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gefüllt, daß der Verfasser meint, die deutsche Sprache habe keine scharf begrenzte, alle diese verwandten Begriffe unter einer klar bestimmten logischen Kategorie versammelnde Bezeichnung ausgeprägt. Aber die griechische Sprache hatte für den Griechen auch kein solches Wort. Das Wort Ethos ist vielmehr hier zu einer bloßen Schale herabgesunken, die von dem Philosophen mit einem vielseitigen Inhalte gefüllt und nun als philosophische Formel für diesen Inhalt verwendet wird. Die Wörter der Muttersprache entziehen sich einer solchen Behandlung, da sie in der Regel soviel anschaulichen Inhalt für jeden haben, daß sich dieser beim Versuche einer derartigen Behandlung in unbequemer Weise geltend macht. Daraus erklärt es sich, daß sich die deutsche Sprache im allgemeinen nicht in solcher Weise mißbrauchen läßt. Das Gesagte wird genügen, um unsern Standpunkt in dieser wichtigen Frage darzulegen.

Wir wiederholen zum Schlusse, daß wir die vom Verfasser ge= gebene Kritik Lessings im allgemeinen für eine wohlgelungene halten. Wir finden aber zugleich soviel Leben und Geist in dem Werke des Verfassers, daß wir die Hoffnung aussprechen, er werde auch vor dem lezten Schritte nicht zurückschrecken und uns, wie er hier eine Kritik Lessings vom Boden der aristotelischen Philosophie aus gegeben hat, mit einer ebenso eingehenden Kritik des Aristoteles vom Boden der Thatsachen aus beschenken.

Dresden.

Kleine Mitteilungen.

Otto Lyon.

Zweites Freisausschreiben des allgemeinen deutschen Sprachvereins. Der allgemeine deutsche Sprachverein sezt einen Preis von 1000 Mark aus für eine Schrift über: Unsere Muttersprache, ihr Werden und ihr Wesen. Die Arbeit soll womöglich den Umfang von acht Druckbogen nicht übersteigen. Gefordert wird eine auf wissenschaftlichem Boden ruhende, gemeinverständliche und übersichtliche Schilderung der räumlichen und zeitlichen Entwickelung unserer Sprache, welche das Hauptgewicht auf das 16. und 18. Jahrhundert legt, und nicht nur die äußeren, sondern auch die inneren Wandlungen berücksichtigt. Anknüpfend an diese kurzgefaßte Geschichte der Muttersprache erwarten wir eine anregende Darstellung der gemeinen hochdeutschen Schriftsprache unserer Zeit. Diese Darstellung ist nicht gedacht in der Form einer grammatischen Übersicht oder eines Nachschlagebuches, sondern als lebendige und anschauliche Erörterung der hauptsächlichsten Eigentümlichkeiten unsrer Sprache in ihrem Lautstande, ihren Betonungsgeseßen, ihrer Wortbiegung und Wortbildung, ihrem Saßbau, ihrer Ausdrucksfähigkeit. Daran schließe sich eine kurze Auseinanderseßung der Grundbedingungen eines reinen, unbefangenen und edlen Gebrauches der Muttersprache in Wort und Schrift. Es soll demnach über unsre Sprache als das Werkzeug fortschreitenden Geistes in einer Weise gehandelt werden, welche geeignet ist, die mechanische Auffassung vom Wesen der Sprache zu bekämpfen und die weiten Kreise der Gebildeten zu fesseln und zu unterrichten. Die Preisarbeiten sind, mit einem Wahlspruche versehen, bis zum 1. August 1890 dem Vorsigenden, Museumsdirektor Prof. Dr. H. Riegel in Braun

schweig, einzusenden. Beizufügen ist ein mit dem gleichen Wahlspruche bezeichneter verfchlossener Brief, welcher den Namen des Bewerbers enthält. Das Preisgericht ist zusammengeseßt aus den Herren:

Professor Dr. Burdach in Halle a. d. S.,

Geh. Justiz Rat Professor Dr. Felix Dahn in Breslau,

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Geh. Regierungs-Rat Professor Launhardt in Hannover,
Schriftsteller Dr. Wilhelm Lauser in Wien,

Oberlehrer Dr. Otto Lyon in Dresden,
Rektor Dr. Pressel in Heilbronn a. N.
Professor Dr. Rödiger in Berlin,

Direktor Professor Dr. B. Suphan in Weimar,
Professor Dr. Wackernell in Innsbruck,

Direktor Professor Dr. Waeßoldt in Berlin.

Der Verein behält sich das Verlagsrecht auf drei Jahre, vom Tage der Verkündigung des Spruches an gerechnet, vor.

Das Centralorgan für die Interessen des Realschulwesens bringt im Novemberhefte einen Aufsaß vom Oberlehrer Ludwig Rudolph in Berlin, dem Altmeister auf dem Gebiete der deutschen Stilistik: Über Mißhandlung unserer Muttersprache auf dem Gebiete der Tagespresse". Wir empfehlen den trefflichen Auffaß der Beachtung der Fachgenossen.

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Neu erschienene Bücher.

Boll, Hermann, 430 deutsche Vornamen als Mahnruf für das deutsche Volk. Leipzig, G. Fock. 22 S. Preis M. 0,50.

Conrads, Prof. Dr., Altdeutsches Lesebuch in neudeutschen Übersetzungen. Für die oberen Klassen höherer Schulen sowie für den Alleingebrauch _mit_Anmerkungen. Leipzig, Karl Bädefer 1889. XII, 296.

Hessel, Karl, Dichtungen von Heinrich Heine, ausgewählt und erläutert, Bonn, Eduard Webers Verlag 1887. 349 S.

Philips, Karl, Oberlehrer an der höheren Bürgerschule in Köln, Lokalfärbung in Shakespeares Dramen. Programm 1887 und 1888.

Reichel, Walther, Von der deutschen Betonung. Leipziger Dissertation, Jena, Frommannsche Buchdruckerei 1888. 35 S.

Schulz, Dr. Bernhard, Regierungsrat, Deutsches Lesebuch für höhere Schulen. 1. Teil. Für untere und mittlere Klassen. 8. Auflage. Paderborn, Ferdinand Schöningh 1888. Preis M. 2,65.

Vogel, Th., Goethes Selbstzeugnisse über seine Stellung zur Religion und zu religiös kirchlichen Fragen. In zeitlicher Folge zusammengestellt. Leipzig, B. G. Teubner 1888. IV, 199.

Werneke, Dr. Bernhard, Ausgewählte Oden und Elegien nebst einigen Bruchstücken aus dem Messias von F. G. Klopstock. Mit erklärenden Anmerkungen und einer Biographie des Dichters. 2. Auflage. Paderborn, F. Schöningh 1888. X, 255. Preis M. 1,80.

Für die Leitung verantwortlich: Dr. Otto Lyon. Alle Beiträge, sowie Bücher u. j. w. bittet man zu senden an: Dr. Otto Lyon, Dresden, Humboldtstraße 911.

Eine schulmäßige Darstellung des Unterschiedes von Haupt

und Nebensatz.

Von Bernhard Maydorn in Ratibor.

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so

Die Notwendigkeit für den Unterricht in der Interpunktionslehre durch eingehendes Studium gewisse Grundlagen für praktische Übungen zu gewinnen führt in erster Reihe dazu, den syntaktischen Bedingungen des Lesezeichensazes genauer nachzugehen. Denn wenn die Regeln für den Gebrauch des Kommas, Punktes zc. auch noch so übersichtlich und zweckdienlich sind, — und oft ist das gar nicht einmal der Fall wird ihre Anwendung geradezu unmöglich durch die, wie es scheint, nicht auszurottende Unsicherheit im Unterscheiden zwischen Haupt- und Nebensaz. Die folgenden Zeilen wollen auf Grund praktischer Versuche in der Schule das Wichtigste über diesen Gegenstand in einer vielleicht auch für andere brauchbaren Gestalt zusammenfassen.

Die landläufige Regel für die Unterscheidung von Haupt- und Nebensah lautet in der Form, wie sie Wilmanns (deutsche Schulgrammatik I6 § 150) giebt: „Man kann den Nebensaß meistens daran erkennen, daß in ihm das verbum finitum am Ende steht." Der Wortlaut deutet an, daß die Regel den Unterschied nicht erschöpfen will. Auch Erdmann (in dieser Zeitschrift I, 159) erkennt an, daß die verbale Wortfolge nicht als einziges Kennzeichen der Nebensäße gelten kann. Man kommt mit diesem Unterscheidungsmerkmale sofort in die Brüche, wenn man, wie es in der Natur der Sache begründet ist, die ersten Übungen nach dieser Richtung hin am einfachen nackten Saze macht, sowie an Nebensägen, die von allem attributiven und adverbiellen Beiwerke frei sind. Säße, wie er schlief" und „während er schlief“ sind aus der Wortstellung allein nicht zu bestimmen. Es giebt also eine, wiewohl seltener vorkommende Art von einfachen Aussagesäßen, in denen das verbum finitum dieselbe Stellung inne hat, wie im Nebensage. Es genügt ferner nicht, hier nur auf die Einleitung des Nebensages durch eine Konjunktion hinzuweisen, denn in vielen Fällen findet man sich damit nur einer neuen Schwierigfeit gegenüber, der Unterscheidung zwischen Adverb und Konjunktion. Wenn man dann in Säßen, wie: „da liegst du" und:,,da du liegst", ... die Beschaffenheit des einleitenden „da" umgekehrt aus der Natur des Sahes als Haupt- oder Nebensaz erklären wollte, dann wäre der Kreislauf fertig

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Zeitschr. f. d. deutschen Unterricht. 3. Jahrg. 2. Hft.

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und der Lernende in seiner grammatischen Erkenntnis nur um ein gutes Teil verworrener, als vorher.

Wird hier also durch die Regel die Grenze zu weit gezogen, so ist sie auf der andern Seite wieder zu enge. Außerhalb derselben fallen eine Reihe von Nebensägen, in denen das Prädikatsverbum nicht am Ende, sondern am Anfange steht, nämlich alle jene Konditional- und Koncessivsäge, denen die Einleitung durch eine Konjunktion fehlt. Daß man diese nicht, wie andere noch zu besprechende Sagarten, zunächst ganz aus dem Spiele lassen kann, verbietet sich durch ihr öfteres Vorkommen selbst in Lesestücken, die man kleineren Schülern vorzulegen pflegt, wie z. B. in den Grimmschen Märchen.

Will man also dem Anfänger mit einem nußbaren Merkmale für die Unterscheidung von Haupt- und Nebensaz an die Hand gehen, so wird dasselbe die durch das „meistens" in der erwähnten Regel ange= deutete Lücke so ausfüllen müssen, daß weder auf der einen Seite der Unterschied von Adverb und Konjunktion vorausgesezt zu werden braucht, noch auf der andern die Stellung des Prädikatsverbums als allein bezeichnend gilt. Man spare sich also die Einübung jenes Unterschiedes, wenigstens soweit Verwechselungen überhaupt möglich sind, für die Zeit auf, wo Haupt- und Nebensaß mit Sicherheit erkannt werden, und spreche nur von einer Einleitung des Sages im allgemeinen, die nicht Subjekt (nebst seinen vorangestellten Attributen) und nicht Prädikat, aber sonst jeder Saßteil sein darf. Dazu nehme man dann noch die Stellung des Prädikats, aber nicht absolut, ob es am Ende des Sazes steht oder nicht, sondern in seinem Verhältnisse zum Subjekte, und gebe der Reihenfolge Subjekt-Prädikat eine bestimmte Bezeichnung, etwa: gerade Wortstellung, desgleichen der Reihenfolge Prädikat - Subjekt: ungerade Wortstellung. Faßt man diese beiden Merkmale zusammen, so läßt sich folgende auf die überwiegende Mehrheit der Fälle passende Regel aufstellen:

1. Säße ohne Einleitung mit gerader Wortstellung sind Hauptsäße, z. B.: ihr wundert euch.1) die Vögel sangen. die Tochter sezte sich. 2. Säße ohne Einleitung mit ungerader Wortstellung sind Nebensäße, 3. B: wollt ihrs versuchen,... — habe ich erst die eine Here,... 3. Säße mit Einleitung und gerader Wortstellung sind Nebensäße, z. B: wenn sie weinte, ... daß du hinausgehst,. als sie sich um= sahen,...

...

4. Säße mit Einleitung und ungerader Wortstellung sind Hauptsäße, z. B.: da tam er in eine große Stadt.

auch ist mein Haus nicht so weit.

1) Die Beispiele sind sämtlich aus einem Grimmschen Märchen:,,Die GänseHirtin am Brunnen“, das in Lejebüchern wohl mehrfach abgedruckt ist.

Zur Erläuterung des Begriffes Einleitung ist folgendes hinzuzufügen: Die dem Subjekte unmittelbar vorangestellten Attribute: Artikel, Adjektiv, Pronomen, Zahlwort, Particip, werden mit dem Substantiv zusammen als grammatische Einheit angesehen, gelten also nicht als Einleitung. Tritt dagegen die Apposition mit „als" vor das Subjekt, so bewirkt fie Inversion; der Hauptsaß hat dann ungerade Wortstellung, die vorangestellte Apposition muß also als Einleitung gelten.

Von Konjunktionen bleiben ohne Einfluß auf die Wortfolge: und, sondern, aber, allein, denn, nämlich, oder, entweder. Diese acht müßten besonders eingeprägt und mit den vorangestellten Attributen des Subjekts als Ausnahme gemerkt werden.

Der Schüler ist dann nur noch auf zweierlei aufmerksam zu machen. Erstens, daß nicht nur das „so“, bez. „da“ des Nachsages, sondern, wo dieses fehlt, der ganze Vordersaß als Einleitung gilt, daher denn der Hauptsag als Nachsaß auch ohne einleitendes „so“ ungerade Wortstellung hat.1) Sodann daß bei eingeschobenen Säßen, wie: „sagte er", ,, entgegnete sie", der voraufgehende Teil der Rede als Einleitung zu be= trachten ist (vgl. Erdmann, Syntax § 208).

Demnach sind folgende acht Arten der Einleitung möglich:

1. Alle unterordnenden Konjunktionen, z. B.: weil ihn niemand kannte. Ferner, die Stelle an der Spize des Sazes vorausgeseßt:

2. alle beiordnenden Konjunktionen außer den genannten acht: zwar ist mein Vater kein Bauer. freilich hab ich dirs sauer genug gemacht. 3. alle Adverbien und adverbiellen Ausdrücke: endlich rutschte die Alte herab. unter beständigem Ächzen stieg er den Berg hinauf.

-

4. alle attributiven Bestimmungen außer den zum Subjekte gehörigen und unmittelbar vor demselben stehenden: zitternd, wie ein Espenlaub, lief sie zu dem Hause zurück. -voll Freude gingen sie weiter. 5. die vorangestellte Apposition: als Vater der Götter und Menschen wird er Allvater genannt.)

6. jeder Objektskasus: ihr hats nicht geschadet. - dem Jünglinge zitterten die Knie. mein Königreich habe ich verschenkt.

-

bald nachher seine große Härte gereut.

Endlich:

den König hat

7. das „so" oder „da“ des Nachsazes, bez. der ganze Vordersaz: ..., so will ich euch schon ein gutes Trinkgeld geben

1) Die Ausnahmen hiervon s. unten S. 102.

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da ließ der

2) Dieses Beispiel aus einem Stücke über Wodan von W. Wägner (aus W.s Buche: Unsere Vorzeit"), abgedruckt im Lesebuche von Hopf und Paulsiek für IV. Die andern alle aus der „Gänsehirtin“.

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