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Buchstaben, wie sie auf röm. Denkmälern gegen Ende des 1. Jhd. gefunden werden, die Inschrift:,,Der Göttin Hludana haben die Pächter des Fischfangs unter dem Obmann Q. Val. Secundus ihr Gelübde gern und schuldigermassen dargebracht. Mit diesem Funde war auch für das alte Stammland der Friesen eine Göttin gesichert, die durch andere Inschriften bereits für das nordwestliche Germanien bekannt war.

Schon im 17. Jhd. hatte man bei Xanten einen Stein ausgegraben: Deae Hludanae sacrum C. Tiberius Varus. In Utrecht befindet sich eine bei Nijmwegen gefundene, aber verstümmelte Inschrift: Hludanae sacrum. Bei Münstereifel fand man eine Inschrift aus der Zeit des Alex. Severus (222-235): das dort garnisonierende Detachement der ersten Minervischen Legion errichtete für Errettung des Kaisers Alexander Severus und seiner Mutter aus einer drohenden Empörung der Legionen der Göttin Hludana einen Dankaltar.

Unter zahlreichen Beinamen wurde die Erdgöttin von den Deutschen verehrt, daher heisst sie Hludana,,die Vielgenannte, Vielnamige' (hluda — zhvtós, Khvμévn). Sie waltet über κλυτός, Κλυμένη). das Meer und den Fischfang wie über die Wohlfahrt des Landes, sie sorgt für das Leben der Bewohner und für das des germ. Kriegsherrn, des Kaisers. Oder Hludana wird direkt durch ihren Namen als Erdgöttin' bezeichnet (hlada aufladen, aufbauen, hlód Herd, der in der ältesten Zeit auch nur ein Erdhaufe war). Wie man Nerthus als Meeresgöttin und Nehalennia als Schiffsgöttin erklärt hat (S. 368, 378), so soll Hludana zur Wurzel kleu spülen gehören (hlūđōn). Hlôdana, Hlopawini wird als die,wohlwollende Freundin. der Menschen' erklärt, wie Nerthus die Göttin sei, die Wohlthaten erweise (germ. "holpa hold).

6. Haeva.

Ein batavisches Ehepaar errichtete dem grossen heimischen Gotte, dem,starken Donar (S. 348) und der Haiwô zum Danke für Kindersegen einen Altar, der in der Nähe von Nijmwegen aufgefunden ist:,,Herculi Magusano et Haevae Ulp

Lupio et Ulpia Ammava pro natis votum solverunt libentes merito“. Haiwô bedeutet wie Frija die,liebe, das Weib' (aind. çévas und çivás lieb; lat. civis). Dass die Deutschen ihre Frija mit der lat. Venus verglichen, der Göttin der Liebe und Anmut, der Ehe und Fruchtbarkeit, bezeugt die Übersetzung des lat. dies Veneris in Frijutac. Die Annahme aber ist abzuweisen, dass Caesar durch die Ehe- und Totengöttin Aiwa, der die schwarzweisse Elster heilig gewesen sei, die Frau Ave in der flandrischen Tiersage heisst, an die röm. Luna oder Diana erinnert wurde (Caesar, b. g. 621; S. 218).

Die himmlischen Göttinnen.

1. Frija.

Die gemeingermanische Bezeichung für die oberste Göttin war Frija; urgerm. Frijô gehört zu skr. prija, prijâ (Gattin, Geliebte); wie Hera die,liebe Gemahlin' des Zeus, so ist Frija die Geliebte oder Gattin des höchsten germanischen Gottes, des Tius. Das Eigenschaftswort ist zum Eigennamen geworden. Bei allen germanischen Stämmen ist nach ihr der Wochentag benannt, als noch vor der Bekehrung zum Christentum die römischen Tagnamen ins Deutsche übertragen wurden. Frija muss also von allen Germanen gleich hoch verehrt worden sein, überall in der Urzeit als Gattin des Tius gegolten haben.

Im Merseburger Zauberspruche lautet ihr Name Frîja (S. 355), bei den Langobarden Frea (S. 326), as. Frî, ags. Fríg, nd. Frie, Frée, Fricke, Frecke (kk=ggjurgerm. jj), an. Frigg. Der nach ihr benannte Tag heisst nhd. Freitag, ahd. Frîatag, Frîjetag, mhd. vrîtac, ags. Frígedaeg, engl. Friday, afries. frîgendei, Freiendej, niederl. vrijdag, an. Frjádagr, Friggjardagr.

Als Tius an Wodan sein Reich und seine Macht verlor, eroberte der kriegerische Nacht- und Sturmgott auch seine Gattin. So lassen sich zwei Hauptabschnitte in Frijas Ver

ehrung unterscheiden: in der ersten Periode war sie die Gemahlin des Tius, in der zweiten die Wodans. Wiederum als Gattin des alles überwölbenden und bedeckenden Himmels war sie die mütterliche Erde, als Gattin des lichten Tagesgottes die strahlende Sonnengöttin. Hatte ehedem der Himmelsgott um die Erde gefreit, so warb nunmehr der Gott des lichten Tages um die Jungfrau Sonne. Durch die Waberlohe, den rotflammenden Zaun der Morgenröte, dringt der Gott auf den ragenden Felsen, auf dem die Göttin schläft und küsst sie mit dem ersten Frührot wach (S. 249). Dann beginnt die Auffahrt des göttlichen Paares in dem goldenen Wagen, der von den lichten Sonnenrossen eilig dahingezogen wird; voran jagen die jugendlich schönen, starken, göttlichen Zwillinge, die Dioskuren (S. 264). Aber sie, die einst für den Vater um die holde Jungfrau geworben haben, entbrennen selbst in Liebe zu ihr; durch kostbares Geschmeide verführen sie die Göttin und erliegen mit der Geliebten der furchtbaren Rache des Himmelsherrn. Bestand ehedem der Reichtum Frijas in Tieren und Früchten (Germ. 15), so ward jetzt das Sonnengold als Schmuck, Schatz oder Hort aufgefasst. Wie der Germane seine Tochter nicht ungeschmückt und unbeschenkt aus dem Hause entliess, so stattete er die des Morgens am Himmel erscheinende Göttin mit einem grossen, leuchtenden Halsbande aus, dem Brisingamen, dem Sonnengolde. Von diesem Brustschmucke soll auf altem sächsischen Boden Dortmund seinen Namen haben (Throtmani, Throtmenni). Auf einem Votivsteine der germanischen Gardereiter, der von Trajan errichteten equites singulares, der am Lateran gefunden ist, steht die Inschrift: Deae Menmanhiae Aurelius Placidus votum solvit libens laetus animo. Der Name Menimani kehrt auf einer Mainzer Inschrift wieder. Menmanhia ist die Halsbandfrohe, (ahd. minnia, und menni das Halsband). Als Lichtgöttin bezeugen Frija auch ihre Hypostasen; sie wird im Merseburger Spruche Sunna (Sonne), genannt, Vulla ist dort ihre Schwester, und Sinthgunt wird ihr als Gefährtin beigegeben (S. 357 f.); auch Ôstra, Ostara bezeichnet die Lichtgöttin (lit. auszrà = Morgenröte).

Die zahlreichen, über ganz Deutschland verbreiteten Sagen von der Erlösung der weissen Frau haben, wenn auch oft entstellt und modernisiert, eine Erinnerung an die im Lenz aus ihrer Gefangenschaft erlöste Sonnenjungfrau bewahrt. Einige dieser Erlösungs- und Schatzsagen gehören gewiss dem Seelen- und Marenglauben an (S. 18, 76), eine dritte Gruppe aber stammt aus dem Naturmythus. Die Wohnung der Sonnengöttin ist auf einen Berg oder eine Burg verlegt; die Dämonen des Winters haben sie geraubt und halten sie hier in Gefangenschaft. Der Gott oder Held, der allen Gefahren trotzend sie erlöst, wird ihr Gemahl und Herr ihrer reichen Schätze, des Sonnengoldes und des sommerlichen Lebens; denn zwischen Licht und Wärme, Leben und Blühen besteht ein ursächlicher Zusammenhang (S. 213). Darum erscheint die verwunschene Jungfer alle Jahre zu Ostern oder am 1. Mai, zuweilen auch zu Johanni, und harrt ihrer Erlösung. Je mehr der Held sich der kühnen That gewachsen zeigt, um so lichter wird das Aussehen der Verzauberten, in den dunklen Winterwolken eingeschlossenen Jungfrau. Ihre schwarze Hülle sinkt, halb weiss, halb schwarz ist ihre Gestalt, wenn der Befreier das erste Abenteuer besteht. Aber noch gilt es, die schwerste Probe zu bestehen: sie verwandelt sich in eine hässliche Kröte oder in eine züngelnde Schlange

denn durch ihre lange Haft ist sie selbst fast zur Unterirdischen geworden und muss erst für das Leben im Lichte wiedergewonnen werden (S. 321; D. S. Nr. 9, 10, 13, 267, 281, 282).

Als Gemahlin Wodans, der mit seinem Heere durch die nächtlichen Lüfte zieht, erscheint Frija besonders als Totengöttin. Schon bei Burchard von Worms begegnet der Aberglaube, dass Frija holda mit der Schar der nächtlichen Geister in gewissen Nächten durch die Lüfte reite. Im 15. Jahrhundert sagt man, dass die Göttin Diana, im Volksglauben ,die frawen unhold' genannt, in den zwölf Nächten mit ihrem Heere fahre. Eckehart zieht vor dem wütenden Heere mit Holda einher (D. S. Nr. 7), im Kyffhäuser ist die Königin Holle Wirtschafterin bei Kaiser Friedrich. Alle ungetauft

sterbenden Kinder kommen ins wütende Heer zu Holla oder Berchta.

War die Göttin dadurch von ihrer himmlischen Höhe herabgestiegen, dass Wodan ihr Gatte wurde, so errang sie mit dem allmächtigen Himmelsgotte Wodan auch bei einigen Stämmen ihre alte Stellung wieder. In der langobardischen Stammsage thront sie neben Wodan im goldenen Himmelssaale wie einst neben Tius und lenkt mit weisem Rate die Geschicke ihrer Verehrer (S. 326). Im Merseburger Zauberspruche erscheint sie als Göttin der Fülle, des Reichtums und des Wohlstandes, als Licht- und Sonnengöttin. Ein ags. Zeugnis nennt Wodan den obersten sächsischen Gott und Frea die mächtigste Göttin.

Der Freitag ist fast im ganzen Norden Deutschlands als Hochzeitstag beliebt; alles an ihm Unternommene gelingt; in der Altmark und im Hennebergischen ist er neben dem Dienstage der Hochzeitstag. Wo die christliche Anschauung überwiegt, dass der Heiland an einem Freitage den Kreuzestod erlitten habe, gilt er als der unseligste Tag, besonders in Westfalen und in der Oberpfalz. Die Feier des dies Veneris wird den spanischen Sueben streng untersagt (Mart. V. Bracara, 9).

Das Fortleben Frijas in der Volkssage.

In Pommern, auf Rügen, in der Uckermark und im Harz lebt Frija als Frie, Frée und Fricke in der Volkssage fort. Wenn sie bei ihrem Umzuge in den Zwölften den Wocken nicht abgesponnen findet, zerzaust sie die Mädchen und verunreinigt den Wocken; wie das wilde Heer mit lieblicher Musik einherfährt, so soll auch Fria Musik gemacht haben, zuletzt aber im Wasser verschwunden sein. In weissem, lang herabwallendem Gewande irrt Frau Frîen weinend über Berg und Thal, um ihren Gatten zu suchen. Ein Bauer fährt spät am Abend heim; da hört er plötzlich ein gewaltiges Toben, und die alte Frick mit ihren Hunden kommt daher gestürmt. In seiner Angst schüttet der Bauer seine Mehlsäcke aus, gierig fallen die Hunde darüber her und fressen

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