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opfern; vielleicht wirkt noch eine dunkle Erinnerung nach, dass dergleichen früher wirklich geschah. Wenn es heisst, dass nur sie das Schiff anfassen durften, so stimmt das genau zu den Worten des Tacitus: den Wagen der Nerthus zu berühren ist nur einem einzigen Priester gestattet. Auch in dem niederländischen Gebrauche lebte die Vorstellung fort, dass das Landschiff die Wohnung der Gottheit sei; es entspricht dem mit einem Tuche bedeckten Wagen der Nerthus. Beidemal erstreckt sich der im Frühling unternommene Umzug über einen grösseren Landstrich, berührt Dörfer und Städte und wird überall mit Jubel begrüsst; man ist versucht, auch am Niederrheine für die alte Zeit wie an der Ostseeküste eine Art Amphiktyonie anzunehmen. Da die Procession in derselben Gegend stattfindet, wo nachweislich die Nehalennia verehrt wurde, liegt der Schluss nahe, dass es sich um eine Frühlingsfeier der Nehalennia handelt; auch der Endpunkt der Fahrt soll die Insel Walcheren sein, wo im Altertume der Tempel der Nehalennia stand.

Wie im Mittelalter silberne Pflüge in die Kirchen geliefert, sogar als Abgabe gefordert wurden, so pflegt man noch heute in holsteinischen Dörfern, wo viele Schiffer wohnen, in den Kirchen kleine Schiffe aufzuhängen, die zur Zeit des Frühlings, wenn die Schiffahrt beginnt und der Acker bestellt wird, mit Blumen und Bändern geschmückt werden. In Oldenburg setzt man zuweilen während der Pfingstnacht kleine Schiffe auf einen Wagen, mit dem man am folgenden Morgen durch die Strassen fährt. Pflug und Schiff entsprechen einander. Am Rhein und im Frankenland sammelten die jungen Gesellen alle Tauzjungfrauen und setzten sie auf einen Pflug (1534. Seb. Franks Weltbuch, 51). Im Kopenhagener Nationalmuseum gehören zu den merkwürdigsten Funden dieser unvergleichlichen Sammlung ungefähr hundert aus dünnem Goldbleche gefertigte und in einander gesetzte Schiffe, die nur Opfergaben oder Votivsachen sein können.

Solche Abzeichen, wie ein leichtes Schiff geformt (signa in modum liburnae figurata) erwähnt auch Tacitus bei der suebischen Göttin, die er Isis nennt (Germ. 9). Die schwäbische

Überlieferung hat festgehalten, dass sich ihre Hauptgöttin Frija bei ihrer Umfahrt im Frühjahr eines Wagens oder eines Schiffes bedient. Ein Ulmer Ratsprotokoll von 1530 verbietet am Nikolausabend den Umzug des mit Masken in Fastnachtstracht besetzten Schiffes: es soll sich niemand mehr weder bei Tage noch bei Nacht vermummen, verkleiden, noch Fastnachtskleider anziehen, auch soll sich jeder des Herumfahrens des Pfluges und mit den Schiffen enthalten. Das Verbot des Ulmer Rates setzt also die Umfahrt des Schiffes und das Pflugumziehen einander gleich; beide sind eben Symbole der Fruchtbarkeit spendenden Frühlings- und Erdgöttin. Noch heute zieht man in den bayr. Donaugegenden Fastnachts (mhd. vasenahten d. h. ,an den Tagen der Ausgelassenheit) Kähne auf Rollen durch die Ortschaften, die Maste mit Esswaren behängt, im Mastkorbe Feuer.

Auf schwäbischem Boden also, bei den Nachkommen der erminonischen Sueben, der alten Tiusverehrer, ist ein Umzug mit Schiff und Pflug bezeugt, ein Bittfest an die grosse Göttin, das im Lenze dem Landmanne reiche Ernte, dem Schiffer günstige Fahrt sichern sollte. Einen derartigen Umzug scheint Tacitus zu meinen (Germ. 9):,,Ein Teil der Sueben opfert auch der Isis. Von wo Grund und Ursprung diesem fremdem Dienste ward, habe ich nicht ganz ergründet: nur soviel weiss ich, dass ihr Kultus aus der Fremde übers Meer gekommen ist; das bezeugt schon das wie ein Nachen gestaltete Symbol der Göttin“. Dass Tacitus an die germ. Hauptgöttin denkt, geht daraus hervor, dass er sie unmittelbar nach den drei Hauptgöttern Wodan, Donar, Tius erwähnt (Germ. 9). Seine Quellen berichteten ihm, die Sueben hätten einen mit dem Isisdienste übereinstimmenden Kultus. Den germ.

Namen der Göttin gab er wegen ihres Symbols, des Nachens, durch die ägyptisch-römische Isis wieder. Im römischen Bauernkalender hiess der 5. März,Schiff der Isis' (navigium Isidis), es war das Frühlingsfest der Isis, ,die zuerst den Menschen die Frucht gab', und in Deutschland fand der Schiffsumzug später zu Fasnachten, d. h. zu Beginn des Frühlings statt. Auch die Isisbilder sind den Darstellungen der Nehalennia

ähnlich; der Kopfputz der beiden Göttinnen bietet eine gewisse Gleichheit, auch der Hund, der Fruchtkorb, die Füllhörner und selbst das Schiff kehren wieder. Die Römer konnten daher leicht an ihre Isis erinnert werden. Wie die Gewährsmänner des Tacitus kein Bedenken trugen, das deutsche Frühlingsfest als ein Fest der Isis zu erklären, so trugen römische Kaufleute kein Bedenken, der Nehalennia als einer Erscheinungsform ihrer ,tausendnamigen' Isis Dankopfer darzubringen; so erklärt sich, dass sich römische und germanische Namen auf den Nehalenniasteinen finden.

Dass die Sueben zur Zeit des Tacitus ihre Hauptgöttin Nehalennia nannten, ist natürlich nicht zu beweisen; aber mag sie Nehalennia oder Frija geheissen haben, die Gottheit ist dieselbe, die Erd- und Frühlingsgöttin, nur ihre Namen sind verschieden. Ein merkwürdiges Spiel des Zufalls ist es, dass unsere ältesten Quellen bei den seeanwohnenden Ingväonen der Ostsee die Göttin ihren Umzug in einem Wagen halten lassen, bei den Deutschen des Binnenlandes aber auf einem Schiffe; das auf Rädern gezogene Schiff am Niederrhein vereinigt beide Fahrzeuge.

4. Tanfana.

Bei den Istväonen waren die Marsen Hüter und Pfleger des Bundesheiligtums. Neben dem flammenden Himmelsgotte Tiwaz Istvaz verehrten sie seine Gemahlin, die Tanfana. Tacitus erwähnt nur das Fest und den Tempel der Göttin, wie bei der Beschreibung des ingv. Nerthusumzuges; aber er wie der röm. Feldherr erkannten die Wichtigkeit des Stammesheiligtums sehr wohl.

Nach dem Tode des Augustus drohte bei den unterrheinischen Legionen offene Empörung auszubrechen, die durch den aus Gallien herbeigeeilten Germanicus nur mit Mühe unterdrückt wurde. Patrouillen hatten ihm gemeldet, dass die Germanen um diese Zeit des Nachts ein frohes Fest begingen und bei feierlichem Mahle sich dem Spiele hingaben. Darauf baute er seinen Plan. Er wusste, dass, wenn

es ihn gelänge, die Festversammlung zu überfallen und das Heiligtum zu zerstören, er dem Stamme den durch Religion und Alter geheiligten Halt und Mittelpunkt nehmen würde. Er überschritt den Rhein, sandte auf beschwerlichen, aber vom Feinde unbewachten Umwegen den Cäcina mit den Leichtbewaffneten voraus, um dem Gros der Legionen den Weg zu bahnen, und rückte in sternenheller Nacht auf die Gehöfte der Marsen zu. Seine Berechnung, die Germanen mitten im Frieden des Festes zu überraschen, hatte ihn nicht getäuscht; froh hatten die Deutschen die Nacht bei Gelagen und fröhlichen Gesängen zugebracht. Wie bei der Nerthusfeier die Waffen ruhten, so waren hier nicht einmal die gewöhnlichsten Vorsichtsmassregeln getroffen, keine Nachtposten waren aufgestellt. Noch lagen sie sorglos ihren Rausch verschlafend auf Bänken und neben den Tischen umher, denen sie geschmaust und gezecht hatten, als Germanicus hervorbrach. Um einen möglichst breiten Landstrich zu verwüsten, teilte er die Legionen in vier keilförmige Haufen. Zehn deutsche Meilen in die Runde zerstörte er alles mit Feuer und Schwert; Alt und Jung, Mann und Frau wurden niedergehauen, Gehöfte und Heiligtümer, auch der von diesen Völkerschaften am höchsten und heiligsten verehrte Tempel der Tanfana dem Erdboden gleich gemacht. Vergebens zogen die Bructerer, Tubanten und Usipeter zur Rache herbei und überfielen den Nachtrab des zurückmarschierenden Heeres, das sich langsam durch die Waldgebirge hindurchwand (Ann. 151).

an

Die Zeit des Überfalls muss der Spätherbst gewesen sein, die Zeit, wo die Sachsen ihr herbstliches Sieges- und Totenfest feierten und die Erminonen im heiligen Walde zusammen kamen (Germ. 39; 293). Um Tius und seiner Gemahlin, der Erdgöttin Tanfana, für die glücklich beendete Ernte zu danken, war das Volk aus allen Gauen zusammen geströmt. Galt die ingv. Nerthusfeier und das ermin. Jsisfest dem Wiedererwachen des Frühlings, so fand das Tanfanafest Ende. September oder Anfang Oktober statt, es fiel mit dem Ende und Anfang des Jahres bei den Germanen zusammen. Mit

der absterbenden Vegetation zogen sich die Geister der Abgeschiedenen in das Innere der Erde zurück. Toten- und Erntefeier war ein Fest, die Gottheit war Herr über Leben und Tod. Das heidnische Totenfest wurde in eine Kirchenfeier verwandelt, die in der sogen. Heiligen gemeinen Woche, d. i. der Woche, die mit dem Sonntage nach Michaelis beginnt, fast durch ganz Deutschland begangen wurde. Die ländlichen Erntefeste und Kirchmessen finden noch heute zu derselben Zeit statt. Der Oktober und November hiess bei den Angelsachsen und Schweden Opfermonat, bei den Niedersachsen, Friesen, Niederländern, Dänen und den istv. Völkern Schlachtmonat, ein junger Ersatz für Opfermonat.

Der Beiname der Erdgöttin, Tanfana, bedeutet die, Opfergöttin'; Tanfana Tabana gehört zu ahd. zebar, ags. tiber, tifer, zur idg. Wurzel dap teilen, verteilen (gr. dɛπvov, δέπας, lat. daps) und ist gebildet wie δάπανος, δαπάνη. Wie der lateinische Landmann vor der Ernte zum Juppiter dapalis betete, so dankte der Deutsche nach der glücklich eingebrachten Ernte der Tanfana, die zu Ende des Winters beim grossen Erntefeste ihre Opfer empfing, wie die röm. Gottheit ihre daps. Die Übersetzung von Tanfana Nahrung verleihend, Ernte spendend', ändert sachlich nichts. Liest man für das überlieferte Tanfana Thambana, so bedeutet das Beiwort,die Göttin der Fülle und des Reichtums, des Ackersegens' (aisl. pomb Schwellung, got. pamba Fülle, norweg. temba füllen, stopfen). Tamfena wird als die Bändigerin, Allbezwingerin erklärt, d. h. als Göttin des Todes, der,Töterin' Nehalennia entsprechend, (lat. domare, got. ga-tamjan, ahd. zam).

5. Hludana.

Am 15. August 1888 wurde in der niederl. Provinz Friesland bei dem Dorfe Beitgum der untere Rest eines Votivsteines aus der Römerzeit gefunden. Auf dem oberen Teile des Steines sind die Füsse und das herabhängende Gewand einer sitzenden Figur noch zu erkennen, die vermutlich in einer Nische dargestellt war. Unter der Gestalt steht in den schönen

Herrmann, Mythologie.

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