ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Kornkasten. Soweit das Feuer leuchtete, würde im kommenden Jahre das Korn gut stehen und keine Feuersbrunst ausbrechen. Je besser das aus dem Holzstosse gerissene Scheit brannte, um so mehr Glück bedeutete es für den Träger. Kurz, aus dem Aufsteigen des Rauches und seiner Farbe, aus der Helligkeit und den Bewegungen der Flamme, aus den gleichzeitigen Himmelserscheinungen weissagte man auf die Fruchtbarkeit des kommenden Jahres in Feld und Flur, auf das Gedeihen der Herden, auf die Witterung, den Gesundheitszustand der Menschen, ja selbst über Liebe, Ehe und Tod.

[ocr errors]

Die Art und Weise, wie bei einer Seuche zu Ehren der Gottheit das Opfer dargebracht wurde, war verschieden. Gewöhnlich wurde das Tier beim Notfeuer gewählt, das als erstes in die Flamme gesprungen war, während sonst das Tier zum Opfer bestimmt wurde, das durch Zufall am Tage des Festes als letztes hinter den andern auf dem Wege zum Weideplatze zurückblieb. Entweder wurde der erzürnten Gottheit bei Viehseuchen durch Eingraben eines Tieres ein Sühnopfer gebracht, oder man schnitt ihm für das Wohl der ganzen Herde das Haupt ab. Dieses wurde dann als Pfand der Versöhnung zwischen Gottheit und Mensch an heiliger Statt unter der Dachfirst aufbewahrt und galt als sicheres Unterpfand des Wohlwollens der Götter und als Schutz vor Krankheiten. Die in Deutschland weit verbreitete Sitte, die Giebel der Häuser mit zwei roh geschnitzten Pferdehäuptern oder anderen Tierschädeln zu zieren, hängt damit zusammen. Der Glaube lag nahe, dass selbst hölzerne Abbildungen der heil- und wunderkräftigen Opferhäupter zum Schutze der Gehöfte dienen würden. Die Sitte des Hauptabschneidens beim Opfer reicht bis in die ältesten Zeiten des germ. Heidentums zurück; auf dem Schlachtfelde des Varus sahen die Soldaten des Germanicus an den Baumstämmen augenagelte Schädel (Ann. 161). Die Alemannen schnitten Pferden, Rindern und anderen Tieren die Köpfe ab und riefen die Götter an (Agathias 285). Gregor ermahnt die Frankenkönigin Brunihild, die Franken zu verhindern, dass sie bei den Häuptern von Tieren verruchten Opferdienst trieben (Epist. 75). Im

Märchen wird das Haupt des treuen Pferdes Falada über das Thor genagelt, und die Königstochter führt mit ihm Gespräche (K. H. M. Nr. 89). Als die Sühnopfer alljährlich wiederkehrten und mehr zur Vorbeugung dienten, warf man die Opferschädel zur Erhöhung der reinigenden Kraft des Feuers in die Flamme. Haut, Knochen und Eingeweide des Rumpfes der geköpften Opfertiere wurden gleichfalls in dem Opferfeuer zu Asche verbrannt. Darin lag keine Missachtung der Götter, denn sie vermochten aus dem, das dauernd Zeugnis ablegte für das geopferte Tier, also aus den bleibenden Gebeinen stets neues Leben zu erwecken (S. 435). Später wurde ein Baum auf dem Opferplatze errichtet und die Äste mit den gesammelten Knochen besteckt. Die Spitze des Opferbaumes oder Knochengalgens zierte ein Pferdeschädel. Das Fleisch der Tiere diente der Opfergemeinde zum Schmause; wie alle deutschen Opferfeste schloss auch das Sühnopfer mit Gelage, Minnetrinken, Tanz, Spiel und Ausgelassenheit.

4. Opferzeiten und Opferverbände.

Zur Sühne und Abwehr brannten Notfeuer, ehemals nur bei wirklich eingetretenen Seuchen, später ständig. Der Hirt wollte, zumal im Hochsommer, von vornherein den Viehseuchen vorbeugen, der Landmann wollte die das Wachstum gefährdenden Mächte verscheuchen und die über Himmel, Erde und Wetter waltenden Gottheiten durch Bittopfer gnädig stimmen, durch Sühnopfer versöhnen, dass nicht Gewitter und Hagel die schweren Ähren knickten und die goldenen

Körner vernichteten.

Schon bei der Bestellung des Ackers hatte der Landmann ein dreifaches Opfer dargebracht: ein Brotopfer, wenn der erste Pflug in den Acker geführt wurde, für die mütterliche Erde, ein Körneropfer bei dem Ausstreuen der ersten Handvoll Saatkorn für den Himmelsgott Tius oder Wodan, und nach vollendeter Bestellung des Saatfeldes ein Hahnopfer für Donar, um von ihm Schutz vor Hagelschaden und Wetterschlag zu erbitten. Auf den Höhen und auf der

Heide loderten Feuer auf, und durch die vermittelst Reibung entzündete Flamme sprang man hindurch, um rein zu werden. vom Makel der Sünde. Die Teilnehmer an der heiligen Handlung, sowie die beim Pflügen und Eggen benutzten Zugtiere erhielten Stückchen von den dargebrachten Gaben zum Genusse, damit auf sie selbst die Heilkraft des Opfers überginge. Den Schluss des Festes bildete ein feierlich abgehaltenes ländliches Mahl.

Jedes Zeichen des neuerwachenden Lebens ward freudig begrüsst. Der Priester, der Hüter des heiligen Waldes, nahm an dem Ergrünen des ersten Laubes, am Erblühen der ersten Waldblume das Nahen des Frühlingsgottes wahr (S. 283), und freudig begrüsste alles Volk die Boten des Lenzes, den ersten Käfer, die erste Lerche, den ersten Storch. Die Burschen schmückten mit grünen Maien das Haus der Geliebten und durchzogen in grüner Verkleidung die Dörfer. Heitere Spiele auf dem Anger stellten die Verfolgung und Austreibung der in Moos gekleideten winterlichen Dämonen dar, das Aufsuchen und den Einzug eines in Laub und Blumen geschmückten Paares. Von Haus zu Haus streifte die Jugend, um von jedem Mitgliede der Gemeinde Holz und Stroh zum Festfeuer, Milch, Korn und Eier zum Festmahl einzusammeln. Dann zog man hinaus auf die Wiese oder auf den Hügel vor dem Dorfe, brachte Rinder, Pferde und Korngabe dem Tius oder Wodan dar, Schweine, Flachs und Speisen der grossen Mutter Erde, Hähne, Gänse und Böcke dem Wettergotte Donar. Auf dem Scheiterhaufen thronte der winterliche Dämon oder die Hexe in Gestalt einer Strohpuppe, und während die Flamme den Holzstoss prasselnd verzehrte, zog man mit entblösstem Haupte feierlich um ihn herum, bis die allgemeine Lust in Jubel und frohen Tanz ausbrách. Die jungen Burschen entzündeten an dem Feuer lange Strohfackeln und schwärmten damit lärmend, mit Peitschen knallend, mit kleinen Schellen läutend, über die Felder, um die Geister zu verscheuchen. Soweit das Feuer leuclitete, teilte es der Flur seine heilende Kraft mit, und darum gedieh soweit das Korn gut.

Aber frommer Glaube wollte dem Frühlings- und Sonnengott unmittelbar zu Hilfe kommen. Wenn um die Zeit der Tag und Nachtgleiche die deutsche Feier des Frühlingsanfangs stattfand, schleuderte man feurige Geschosse in die Luft, um die feindlichen Gewalten abzuwehren, die die Macht der segensreichen Sonne hemmen wollten. Holzscheiben, die in der Mitte durchlöchert und an den Rändern rotglühend gemacht waren und so ein Bild der aufsteigenden Gestirne darstellten, wurden an Stöcken in die dunkle Luft geworfen. Ihr Emporschnellen vertrieb die Wetterdämonen, half der Sonne und unterstützte das Wachstum. Wenn aber die Sonne auf ihre höchste Stelle kam und sich langsam wieder zum Abstieg wendete, rollte man brennende Reisigbüschel über die grünende Saat oder trieb mit Stroh umflochtene und dann angezündete Räder die Anhöhe hinab in die Felder und in den Fluss. Das heilige Feuer selbst, der Umlauf mit Fackeln, das Scheibenschlagen, die Umwälzung eines brennenden Rades bildeten also einen Teil des deutschen Frühlingsfestes; aber während das Aufwärtsschleudern der feurigen Scheiben beim Frühlingsfest im März ein Symbol der aufwärts steigenden Sonnenbahn ist, galt das abwärts gerollte Rad zu Johanni als Symbol der abwärts steigenden Sonne.

Von besonderer Bedeutung waren die Frühlingsfeuer und die dabei geschlagenen Scheiben noch für Liebespaare und junge Eheleute. Durch die lodernden Flammen musste der junge Bursch mit der Geliebten springen. Das Feuer war dem Himmelsgott heilig, der durch die Waberlohe der Morgenröte zum bräutlichen Lager eilt; aus dem Flammenwalle wird die Walküre von Siegfried geholt. So ahmte das menschliche Liebespaar das göttliche Vorbild nach und stellte sich damit unter den Schutz und Segen der himmlischen Mächte (S. 250). Jünger, aber verwandt ist die Sitte, dass der Bursch für sich und sein Mädchen die im Frühlingsfeuer angezündete Scheibe vom Schleuderstocke hoch im Bogen in die Luft entsendet und den Wurf mit Sprüchen und Segenswünschen begleitet: er wollte damit der Geliebten den vollen

Sonnenschein des Glückes ins Haus wünschen. Aus der Art, wie die Scheibe brannte uud wie sie flog, zog er Schlüsse über ihr Schicksal im kommenden Jahre. Aber nicht nur für die Geliebte, auch für die Eltern, Geschwister, Verwandte und Freunde wollte man in dieser Weise die Zukunft erforschen. So wurde das Scheibenschlagen eine Art Orakel, und wie man in der Flamme des Geburtstagslichtes oder am Sylvesterabend in den schwimmenden Kerzchen das Lebensschicksal geliebter Personen vorgebildet sieht, so zeigte der schöne, weite Bogen, den die Scheibe in der Luft beschrieb, das Glück der Person an, der sie gewidmet war.

Im Frühjahr oder zur Sommersonnenwende fand auch ein Brunnenfest statt. Ihm ging die Reinigung der Quellen als Einleitung in der Nacht vor dem Festtage voran. Die Reinigung vollzogen die Jungfrauen des Ortes unter Gebet und Gesang; kein Mann durfte zugegen sein, vielleicht war daher ursprünglich die Nacktheit der Mädchen bei dieser heiligen Handlung gefordert (S. 421). Bis Sonnenaufgang mussten sie die Reinigung beendet haben.

Der Brunnen

wurde dann bekränzt, der Festplatz geschmückt, die Gemeinde versammelte sich, Opferschmaus, Tanz und Spiel folgte. Reicher Wasserfluss durch das ganze Jahr war der Dank der Quellgöttin. Um die Brunnen gegen feindliche verderbliche Dämonen zu schützen, versenkte man Hufeisen in sie. Denn Hufeisen galten als Glück bringende Talismane, als ein Schutz gegen Truden, Hexen und alle bösen Geister; deshalb wurden sie auch an die Thüren von Häusern und Ställen, an Masten und an Grenzsteine angeschlagen. Auch Lichter wurden an den Quellen angezündet. Karl der Grosse verbot in seinem Capitulare von 789, Bäume und Quellen zu beleuchten, und bei Burchard von Worms lautet eine Beichtfrage, ob man ein Licht oder eine Fackel zur Verehrung an Quellen oder Steinen oder Bäumen angezündet habe.

Zu der Zeit, wo ein heftiger Hagelschauer, ein Hochgewitter die schönsten Hoffnungen des Landmanns auf eine reiche Ernte zu vernichten drohte, wurden zum Frommen des Viehbestandes der Hirten die Johannis-Notfeuer angezündet

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »