ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Haufen z. B. Häringe (gr. Fals scharenweise, in Menge). Die Walküre ist also die Totenwählerin, die die Toten kiest, und obwohl das Kompositum für Deutschland nicht zu belegen ist, wird man doch den uns vertraut gewordenen Namen beibehalten dürfen.

Ein ags. Beschwörungslied gegen Hexenstich und Hexenschuss zeigt die bewaffneten Wolkenfrauen, wie sie Pfeile und Speere auf die Menschen schleudern:

Laut waren sie, ja laut, da sie über den Hügel ritten.

Sie waren hochgemut, da sie über Land (durch die Lüfte) ritten.
Schiitze dich nun, willst du sicher vor ihrem Hass sein:

Heraus, kleiner Speer, wenn du drinnen bist!

Ich stund unter der Linde, unter lichtem Schilde,

Da die mächtigen Frauen ihre Scharen ordneten
Und ihre gellenden Gere entsandten.

Einen andern will ich ihnen wieder senden,
Einen fliegenden Pfeil von vorn entgegen:
Heraus, kleiner Speer, wenn du drinnen bist!
Es sass ein Schmied, schlug das kleine Messer,
ein Schwert stark im Verwunden.

Heraus, kleinet Speer, wenn du drinnen bist!
Sechs Schmiede sassen, Todesspeere schufen sie,
Heraus, Speer, sei nicht drin, Speer!
Wenn hier ist innen des Eisens Tcil,

Der Hexen Werk, so soll es schmelzen!

Wärst in die Haut du, ins Fleisch geschossen,

Oder wärst du ins Blut geschossen,

Oder ins Glied, nimmer sei dein Leben getroffen!

Wenn es sei der Asen Geschoss oder der Elbe Geschoss

Oder der Hexen Geschoss nun will ich dir helfen:

Dies sei dir zur Heilung des Asen oder der Elbe Geschosses,
Dies für das Hexengeschoss. Ich will dir helfen.

Fliege hin in die Wildnis!

Sei am Hauptc heil, es helfe dir der Herr?

Dem Liede liegt die Vorstellung zu Grunde, dass die Krankheit vom Geschoss der Geister verursacht sei. Die Hexen aber tragen das poesievolle Kleid der Dienerinnen Wodans. Zum Streite gerüstet, also mit Helm, Brünne und Speeren bewaffnet, laut jauchzend vor frohem Kampfesmut, reiten die mächtigen Frauen durch die Lüfte einher und senden sausende Speere und Pfeile auf den Feind. In der

1

epischen Einleitung erzählt der Entzaubernde diesen Hergang und sucht durch das Spell das Eisen aus dem Körper des Erkrankten wieder herauszutreiben. Zugleich hält er, unter einer Linde stehend, den Schild über ihn und berichtet, wie die Gegenwaffen geschmiedet werden. Für den Fall, dass das kleine Messer zur Gegenwehr nicht genügt, werden noch sechs Speere angefertigt. Bei der eigentlichen Beschwörung: Wenn hier innen ist des Eisens Teil, so soll es schmelzen... Fliehe hin in die Wildnis! Sei am Haupte heil!' wird eine heilende Salbe angewendet.

[ocr errors]

Auch der erste Merseburger Zauberspruch zeigt uns die göttlichen Frauen:

Einst setzten sich Idisi, setzten sich hierhin und dorthin,

[Vor Zeiten walteten Frauen, walteten hohe damals,]

Einige hefteten Hafte, einige hemmten das Heer (der Feinde),

Einige klaubten an den Fesseln (der vom Feinde Gefangenen) herum,
[Andere lösten, allerfahrene, die Fesseln]:

Entspringe den Haftbanden, entfliehe den Feinden!

Der epische Eingang beschreibt die Thätigkeit der Walküren auf der Walstatt. Sie kommen durch die Luft herangesaust und beteiligen sich zu Gunsten eines befreundeten Heeres am Kampfe, in drei Haufen geteilt. Ein solches Feld, wo sich die Schlachtgöttinnen niedergelassen hatten, hiess schon zu Tacitus Zeiten Idisiaviso (Ann. 216). Die einen fesseln die Gefangenen hinter dem befreundeten Heere, der deutsche Namen solcher Walküren würde Hlancha (Kette) oder Herifezzara (Heeresfessel) sein die andern werfen sich den feindlichen Scharen entgegen, indem sie selbst am Kampfe teilnehmen und ihre Speere schleudern, die dritte Gruppe hat sich hinter dem feindlichen Heere niedergelassen wo die Gefangenen aufbewahrt sind. Dort nesteln sie an den Fesseln und sprechen dabei die Lösungsformel: Entspringe den Haftbanden, entfliehe den Feinden! Wie hier durch die Hilfe der Idisi die Ketten springen, so hofft in ähnlicher Lage der Gefangene, dass ihr göttlicher Beistand bei Anwendung des Zauberspruches ihn befreien werde. In England war im 8. Jahrhundert der Volksglaube verbreitet, dass

Bande mit Hilfe gewisser Buchstabenzeichen oder Runen gelöst werden könnten (Beda 422).

Eine ähnliche Vorstellung von dem Lösen der Fesseln durch übernatürliche Mächte findet sich in der Odyssee; Odysseus erzählt von seinem Abenteuer bei den Thesprotiern (Od. 14345-349):

Jetzo banden sie mich im schön gebordeten Schiffe

Fest mit starkem Geflechte des Seils; dann selber entsteigend,
Nahmen sie schnell am Strande des Meers die bereitete Nachtkost
Doch mein fesselndes Band entknoteten selber die Götter
Sonder Müh.

Den germ. Walküren vergleichen sich die griech. Keren. Die Heere der Achäer und Troer haben ihre besondere Keren (II. 873). Die Keren des schrecklichen Todes meide nicht einer der Sterblichen oder entflieht ihnen (Il. 12326). Eine verwandte Situation wie in dem Merseburger Spruche wird in der Ilias geschildert (Il. 18534-540); die Keren erhalten. den einen Kämpfer am Leben und sichern den andern vor Wunden, nur um die Toten streiten sie sich. Bei Hesiod aber sind sie verderbliche, brüllende Würgeengel, mit knirschenden Zähnen und furchtbar grässlichem Blick, rot vom Blute der Erschlagenen, und alle gelüstet es gierig nach schwärzlichem Blut (Schild d. Her., 156-160. 248-257).

Auch den Angelsachsen waren, wie schon das Beschwörungslied gegen Hexenschuss zeigte, siegtreibende, schlachtfrohe Weiber bekannt:

Setzt euch Siegweiber, senkt euch zur Erde,
Wollet nicht wieder zum Walde fliegen!

Bleibt im Herzen meines Heils so eingedenk

Wie die Menschen männiglich des Mahls und der Heimat!

Auch hier kommen die Siegweiber durch die Luft geflogen, um sich zur Erde niederzulassen; ja der Anfang scheint geradezu aus einem sehr alten Walkürenspruch entlehnt zu sein, der dem Merseburger Spruche ähnlich war. Merkwürdig ist nur, dass der Ausdruck Siegweiber für schwärmende Bienen gebraucht wird, vermutlich weil man die ursprüngliche Bedeutung nicht mehr verstand und Bienenschwärme den ausziehenden Kriegern als gutes Wahrzeichen

galten (vgl. K. H. M. Nr. 62). Im Beowulf endlich heisst es: der Herr gab ihnen allda des Waffenglücks Gewebe, Erfreuung und Hilfe, dass sie ihre Feinde überwanden (697).

Das letzte Zeugnis für die Schlachtjungfrauen findet sich auf deutschem Boden um das Jahr 1000. Burchard von Worms spricht von dem Glauben, es könnten Weiber bei geschlossenen Thüren ausfahren und hoch in den Wolken einander Kämpfe liefern, Wunden erteilen und empfangen.

5. Schwanjungfrauen.

Walküren und Schwanjungfrauen sind Wolkenfrauen. Aber während die Walküren als Boten des Sturm- und Kriegsgottes ausschliesslich als Schlachtjungfrauen erscheinen, sind die Schwanenmädchen vor allem der Zukunft kundig. Das Walkürenideal ist in der Zeit entstanden, da die Germanen waffenklirrend in die Weltgeschichte dringen, die Gestalt der Schwanjungfrauen ist mit dem eigentümlichen poetischen Duft umwoben, der den stillen Waldsee mit seinen schattigen, grünen Ufern noch heute umgiebt. Diesem lieblichen Bilde entspricht naturgemäss mehr das stille, innerliche Wesen des Weibes als ihre im Drang der Zeit grossgezogene Amazonennatur. Die Angabe des Tacitus, dass dem ganzen weiblichen Geschlechte nach dem Glauben der Deutschen prophetische Gabe innewohne (Germ. 8), und die ehrfurchtgebietende Gestalt der Veleda zeigen, wie sich die Vorstellung entwickeln konnte, dass den Schwanenmädchen besonders der Blick in die Zukunft eigen war.

Wiederum sind die ahd. Frauennamen die wichtigste Quelle. In den Wäldern lassen sich die holden Jungfrauen nieder: Tanburg, Waldburg; sie tragen ein Schwanenhemd: Alpiz, der Schwan, ist ein Frauenname; wenn sie sich baden, legen sie ihr Gewand ab: Suana hilt, Swanburg, Swanegard ist die Schwanjungfrau; Swanaloug ist die Jungfrau, die sich wie ein Schwan badet, Triuloug ist die im Walde badende. An den sandigen Ufern der Flüsse und Bäche werden sie gefunden: Sandhilt, oder auf feuchtem Boden: Wasahilt, auf

Wiesen Wisagund (S. 156). Dass die Walküren zugleich Schwanenjungfrauen sein können, zeigen die kriegerischen Namen der badenden Frauen im N. L. Hadburc und Sigelind (s. u.).

Eins der ältesten Eddalieder, das auf niedersächsische Sage zurückgeht, erzählt: Von Süden her flogen einmal durch den Schwarzwald drei behelmte Jungfrauen, ihr Handwerk zu üben. Als sie müde waren, setzten sie sich zur Ruhe am Strande eines Sees nieder, weisses Linnen spannen die Weiber des Südens (d. h. sie wirkten das Schicksalsgewebe). Schwan weiss hiess die eine, Allwiss die andere, Olrun die dritte; sie stammten aus Walland (der mythische Name bedeutet,Land der Schlachtfelder'). Da überraschte sie Wieland mit seinen beiden Brüdern, sie nahmen ihnen die abgestreiften Schwanenhemden weg und führten die Jungfrauen als ihre Weiber heim. Sieben Winter sassen sie daheim bei ihren Gatten, doch im achten waren sie unruhig, im neunten konnte nichts mehr sie halten. Sie schwangen sich auf, zurück nach dem Schwarzwald, die behelmten Mädchen, um in den Dienst ihres göttlichen Gebieters zurückzukehren. Vom Weidwerk kamen die wegmüden Schützen, sie fanden die Häuser öd und verlassen, sie traten hinein und traten hinaus und suchten und spähten fort waren die Frauen.

Die Handlung des Gedichtes spielt in Deutschland; der Schwarzwald, durch den die Schwanjungfrauen kommen, ist der saltus Hercynius, der ungeheure Urwaldsgürtel, der einst das mittlere Deutschland bis zu den Quellen der Weichsel durchzog. Darum heissen sie auch die südlichen Idisi, und Allwiss, Wielands Geliebte, ist die Tochter eines Königs, der den deutschen Namen Ludwig führt (S. 229).

Auf einem verloren gegangenen deutschen Wielandsliede oder auf mündlicher Überlieferung beruht das mhd. Gedicht von,Friedrich von Schwaben' (14. Jhd.). Es erzählt, dass der Held unter dem Namen Wieland seine Geliebte gesucht habe. Bei einer einsamen Waldburg sieht er drei Tauben. zu einer Quelle fliegen, die sich darin baden wollen. Indem

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »