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wörterbücher, ein sehr fragwürdiges Gut; ja selbst die Grammatiken mit ihren festen Formulierungen können hinderlich werden, und es muß die Schriftstellerübersehung ausdrücklich trachten, das Starre fließend zu machen. Oder muß quicunque wirklich durch alle Jahrhunderte hindurch ,, wer auch immer" heißen, interest ewig,,es liegt daran", um von vielen hundert ähnlichen Fällen zu schweigen?

Damit sind nun freilich schon mancherlei Ansprüche gestellt oder doch angedeutet. Zu der Pflege des physischen, des physisch-geistigen Könnens ist dann das mehr oder weniger rein geistige anempfohlen worden. Und doch gehört zur Sprachbeherrschung noch ein ferneres Gebiet, schwerer und tiefer als alles bisher Berührte. Hier verbindet sich mit dem Geistigen Ethisches.

Der Tagesschriftsteller, welcher nach Bedürfnis in wenig Augenblicken eine Darstellung hinwirft, die vom Leser als durchaus abgerundet empfunden wird, beweist er damit schon eine erfreuliche Herrschaft über die Sprache? Der geübte Gelegenheitsredner, der jeden Augenblick zu einer flotten Tischrede, oder zu einer schneidigen Entgegnung in öffentlichem Meinungsstreit, oder zu einer packenden Ansprache an das versammelte Volk bereit und imstande ist, ist er wirklich der Sprache schlechthin so viel mächtiger als die anderen alle, die dies nicht vermögen? Sieht man näher zu, so ist's nicht so. Auch selbst der geistliche Redner, der neben der vorzubereitenden Predigt sonst noch gar oft das Wort zu zusammenhängender, reichfließender und womöglich eindrucksvoller Rede zu nehmen hat, kann bei solchem näheren Zusehn nicht so sehr Herr der Sprache heißen als es scheinen mag. Denn eins haben natürlich von den genialen Persönlichkeiten abgesehen, die überall Ausnahmen sind eins haben diese gewandten Sprecher durchweg gemein, was doch eher das Gegenteil von einem Vorzuge bedeutet, oder nur ein Notbehelf ist: sie arbeiten vielfach mit fertigen, entweder allgemein üblichen oder ihnen persönlich gewohnt gewordenen Formeln, mit schablonenartigen Ausdrucksmitteln, sie sehen umfassende Formstücke überall da ein, wo nicht Zeit ist, um das für den besonderen Fall Angemessene herbeizusuchen, ihre Worte passen deshalb vielfach etwa wie die fertigen Röcke aus einem ,,Konfektionsgeschäft“, nur so ganz ungefähr; bald erhält das Bedeutende den Ausdruck für das Gewöhnliche, bald- und zwar viel öfter — das Unbedeutende den Ausdruck, der nur dem Großen gebührt; in gleicher Stärke z. B. strömen die Sprechenden ihre Epitheta aus über das ganz Ungleichwertige, reden von,, herrlich" oder „köstlich", wo nur Befriedigendes vorliegt, von unsäglich“ für das nur Bedeutende, von „erschütternd" für das nur Eindruckmachende, u. s. w.

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Und im grunde ist dies auch das Geheimnis, warum sie doch viel weniger wirken als es zu geschehen scheint oder als sie selbst vermeinen. Ob etwas Ausdruck des wirklich Gedachten und Empfundenen ist oder nur oberflächlich daraufgeseßt, das macht sich doch fühlbar, wenn es auch nicht jedem Hörenden sogleich zum Bewußtsein kommt. Statt des geliehenen, statt des abgebrauchten, des schiefen, schielenden, unechten Ausdrucks den echten zu finden und geben zu können, das ist der edelste Grad der Sprachbeherrschung, und wer das an seinem Teile vermag, der darf auch viel schweigen und unberedt erscheinen, darf gelegentlich suchen und ein wenig stocken, er wird doch gehört und gewürdigt, wenn er nicht rohe und stumpfe Umgebung hat.

Freilich, zur Forderung kann man solche Echtheit zunächst nur machen für den schriftlichen Ausdruck, bei dem zum Wählen Zeit ist. Aber wenn die Forderung auf diesem Gebiete ernstlich erhoben und durchgesezt wird, so bildet das doch die Vorstufe auch für die Echtheit des mündlichen Gedankenausdrucks. Unsere Schulen haben diesem Ziele nachzujagen vor allem im deutschen Aufsaß, dessen höchster Wert auf oberster Stufe eben in dieser Nötigung, dieser Schulung besteht oder bestehen sollte, und dessen Korrektur namentlich auch nach dieser Seite hin streng sein soll. Aber auch den mündlichen Ausdruck in diesem Sinne der „Echtheit" zu überwachen und zu entwickeln, ist für uns eine wichtige Pflicht. Und eine Pflicht, die wir meines Erachtens wiederum zum teil versäumen. Nicht so gradezu durch tadelnswerte Gleichgiltigkeit, als vielmehr durch das Gebanntsein in die Wege der Überlieferung, mitunter auch durch unsere eigene unzulängliche Entwicklung.

Ein Dreifaches finde ich, wodurch der herrschende Unterrichtsbetrieb jenes Ziel zu verfehlen in Gefahr kommt. Ich will es nur ganz kurz andeuten. Wir gewöhnen die Schüler von unten auf, gar manches anzuhören und namentlich nachzusprechen, was sie noch nicht recht verstanden haben, wovon sie keine rechte Vorstellung gewinnen. So in der Weltgeschichte, so im Religionsunterricht, so auch bei der Übersezung aus den fremden Schriftstellern, hie und da auch bei deutscher Lektüre u. s. w. Das ist die erste Gefahr, die erste Beeinträchtigung. Ferner: wir geben ihnen nicht wenig Phrasenhaftes zu hören und anzueignen, und die fertige Phrase ist ein übles Ding für die jugendlichen Seelen, denn sie hindert, daß das Bedürfnis echten Ausdrucks echter Empfindung sich ent: wickle. Endlich: wir lassen die Zöglinge überhaupt zu viel über die Dinge hören und nachsprechen, und zu wenig die Dinge selbst anschauen. und empfinden. Ich müßte hier meine Forderung eines planvoll auch in obere Stufen hinein ausgedehnten Anschauungsunterrichts wiederholen; die Versuche in selbständigem Ausdruck über das Angeschaute und Selbst

empfundene könnten eine wertvolle Schulung werden. Bleibt dieser Ausdruck als Ausdruck stümperhaft, so ist er doch schäzenswerter als das phrasenhaft Fließende, er ist doch ein Schritt auf dem Wege zur besten. Art der Sprachbeherrschung. Die beste Herrschaft hat ja aber doch nicht, wer in den vorhandenen Schaß jeden Augenblick tief hineingreift und verschwenderisch um sich wirft, sondern wer recht haushält, richtig ausgiebt und richtig zurückhält, wer je nach dem Bedürfnis das Rechte zu wählen und darzubieten vermag.

Eine Perle ist entweder echt oder falsch. Ein Wort, ein und dasselbe Wort kann zugleich echt oder falsch sein, kann Goldwert sein oder Flitter, je nach dem Verhältnis zum seelischen Inhalt, den es abspiegeln soll. Wer am festlichen Tage im schmalen Schmuck echter Perlen zu erscheinen vermag und wer in entscheidender Stunde eine bescheidene Kette echter Worte geben kann, die sind beide reich genug, und wir thun wohl, den breiten und vollen Schmuckketten zu mißtrauen.

Aber lassen wir den Vergleich mit dem Kostbarsten; wir haben ja freilich zunächst an den Erwerb viel schlichteren Gutes zu denken. Wenn jene tiefe Echtheit des Ausdrucks uns als leztes und schönstes Ziel vorschwebt, so kann dem nahe geführt werden nur durch den gesamten Unterricht, durch allgemeinen höchsten erzieherischen Ernst, nicht durch einzelne besondere didaktische Veranstaltungen. Und doch waren es wohl solche bestimmte und besondere Mittel, über die an dieser Stelle ein Umblick gegeben werden sollte! Ich hoffe immerhin, daß, wenn im Vorstehenden auch meist nur kurz charakterisiert oder andeutend berührt wurde, doch praktisch verwertbare Winke nicht vermißt werden. Unser Ziel ist in der That, zur Beherrschung der Muttersprache nicht bloß im höchsten, sondern in jedem Sinne zu führen. Daß ich darin auch eine patriotische Leistung sehe, spreche ich nicht zum ersten male aus, und nicht zum ersten, auch wohl nicht zum lezten male wünsche ich eine solche „Verehrung der Muttersprache durch die That".

Die metrische Form in Heines Dichtungen.
Von Karl Heffel in Koblenz.

Ein Kunstwerk ist um so vollendeter, je mehr Inhalt und Form sich gegenseitig durchdringen; besonders bei einem Gedichte ist die Form mehr als nur das Kleid, sie ist der Körper des Gedankens. Um eine Dichtung zu verstehen, müssen wir darum auch die Form derselben in ihrer Gesezmäßigkeit und innern Notwendigkeit begreifen lernen. Wenn wir in nachstehendem es unternehmen, die metrischen Formen von Heines

Dichtungen in ihrem Zusammenhang mit der Entwickelung der deutschen Dichtkunst zu untersuchen, so wird dies also auch ein Beitrag zum tiefern Verständnis der Heineschen Dichtung sein.

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Das erste poetische Erzeugnis, was sich von Heine erhalten hat, stammt aus der Schülerzeit des Dichters, ein scherzhaftes Epos, die Wünnebergiade", deren Held ein Schulkamerad Heines ist. Dies Gedicht ist recht geschickt in reimlosen vierfüßigen Trochäen geschrieben. Es kann kein Zweifel sein, daß diese Versform dem Schüler Harry Heine durch Herder vertraut geworden ist, und zwar aus dessen Cid und seinen spanischen Romanzen. Schon der fehlende Reim mußte dies Metrum einem Gymnasiasten empfehlenswert machen. Im Buch der Lieder begegnen uns die reimlosen Trochäen streng genommen nur in zwei kleinen Liedern:,,Deine weißen Lilienfinger" und „An die blaue Himmelsdecke" (im Cyklus der Nordseelieder); dagegen nahm in späteren Jahren der Dichter mit besonderer Vorliebe diese poetische Form wieder auf: in den ,,Neuen Gedichten" finden wir die Romanzen von „Ritter Olaf“ und Ali Bei" in diesem Metrum gedichtet, außerdem eine Anzahl lyrischer und satirischer Sachen; vor allem aber führte ihn der Aufenthalt in einem Pyrenäenbade im Sommer 1841 zu einem spanischen Stoffe und zu den spanischen Trochäen zurück: er schuf das Epos „Atta Troll". Von nun ab blieb der Dichter ein treuer Verehrer dieses Metrums. Der Romanzero" enthält, wie schon sein Titel andeutet, überwiegend Dichtungen in der spanischen Romanzenstrophe, darunter solche von bedeutendem Umfang: in erster Linie gehören dazu die „Hebräischen Melodien", aber auch echt spanische Stoffe, so,,Vizlipuzli“, „Spanische Atriden", Der Mohrenkönig", vor allem aber das vortreffliche, erst aus des Dichters Nachlaß bekannt gewordene kleine Epos,,Bimini“. Sagten wir oben, im Buch der Lieder seien streng genommen nur zwei dahingehörende Lieder, so sei dies dahin erläutert, daß außerdem noch eine Anzahl in Assonanzen ausklingende spanische Trochäen daselbst zu finden sind. Außer bei Herder treffen wir besonders bei Fouqué und Uhland das spanische Romanzenmetrum. Diese gaben ihm noch einen besondern Schmuck durch Anbringung der Assonanz, des Gleichklangs des leßten betonten Vokals in der zweiten und vierten Zeile, und zwar läßt Uhland jedesmal durch ein ganzes Gedicht ein und denselben Vokal austönen; außer dem e sind alle Vokale vertreten. Heine hat diese Form nachgeahmt: schon als zum ersten Male Liebesleid seine Seele umdüsterte, im Jahre 1816 in Hamburg, entstand die Romanze,,Die Weihe":

Einsam in der Waldkapelle

Vor dem Bild der Himmelsjungfrau
Lag ein frommer, stiller Knabe

Demutsvoll dahingesunken.

Im Jahre 1817 ließ er „Rodrigo" (später zu,,Ramiro" umgearbeitet) drucken. Von da ab kleidete er besonders gern modernen Gedankengehalt, besonders eigene Erlebnisse, in spanisches Kostüm, so zunächst in „Donna Clara" und,,Almansor". Überall ist die Assonanz, meist in Uhlandscher Weise, streng durchgeführt: Donna Clara klingt in o, Almansor in u, a und i aus. Allen Zweifel zu beseitigen, daß Uhland sein metrisches Vorbild war, beginnt er Donna Clara: „In dem abendlichen Garten Wandelt des Alkaden Tochter“, deutlich auf den Anfang einer Uhlandschen . Romanze anspielend: „In den abendlichen Gärten Ging die Gräfin Julia". Im übrigen ist die Romanze,,Donna Clara" nach Form und Inhalt stark beeinflußt durch Fouqués gleichnamige Dichtung im „,Zauberring", wie dies Heine iu einem Briefe an Fouqué diesem auch gesteht. Uhland hat in dem Cyklus,,Sängerliebe" die Assonanzen in wirklichen Reim verwandelt. Auch das hat Heine ihm abgesehen, zunächst in zwei scherzhaften spanischen Romanzen, die gleichfalls maskierte eigene Erlebnisse sind: Auf den Wällen Salamankas“ und „Neben mir wohnt Don Henriquez". In den Liedern der „Heimkehr“ finden sich noch acht solcher Lieder, z. B.:

Kind, es wäre dein Verderben,
Und ich geb mir selber Mühe,
Daß dein liebes Herz in Liebe
Nimmermehr für mich erglühe.

Aber erst in den 45 Liedern des ,,Neuen Frühlings" kommt diese Versart zur rechten Geltung: nicht weniger als 13 Lieder dieser Sammlung, und gerade die duftigsten und zartesten, sind in solchen Strophen abgefaßt, so:

Wie die Nelken duftig atmen!
Wie die Sterne, ein Gewimmel
Goldner Bienen, ängstlich schimmern

An dem veilchenblauen Himmel!

Die ausschließlich weiblichen Versausgänge geben diesen Liedern etwas überaus Weiches, es sind lauter Mollmelodien. Die ungeraden Zeilen bleiben stets ohne Reim.

Bei Versen kann man eine merkwürdige Beobachtung machen: eine einzige Silbe mehr oder weniger verleiht einem Versmaß oft einen ganz andern Charakter. So stimmt der französische Alexandriner mit dem deutschen Hildebrandston beinahe überein, nur daß im Alexandriner die erste Kurzzeile männlich endet, im Hildebrandston weiblich, und doch ist die Wirkung beider Versarten gänzlich verschieden, der Alexandriner für ein deutsches Ohr geradezu abstoßend, der Hildebrandston außerordentlich anmutend. So ändern auch die Trochäen ihren Charakter, sobald sie katalektisch werden, d. h. durch Weglassung der lezten Silbe einen männ

Zeitschr. f. d. deutschen Unterricht. 3. Jahrg. 1. Hit.

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