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Im 1sten Th. des Gutachtens §. 40 S. 144, 45. §. 42 S. 156, 57. wurde bereits der Wahn getilgt, als habe der Erlöser unüberlegt, wo er das Lehramt eröffnete, Kapernaum zu seinem Standpuncte erlesen, einen Ort, der wie fein anderer für seine Sicherheit die nöthige Bürgschaft bot, und noch dazu den Besuch verschiedener Landestheile zur Ausbreitung der Lehre durch die Seefahrt erleichterte. Auch das muß man in Anschlag bringen, daß er in dieser Stellung die Grenzen seines Wirkens erweiterte, durch seine Thaten und Lehren unter den Heiden des tyrischen und sidonischen Gebietes im Nordwesten und östlich unter denen der Dekapolitanstädte Aufsehen erregte, und somit den Aposteln nach seinem Hintritte den Weg anbahnte, dort Gläubige zu sammeln.

Der eigentliche Sig seiner Lehre wurde Galiläa. Hier traf er ein weniger von Pharisäern und Legisten durchwühltes, im Ganzen ein williges Volk. Er durchwanderte die Synagogen, und wurde gerne gehört: in keiner derselben begegnete er einen Anlauf ungestümmer Abneigung als in Nazaret.

Defter aber hielt er Vorträge unter freiem Himmel zu den herbeiströmenden Schaaren, die wohl auch auf vier und auf fünftausend Menschen anwuchsen; ihn einmal selbst drei Tage lang begleiteten. Bei solchen Gelegenheiten verkündete er seine reinen und erhabenen Lebensgrundsäge, bald in gemeiner bald in bildlicher Rede, oder trug in Gleichnißreden die Lehre vom himmlischen Reiche vor. In dem römisch beherrschten Judäa würde der öftere Zusammlauf großer Volkshaufen nicht geduldet, und auch vom hohen Rathe durch sein Einschreiten bei der Staatsgewalt gehindert worden sein; in den Tetrarchien des Herodes und Philippus bewegte sich das Volk freier, wodurch es dem Erlöser thunlich wurde ins Große zu wirken, und Worte der Unterweisung an gedrängte Schaaren zu richten.

Eben so war in Galiläa der Schauplaß seiner Wunder und Heilungen. Judäa hatte sich derselben nicht gleichmäßig zu erfreuen, weil er es nur durchwanderte, um nach Jeru

falem zu gelangen: einige wenige sah die Hauptstadt, indem der Herr lediglich an festlichen Tagen darin verweilte.

Galiläa hatte seine Pharisäer und Gefeßforscher; aber häufiger sammelten sie sich um den Mittelpunkt der religiösen Macht und den Siß der großen Schulen streitseligen Unverstandes. Von daher, von Jerusalem, durchstreisten sie auch das Oberland, wohl nicht allein um ihre Mitbrüder zu besuchen, sondern den Stand der Dinge zu beobachten. Matth. XV. 1. Mark. VII. 1. Luf. V. 17. Die galiläischen Pharisäer und Schriftkundige gaben indessen jenen nichts nach am guten Willen, Jesu zu verderben; Matth. XII. 14. Mark. III. 6. aber sie waren zu unmächtig, ihren Wunsch zu verwirklichen, indem das Volk Jesu schüßte. Sie hatten nur zwei Wege ihre Absicht zu erreichen, eine käufliche Mörderhand zu finden, oder den Herodes zu einem Gewaltstreich zu stimmen, dergleichen er am Täufer verübt hat.

Mächtiger waren die Pharisäer und Schriftlehrer in Judaa: mehrere von ihnen saßen im Collegium des hohen Rathes, der obersten Behörde in Religionsangelegenheiten, welche mit Ansehen und Strafgewalt bekleidet zugleich über große Geldmittel verfügen konnte, ihre Absichten durchzusezen. Durch Männer dieser Secte wirkte der hohe Rath im Lande, welcher sie schüßte, und dem sie hinwiderum als Schußwache dienten.

Unter diesen Verhältnissen war die Stimmung der galiläischen Bevölkerung eine andere als die der Judäer. Diese, durch eine Menge scheinfrommer Hezer und Rathgeber durchgährt, und fleißig bearbeitet, mißbraucht zu werden, standen ihnen allerwegs zu Dienste.

So unheimlich es sich in diesen Umgebungen lebte, und so gering auch die Aussicht war, unter den Judäern viele Bekenner zu gewinnen, konnte dennoch der Erlöser sein Wirken und Lehren Judäa und seiner Hauptstadt nicht entziehen, und sich einseitig auf Galiläa beschränken. Zu Jerusalem an den Festen traf er, was er suchte, eine Menge Menschen,

welche in Heerhaufen aus allen Ländern von Vorderaften und auf Ostern und Pfingsten auch aus Mittelasien, Europa, Afrika und den Inseln sich sammelten. Manche aus ihnen brachten den Ruhm Jesu ins Vaterland zurück, gleichsam als Vorläufer der fünftigen Glaubensboten.

Die Parthei der Sadducäer und Herodianer war nicht abgeneigt, Jesu zu schaden; sie hatten aber bei weitem den Einfluß nicht, etwas gegen ihn mit Erfolg zu unternehmen. Wir haben also vornehmlich die Stellung Jesu den Pharisäern gegenüber ins Auge zu faffen, um sein Betragen gegen sie, und das Bewußtsein wahrzunehmen, mit welchen er sein Schicksal leitete.

Nichts vertrug sich weniger mit der Religion Jesu als die Frömmigkeit der Pharifäer, die wie ein schmucker Anstrich an der Oberfläche haftete, indeß im Innern gewissenlose Selbstfucht kaum einen höhern Gedanken, ein edleres Gefühl auffeimen, dagegen den Anregungen zu jedem Frevel freies Spiel ließ. Zwischen ihnen und Jesu konnte nie Friede werden: das Volk war dem Guten desto näher, wie weniger es ihren Meinungen und ihrer Mummerei hold war.

Unter die Menge kosmetischer Mittel, die erheuchelte Strengheit des Lebens auswärts gleißen zu machen, gehörten die vielfältigen Waschungen der Hände, der Füße, des Leibes, der Speisegeschirre, Trinkgefäße und anderer Geräthe, wovon der Erlöser die Ungebühr nach Verdienst rügte, die innere Reinheit empfahl, und den Schmug und Unflat pharisäischer Denkart der Verachtung blosstellte.

Diese heiligen Leute, die ohne Versündigung mit ihrem Gewande nicht anstreifen durften am Kleide eines Bauern 1), mußten sehen, daß der neue Religionslehrer mit Sündern und Zöllnern umgieng, und sich ihre Tischgenossenschaft ge= fallen ließ.

.Mischnah, Tract. Chagiga בגדי עם הארץ מדרס לפרושין : (1

c. 2. n. 7.

Vornehmlich aber wurde ihr Eifer angeregt durch die Heilungen, die Jesu am Sabbath vornahm. Mochte er in den Synagogen Unglückliche treffen, die seiner Hilfe bedurften, oder mochten sie ihm sonst irgendwo dargebracht werden, so verschob er sie niemal von einem Sabbath auf den folgenden Tag. Das war ein Gräuel in den Augen der Gesezkundigen, welche, was man am Sabbath thun darf oder nicht, mit lächerlicher Epißfindigkeit vollen Ernstes durchzankten: ob es erlaubt fei, am Sabbath das Licht zu pugen, oder der verglimmenden Lampe Del zuzugießen? Aber was fage ich: welch eine Unzahl von Alfanzereien ließe sich über diesen Gegenstand aus der Mischnah, den Gemaren und den Thosaphthoth aufsammeln, wenn Jemand Lust hätte, sie zu lesen?

In diesen Dingen, wie wir sie aufgezählt haben, traten zwar die Gegensäße am auffallendsten heraus, aber es galt im Grunde die Gesammtheit der pharisäischen Lehrmeinungen gegenüber der Lehre Jesu, also zwar daß beide nicht neben einander bestehen konnten, und wie die eine siegte, die andere fallen mußte. Eben so trübe waren die Aussichten für die Häupter und Inhaber der religiösen Macht, die, wenn Jesu als Messias anerkannt wurde, das Erlöschen ihrer Herrlichkeit zu befürchten hatten.

So viel im Allgemeinen von den Verhältnissen Jesu zu beiden Landschaften Galiläa und Judäa und zu seinen Feinden; wir begleiten ihn nun auf seinen Zügen, so weit es nöthig ist, um uns zu verständigen, ob Jesu sich der Führung des Zufalles überlassen, oder die Verhältnisse so beherrscht habe, daß der Gang feines Schicksales, wie er ihn wollte, sich daraus ergab ?

Bei seinem ersten öffentlichen Auftreten am Pascha zu Jerusalem hielten sich die Vornehmen und Gelehrten ruhig. Joh. II. 13. f. Sie waren nicht unmittelbar berührt, und konnten abwarten was aus dieser Geschichte werden wolle.

Hierauf bezog Jesu seine neue Wohnung zu Kapernaum,

und heilte am Sabbath in der Synagoge einen Dämonischen. Mark. I. 12. Luk. IV. 31. f. Die That erregte Bewunderung, Niemand machte Einsprache. Nicht lange nachher wurde zu Kapernaum ein Paralytischer am Sabbath in Gegenwart vieler Pharisäer aus Galiläa, Judäa und Jerusalem von feinem Uebel befreit mit den Worten: deine Sünden sind dir erlassen. Sie ärgerten sich über die Worte; Jesu belehrte sie einfach von seiner Macht, Sünden zu erlassen, Mark. II. 1. f. Luk. V. 17. f. und von keiner Seite kam es zu einer Heftigkeit, Die Verstöße gegen den Sabbath häuften sich aber, so daß den Pharisäern die Geduld ausgieng. Am Sabbath erschien in der Synagoge ein Mann mit verdorrter Hand, und wurde geheilet. Das war zu viel: sie berathschlagten, wie sie Jesu verderben möchten. Matth. XII, 14, Mark. III. 6. Luf. VI. 7 und 11.

Der zweite Festbesuch zu Jerusalem lief nicht so ruhig ab, wie der erste. Der Kranke am Teiche Bethchesda wurde von Jesu des Uebels entledigt; aber wieder am Sabbath. Darüber entrüsteten sich die Judäer, und hatten Luft den Herrn zu ermorden; denn nach dem Geseze stand der Tod auf der Entheiligung des Sabbath, Da sie unter den Nömern das Recht verloren hatten, mit dem Tode zu bestrafen, entschädigten sie sich auch wohl dafür durch menterischen Tode schlag. Der Erlöser berief sich auf seine göttliche Macht und auf die vom Vater empfangene Sendung: da er Gott seinen Vater nannte, wuchs ihre Mordlust. Joh. V. 16, 17, 18. Zusehends fing in beiden Ländern feine Lage an bedenklich zu werden. Er suchte Galiläg wieder auf. Waren ihm gleichwohl dort die Pharisäer nicht gut, so war ihm doch das Volk ergeben. Nach der Brotaustheilung unter die Fünftausende mußte er den Schaaren ausweichen, damit sie sich nicht seiner bemächtigten, um ihn zum Könige auszurufen, Joh. VI. 15. Die von Jerusalem aber, Pharifäer und Schriftdeuter, folgten ihm auch nach Galiläa, um sein Beginnen zu beobachten. Und als sie weiter nichts zu tadeln fanden,

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