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ägyptischen Einfluß, der dann mittelbar auch auf die vorarmenische Gestaltung eingewirkt hätte.

Bei dieser mittelbaren Einwirkung läge dann der Fall entsprechend wie bei der geflügelten Sonnenscheibe, die sicher von Ägypten nach Vorderasien gekommen ist und von hier in einer besonderen Ausbildung und Verwendung durch die Chalder auf die archaische griechische Kunst und auf Italien eingewirkt hat.

Wenn aber auch das vorderasiatische Blattkranzornament in seinen verschiedenen Abarten ursprünglich ägyptischer Herkunft sein mag und sein wird, so ist dabei mehr oder minder, und bei den Chaldern anscheinend völlig die Herleitung von den Palmenwedeln verloren gegangen. Denn die Blätter, wie sie an den chaldischen Bronzemöbeln und am Kapitel von Neandria erscheinen, erinnern doch weit eher an wirkliche Blätter von Laub- oder immergrünen Bäumen.

Um sicher zu gehen, habe ich meinem Kollegen, dem Botaniker Harvey-Gibson die Abbildung des Thronfußes (15, ob. S. 480) vorgelegt, an der die Blattkränze am deutlichsten hervortreten, und ihm, ohne meinerseits irgend etwas hinzuzufügen, gebeten, mir mitzuteilen, welche Art von Blättern dargestellt sein könnten. Nach seinem Urteil kämen zwei Möglichkeiten in Betracht, die Blätter der Winde (Convolvulus) oder der Orange, d. i. der Apfelsine (Citrus aurantium); eine sichere Entscheidung wäre nur möglich, wenn die Blattstengel deutlich mitdargestellt wären. Er hatte außerdem die Güte, sich an Sir David Prain, den Direktor der Kgl. Botanischen Gärten in Kew bei London zu wenden. Dieser hat die Sache mit seinen Kollegen, den Angestellten dieses Instituts, erörtert und schreibt: die Blätter sind zweifellos stark konventionell dargestellt (much conventionalised), aber es kann als wahrscheinlich angesehen werden, daß sie etwas Wohlbekanntes (something quite familiar) darstellen sollen und ich selbst glaube, daß sie möglicherweise Orangenblätter sein könnten. Der Gedanke an Palmblätter ist, wie man sieht, keinem der befragten Botaniker gekommen.

So war denn v. Luschan im Rechte, wenn er zwar die Herleitung der Voluten aus den Palmenwedeln betonte, dagegen die Frage, woher das vorderasiatische Blattkranzornament und der Blattkranz an der ionischen Säule genommen sei, stillschweigend offen ließ. Ist doch auch das Akanthusblatt, durch dessen Hinzutreten das korinthische sich von dem ionischen Kapitell unterscheidet, ein Beweis für die Kombination von Elementen ganz verschiedener Pflanzen an einer griechischen Säulenform.

Während also unser Nachweis, daß das nächste Vorbild der Blattkränze an den ionischen Kapitellen bei den vorarmenischen Chaldern zu suchen sei, neu ist, treffen wir in dem allgemeinen Ergebnis, daß zwar Volute und Zwickel-Palmette sicher von der Palme hergeleitet sind, dagegen

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C. F. Lehmann-Haupt, Zur Herkunft der ionischen Säule.

der Blattkranz nicht in einem so engen und sicheren Zusammenhange mitder Palme steht, mit v. Luschan, wenn wir ihn recht verstehen, zusammen. Der Blattkranz kann ebensowohl ein aus einem verwandten Gedankenkreise entnommenes und dann mit den von der Palme hergenommenen Elementen in der ionischen Kunst kombiniertes Motiv gewesen sein.

Wenn aber einmal zugegeben werden muß, daß sich in einem so komplizierten und hochentwickelten Gebilde wie der ionischen Säule üblicher- und erklärlichermaßen verschiedene Einflußsphären begegnen, so darf die weitere Frage gestellt werden, ob nicht auch bei der Verwendung der Voluten an der ionischen Säule neben der absolut sicheren Herleitung aus den Wedeln der Palme auch noch anderweitige Vorstellungen sekundär mitgewirkt haben').

So verhelfen uns Armenien und Pomtows schöne Entdeckung der altionischen Blattkranzkapitelle wenn auch in etwas anderem Sinne, als er selbst annahm zur Förderung unserer v. Luschan zu dankenden Einsicht in die Entstehung und Herkunft der ionischen Säule, die freilich auch fernerhin der Vertiefung bedarf 2).

Liverpool.

1) So warf L. Weniger gesprächsweise mir gegenüber die Frage auf, ob nicht die alte Übung, die Schädel auch gehörnter Tiere zum Schmuck von Altären und Säulen zu verwenden, bei der Verwertung der Voluten für die ionische Säule mitgewirkt haben könnte. Das scheint mir um so mehr erwägenswert, als ja die ionische Kultur und Kunst, wie das Furtwängler zuerst betont hat, gewissermaßen eine Fortsetzung der kretisch-mykenischen darstellte. (Siehe auch meine Griechische Geschichte bei Gercke - Norden, Einl. in d. Altertumswiss. III S. 11. Die Nachkommen der vormals im Peloponnes in mykenischer Zeit herrschenden hellenischen Schichten lebten nun in Kleinasien, wo besonders mehr im Süden bei den Ioniern durch neue Zuführung karischen Blutes die für die mykenische Periode charakteristische und wertvolle Völkermischung erhalten und fortgesetzt wurde.") Weniger machte mich auch darauf aufmerksam, daß am neuen Theaterbau in Weimar als Pilasterkapitelle Widderköpfe verwendet sind, deren gewundene Hörner die Säulenvoluten abgeben. Diese sekundäre Erscheinung könnte sich immerhin mit Gedanken berühren, die ursprünglich bei der Entwicklung des ionischen Kapitells wirksam waren. Ferner weist Weniger darauf hin, „daß auch in den Farnkräutern unserer Wälder das Motiv der sich aufrollenden Windung geboten ist".

2) H. Pomtow weist mich bezüglich der Herkunft der Blattkränze auf die soeben erschienene Münchener Dissertation von Karl Weickert, Das lesbische Kymation, hin, die ich, wenn sie mir auch z. Z. nicht zugänglich ist, hiermit genannt haben will. (Zusatz bei der Korrektur.)

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Mitteilungen und Nachrichten.

Bemerkungen zu den ägyptischen Eponymendatierungen
aus ptolemäischer Zeit1).

Von Gerhard Plaumann.

III.

Ein Volksbeschluß von Alexandria.

In der Berliner philologischen Wochenschrift 33, Nr. 19/20, S. 639/40 habe ich versucht, die Aufmerksamkeit auf einen über Gebühr vernachlässigten Stein zu lenken, der jetzt durch Breccia, Catalogue gén. du musée d'Alexandrie, Iscrizioni greche e latine (Cairo 1911) in einer vorzüglichen Reproduktion (Taf. XXVI, 64; Text Nr. 164) allgemein zugänglich gemacht worden ist, und dessen Text ich folgendermaßen hergestellt habe:

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Die Ergänzungen der ersten 6 Zeilen sind, soweit sie nicht gleichgültig sind, in der von mir gegebenen Form hinlänglich sicher. Meine Herstellung von Z. 6-8 wird gegen die andere Möglichkeit, oriuos zu einem Eigennamen zu ziehen, dadurch ziemlich gesichert, daß vor otuos nur ein dreieckiger Buchstabe möglich ist"), was auf pióriuos führt. Dies in einem Ehrendekret als Eigennamen auffassen heißt aber doch wohl die Vorsicht übertreiben. Gibt man dies zu, so liegt für -pov die Auffassung als Ende des Stadtnamens nahe. Ich betonte, daß auch hier vor nur ein dreieckiger Buchstabe möglich ist, was mir inzwischen der Originalabzug der photographischen Platte zur völligen Gewißheit erhoben hat. Man kann sich mit einer Durchzeichnung von 41 in Z. 1, AH in Z. 5 auf durchsichtigem Papier leicht überzeugen, daß die Spitze

1) Den Aufsatz über das Problem des städtischen oder königlichen Charakters des alexandrinischen Alexanderkultes sowie über die Fortexistenz des Alexanderkultes in römischer Zeit, den ich bei Pauly-Wissowa - Kroll VIII Hiereis S. 1430/1, 1437 für diese Zeitschrift ankündigte, wird das nächste Heft des Archiv für Papyrusforschung enthalten, die weiteren ebendort noch in Aussicht gestellten kleinen Arbeiten der nächste Jahrgang dieser Zeitschrift.

2) An einem vortrefflichen photographischen Originalabzug, den ich Breccias Güte verdanke (darnach die Abb. auf S. 486), ist eine Spur der Spitze sichtbar

des Dreiecks vor -0Eov gerade in die Bruchkante fällt und also bestenfalls davon soviel zu sehen sein könnte wie in Z. 7 vor otuos, während von jedem anderen Buchstaben ein Teil vorhanden sein müßte. Tatsächlich ist garnichts zu sehen. Ich wies schon a. a. O. darauf hin, daß damit meine Ergänzung 'Alεğavd]pov aus dem Bereich bloßer Möglichkeit zu einer gewissen Wahrscheinlichkeit erhoben wird. Einen stichhaltigen Einwand könnte, da der Stein nach Botti, Notice S. 136 aus einer trouvaille fortuite à Alexandrie stammen soll, nur eine glaubhafte Vermutung über Verschleppung des Steines abgeben, die dann allerdings den obigen Ergänzungsmöglichkeiten Rechnung zu tragen hätte.

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Ich hatte, als ich jene Notiz verfaßte, übersehen, daß eine solche Vermutung, bereits von A. Wilhelm, Beiträge zur griech. Inschriftenkunde S. 323 aufgestellt worden ist1). Wilhelm hatte die Güte, mir dazu zu schreiben: „Die Vermutung daß der Stein... aus Rhodos verschleppt sei, habe ich auf S. 379 meiner Beiträge zurückgenommen, bin aber leider nicht dazu gekommen, diese Meinungsänderung ausführlich zu begründen. Zu ihr bestimmte zunächst der Dialekt, dann aber auch die Wahrnehmung, daß der Name Aogies verbreiteter ist, als ich gedacht hatte (IG IV 1113, 1484, 36; auf Delos BCH VI 46 Z. 160 usw.)). Ich bedauere nur, nicht früher ausgesprochen zu haben, was ich auf einem eingelegten Zettel mir angemerkt hatte: ,das Psephisma gehört vielleicht doch wirklich Alexandreia, zumal in Z. 8 'Akesavdolor möglich ist und eine einfache Ergänzung

1) Breccia hat in den Addenda S. 272 noch darauf aufmerksam gemacht, worauf mich Prof. P. M. Meyer hinwies. Wilhelm gibt dort eine Abbildung eines Abklatsches, der jedoch an den entscheidenden Stellen zu wenig gibt, ebenso wie ein Abklatsch, den Breccia mir liebenswürdig übersandte. Es scheint hier nur auf der Photographie, da allerdings ganz deutlich, etwas herauszukommen. 2) S. auch Preisigke, S. B. Nr. 659, 1139.

der Lücke erlaubt. Diese Vermutung schien mir an Wahrscheinlichkeit noch zu gewinnen, als ich in Breccias Katalog eine der des Abklatsches überlegene Abbildung des Originales fand; ich hatte den Stein seiner Anbringung wegen nicht genauer untersuchen können und mich auf den Abklatsch verlassen, der natürlich der Abbildung des Steines selbst nicht gleichkommt. Denn, wie Sie bemerken, ist die Ergänzung eines dreieckigen Buchstaben vor -pwv geboten.“ Meine Ergänzung des Steines als sicher zu betrachten, hindert demnach nur die Wichtigkeit der Konsequenzen, die zu doppelter Vorsicht mahnt. Aber wahrscheinlich wird man sie nennen dürfen, und mit derselben Wahrscheinlichkeit ergeben sich die Folgerungen.

Zunächst wäre damit die schwierige Frage nach der Autonomie Alexandrias wenigstens mit Wahrscheinlichkeit entschieden. An Material ist seit der letzten Behandlung1) der wichtige P. Hal. I (Dikaiomata) hinzugetreten, der, wie die Herausgeber betonen (S. 162, 1), die Annahme der Autonomie an keiner Stelle ausschließt. Im Gegenteil muß die Gerichtsautonomie, wie sie dieser neue Text bezeugt, der Annahme auch der politischen günstig sein. Unser Text würde nun also weiter führen und die politische Autonomie wenigstens mit Wahrscheinlichkeit für das III. Jahrh.2) bezeugen.

Es würde sich gleichzeitig eine ganze Menge für die Verfassung der Stadt ergeben, was im Rahmen dieser kurzen Bemerkungen wenigstens angedeutet werden mag. Vor allem fallen mehrfache Beziehungen zu Ptolemais in die Augen. Die Scheidung der probuleumatischen und Volksdekrete ist dieselbe wie in Ptolemais, d. h. durch die über Athen hinaus entwickelte Formel (лovrávεov γνώμη ò dɛīva ɛinev) der kleinasiatischen und Inselstädte (s. Swoboda, Griech. Volksbeschlüsse S. 63 ff.; Plaumann, Ptolemais S. 7-9, 17). Den Vorsitz in Rat und Volksversammlung hat in Alexandria wie in Ptolemais (Ptol. S. 19) das Kollegium der Prytanen3), die man nach dieser Analogie ebenfalls eher als selbständiges Beamtenkollegium denn als Ratsausschuß (Ptol. S. 17/18) wird denken können. Daneben steht hier wie dort der yoɑuuare's the Bovins. Man wird vermutungsweise in Anbetracht dieser grundsätzlichen Übereinstimmung und in der Erwägung, daß augenscheinlich Ptolemais nach dem Muster von Alexandria seine Verfassung bekommen hat, auch andere Dinge aus Ptolemais übertragen dürfen). So z. B. die Zugehörigkeit des yocupatevs the Bovine zu dem Kollegium der 5 oder besser 6 Prytanen, die ich (Ptol. S. 19, 28) vermutete; für eine bedeutende Rolle dieses Beamten in Alexandria spricht, daß er voransteht5). 1) S. zuletzt Wilcken, Grundz. S. 14/5; Jouguet, La vie municipale dans l'Égypte romaine S. 26 ff.

2) Daß die Verfassung Alexandrias unter den späteren Ptolemäern gründlich geändert, die Autonomie beseitigt worden sein kann, muß natürlich ernstlich erwogen werden. S. Jouguet, La vie municipale S. 32. Die Inschrift Preisigke, S. B. Nr. 1730 (nach Buchstabenformen frühestens spätptolemäisch): ò duos tāv 'A[Leğavdoéwv beweist nichts (vgl. Wilcken, Chrest. 33), auch wenn sie richtig ergänzt sein sollte.

3) Wir kannten sie bisher nur für die römische Zeit; s. Schubart, Klio X S. 56, auch über die Kompetenzen.

4) Über Beziehungen zwischen den Städten s. Schubart, Klio X, S. 56 ff. 5) Meine Vermutung, daß der Epistratege in der Inschrift Lepsius XII 207 = Ptol. S. 33 = Preisigke S. B. Nr. 3448 yocupatevs tηs Bovins sei, bedingt die gleiche Annahme. Zu meiner Herstellung des Textes nach erneuter Revision der Abklatsche: Bovins würde die Länge der Zeilen 2 und 3 nur um 1/2 Buch

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