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die fragliche Rhythmusform immer im Wechsel und in Mischung mit andern Formen auftritt, wie in dem eben angeführten Volksliede, in dem von Paul Fleming und auch im Kesselliedchen; die Formen haben aber in all der Verschiedenheit doch auch ihre Einheit, denn sie gehen alle auf den erwähnten einen rhythmischen Hauptrahmen oder Urrahmen zurück, der immer still im Hintergrunde klingend von da aus alle Manigfaltigkeit beherrscht, zwischendurch aber auch in voller Ausgestaltung vortritt, besonders gern am Anfang und am Ende. Vor dem Abbrechen muß ich aber doch wenigstens noch kurz erwähnen, daß diese Rhythmusform nicht bloß germanisch ist, auch nicht bloß indogermanisch (z. B. auch altirisch). Sie kommt auch in amerikanischen Negerliedern vor in schönster Ausprägung, und, was besonders werthvoll ist, auch im griechischrömischen Alterthum, wo man über mühsame Klügeleien alter und neuer Grammatiker damit sicher hinwegkommt. So in saturnischen Versen, 3. B. im Lied der Salier: Terrá pestèm tenétò, Sálus hic manétò, was im rhythmischen Bau (und Reim) geradezu auch otfriedisch genannt werden kann, wie unser Kinderlied vom Kessel. Ebenso griechisch, auch in die Kunstdichtung vorgedrungen (wie bei den Römern gleichfalls), 3. B. Anakreons gewöhnlicher Vers ist nichts anderes, als diese Rhythmusform, z. B. (wenn ich nur die Accente seße, die der Rhythmus ergibt): Delo, delà μavývai, darin klingt mir auch bauer baue kessel, nur mit Auftakt. Wo sichs, wie da, um Hören handelt, kann man eben auch in der Nähe damit anfangen.

So viel davon, vielleicht zu viel, und doch auch noch nicht genug zu völliger Aufklärung, für die noch gründlicher vorgegangen, namentlich auch andere von den alten Rhythmusformen zugezogen werden müßten.

Und doch noch etwas. Da einmal das sogenannte Auslassen von Senkungen zur Sprache kam, so kann ein Kinderlied trefflich dienen, auch diese der Schulmetrik so fremde Erscheinung weiter zu beleuchten, sie durch Hören aus der Gegenwart, also unmittelbar deutlich zu machen. Es ist ein Auszählspruch, aus der Waldenburger Gegend an der oberen Mulde genommen (er geht in mancherlei abweichender Form um), ziemlich lang, so daß man sich über die Geduld der kleinen Spieler wundern darf, die dem Spiele selbst mit Ungeduld entgegen sehen; aber sie haben auch an den Sprüchen selbst eine eigne Freude, sie sind ihnen eine Ohren und Gedankenweide, ein unbewußter Genuß am Rhythmus, wie an dem meist närrisch lustigen Inhalt, der bei allem Lachen so viel zu denken gibt. Jede Stadtgasse, jedes Dorf hat eine wahre Auswahl solcher Sprüche zum Auszählen, mit denen in der schönen Spielzeit ge= wechselt wird.

Der gemeinte Spruch lautet:

Ich gieng einmal nach Engelland,
Begegnet mir ein Elephant,
Elephant mir Gras gab,
Gras ich der Kuh gab,
Kuh mir Milch gab,

Milch ich der Mutter gab,
Mutter mir ein Dreier gab,

Dreier ich dem Bäcker gab,
Bäcker mir ein Brotchen gab,
Brotchen ich dem Hundchen gab,
Hundchen mir ein Pfötchen gab,
Pfötchen ich der Köchin gab
Köchin mir eine Schelle gab.

Da erscheint das Sparen der Senkungen, das im Kinderliede noch so reichlich waltet, doch wie in besonders künstlicher Weise vorgeführt, gerade als gälte es ein Musterstück herzustellen für Unterricht in deutscher Metrik. Der Spruch seht ein mit vollstem Rahmen, auch der Auftakt nicht vergessen. Von der dritten Zeile beginnt das Weglassen des Auftaktes (der auch bis ans Ende nicht wiederkehrt), zugleich aber das Sparen der Senkung in der letzten Stelle vor dem Reim, und das steigert sich, wie berechnet, bis zur fünften Zeile, indem in der vierten außer der lezten Senkung nun auch die erste gespart wird und nur die mittlere noch steht, in der fünften aber plößlich nur die vier Hebungen des Rahmens noch erklingen ohne alle Senkung: Kúh mìr Milch gàb. Damit ist aber auch der Sparlust eine Genüge gethan, sie wirkt nur noch in der sechsten Zeile nach (Milch ich der Mutter gab) und schweigt dann in der ganzen Fortseßung, die bis an den Schluß in vollem Rahmen einhergeht, nur ohne den Auftakt, was ganz natürlich herbeigeführt ist durch das durchgeführte Auftreten der Stichworte als kräftiger Ansaz des Verses ohne ihren Artikel.

Es ist wie gesagt ein wahres Musterstück, um daran diese Erscheinung zu begreifen auch für alle erreichbare Vorzeit rückwärts. Die Zeile „Kuh mir Milch gab“ aus dem Zusammenhang genommen würde niemand in vier Hebungen lesen, der Zusammenhang aber führt jeden, auch wer seinen Kindererfahrungen und damit der Kindermetrik ganz fern gekommen wäre (was doch bei keinem geschicht), von selbst darauf, den rechten Vortrag nicht nur zu finden, sondern auch ihn natürlich zu finden. Was der Schulmetrik so fern steht, wie der Mond der Erde, oder noch ferner, das tritt hier jedem nicht nur als möglich nahe, sondern wird ihm ohne allen Anstoß natürlich. Das macht der rhythmische Zusammenhang, der erst den vollen Rahmen anklingen läßt, und

nachdem er sicher erklingend im Gange ist im rhythmischen Gefühl, ihn mit der Freiheit behandelt, die seine Natur darbietet, um das Eintönige, das der strenge Rahmen unfehlbar annimmt, mit Manigfaltigkeit zu durchsehen, die das Leben mit seiner schönen Freiheit wieder in sein Recht einsetzt.

Schön ich möchte wohl wissen, ob sich beim Leser dagegen noch Widerspruch regt. Schön etwas, das man nun meistens wohl, weil es einmal in der mittelhochdeutschen Dichtung Geltung hat, als Freiheit einer Naturkunst ohne rechte Schule gelten läßt, also etwas, das man der noch nicht durchgebildeten Zeit nachsehen muß, das schön? Um diesem Schulstandpunkt gegenüber kurz zu sein, bitte ich nur, die Erscheinung vom musikalischen Gesichtspunkt anzusehen (der eigentlich für alles metrisch rhythmische Wesen zuletzt der einzig richtige ist): wer in diesem sogenannten Fehlen von Senkungen noch ein Stückchen roher Natur, wohl gar Barbarei sieht, der denke sich doch, daß in unsern Melodien fort und fort niemals für zwei Achtel ein Viertel, für zwei Viertel eine halbe Note eintreten dürfe. Welch eintöniges Geklapper würde daraus werden, so schön auch der Tongang an sich wäre! An solch eintönigem Dahinklappern leiden aber wirklich die Verse unsrer Schulmetrik, obschon der Dichter mit seinem Gehör auch da Mittel findet, die ihm die Natur der Sprache darbietet, um das Eintönige zu brechen, das nun einmal der Tod alles schönen Lebens ist. Aber das wäre ein großes Kapitel für sich, das doch unserer Schulmetrik größtentheils auch noch ein ungeschriebenes ist. Das Eintönige aber, wo es eintritt, kommt hauptsächlich von dem schulmäßigen dürren Denken in Jamben oder Trochäen.

Das angebliche Fehlen von Senkungen noch einmal: es fehlt in Wahrheit nichts, d. h. für das Ohr, das allein über gute Verse zu urtheilen hat. Das kuh mir milch gab wird nicht etwa staccato ge= sprochen, mit Lücken zwischen den Worten, die den Senkungen entsprächen, sondern in halben Noten, sodaß der Rahmen in den bloß vier Silben doch voll daher klingt. Der Vortrag auch der Auszählsprüche ist nämlich kein ganz prosaischer, er geht schon wie mit einem ersten Schritte in das Gebiet des Singens hinauf, sodaß er auch schon eine Art Melodie hat. Der Eindruck von Lücken, den die Erscheinung macht, wenn man sie nur scandirend, nicht musikalisch ansieht, ist wohl der eigentliche Grund, wenn man darin einen Mangel an Kunst, an metrischer Durchbildung sieht. Es gibt aber keine Lücken, obwohl ich dabei die Frage offen lassen will, ob Staccatovortrag nicht doch auch von jeher daneben möglich gewesen ist; kommt doch der auch in der Kunstmusik vor. Ich habe ihn z. B. im Ohre für die Auszählsprüche, die mit „Eins, zwei,

Der gemeinte Spruch lautet:

Ich gieng einmal nach Engelland,
Begegnet mir ein Elephant,
Elephant mir Gras gab,
Gras ich der Kuh gab,
Kuh mir Milch gab,

Milch ich der Mutter gab,
Mutter mir ein Dreier gab,
Dreier ich dem Bäcker gab,
Bäcker mir ein Brotchen gab,
Brotchen ich dem Hundchen gab,
Hundchen mir ein Pfötchen gab,
Pfötchen ich der Köchin gab
Köchin mir eine Schelle gab.

Da erscheint das Sparen der Senkungen, das im Kinderliede noch so reichlich waltet, doch wie in besonders künstlicher Weise vorgeführt, gerade als gälte es ein Musterstück herzustellen für Unterricht in deutscher Metrik. Der Spruch seht ein mit vollstem Rahmen, auch der Auftakt nicht vergessen. Von der dritten Zeile beginnt das Weglassen des Auftaktes (der auch bis ans Ende nicht wiederkehrt), zugleich aber das Sparen der Senkung in der lezten Stelle vor dem Reim, und das steigert sich, wie berechnet, bis zur fünften Zeile, indem in der vierten außer der lezten Senkung nun auch die erste gespart wird und nur die mittlere noch steht, in der fünften aber plöglich nur die vier Hebungen des Rahmens noch erklingen ohne alle Senkung: Kúh mìr Milch gàb. Damit ist aber auch der Sparlust eine Genüge gethan, sie wirkt nur noch in der sechsten Zeile nach (Milch ich der Mutter gab) und schweigt dann in der ganzen Fortsetzung, die bis an den Schluß in vollem Rahmen einhergeht, nur ohne den Auftakt, was ganz natürlich herbeigeführt ist durch das durchgeführte Auftreten der Stichworte als kräftiger Ansatz des Verses ohne ihren Artikel.

Es ist wie gesagt ein wahres Musterstück, um daran diese Erscheinung zu begreifen auch für alle erreichbare Vorzeit rückwärts. Die Zeile Kuh mir Milch gab" aus dem Zusammenhang genommen würde niemand in vier Hebungen lesen, der Zusammenhang aber führt jeden, auch wer seinen Kindererfahrungen und damit der Kindermetrik ganz fern gekommen wäre (was doch bei keinem geschicht), von selbst darauf, den rechten Vortrag nicht nur zu finden, sondern auch ihn natürlich zu finden. Was der Schulmetrik so fern steht, wie der Mond der Erde, oder noch ferner, das tritt hier jedem nicht nur als möglich nahe, sondern wird ihm ohne allen Anstoß natürlich. Das macht der rhythmische Zusammenhang, der erst den vollen Rahmen anklingen läßt, und

nachdem er sicher erklingend im Gange ist im rhythmischen Gefühl, ihn mit der Freiheit behandelt, die seine Natur darbietet, um das Eintönige, das der strenge Rahmen unfehlbar annimmt, mit Manigfaltigkeit zu durchsetzen, die das Leben mit seiner schönen Freiheit wieder in sein Recht einsetzt.

Schön ich möchte wohl wissen, ob sich beim Leser dagegen noch Widerspruch regt. Schön etwas, das man nun meistens wohl, weil es einmal in der mittelhochdeutschen Dichtung Geltung hat, als Freiheit einer Naturkunst ohne rechte Schule gelten läßt, also etwas, das man der noch nicht durchgebildeten Zeit nachsehen muß, das schön? Um diesem Schulstandpunkt gegenüber kurz zu sein, bitte ich nur, die Erscheinung vom musikalischen Gesichtspunkt anzusehen (der eigentlich für alles metrisch rhythmische Wesen zuletzt der einzig richtige ist): wer in diesem sogenannten Fehlen von Senkungen noch ein Stückchen roher Natur, wohl gar Barbarei sieht, der denke sich doch, daß in unsern Melodien fort und fort niemals für zwei Achtel ein Viertel, für zwei Viertel eine halbe Note eintreten dürfe. Welch eintöniges Geklapper würde daraus werden, so schön auch der Tongang an sich wäre! An solch eintönigem Dahinklappern leiden aber wirklich die Verse unsrer Schulmetrik, obschon der Dichter mit seinem Gehör auch da Mittel findet, die ihm die Natur der Sprache darbietet, um das Eintönige zu brechen, das nun einmal der Tod alles schönen Lebens ist. Aber das wäre ein großes Kapitel für sich, das doch unserer Schulmetrik größtentheils auch noch ein ungeschriebenes ist. Das Eintönige aber, wo es eintritt, fommt hauptsächlich von dem schulmäßigen dürren Denken in Jamben oder Trochäen.

Das angebliche Fehlen von Senkungen noch einmal: es fehlt in Wahrheit nichts, d. h. für das Ohr, das allein über gute Verse zu urtheilen hat. Das kuh mir milch gab wird nicht etwa staccato gesprochen, mit Lücken zwischen den Worten, die den Senkungen entsprächen, sondern in halben Noten, sodaß der Rahmen in den bloß vier Silben. doch voll daher klingt. Der Vortrag auch der Auszählsprüche ist nämlich kein ganz prosaischer, er geht schon wie mit einem ersten Schritte in das Gebiet des Singens hinauf, sodaß er auch schon eine Art Melodie hat. Der Eindruck von Lücken, den die Erscheinung macht, wenn man sie nur scandirend, nicht musikalisch ansieht, ist wohl der eigentliche Grund, wenn man darin einen Mangel an Kunst, an metrischer Durchbildung sieht. Es gibt aber keine Lücken, obwohl ich dabei die Frage offen lassen will, ob Staccatovortrag nicht doch auch von jeher daneben möglich gewesen ist; kommt doch der auch in der Kunstmusik vor. Ich habe ihn z. B. im Ohre für die Auszählsprüche, die mit „Eins, zwei,

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