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lichen Ausgang erhalten: sofort ist die Molltonart verschwunden. Bei Heine finden wir nun häufig eine solche Variation der trochäischen Strophe; doch ist es keine von ihm selbst erdachte Abänderung, denn wir finden derartige Strophen schon bei Goethe sehr häufig, entweder durchaus gereimt: Jhr verblühet, süße Rosen, Meine Liebe trug euch nicht, Blühtet, ach, dem Hoffnungslosen, Dem der Gram die Seele bricht,

oder nur in den geraden Zeilen gereimt:

Tiefe Stille herrscht im Wasser,
Ohne Regung ruht das Meer,
Und bekümmert sieht der Fischer
Glatte Fläche rings umher;

ebenso bei Uhland, z. B. „Droben stehet die Kapelle". Als Bonner Student überseßte Heine auf Schlegels Rat zur Übung im poetischen Ausdruck einige Sachen von Lord Byron, darunter das bekannte „Lebe: wohl", dessen erste Strophe Heine so wiedergab:

Lebewohl, und sei's auf immer,
Sei's auf immer, Lebewohl!
Doch, Versöhnungslose, nimmer
Dir mein Herze zürnen soll.

Es scheint, daß dieser Übersetzungsversuch ihn zuerst auf die beschriebene Strophe geführt hat, wenigstens ist die lange, patriotisch- burschenschaftliche Elegie, die Heine im Sommer 1820 in Bonn dichtete und unter der Überschrift, Deutschland. Ein Traum" zwei Jahre später drucken ließ, der Entstehungszeit nach das zweite Gedicht Heines in jener trochäischen Strophe. Die Elegie beginnt mit unverkennbaren Anklängen an die eben zitierte Strophe aus dem Englischen:

Sohn der Thorheit! träume immer,
Wenn dir's Herz im Busen schwillt,
Doch im Leben suche nimmer
Deines Traumes Ebenbild!

Der elegischen Stimmung nach sind damit eine Anzahl Lieder verwandt, welche ziemlich gleichzeitig entstanden sind und genau dasselbe Versmaß aufweisen, so: „Einsam flag ich meine Leiden“, „Schöne Wiege meiner Leiden“, „Berg' und Burgen schaun herunter“, „Warte, warte, wilder Schiffsmann“, sowie die Romanzen: „Allen thut es weh im Herzen", ,,Oben auf der Bergesspiße“, „Zu dem Wettgesange schreiten". Heine gewann an dieser trochäischen Strophe ein besonderes Wohlgefallen; zumal, wo es sich um Darstellung idyllischer Szenen, um pathetische, elegische, kurzweg romantische Gefühle handelte, griff er mit Vorliebe zu

derselben, je nach Bedürfnis die Strophe durchreimend oder nur die geraden Zeilen durch Reim auszeichnend. Insbesondere bildet dies Metrum ein prächtiges, unnachahmlich schönes und dem Inhalt völlig entsprechendes Gewand für die Lieder der Harzreise:

Auf dem Berge steht die Hütte,
Wo der alte Bergmann wohnt,
Dorten rauscht die grüne Tanne
Und erglänzt der goldne Mond.

Aber auch im „Lyrischen Intermezzo" und in der „Heimkehr“ ist die Strophe mehrfach angewandt, etwa zwölf Mal, z. B.:

"

Mädchen mit dem roten Mündchen,

Mit den Äuglein süß und klar,

Du mein liebes, kleines Mädchen,
Deiner denk ich immerdar.

Im Neuen Frühling" begegnen wir sieben Mal dieser Versform, und alle diese sieben Gedichte sind Perlen, wie das wunderbare, elegischtrübe Lied:

Spätherbstnebel, kalte Träume
Überfloren Berg und Thal,

Sturm entblättert schon die Bäume,

Und sie stehn gespenstisch kahl.

Im Exil hat Heine gleichfalls häufig dieser Strophe sich bedient, und meistens, wo es sich um die eben geschilderten Gemütsstimmungen handelte, so:,,Schattenküsse, Schattenleben“, „Wandl' ich in dem Wald des Abends", Welke Veilchen, stäubge Locken", „Draußen ziehen weiße Flocken"; im ganzen finden wir diese trochäische Strophe über sechzig Mal in seinen Dichtungen angewandt.

Bei Heine kommen noch mehrere Abarten der vierzeiligen trochäischen Strophe vor, hervorgebracht durch veränderte Reimstellung und Abwechselung in der Wahl männlicher und weiblicher Versschlüsse, doch sind solche Variationen immerhin nur vereinzelt; überhaupt tritt der trochäische Rhythmus in der Blütezeit Heinescher Dichtung, im Buch der Lieder, sehr zurück gegen den jambischen; erst im zweiten Teil der Lieder der ,,Heimkehr", genau da, wo das Leidenschaftliche aufhört, beginnt der trochäische Gang der Verse mehr in den Vordergrund zu treten, dann wieder im Neuen Frühling", bis der Dichter seit Atta Troll" zu seinen frühesten Jugendtraditionen zurückkehrte und sich, wie oben gesagt, wieder den reimlosen spanischen Trochäen zuwandte.

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Der trochäische Versschritt verleiht deutschen Dichtungen leicht etwas Gezwungenes. Es entspricht dem Geiste unserer Dichtung, daß die Versbetonungen möglichst mit den Wortbetonungen und die Versenden möglichst mit Sinnabschnitten zusammenfallen. Beginnt nun die Vers

zeile, und damit ein Sinnabschnitt, regelmäßig mit einer betonten Silbe, so stimmt das nicht zu der Sprache des Lebens, da wir die Säße und Sinnabschnitte meist mit unbetonten Wörtern anfangen, nämlich mit dem Artikel, Fürwörtern, Präpositionen und Konjunktionen, deren größere Zahl eben unbetont beginnt. Da nun Heines dichterische Kunst hauptsächlich darin besteht, daß er Natürlichkeit und größte Einfachheit des Ausdrucks zu verbinden weiß mit Gedankentiefe und kühnen, oft ganz neuen Bildern, so liegt es nahe, daß er, je stärker und wahrer die Gefühle sind, die er darstellt, in dem Maße auch den jambischen Rhythmus bevorzugt.

Indem wir nun dazu übergehen, die jambischen Metren, deren sich Heine bedient hat, zu besprechen, wenden wir uns zunächst wieder seinen Jugendgedichten zu. Es sind die „Traumbilder", die hier in Betracht kommen. Doch muß daran erinnert werden, daß Heine nach seiner eigenen Mitteilung auf Schlegels Rat in Bonn mancherlei an deren Form geändert hat. Wo also künstlicher Rhythmus vorhanden ist, müssen wir dies auf Rechnung der Umarbeitung seßen. Dahin gehört das erste der Traumbilder, die zwei in Sonettenform geschriebenen und das in Stanzen verfaßte, später dem „,lyrischen Intermezzo" einverleibte: „Der Traumgott bracht' mich in ein Riesenschloß“. Die übrigen zeigen durchgehends vierzeilige jambische Strophen mit gepaarten, ausschließlich männlichen Reimen und vier Betonungen in jeder Zeile. Oft sind die Jamben durch Anapästen unterbrochen. Wir geben eine Probe:

Ich kam von meiner Herrin Haus

Und wandelt' in Wahnsinn und Mitternachtgraus.
Und wie ich am Kirchhof vorübergehn will,
Da winken die Gräber, ernst und still.

In Bürgers Gedichten sind die Vorbilder derartiger Kirchhofsszenen zu suchen, namentlich haben,,Lenardo und Blandine", „Lenore" und andere schauerliche Balladen Bürgers Heines Phantasie entzündet. Es ist nicht nur dasselbe Versmaß, sondern auch inhaltlich ganz dieselbe tolle Jagd, das Gespenstertreiben, das spukhafte, bis ins einzelne geschilderte Gesindel, derselbe Bänkelsängerton, der in eilenden Anapästen das Grausige so übergrausig darzustellen sucht, daß es geradezu ins Gegenteil umschlägt und als Karikatur komisch wirkt, auch dieselbe brennende, völlig sinnliche Liebesglut. Viele Wendungen erinnern unmittelbar an Bürger, so heißt es bei diesem:

bei Heine:

Mit Perlen, Gold, Ringen und Edelgestein
Die schönste der schönen Prinzessen zu frein,
Es prunkte und prahlte der Graf beim Wein
Mit dem Töchterchen sein und dem Edelgestein;

bei Bürger:

bei Heine:

Trille Fädchen, lang und fein,
Trille fein ein Fädelein!

Außen blank und innen rein

Muß des Mädchens Busen sein.

Kein Sternchen war mehr blink und blank.

Sein Verstand war flimperklein.

Es blinkten Leichensteine

Rundum im Mondenscheine.

Sasa, Gesindel, hier! komm hier!

Zu Throne mich zeige im Kaiser - Ornat.

Verkehrt, statt des Zaumes den Schwanz in der Hand;

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Da sinkts an des Spielmanns Leichenstein:
Das war der flimmernde Mondenschein.
Gesindel, sei still, oder trolle dich fort!

Ihr Zappelbein Männchen im Galgen Ornat...
Ihr tragt statt der Hüte die Köpf' in der Hand!

Es soll hiermit nur die unmittelbare Anknüpfung Heines an die Reihe der deutschen Dichter vor ihm nachgewiesen werden. Bei genauerer Betrachtung finden wir, daß der Faden viel weiter verfolgt werden kann, als bis zu Bürger hin. Die geschilderten vierzeiligen Strophen sind ja im Grunde gar keine Strophen, sondern nichts anderes als die alt= deutschen „kurzen Reimpaare", von denen hier jedes Mal zwei Paare strophenartig zusammengeordnet sind. Diese sogenannten kurzen Reimpaare sind bekanntlich dasjenige unserer nationalen Versmaße, in dem die höfischen Epiker des Mittelalters ihre großen Epen verfaßt haben: sie bilden sich reimende Paare von Zeilen, deren jede vier Betonungen hat, aber nach Belieben mit einer betonten oder einer unbetonten Silbe anheben kann. Dies Versmaß ist niemals vom Schauplag ab= getreten, es hielt sich nach dem Ausleben des Mittelalters in Volksliedern, es verwilderte zum ,,Knüttelvers", den die Poeten solange verachteten, bis ihn besonders Bürger wieder mit Geschmack anwandte, und vor allem, bis ihn Goethe in einer Form vorführte, die viel mehr den alten Reimpaaren sich näherte, als Bürgers Verse, so vor allem im

"Faust". Es war ja Herder, durch den der junge Goethe erst auf die nationalen Formen der Dichtkunst aufmerksam gemacht wurde, und so finden wir denn auch in Herders,,Stimmen der Völker" solche altdeutschen Reimpaare, ich erinnere vor allem an das Urbild des Erlkönigs: Herr Oluf reitet spät und weit,

Zu bieten auf seine Hochzeitsleut’.

Dieses oder ähnliche Gedichte in Herders Sammlung, vielleicht auch erzählende Gedichte in des Knaben Wunderhorn haben Heine in metrischer Hinsicht zu einem seiner frühesten epischen Gedichte das Vorbild gegeben, zu Belsazer: Die Mitternacht zog näher schon,

In stummer Ruh lag Babylon.

Nur noch einmal wieder, nach vielen Jahren, hat Heine ein episches Gedicht in diesem Metrum gedichtet, den dritten Teil des „Dichters Firdusi": Schach Mahomet hat gut gespeist, Und gut gelaunet ist sein Geist;

aber er hatte in der Zwischenzeit die kurzen Reimpaare darum nicht vergessen, nur gebrauchte er sie mehr nach dem Muster von Goethes Sprüchen in frisch hingeworfenen, spruchartigen Wendungen; dann gehen sie ungefähr aus folgender Tonart:

Gaben mir Rat und gute Lehren,
Überschütteten mich mit Ehren,
Sagten, daß ich nur warten sollt',
Haben mich protegieren gewollt.

Auf dem Krankenlager hat Heine vorzugsweise sich des Kuüttelverses bedient und allen möglichen Inhalt in diese Form gegossen, Gutes und Böses, Reflexionen, Erinnerungen, Klagen, Invektiven, Fabeln u. s. w.

Wenn wir nach dem Gesagten die Strophen der „Traumbilder" nicht als solche gelten lassen konnten, sondern sie als „kurze Reimpaare“ ansprachen, so müssen wir dagegen ein anderes gleichfalls auf Bürger und Goethe führendes Versmaß, das Heine schon als ganz junger Mensch anwandte, als wirkliche Strophe auffassen; ich meine das Metrum der ,,Grenadiere":

Nach Frankreich zogen zwei Grenadier',

Die waren in Rußland gefangen.
Und als sie kamen ins deutsche Quartier,
Sie ließen die Köpfe hangen.

Es ist eine vierzeilige Strophe mit überschlagenden Reimen; die ungeraden Zeilen haben vier Betonungen und männlichen Ausgang, die geraden dagegen nur drei Betonungen und weiblichen Schluß. Der Rhythmus ist steigend, und zwar so, daß Jamben beliebig mit Anapästen wechseln. Derartige Strophen finden sich mehrfach bei Goethe, doch meist

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