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Not giebt sich Siginiu unerkannt dem Bruder hin, und dem Zwillingspaare entspringt ein echter Welsung, Sintarfizzilo. Durch gewaltige Kampfesarbeit erzieht ihn Siegmund zum gewaltigen Helden, in Wald und Wildnis streifen sie umher und finden eines Tages in einem Hause zwei Männer schlafend, Wolfshemden hängen über ihnen (S. 30). Siegmund und Sintarfizzilo legen die Wolfsbälge an und treffen die Verab redung, sich nicht an mehr als sieben Feinde zu wagen; wer auf mehr stiesse, sollte einen Wolfsschrei thun, damit der andere ihm zu Hilfe käme. Siegmund stellt seinen Gefährten auf die Probe, als er einmal weniger als sieben Leute trifft, aber auf seinen Ruf kommt er herbei und tötet alle. Bald darauf begegnet Sintarfizzilo allein elf Männern, trotz des Verbotes greift er sie an, tötet sie und ruht unter einer Eiche aus. Als Siegmund ihn fragt, warum er nicht gerufen sei, rühmt er sich, ohne Beistand elf Männer getötet zu haben, obgleich er der jüngere sei. Wohl hat er sich tapfer erwiesen, aber Ungehorsam taugt einem Welsung nicht. Deswegen muss Siegmund ihn strafen; er rennt ihn an, dass Sintarfizzilo zurücktaumelt und fällt, aber aus dem Packen an der Kehle ist ein gefährlicher Biss geworden. Siegmund nimmt den Schwerverwundeten auf seinen Rücken, trägt ihn in seine Hütte und sitzt trauernd und verzweifelnd bei ihm: das Werk der Rache ist hinausgeschoben, wenn nicht unmöglich geworden. Da sieht er,wie ein Wiesel ein anderes in die Gurgel beisst, dann zu Walde läuft, ein Blatt holt, es auf die Wunde legt und wie alsbald das andere Wiesel geheilt aufspringt (vgl. K. H. M. Nr. 16. 60). Abermals greift der Gott ein; Wodans Vogel, der Rabe, bringt Siegmund das Blatt, und gesund springt Sintarfizzilo wieder auf. Nunmehr glaubt Siegmund ihn genug erprobt zu haben. Sie verbergen sich in der Halle des Königs, werden aber bemerkt, ergriffen und lebendig in einer Erdhöhle begraben. Siginiu aber wirft ihnen heimlich Wodans Siegesschwert zu, damit durchsägen den mächtigen Fels Siegmund und Sintarfizzilo und entkommen. Bei Nacht legen sie Feuer an die Königshalle, und als die Schläfer vor dem Prasseln der Flammen und dem schwarzen

Qualm erwachen, ruft Siegmund höhnisch dem Sigiger zu: Hier sind wir, Sintarfizzilo und ich; nun magst du gewahren, dass nicht alle Welsunge tot sind. Siginiu enthüllt ihm, dass Sintarfizzilo sein und ihr Sohn sei: Ich habe so sehr danach gerungen, dass die Rache vollzogen werde, dass ich unter keiner Bedingung länger leben darf, und ich will nun freudig mit ihm sterben, obwohl ich ihn wider Willen zum Manne hatte. Darauf küsst sie ihren Bruder und ihren Sohn, geht wieder hinein in die brennende Halle, und die zusammenstürzenden Balken begraben sie.

Sintarfizzilo findet später durch einen vergifteten Trank den Tod. Der dem unheiligen Bunde entsprossene Sohn kann nicht der Vater von Helden werden. Siegmund nimmt die Leiche in seine Arme und trägt sie durch den Wald an eine Bucht. Dort sieht er einen Mann in einem kleinen Boote, der ihn fragt, ob er zuerst die Leiche, danu ihn selbst übersetzen solle. Und alsbald entschwindet der Ferge und das Schiff mit dem Toten. Es ist der Totengott Wodan, der den gefallenen Helden bei sich aufnimmt. Auch Siegmund selbst hat mit der Erzeugung Siegfrieds seine irdische Bestimmung erfüllt. Weit und breit gilt er als der grösste Held und König die schönste und weiseste aller Frauen ist ihm vermählt. Ein verschmähter Freier sammelt ein Heer wider ihn, König. Siegmund lässt das Horn ertönen, und obwohl er bereits von der Last der Jahre gedrückt ist, ist er der Vorderste in wildesten Kampfgetümmel; weder Schild noch Panzer hält gegen ihn aus, beide Arme bis an die Achsel sind von Blut gerötet. Da tritt ihm in der Schlacht ein Mann entgegen mit tief herabreichendem Hute und blauem Mantel; er hat nur ein Auge und trägt einen Speer in der Hand. An ihm zerspringt Siegmunds Schwert in Stücke, er selbst fällt vorne in der Schlachtreihe. Die Feinde wähnen das ganze Geschlecht der Welsungen ausgerottet zu haben. Bei Nacht kommt seine Gattin (Sieglind) auf die Walstatt und will die Wunden heilen. Siegmund wehrt es ihr: Wodan will nicht, dass ich fürder das Schwert schwinge; so lange es ihm gefiel, kämpfte ich ruhmreich. Du gehst mit einem Knaben; den herrlichsten

Helden der Welt hegst du im Schosse. Verwahr ihm die starken Schwertesstücken, die der Walstatt ich glücklich entführt. Aus ihnen kann ein gutes Schwert geschmiedet werden, das soll unser Sohn schwingen und damit manche Heldenthat vollbringen, die nimmer vergessen wird; und sein Name wird genannt werden, so lange die Welt besteht. Ich gehe, die vorangegangenen Blutsfreunde aufzusuchen und darf erwarten, sie bei Wodan wieder zu finden. Als der Tag zu leuchten beginnt, verscheidet Siegmund; die Königin fällt in die Hand eines fremden Herrschers, der sie zu seiner Gemahlin erhebt, nachdem sie Siegmunds Kind geboren hat. Alle bewundern seine durchbohrenden, blitzenden Augen; der Sohn erhält den Namen Siegfried (an. Sigurd Siegwart).

Kein anderes Volk der Welt hat in so einziger Weise das Geschick eines ganzen Heldengeschlechtes mit seinem höchsten Gotte verbunden. Vier Geschlechter hindurch (SigiReri-Welse-Siegmund) zeigt er, dass die Welsunge das vor allen andern von ihm geliebte und auserwählte Geschlecht sind. In Sigi hat er das Geschlecht gegründet, er sendet den Fruchtbarkeitsapfel, er treibt sein Geschlecht vorwärts in seine Bahn, indem er als Wanderer in Welses Halle tritt und mit eigener Hand das Schwert in den Baum stösst, das er dem Siegmund zu Teil werden lässt, er kommt ihm in der äussersten Gefahr durch seinen Raben zu Hilfe, der das heilende Blatt für den totwunden Sintarfizzilo bringt; er nimmt als Totenschiffer dessen Leiche auf, nachdem durch ihn die Überwindung des feindlichen Geschlechtes ermöglicht ist; er ruft Siegmund zu sich und öffnet ihm den Eingang in seine Wohnungen, als Siegfrieds Geburt bevorsteht: in den Worten des sterbenden Siegmund, dass sein noch ungeborener Sohn der grösste in diesem Geschlechte und folglich der erste aller Helden sein werde, gipfelt seine Beweisführung, dass die Welsunge das auserwählte Geschlecht sind. Denn in Siegmunds Tode liegt kein Abwenden des Gottes von seinem Schützlinge, sondern vielmehr ein Mysterium der germ. Religion. Der Held verschied des heitern Glaubens, dass der Gott selbst ihm den. Todesstreich gegeben habe, um ihn zu sich zu rufen (S. 320)

In der Dichtung herrscht eine Wildheit, die auf grösstes Alter schliessen lässt. Wohl gab es überall Helden, die sich ihrer göttlichen Abstammung rühmten, die sich des sichtbaren Schutzes der Himmlichen erfreuten, aber keine Sage und keine Dichtung hat den wirklichen Beweis so wie die von Siegfrieds Ahnen geführt. Sie muss in eine Zeit zurückreichen, wo das Heidentum noch in voller Kraft und Blüte stand, und ihr Ursprung und ihre Ausbildung kann nur bei dem Stamme zu suchen sein, bei dem der Wodansglaube und der Wodanskult das ganze Leben beherrschte, also bei den Franken. Selbst die Ehe Welses mit Wodans Walküre mag in altgerm. Zeit zurückreichen; denn der Walkürenname Thrudwin,der Geliebte der himmlischen Jungfrau' bezeugt, dass diese Vorstellung den Deutschen wohl bekannt war.

Mit seinem Reiche hatte der leuchtende Gott Tius auch seine Gemahlin an Wodan abtreten müssen (S. 316). Nach der langob. Sage thront Frea neben Wodan im Himmel. In der Gegend von Dent in Yorkshire hielten die Landleute besonders im Herbste einen Umgang und führten vermummte Tänze auf, den sogen. Riesentanz: den vornehmsten Riesen nannten sie Wodan und seine Frau Frigga. Die Haupthandlung des Schauspiels bestand darin, dass zwei Schwerter um den Hals eines Knaben geschwungen und geschlagen wurden, ohne ihn zu verletzen. Hatte der Wind- und Nachtgott ehedem im Sturmgebrause seine Buhle verfolgt, so ward jetzt diese Verfolgung als die stürmische Werbung des Tages- und Jahresgottes aufgefasst. Von Anfang Oktober bis Anfang Mai dauert die Flucht, dann feiert Wodan mit Frija das Fest der Vermählung.

Diese Jagd auf die verfolgte Frau, als eine rohe und altertümliche Form des Brautraubes aufgefasst, erklärt den Anteil, den der kriegerische Windgott an der deutschen Hochzeitsfeier hat. Dem Brautlauf liegt der Gedanke zu Grunde, dass die Frau durch Kraft und Geschicklichkeit ersiegt werden muss (S. 269). Durch ungestümes Vorwärtseilen errang sich der Bräutigam beim Wettlaufe die Braut; von dem Gotte, der als der Schnellste und Siegreichste galt, dem

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unwiderstehlich dahinstürmenden Windgotte Wodan, erhoffte und erflehte er dabei Beistand und Hilfe. Darum ward Wodan als siegreicher Schützer des Brautlaufes und der Hochzeit angerufen, während man die eigentliche Weihe dem hammerbewehrten Donar zuschrieb. Braut- und Liebesleute wandten sich an Wodan in feierlichem Hochzeitswunsche, und auf Geschenken, die sie einander verehrten, ritzten sie wohl einen Segenswunsch ein: wie der Gott seine himmlische Gemahlin mit Eile und Ungestüm ersiegt habe,

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so möge er seinem irdischen Vertreter den eilenden Fuss beflügeln. Ein solcher alter Hochzeitswunsch ist uns erhalten. Im Jahre 1843 stiessen die Arbeiter beim Bau der Eisenbahn von Augsburg nach Donauwörth in der Nähe von Nordendorf auf menschliche Gebeine und mannigfache Schmuck

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