlen und im Berge verwahrt. Aber der Sohn entwendet es ihm wieder und giebt es Ruodlieb. Wegen der Untreue der Menschen vielmehr müssen die Zwerge sie meiden. Im Haslithale gesellten sich die Zwerge hilfreich oder doch zuschauend den arbeitenden Menschen. Da setzten sie sich denn wohl vergnügt auf den langen, dicken Ast eines Ahorns ins schattige Laub. Boshafte Leute aber sägten bei Nacht den Ast durch, dass er blos noch schwach am Stamme hielt, und als die arglosen Geschöpfe sich am Morgen darauf niederliessen, krachte der Ast vollends entzwei, die Zwerge stürzten auf den Grund, wurden ausgelacht, erzürnten sich heftig und schrieen: O wie ist der Himmel so hoch und die Untreue so gross! heut' hierher und nimmermehr! Sie hielten Wort und liessen sich zu Lande niemals wieder sehen (D. S. Nr. 147, 148).

Aber so sehr sich die Elbe gegen den Vorwurf der Hinterlist sträuben, etwas Wahres ist doch daran. Die Elbe sind

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