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er um 8 Uhr morgens aufbrach, in der Nacht zwischen 10 und 11 Uhr in Saxa rubra eintreffen.

Es ist hierbei noch unberücksichtigt geblieben, daß die erste Kunde von der Belagerung des Kapitols nicht durch den von Sabinus gesandten Boten, sondern durch ein Gerücht nach Ocriculum gelangte1). Da sich jener Bote erst gegen 10 Uhr abends auf den Weg machte (S. 301), während das Kapitol allem Anschein nach noch am Tage eingeschlossen wurde, so hatten Reisende, die um diese Zeit Rom verließen, einen bedeutenden Vorsprung. Mit welcher Schnelligkeit sich Gerüchte verbreiten konnten, hat Stephan2) an einigen instruktiven Beispielen gezeigt. Es möge hier genügen, darauf hinzuweisen, daß auf solche Weise die Nachricht von dem gegen Anfang November jul. des Jahres 54 v. Chr. von Cäsar über die Eburonen, Nervier und Aduatuker erfochtenen Siege und seiner Ankunft bei dem hierdurch von der Belagerung befreiten Q. Cicero, bei dem Cäsar nach der neunten Tagesstunde (gegen 21, Uhr nachmittags) eintraf, noch vor Mitternacht in das etwa 60 M. entfernte Lager des Labienus gelangte 3). Es kann demnach Antonius, dessen Lager von Rom aus durch eine Distanz von 45 M. getrennt war (S. 299), noch vor Tagesanbruch von der Belagerung des Kapitols Kenntnis erhalten haben und sein Aufbruch früher erfolgt sein, als wir angenommen haben 4).

Daß nach dem Taciteischen Bericht Antonius in der Nacht vom 19. auf den 20. Dez. nach Saxa rubra gelangte und am folgenden Tage in Rom einrückte, hat bereits Noris richtig erkannt 5). Er glaubt indessen bei Sueton) eine Tradition zu finden, nach der Vitellius erst am 21. Dez. getötet worden sein soll. Nach Tacitus versuchte Vitellius, wie wir bereits (S. 300) gesehen haben, nach der Niederlage der von Antonius vorausgeschickten Reiterei zu unterhandeln, indem er den Senat veranlaßte, Gesandte an die feindlichen Heere zu schicken, und eine Deputation Vestalischer Jungfrauen mit der Überreichung eines Schreibens an Antonius beauftragte. Diese Gesandschaften werden auch von Sueton kurz erwähnt,

1) Tac. hist. III 78: ne Petilius quidem Cerialis . . . satis maturaverat, donec obsessi Capitolii fama cunctos simul exciret.

2) Hist. Taschenb. 4. F., 9. J. 1868, S. 61 f.

3) Caes. b. G. V 53, 1. Da die Länge des Tages in jener Gegend (zwischen dem 50. und 51. Breitegrad) Anfang November nur 912 Stunden beträgt, so ist das Ende der neunten Stunde nicht mit Stephan auf 3 Uhr nachmittags, sondern zwischen 21 und 22 Uhr zu setzen.

4) Auch Unger gelangt schließlich (S. 461, vgl. S. 459) dazu, Antonius den ganzen Marsch von Ocriculum nach Saxa rubra an einem einzigen Tage vollenden zu lassen. Der Unterschied besteht bloß darin, daß dieser Tag nicht der 19., sondern der 20. Dez. gewesen und Antonius bereits zu Beginn der vierten Nachtwache, also um 334 Uhr, aufgebrochen sein soll.

5) Annus et epochae Syromacedonum, S. 59f.

6) Vitell. 16.

304

Ludwig Holzapfel, Römische Kaiserdaten.

nach dessen Darstellung Vitellius die von ihnen zu überbringende Antwort am nächsten Tage erwartete, statt dessen jedoch die Nachricht vom Anmarsch der Feinde erhielt. Noris glaubt nun aus Tacitus mit Sicherheit entnehmen zu dürfen, daß die Gesandten und die Vestalinnen am 20. Dez. abgeschickt worden seien, und gelangt so zu dem Resultat, daß nach Sueton der Einmarsch des Antonius und das Ende des Vitellius erst am 21. Dez. stattgefunden habe.

Zu einem andern Urteil wird man jedoch gelangen, wenn man den Zusammenhang, in welchem Tacitus die Begebenheiten erzählt, ins Auge faßt. Wie wir bereits (S. 300) gesehen haben, schließen sich bei ihm die Niederlage des Cerialis, die Bewaffnung des hierdurch zu größerem Eifer angefeuerten Volkes und der zur Abschickung einer Gesandtschaft führende Senatsbeschluß eng an einander an. Alle diese Vorgänge müssen mithin dem nämlichen Tage angehören. Nun erhielt aber Antonius, als er in der Nacht vom 19. auf den 20. Dez. in Saxa rubra anlangte, bereits Kenntnis von der Bewaffnung des Volkes (S. 299f.). Es hat demnach nicht bloß dieser Vorgang, sondern auch die den Anlaß hierzu gebende Niederlage des Cerialis, der während der Rast des Hauptheeres in Ocriculum auf der Via Salaria durch das Sabinergebiet gegen Rom vorgerückt war1), und der Beschluß des Senats, an die feindlichen Heere Gesandte zu schicken, bereits am 19. Dezember stattgefunden2). Der der Senatssitzung folgende Tag, an welchem Vitellius nach Sueton die Antwort auf seinen Friedensantrag erwartete, kann also nur der 20. Dez. gewesen sein. Da die Gesandten und die Vestalinnen erst an diesem Tage zu Antonius gelangten, der vergebens seine Truppen zu bewegen suchte, daß sie ihren Einmarsch in die Hauptstadt noch um einen Tag verschöben, so ist anzunehmen, daß der von Vitellius veranlaßte Senatsbeschluß gegen den Abend des 19. Dez. zustande kam und die Gesandtschaften in der hierauf folgenden Nacht ihre Reise antraten.

1) Tac. hist. III 78.

2) Daß Cerialis an diesem Tage geschlagen wurde, ergibt sich auch aus der Art und Weise, wie bei Tacitus III 79 die Erwähnung dieses Ereignisses an die von Antonius bei seiner Ankunft in Saxa rubra vernommenen Vorgänge angeknüpft wird: et Petilio Ceriali equestre proelium adversum fuerat.

(Wird fortgesetzt.)

305

Mitteilungen und Nachrichten.

Inscriptiones graecae1).

Von F. Hiller v. Gaertringen.

Wieder ist es an der Zeit, einen Blick auf die Sammlungen griechischer Inschriften zu lenken, die wir, trotzdem der Name jetzt äußerlich vermieden wird, mit dem alten Böckhschen Corpusnamen bezeichnen können. Den zahllosen Funden, die aller Orten gemacht werden, bemüht man sich durch zusammenfassende Werke gerecht zu werden, die nach verschiedenen Gesichtspunkten angelegt werden können. Ich beginne mit den Inscriptiones graecae, die die Berliner Akademie der Wissenschaften herausgibt; der Leiter dieses Unternehmens, U. v. Wilamowitz-Moellendorff, hat soeben über den Stand am Anfange dieses Jahres berichtet (SB Ak. Berlin 1913, 99 f.).

Für Attika ist eine neue Ausgabe (IG II2) der auf gegen 1500 geschätzten Dekrete durch den Verfasser der Prosopographia attica, J. Kirchner, schon weit im Drucke gediehen; als editio minor bezeichnet, weil sie dem Koehler-Dittenbergerschen Corpus seinen besondern Wert durchaus nicht bestreiten will, dafür auch in handlicherem Format, so wie „Priene" und „Magnesia“, und ohne die soviel Raum beanspruchenden Majuskeltexte; selbstverständlich in den neuen Typen der Akademie, die für Thessalien und andere Bände gebraucht sind und für jeden, der sich daran ein wenig gewöhnt hat, die Annehmlichkeit haben, daß sie die Augen viel weniger anstrengen als die alten, schmalen und zusammengepreßten Schriftformen. Die Schranke zwischen hellenistischer und römischer Zeit, die für Weih-, Ehren- und Grabinschriften in hunderten von Fällen gar nicht sicher zu ziehen war, ist beseitigt, die zwischen vor- und nacheuklidischen Texten geblieben; hier schienen die Gründe, die für die Trennung sprechen, noch etwas stärker zu sein als der Einigungsgedanke.

W. Kolbe druckt an den Indices und der Einleitung zu IG V, 1, Lakonien und Messenien, Hiller von Gaertringen an denen von V, 2, Arkadien. Jene erheblich inschriftenreicher, diese durch eine kleine Zahl dialektisch wertvoller, fast sämtlich schon in Einzelveröffentlichungen der alten Sammlungen bekannter Texte ausgezeichnet, bei denen die Untersuchung der verschiedenen Schattierungen vom „arkadischen“ zu den „dorischen“ Dialekten einen gewissen Reiz gewähren dürfte. In beiden Teilen ist die Geschichte und Topographie stärker als dies früher üblich war berücksichtigt. Für die Argolis (IG IV) holen jetzt Frickenhaus und seine Mitarbeiter diese so notwendige Untersuchung des Landes nach, mit der man auf dem so unendlich fein gegliederten Boden Griechenlands ja niemals fertig werden kann.

Delphi (IG VIII), der Schlüssel zum Verständnisse des hellenistischen Mittelgriechenlands, seiner Territorialgeschichte und Prosopographie, wird in

1) Vgl. Klio IV (1904), S. 252 ff.; VIII (1908), S. 521 ff.

regem Wetteifer und unter erfreulich zunehmender Verständigung zwischen den berufenen Kennern und Liebhabern rüstig gefördert, so daß man wohl hoffen darf, daß wir in zehn Jahren das ganze reiche Material an Inschriften, Bauwerken, Topographie, Sprache und Geschichte, wo eins untrennbar zum anderen gehört, verarbeitet zu allgemeiner Benutzung haben werden, während jetzt nur wenige entsagungsvolle und ausdauernde Spezialforscher das Ganze und alle seine Teile beherrschen. Aber schon jetzt ist das Licht, das von dort strahlt, hell, und jedes Jahr nimmt seine Stärke zu. In welcher Folge, unter welchem Namen dieses Riesenwerk erscheint, ist für die Wissenschaft erst in zweitem Grade wichtig; ob Franzosen denen der Vortritt gebührt Deutsche, Russen, allen darf die

Gelehrtenwelt für ihre Tätigkeit dankbar sein.

West- und Nordgriechenland (IX) liegt seit 1897 und 1908 vor, und doch ist der Wunsch nach Ergänzungen rege. Für Kerkyra, Akarnanien, Aitolien hat der griechische Ephoros Romaios mit Erlaubnis der griechischen Behörde reichen Stoff an Abklatschen, Abschriften und Notizen zur Verfügung gestellt und noch mehr in Aussicht gestellt; für Thessalien (IX, 2) hat Arbanitopullos mehr als alle zur Vermehrung des Stoffes beigetragen und sich einer Bereisung durch F. Stählin freundlich gegenübergestellt, so daß dieser für ein später ins Auge zu fassendes Supplement wertvolle Grundlagen geschaffen hat.

Geduld muß man noch mit dem zehnten Band haben; für manche Teile gilt da oder hat gegolten: inter arma silent Musae. Nur Griechenland macht hier eine rühmenswerte Ausnahme; schon nach den ersten Siegen waren Ephoren für die Altertümer von Thessalonike und Elassona ernannt, als die wir die in Arkadien und Thessalien bewährten Namen, Oikonomos und Arbanitopullos, wiederfinden.

Das ägäische Meer besitzt zwei epigraphische Zentren, Delos und Rhodos. Aber während Rhodos auch nach der Veröffentlichung aller von den Dänen gefundenen Inschriften von Lindos, deren köstliche Probe, die Chronique du temple Lindien von Chr. Blinkenberg (Ac. de Danemark 1912 Nr. 5-6), wir vor kurzem freudig begrüßen konnten, noch das Meiste und Beste in seinem Boden birgt, ist Delos in jahrzehntelanger, ausdauernder Arbeit durchforscht, so daß man hier mehr als fast bei allen antiken Stätten berechtigt war, an die Zusammenfassung zu denken. Dank dem folgerichtigen Zusammenwirken einer Reihe der besten Epigraphiker Frankreichs ist diese Arbeit im schönsten Gange, und finden wir von den Inscriptiones Deli consilio et auctoritate Academiae inscriptionum et humaniorum litterarum Francogallicae editae bereits einen Teil als erschienen unter dem Gesamttitel: Inscriptiones graecae consilio et auctoritate Academiae litterarum Borussicae editae volumen XI fasciculus II. Diese Zusammenstellung spricht mehr als Worte für die freundschaftliche Vereinigung der beteiligten Akademien und Personen. F. Dürrbach hat hier die tabulas archontum, zumeist Siegerlisten, und die tabulas hieropoeorum von den Jahren 314-250 v. Chr. zusammengestellt, ohne die weitläufigen Majuskeltexte, dafür mit einem Kommentar, der Lesung, Grammatik und Sacherklärung, Prosopographie, Geschichte und Archäologie sorgfältig berücksichtigt, eine Fundgrube für zahlreiche Einzeluntersuchungen, deren bequeme Benutzung freilich erst nach Erscheinen der Indices möglich sein wird, auf die man aber schon jetzt namentlich für die sogenannten Privataltertümer besonders aufmerksam machen darf, soviel auch schon im Text und Kommentar im Bulletin de Correspondance Hellénique einzeln vorliegt. Den Abschluß der Hieropoeentafeln dürfte im nächsten Jahre fasciculus XI, 3 bringen. Unterdessen hat der Druck von XI, 4, der vor allem die Dekrete des freien Delos

umfassen soll, von P. Roussel schon begonnen. Der erste Faszikel wird die ältesten Texte, zumal die der ersten attischen Zeit, bringen; später wird der erhebliche Bestand aus der zweiten attischen Zeit folgen. Dazu dient als monumentale Ergänzung die Exploration archéologique de Délos, herausgegeben unter Leitung von Homolle und Holleaux, von der bisher drei fascicules erschienen sind, von mehreren Verfassern bearbeitet. Es herrscht ein frischer, großer Zug in diesem Unternehmen, dem dank der Munificenz des Duc de Loubat auch die Maecenatum caritas nicht fehlt. Mögen ihm noch ein bis zwei Lustra ununterbrochener friedlicher Arbeit gegönnt sein, um diese stolze Ernte zu bergen!

Das Corpus von Cypern (1G XV) ist durch den Tod von Richard Meister verwaist, doch steht zu hoffen, daß diese für die Sprache und Geschichte recht wichtige Aufgabe ihren künftigen Bearbeiter bereits gefunden hat.

Von den Kykladen stehen noch aus: XII, 4, Kos und Kalymna, deren Bearbeitung durch R. Herzog im laufenden Jahre zum Druck führen soll, XII, 6, Chios und Samos, die Rehm tempo permettendo im Herbst zu bereisen denkt, nachdem Wiegands Ausgrabungen im Heraion eine neue Grundlage geschaffen und die Schlösser vor der Sammlung im Gymnasium von Chios für den Gelehrten abgenommen sein dürften, und XII, 9, Euboia, woran E. Ziebarth jetzt druckt.

Von den österreichischen Tituli Asiae minoris (TAM) ist der zweite Band, der die griechischen Inschriften Lykiens umfassen soll, von E. Kalinka schon weit im Drucke gefördert. Auch für Lydien sind mittlerweile durch zahlreiche Reisen von J. Keil und A. v. Premerstein die Vorarbeiten im wesentlichen beendigt, so daß in Bälde an die Herausgabe dieses dritten Bandes geschritten werden kann (Beiblatt der österr. Jahresh. 1911, 94). Schwieriger wird es sein, der Westküste gerecht zu werden, wo Magnesia und Priene besondere Corpora besitzen, deren Revision und Neuherausgabe auch einmal erwünscht werden wird, während die Sammlung von Pergamon längst durch reiche Funde überholt ist; wo Milets Urkundenschätze allmählich in einer heftweise erfolgenden Publikation der Königlichen Museen in Berlin zugänglich gemacht werden, und von Ephesos kürzlich der zweite, auch an Inschriften reiche Band der österreichischen Publikation erschienen ist.

Immer schwerer wird es den zusammenfassenden Werken, mit der Masse der Neufunde auch nur im weiten Abstande Schritt zu halten. Auf großen Gebieten, wie für Ägypten, fehlt ein Mittel, das Ganze zü übersehen. Wo ein Corpus erscheint, veraltet es rasch, wie der Referent selbst an Rhodos erlebt hat, und der Ersatz steht dann oft in weiter Ferne. Doch fürchteten wir das Veralten, so würden wir damit auf jeden großen Fortschritt verzichten. Es ist wie im Kriege; es heißt vorwärts, unbekümmert um das, was fällt. Um so besser, wenn alles fallt, das der Probe nicht standhält. Dankbar müssen wir darum den Kritikern sein, Adolf Wilhelm an der Spitze, die manchen sicher scheinenden Bau einreißen und oft auch durch Besseres ersetzen. Aber die, die hier arbeiten, bedürfen auch der denkbar besten Werkzeuge, und deren gibt es noch viel zu wenige; es geht viel Zeit verloren und wird viele Arbeit schlecht getan, wenn jeder sich diese unentbehrlichen Hilfsmittel erst selbst schmieden muß. Vor allem brauchen wir übersichtliche Stoffsammlungen und Spezialwörterbücher, wie der Mathematiker die Logarithmentafeln und der Techniker seine Tabellen. Ich nenne hier einige: 1. Geographische Namen. 2. Griechische Prosopographie aller Stämme und Städte, alphabetisch geordnet nach Ethnika, innerhalb deren alphabetisch geordnet nach den Namen der Träger (Vorbild: SGDI IV, S. 263 ff., "Nichtdelphische Personennamen"). Für die größten Mittelpunkte muß besonders

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