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verschwunden, als er sie belehrt hatte. Die Zwölfe traten vor König Karl, der sie von den Wogen des Meeres verschlungen wähnte. Karl bestätigte, was sie als Recht verkündigten. So ist das friesische Recht entstanden (D. S. Nr. 445).

Wie der Ortsname Eeswey (answeg, Weg des Gottes) zeigt, ist Christus in dieser spätern Auffassung, deren Aufzeichnung nicht über das 14. Jahrhundert hinausgeht, an die Stelle eines german. Ans (fries. ês) getreten. Der Gott, auf dessen Unterweisung die Kunde des Volksrechtes zurückgeführt wird, kann nur der höchste Gott der Friesen sein, Tius Thingsus oder Forseti. Seine Lehre verkünden die Gesetzsprecher, die Asegen, und hüten das gottgegebene Recht; sie sind Diener und Priester des Tius.

Auch der Born, der durch die von ihm geschleuderte Axt entspringt, führt auf den Herrscher des Himmels; seinem Rosse ist die Wunderkraft eigen, durch Aufschlagen des Hufes eine Quelle aus dem Boden zu stampfen. Auch sein Speer besitzt diese Kraft. Darum erfolgt die Unterweisung der Asegen auch an diesem Quell. Aus dem Wasser steigt der Nebel empor, und für das Inselklima ist der Nebel besonders charakteristisch. Die erwähnte Legende aus dem Leben Liudgers gewinnt so ihre volle Bedeutung, wenn wir annehmen, dass eine heidnische Volksvorstellung in christlichem Sinne verwendet sei. Beim Nahen der Priester verliess der Gott das Eiland, und man sah einen dunklen Nebel von der Insel fortziehen, in dessen Verhüllung der Gott vor den Christen verschwindet.

Während Tius auf dem Denkmale des Hadrianwalles mit Helm, Schild und Speer gerüstet erscheint, ist hier offenbar die Axt, der Hammer sein Abzeichen.

3. Wodan.

Als unbestritten höchster Gott der Germanen galt lange Zeit Wodan, und noch heute ist die landläufige Meinung, dass er von Anfang an die führende Stelle unter den deutschen

Göttern eingenommen habe. Wenn aber der sächsische Täufling um 775 dem Thunaer, Wôden und Saxnôte abschwören muss, wenn es mit derselben Reihenfolge in einem Gedicht des Paulus Diaconus heisst, ,Thonar und Waten werden nicht helfen, so stimmt die Stelle, die Wodan hier einnimmt, gewiss nicht zu der Bedeutung, die Tacitus ihm zuschreibt,von den Göttern verehren sie am meisten den Wodan' (Germ. 9). Zwar hat sich Wodan in der That zum Hauptgott aufgeschwungen, aber erst nachdem er den alten Himmelsgott Tius von seinem Throne verdrängt hatte. Der düstere, finstere Gott, dem der Mensch scheu aus dem Wege geht, wenn er mit tief in die Stirn gedrücktem Hute im nächtlichen Sturme hoch zu Ross dahinjagt, der Grimme, in dessen Gefolge die Seelen der Toten fahren, der erbarmungslos holden Frauen nachjagt und sie quer über den Sattel seines Rosses bindet, ist so grundverschieden von dem erhabenen Götterkönige, der gleich Helios im leuchtenden Himmelssaale sitzt und mit Frea die Geschicke der Menschen lenkt, dass nur besondere Umstände diese Gegensätze erklären können. Es darf angenommen werden, dass im allgemeinen die Volksüberlieferung das ältere, dunklere Bild bewahrt hat. Eine Entwickelung vom natürlichen zum geistigen Wesen des Gottes liegt gewissermassen bereits in seinem Namen. Wodan, hd. Wuotan, as. Wôdan, bei den Langobarden durch Vortritt eines G Gwôdan, ags. Vôden, an. Óðinn, Ópenn, ndrd. Waud, Wod, bayer. Wûtan gehört zur idg. Wurzel vâ,wehen' und ist durch zwei Suffixe gebildet; germ. *vôtha, rasend, besessen, wütend ist verwandt mit lat. vates, skr. vâtas (geistig erregt) und bezeichnet nicht nur die stürmische Bewegung der Luft, sondern weist bereits auf das innerliche, geistige Wesen hin (ags. vôd = Ruf, Schall, Rede, Gedicht, an. ópr Geist, Sang, Gedicht). Wodan ist die Fortbildung vermittelst des Suffixes-ano, urgerm. *Wátanaz, altgerm." Wôdanaz, und auch diese Stammerweiterung ist bezeichnend für die veränderte Stellung, die der Wüter' oder Stürmer im Laufe der Zeiten errang. Noch im 11. Jahrhundert wird der Name des Gottes als Wut übersetzt (Wodan id est furor, Adam. Brem. 426).

Anders steht der Nomade, anders der Ackerbauer den Himmelserscheinungen gegenüber. Dem Hirten ist die glühende Sonnenhitze Feind und Widersacher, der nächtliche Himmel Freund und Beschützer. Der Hirt freut sich, wenn die sengende Sonne unterliegt, der Ackerbauer begrüsst jubelnd die wärmenden Strahlen, die das Wachstum des Feldes fördern, und lässt sie gern über den finstern, nächtlichen Himmel triumphieren. Der Hirt berechnet die Zeit nach Nächten, der Ackerbauer macht die Sonne zum Massstabe seiner Zeiteinteilung. Die Nachtseite Wodans hat der Volksglaube mit erstaunlicher Zähigkeit bis in die Gegenwart bewahrt.

Über ganz Deutschland ist die Vorstellung des Nachtjägers verbreitet, der mit dem wütenden Heer (Wodans oder Wuotans Heer), der wilden Fahre (der wilden Schar) durch die nächtlichen Lüfte stürmt und eine Frau oder Tiere wie Eber und Hirsch verfolgt und tötet. Der Gebieter der dunklen Wolken ist es, der die Sonne jagt und zerreisst. Er ist auch der Führer der abgeschiedenen, in den Lüften umherziehenden Seelen, der Totengott, der bei Windstille in seinem unterirdischen Reiche, dem Innern der Berge, haust Aber der grimme Gott der Nacht, des Todes und der Unterwelt beschützt das Gedeihen der Pflanzen, der Ernte und der Herden. Der Wind führt den ersehnten Regen herbei und reinigt die Luft, Krankheiten verscheuchend, darum ist Wodan heil- und zauberkundig. Er ist selbst ein unermüdlicher Wanderer, wie ihn zwei Inschriften bezeichnen (Mercurius viator), und der göttliche Geleiter der Wanderer und Reisenden, der Schirmherr des Verkehres, der Verleiher des Glückes und Reichtums, mächtig geheimer Weisheit und kundig der Dichtkunst. Diese Züge Wodans sind vielleicht altgermanisch. Seine Fortbildung zum Sieges-, Kultur- und Himmelsgotte geht von den Istväonen aus, die unter dem Zeichen des nächtlichen Sturmgottes siegreich bis an den Rhein vorgedrungen waren und zuerst mit der keltischen Kultur in Berührung kamen.

Als das älteste Zeugnis für die nächtliche Seite Wodans darf vielleicht Tacitus gelten (Germ. 43):,,Die Harii steigern die innewohnende Wildheit noch durch Wildheit noch durch Kunst und klug

berechnete Wahl der Angriffszeit; schwarz sind die Schilde und bemalt die Leiber, für die Schlachten wählen sie dunkle Nächte, und schon durch die schaudererregende und schattenhufte Erscheinung des Totenheeres flössen sie Schrecken ein, sodass kein Feind den schauerlichen und gleichsam höllischen Anblick aushält." Diese Harier haben niemals als Volksstamm existiert, dessen Wohnsitze an der oberen Oder gelegen seien, es ist unmöglich, dass ihre Feinde sich mit ihnen nur auf nächtliche Kämpfe eingelassen haben sollen; mochten ihre geschwärzten Schilde und Leiber das erste Mal Entsetzen einflössen, das nächste Mal werden sie ihre grausige Wirkung verfehlt haben. Der Kern der Schilderung bleibt unangefochten der, dass es im germanischen Glauben eine Vorstellung von gespenstischen Kriegern gab, die des Nachts aus der Unterwelt heraufstiegen und Grauen und Entsetzen verbreiteten. Der germanische Berichterstatter, von dem den Römern diese Schilderung der Harier zukam, hatte treuherzig erzählt, dass hinter den hohen Gipfeln und tiefen Wäldern des suebischen Bergrückens sich die Wege zum Geisterreiche öffneten, wo die Ellusii ihr Unwesen trieben (S. 167), die Schatten der Entseelten weilten, die Inanimi (S. 263), woher die Gespensterheere emporstiegen, die Harii. Und wenn der Gewährsmann diese Ellusii, Inanimi, Etiones (S. 182), Harii als gleich wirkliche Wesen ansah und ihre Wohnsitze als gleich wirkliche Gegenden schilderte, wie die Stämme und Landstriche vor der Bergscheide, so fasste der römische Forscher diese mythischen Völker als wirkliche Germanenstämme auf und machte ihren höllischen Anblick zu einer Art Tättowierung und ihr nächtliches Auftreten zu einer Kriegslist. Germ. *Harjaz, hari ist das Heer, die nächtliche Gespensterschar, die des Nachts ihren Umzug durch die Lüfte hält, das Wutensheer, Heer des Gottes Wuotan, entstellt zu,wütendes Heer', schwäbisch,s Muotes her' (alem. m w). Im Münchener Nachtsegen stehen Wûtan und Wûtanes her neben einander, und die Begleiter, mit denen er erscheint, kennzeichnen ihn deutlich als nächtlichen Stürmer.

Im Allgäu kündet sich das Muetesher durch eine wun

derbare Musik an, die aber allmählich in wilden Lärm und schreckliches Geheul übergeht. Oft sieht man ein Gefährt mit Rossen durch die Lüfte ziehen, kann auch die Huftritte vernehmen. Dabei wird das Holz unruhig, die Bäume bewegen ihre Wipfel und schütteln sich. Das Muetesheer fährt einige Schuh über den Boden dahin und nimmt mit, wen es antrifft, wenn er sich nicht schnell zu Boden wirft. In einem fremden, grossmächtigen Moos oder auf hohem Berge findet er sich wieder und hat viele Not, nach Hause zu gelangen. Oft ist sein Geist getrübt, und wunderliche Eigentümlichkeiten bleiben ihm, so lange er lebt. In Schwaben zog das Muotesheer alljährlich mit Saus und Braus durch einen bestimmten Bauernhof; Thüren und Fenster mussten geöffnet werden, wenn man es kommen hörte. Einmal blieb der Hausherr auf und wollte neugierig zusehen, wann es durch die Stube führe. Da rief eine Stimme: streiche dem da die Spältle zu! Alsbald fuhr ihm jemand mit den Fingern um die Augen herum, und er erblindete. Andern schwillt der Kopf riesig an, wenn sie beim Anhören der Musik zum Fenster hinaus sehen, oder er wird ihnen abgerissen; wieder einer erhielt mit der Axt einen Hieb in die Schulter; einem Manne, der nach dem Wuetesheere schlug, wurde der Arm lahm.

Den auf weissem Rosse stürmenden Reiter Wodan, der, von Winden umheult, den zündenden Wetterstrahl aus finsterm Gewölke schleudert, kennt der noch allgemein geltende Volksglaube vom wilden Jäger. Nacht und Nebel, Wolken und Wetter jagt der nächtliche Gott über den Himmel dahin, dass die Sonne verlischt und Finsternis ihre Schwingen breitet, und von dieser allgemeinen Vorstellung hebt sich die Jagd auf ein einzelnes Tier oder auf ein weibliches Wesen ab.

Die finstere Seite des Gottes bezeichnen in Norddeutschland die Namen Helljäger, Nachtjäger, der wilde Jäger, in Süddeutschland ist der wilde Jäger Führer der wilden Jagd. In Mecklenburg wie im Allgäu braust der Schimmelreiter unter wildem Toben durch die Luft, dass die Bäume unruhig werden, wie wenn der stärkste Sturmwind ginge, und man glaubt ihn

Herrmann Mythologie.

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