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auch die Baumeister, daß schwere Körper nicht anders sicher aufgestellt werden können, als wenn die Richtschnur mit ihnen übereinstimmt; denn nur diese mache die beiderseitigen Winkel gleich 1)." Augustinus nimmt der Lehre von der Kugelgestalt der Erde gegenüber dieselbe unentschiedene Stellung ein wie zur Sphärizität des Himmels. Er erwärmt sich nicht

für sie, aber er spricht ihr auch nicht jede Berechtigung ab. Das läßt sich aus einer Stelle seines Gottesstaates, Buch 16, entnehmen, wo er zu beweisen sucht, daß, selbst wenn die Erde sphärisch sei, nicht notwendig folge, daß auf jener unbekannten Erdhälfte sich Landmassen aus dem Meere erhöben. Seit dem 5. Jhrh. mied man ängstlich alle Ausdrücke, die auf die Kugelgestalt der Erde gedeutet werden konnten, denn man lief Gefahr, nicht nur für einen Toren zu gelten, sondern auch, was in jenen Tagen weit gefährlicher war, für einen Ketzer. Erst mit dem 8. Jhrh. hat sich die Kugellehre durchgerungen, und von jetzt ab beginnt die Lehre von der Scheibengestalt jene vereinzelte Rolle zu spielen, wie in der frühesten christlichen Zeit die Lehre von der Kugelgestalt.

Einen ausschlaggebenden Grund für die Verwerfung der Kugeltheorie sahen viele Väter in der Unmöglichkeit der Antipodenhypothese. Diese Streitfrage ist von den christlichen Kosmographen wieder und immer wieder aufgeworfen worden und eigentlich nie zum Stillstand gekommen. Den alten Philosophen, die sich die Erde frei im Raum schwebend und vielfach sogar um ihre Achse rotierend vorstellten, und denen die allgemeine Schwere, soweit sie das Fallen aller Körper gegen den Erdmittelpunkt betrifft, ein geläufiger Begriff war, konnte es nicht beikommen sich zu fürchten, daß sie nachts oder zu irgend einem Zeitpunkt der Erdumdrehung mit dem Kopfe nach unten zu stehen kämen. Aber die patristischen Denker konnten sich zu einem derartigen Verständnis nicht aufschwingen. Die Anhänger der Antipodenlehre, die übrigens schon Pythagoras ausgesprochen hatte, wurden daher mit geringschätzendem Spott abgewiesen. „Ist es möglich“, ruft Laktanz aus, „noch so abgeschmackte Leute zu finden, die glauben, daß es Menschen gebe, die mit den Füßen in der Luft und mit dem Kopfe nach unten gehen?, daß die Bäume und Kräuter mit den Wurzeln nach oben wachsen?, daß Regen, Schnee und Hagel nach oben fallen? Und obschon die hängenden Gärten unter die sieben Weltwunder gerechnet werden, sollten die Felder, Meere und Städte in der Luft hängend im Gleichgewicht bleiben können?2)" (Es dürfte wenig bekannt sein, daß diese und ähnliche Hauptstellen der Kirchenväter dem Kolumbus von dem spanischen Gelehrtenrate, der 1486 mit der Begutachtung seines Vorhabens beauftragt wurde, entgegen gehalten wurden.) Die Wurzel dieser unsinnigen Behauptung habe man nach seiner Meinung

1) Philopon. de mundi creat. III, 7 p. 110f. zum Vorhergehenden: II, 4 p. 58. 2) Lactant. Divin. instit. III c. 24, p. 231 ed. Cellar. 1698.

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in der Lehre von der Kugelgestalt der Erde zu suchen. Denn ihre Annahme mache auch das Vorhandensein anderer Ländermassen an der uns entgegengesetzten Erdseite und eine dazu gehörige Bewohnerschaft notwendig. Für ihn hatten die Einwendungen der Philosophen keinen Wert, die auf die Richtung der schweren Körper nach dem Erdmittelpunkt hinwiesen, während es allein den leichteren Körpern, wie Wolken, Rauch, Feuer möglich sei, dem Himmel zuzustreben; und er fand die Existenzberechtigung dieser Einwendungen höchstens nur in einer seltsamen Verkehrtheit der Sinne und der Vernunft, wenn er nicht vorzog, das Ganze für einen Scherz schlimmer Art auszugeben.

Mit etwas besseren Gründen bekämpfte Augustinus die „Fabel von den Gegenfüßlern, bei denen die Sonne aufgeht, wenn sie bei uns untergeht". Wenn man auch aus irgendwelchen Gründen annehmen wollte, daß die Erde ihrer allgemeinen Form nach kugelförmig und rund sei, so folge daraus doch nicht, meint er, daß die Erde auch auf der anderen Seite von der Anhäufung der Wasser frei sein müsse, ferner daß es, wenn sie auch davon frei wäre, noch nicht sogleich notwendig sei, daß sie auch menschliche Bewohner habe. Gegen eine solche Behauptung spreche die Abstammung aller Menschen von einem einzigen Paare. Es sei doch nicht gut denkbar, daß die Menschen auf Schiffen über den dazwischen liegenden unermeßlichen Ozean übergesetzt seien. Die Antipodenlehre sei überdies nur eine Spekulation der Gelehrten und habe bisher erfahrungsmäßig noch keine Bestätigung gefunden ').

Wie aber Augustinus aus dem Umstande, daß nach biblischem Bericht Adam nicht nach der anderen Erdhälfte gegangen, schließen wollte, daß sie menschenleer sein müsse, so wollte Prokop von Gaza im 6. Jhrh. dasselbe aus dem Umstande beweisen, daß Christus nicht nach der anderen Halbkugel gegangen sei, um dort wohnende Menschen ebenfalls zu erlösen 2), und noch andere wollten den Antipodenglauben mit dem Hinweise widerlegen, daß die Gegenfüßler den am jüngsten Tage vom Himmel herabsteigenden Heiland nicht würden sehen können. Auch Kosmas der Indienfahrer, wie er genannt wird, der wegen seines beschränkten Urteils allgemeinem Tadel verfällt und der den Höhepunkt kosmologischen Blödsinns personifiziert, reiht sich den Antipodenleugnern an.

Der erste, der im Abendlande mehr Gefallen an der Antipodenlehre gezeigt hat, scheint der Vielschreiber Isidor von Sevilla gewesen zu sein. Er folgt der allgemein üblichen Einteilung der Erde in drei große Ländermassen: Europa, Asia und Lybia, fügt aber schließlich noch einen vierten Erdteil hinzu, der im Süden jenseits des Ozeans liege und bewohnt sei. „Nur wegen der dazwischen liegenden heißen Zone ist dieser uns bis jetzt 1) Augustin. de civit. Dei ed. Dombart Lpz. 1877 lib. XVI c. 9. 2) Migne gr. t. 87, 69.

unbekannt geblieben 1)." Nach seiner Beschreibung können aber die Antipoden nur Gegenwohner gewesen sein (d. h. die unter gleicher Länge und entgegengesetzter Breite wohnen), zumal da er von Antipodenvölkern bereits in Libyen erzählt, die, jedenfalls um sich besser zu halten, acht Zehen an jedem Fuß hätten. Die Füße dieser Menschengattung waren nach hinten (!) gerichtet. Isidorus berichtet auch von Lemni, die ohne Kopf waren; die Augen saßen auf Brust und Schultern. Die Sciopoden bewohnten Äthiopien, waren Schnelläufer und hatten so lange Füße, daß sie sich mit denselben beschatten konnten, wenn sie in der Sonne ausgestreckt lagen. Der Wunderglaube an solche anthropologische Monstrositäten ist fast den meisten Kirchenvätern vorzuwerfen; selbst Augustinus schließt diese Dinge nicht aus. Auch in diesen fabelhaften Schöpfungen haben wir ein Wiederaufleben der alten Vorstellungen von Centauren, Cynocephalen, Heteromorphen usw. zu erblicken. Man gewöhnte sich eben an alle diese Dinge wieder ganz besonders leicht infolge jener mystischen Denkweise, die dem Schöpfer die Macht zuschrieb, die Naturgesetze fortwährend durch die Wunder zu unterbrechen, auf die ja in hervorragender Weise der christliche Glaube sich aufgebaut hat.

Es darf nicht übersehen werden, daß die Opposition gegen die Antipoden-Hypothese sich auf antike Quellenwerke stützen konnte. Die Alten waren auch nicht zu einem endgiltigen Resultat gekommen, wie denn auch in der Bezeichnungsweise wie Periöken, Antipoden, Antöken, Antichthonen keine rechte Einigkeit herrschte. Plutarch zum Beispiel hatte sich, wie aus seiner Schrift: De facie in orbe lunae hervorgeht, auch nicht denken können, daß die Menschen auf der andern Erdhälfte gleich den Eidechsen an der Zimmerdecke herumliefen. Plinius freilich und Macrobius hatten sich aus mathematischen Gründen für die Antipodenlehre erklärt, allein die Einteilung der Erde in bewohnbare und unbewohnbare Zonen, die seit Eratosthenes und Strabo gang und gäbe geworden war, bildete, wenigstens für einen Christen damaliger Zeit, ein entschiedenes Hindernis. Ein Christ konnte zwar zugeben, daß es auch auf der andern Halbkugel Länder gebe, die an sich nicht gerade unbewohnbar seien, allein wie sollte deren Besiedlung haben stattfinden können, da doch das Paradies auf der nördlichen Hemisphäre lag und die aus demselben nach Süden ausgewanderten Menschen einen seiner Hitze wegen unzugänglichen Erdraum hätten durchschreiten müssen?2) Dazu kam, daß die Bibel, die

1) Isid. Origg. lib. XI, c. 3.

2) Die Väter beschäftigten sich eifrig mit der Frage nach der Lage des Paradieses, dessen naturgeschichtliche und klimatische Eigentümlichkeiten sehr eingehend geschildert wurden. Bald wurde es mehr im Westen, bald im Norden gesucht, meist aber nach Genes. II, 8 nach Osten versetzt. Der Geogr. v. Ravenna gibt als Grund für die östl. Lage an, daß die Länder im Osten das Heimatland duftender Spezereien seien, und besonders jene Provinz, die dem Paradiesgarten

118 W. J. Beckers, Kosmologische Kuriosa der altchristlichen Gelehrtenwelt.

ja als unanfechtbare Urkunde galt, in dem Punkte ein auffallendes Stillschweigen beobachtete, was in den Augen der patristischen Exegeten nicht ohne Grund sein konnte. Die überwiegende Anzahl von Autoritäten erklärte sich daher gegen diese, von einer Minderheit allerdings verteidigte Möglichkeit. Zöckler sagt hierüber: „Einige der älteren Väter reden wenig vertrauensvoll von diesen Ländern jenseit des Weltmeeres. Tertullian spottet einige Male bitter über Theopomps Meropis im fernen Norden. Irenäus und Hilarius meinen wenigstens, es sei Gott allein bekannt, was jenseit des Ozeans sei, die Menschen vermögen darüber nichts zu wissen.“ Erst das 16. Jhrh. sollte Licht in diese Frage bringen und alle Zweifel definitiv beseitigen; denn ehe nicht auf direkte Forschung begründete Resultate vorlagen, war die Verwerfung von Antipoden, sowie von transozeanischen Ländern schließlich verzeihlich.

Den Vorstellungen vom Bau der Welt entsprachen auch anfänglich die bildlichen Darstellungen, deren erste von Kosmas herrührt. Sie rücken uns aber auch recht deutlich den tiefen Fall der Wissenschaft von der stolzen lichtvollen Höhe des Altertums vor die Augen. Die Zeichnung ist roh, die Vorstellungen sind verworren, und alles ist ins Ungefähre und Unbestimmte gestellt.

Das aber ist gerade das Hauptmerkmal des ganzen Zeitabschnitts, Mangel an Klarheit, Mangel an Einheitlichkeit. Exakte Beobachtung war den Vätern fremd, physikalische Kenntnisse eigneten ihnen durchweg nicht, und so verstiegen sie sich zu den kühnsten und unhaltbarsten Behauptungen. Im Altertum wurden diese Probleme in den Kreisen hochwissenschaftlich geschulter Gelehrten gelöst, die frommen Denker aber traten mit religiöser Befangenheit an solche Fragen heran und untersuchten die Gegenstände in der Natur nicht nach ihren kausalen Bedingungen hin, sondern leiteten sie aus übersinnlichen Ursachen ab. Daher gab es keine eigentliche Forschung, die die Bedingung und Vorstufe der Erkenntnis bildet.

Falkenberg (Mark).

am nächsten liege, weil dort der aus dem Paradies wehende Wind unmittelbar seine wohltätige Kraft auf die Bäume des Landes ausübe und aromatische Früchte an ihnen hervorsprießen lasse, ähnlich wie erst der Luftzug den Blütenstaub von den männlichen Palmen auf die weiblichen zu tragen vermöge. Der Erzbischof Basilius von Nowgorod verlegte das Paradies sogar ins weiße Meer. Unwillkürlich wird man an die griechische Hyperboreersage erinnert.

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Historisch-metrologische Forschungen.

Von C. F. Lehmann-Haupt.

1. Herodot's Berechnung der persischen Tribute.

II1).

Die zweite der rückschrittlichen Äußerungen, auf die ich oben anspielte, rührt von H. v. Fritze her2). Sie mag hier im vollen Wortlaut wiedergegeben werden.

„Neben Typenerklärung und richtiger Zuteilung der Münzen steht also das methodische Durchführen einer auf stilistische Beobachtungen gegründeten Chronologie der vorkaiserlichen Gepräge als hauptsächliches Erfordernis augenblicklich im Vordergrund der numismatischen Forschung. Erst nach dieser unerläßlichen Vorarbeit wird es an der Zeit sein, an die Aufstellung der griechischen Metrologie heranzugehen. Denn ohne die mit Hilfe der Archäologie (aber nur so!) zu gewinnende feste chronologische Grundlage sind metrologische Untersuchungen ein Unding. Überdies bedroht eine dabei angewandte Methode noch auf ganz andere Weise die griechische Münzkunde mit der Gefahr heilloser Verwirrung.

„Sie bezeichnet sich als „vergleichende Metrologie", vergißt aber, daß für ihre Zwecke alle Prämissen fehlen. Wenn man die kroiseïsche Mine im französischen Pfund sowie im stadthannoverschen und altholländischen Troypfund stecken sieht und dies als Beweis für ihre größere Verbreitung gegenüber der Dareikenmine anführt, ferner den Umstand, daß im Mittelalter ein Nebeneinander leicht erhöhter bevorzugter Normen gegenüber der gemeinen bestand, zur Illustration antiker Gewichtsverhältnisse verwertet und ähnliches mehr (vgl. K. Regling, Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. LXIII (1909), S. 703), so sollten solche bedenklichen Spielereien doch so lange unterbleiben, bis das Altertum aus sich selbst begriffen werden kann. Und das liegt hier noch in weitem Felde. Denn ganz abgesehen davon, daß für die überwiegende Masse der griechischen Münzen eine zuverlässige Chronologie erst noch zu schaffen ist, wird es selbst, wenn dies für das eine oder andere Gebiet geschehen, zur Erzielung metrologischer Resultate von einiger Stabilität keineswegs genügen, alle erreichbaren Münzen einer einzelnen Stadt oder Landschaft prüfen und zu wägen. Die Zeit der griechischen Metrologie wird gekommen sein, wenn die griechischen Münzkorpora mit genauen Wägungen für die gesamten Länderkomplexe des Mittelmeerbeckens vorliegen. Das hat auch jüngst H. Willers

1) Vgl. Klio XII, S. 240–248. 2) Nomisma VI (1911), S. 31 ff.

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