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unter Sparta1) formierten und neuorganisierten nach dem Vorbilde des dort bestehenden politischen Gegensatzes. Dieser Gesichtspunkt scheint mir wichtig für die Beurteilung und Aufhellung einiger dunkler Punkte in der athenischen Geschichte dieser Zeit, besonders zum Verständnis des Verhaltens des Themistokles und der Athener ihm gegenüber. Ich meine, daß auch in dem Programm der sich in Athen zur Perserzeit gegenüberstehenden politischen Parteien die Stellungnahme in dem Streite zwischen den autokratischen Agiaden und ihren erbitterten Feinden, den Vertretern der aristokratischen Eunomie, einen der wichtigsten Punkte gebildet haben muß. Von diesem Gesichtspunkte aus gesehen, erscheinen also manche jetzt ziemlich dunkle - Vorgänge in neuer Beleuchtung. Daß die von Themistokles geleitete Faktion in enger Beziehung zu den Agiaden gestanden haben muß, das scheint mir unter anderem die Geschichte ihres Führers zu beweisen, die ja ganz offensichtlich der des Agiadenhauses parallel verläuft. Mit wie festen Banden König Kleomenes die Häupter der durch ihn in Athen an die Spitze des Staats gestellten Faktion an sich gekettet zu haben glaubte, zeigt die erwähnte Tatsache, daß er die äginetischen Geiseln nicht in Sparta, sondern in Athen verwahren ließ2). Natürlich tat er auch das nicht aus platonischer Liebe zu Athen, sondern in seinem eigensten Interesse, weil er persönlich sich ihrer hier sicherer fühlte als in dem ihm aufsässigen Sparta. Hat er doch Ägina überwältigt im offenen Widerstreit gegen die heimische Opposition, die sich ihrerseits nicht scheute, den Standesgenossen und Freunden in Ägina den Rücken zu stärken!3). Und seine athenischen Freunde haben ja auch das Vertrauen,

1) Die athenische Tradition sucht das Verhältnis der Unterordnung unter Sparta zu verschleiern; Herodot spricht, vielleicht nach alkmäonidischer Quelle, den Alkmäoniden das wesentlichste Verdienst zu (Herodot VI, 123), nach Aristoteles vertreibt man sogar die Spartaner nach der Befreiung glücklich mit Waffengewalt! Aristoteles ('497. 20,4). Herodot erkennt ein eigenes politisches Wollen der Spartaner bei der „Befreiung" überhaupt nicht an, nach Aristoteles war die Stellung der Peisistratiden zu Argos für Sparta bedrohlich '49л. 21, 2-4. Das ist gewiß nicht unrichtig, aber es gibt nur einen Bruchteil des Grundes. Thukydides, der in diesem Punkte gleichfalls Athener ist, erkennt doch VI, 82, 3 Aazedaμoviov άozh zai hyɛuovia auch über Athen als ein Faktum der Vergangenheit mit dürren Worten an. Bezeichnend für die Tiefe des spartanischen Einflusses ist die Umwälzung in der Tracht Thuk. I, 6.

2) Herodot VI, 73.

3) Der Bericht des Herodot über den Krieg des Kleomenes gegen Ägina ist überhaupt äußerst lehrreich. Er zeigt, daß für die Geschichte der griechischen Staaten vor der Perserzeit weniger staatliche Gesichtspunkte entscheidend sind als die Interessen mehrerer sich weit über die engen staatlichen Grenzen hinaus verzweigenden Adelscoterien. Nicht Sparta kämpft gegen Ägina, sondern die momentan in Sparta herrschende Faktion gegen die in derselben Lage in Ägina befindliche, wobei dann die Opposition jedesmal auf der Seite des Gegners steht. Ähnlich steht es mit der Befreiung Athens. Naturgemäß waren die

Klio, Beiträge zur alten Geschichte XIII 1.

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welches er in sie setzte, nicht getäuscht: sie haben die Auslieferung der Geiseln an die spartanischen „Behörden", die Gegner des Kleomenes, verweigert1). Hierin wie überhaupt in der Unterstützung der Politik des Agiaden, der ihm dafür den maßgebenden Einfluß in seiner Heimatstadt garantiert, werden wir die Hand des Themistokles zu erblicken haben. Auch der Schiffsbau, die politische Großtat des Themistokles, die dem rückschauenden Blick als eine ausschließlich lokalpatriotische Tat erschien, dürfte in engerer Beziehung zu den Wünschen und Plänen des Agiaden gestanden haben, als die Überlieferung zugesteht. Unmittelbar nach dem Peisistratiden der Rückhalt der Opposition gegen die Agiaden, die Agiaden derjenigen. gegen die Peisistratiden. Wenn König Kleomenes diese Tyrannen und so manche andere stürzte, so tat er das, wie gesagt, nicht, weil das aristokratische Sparta prinzipiell keine Tyrannis duldete, sondern um seinen persönlichen politischen Einfluß an die Stelle desjenigen seiner Konkurrenten zu setzen. In welchen Formen eine solche Aktion verläuft, dafür ist die „Befreiung" Athens ein typisches Beispiel. Zum vollen Verständnis mangelt es uns allerdings an einer den Begriff unzweifelhaft und völlig deckenden Definition der Tyrannis. Das wesentlichste Merkmal scheint mir zu sein, daß die zum politischen Leben der griechischen Staaten naturnotwendig gehörende Opposition irgendwie widerstandsunfähig gemacht ist. Die hergebrachten Regierungsformen brauchen dabei gar nicht berührt zu werden, sogar Solon könnte neben Peisistratos sehr wohl bestehen. Volksfreundlichkeit und Zurückdrängung des Adels gehören dagegen schwerlich zu den konstitutiven Merkmalen der Tyrannis. Der Tyrann und sein Anhang gehören zu den Geschlechtern ebensogut wie die Opposition, welche man durch Verbannung und Vergeiselung niederhält. Man verkennt gar zu sehr das Wesen des Geschlechterstaates, wenn man glaubt, ein Mann, dem das gelang, was Peisistratos erreichte, könne von ziemlich niedriger Geburt gewesen sein. Die Erreichung der Tyrannis konnte nur einem Geschlechte gelingen, das durch Geburt und Reichtum seit Generationen zu den ersten des Landes gehörte, ja durch Besitzungen, Beziehungen, Verschwägerung weit über die Grenzen seiner Heimat hinausragte. Dafür ist Sophokles klassischer Zeuge (Oid. tyr. v. 540 ff.) Damals liebte es die Vornehmheit mit heroischen Ahnen zu prunken; der Dichter der Odyssee hat auf die Freigebigkeit eines Herrn aus diesem Hause gerechnet, wenn er einen Nestorsohn nach ihm nannte. (Anders bekanntlich v. Wilamowitz, zuletzt Aristoteles und Athen II, 72 auch Anm. 2 und 3). Auf seine außerathenischen Machtmittel gestützt, behauptet Peisistratus seine Herrschaft und gewinnt die verlorene wieder; in Naxos, einer seiner wichtigsten Domänen, bei seinem Vasallen Lygdamis bringt er seine athenischen Geiseln unter. Der Fall des Lygdamis, der Verlust von Naxos und die Befreiung der Geiseln durch die lakonischen Gegner (Plutarch περί τῆς Η. κακοηθείας c. 21), verschafft der heimischen Opposition wieder freie Hand; weitere glückliche Angriffe auf die auswärtigen Besitzungen und Hilfsquellen der Tyrannen folgen, schließlich erfolgt der Angriff gegen ihre Burg selbst. Es ist ein förmlicher, sich durch viele Jahre hinziehender Kampf, hier und da wohl unterbrochen, aber immer von neuem wieder ausbrechend, in dem die Zähigkeit der Agiaden schließlich den Sieg davonträgt.

1) VI, 85 ff.: Herodot läßt den Leotychidas das Haupt der spartanischen Gesandtschaft sein; der war in diesem Falle zum Doppelspiel geradezu gezwungen.

Erfolge von Salamis erscheint nun der ruhmreiche „Sieger von Salamis" auf der politischen Bühne seiner Vaterstadt abgelöst durch die Führer der Gegenpartei, vor allem durch Aristeides, und zwar definitiv, auf immer. Dieser Vorgang ist vom ausschließlich athenischen Standpunkte völlig unbegreiflich. E. Meyer, Gesch. d. Altert. III, S. 403 Anm. hat unzweifelhaft recht, wenn er sagt: „Es gehört eine seltsame Befangenheit der Urteils dazu, wenn neuere Forscher auch jetzt noch die Ersetzung des Themistokles durch seinen erbittertsten Gegner als einen harmlosen Vorgang betrachten" usw. Aber vom allgemein griechischen Standpunkte, wie er oben dargelegt wurde, gibt es allerdings eine Erklärung. Wenn Themistokles als Parteigänger der Agiaden erscheint, so sind seine Gegner naturgemäß Anhänger der spartanischen Opposition gegen diese. Und in der Tat sehen wir ja nicht bloß Themistokles in engen Beziehungen zu „Sparta“, sondern auch Aristeides und Kimon, nur daß diese Beziehungen in das entgegengesetzte Lager sich erstrecken 1).

Mit dem Siege bei Platää stehen die Agiaden scheinbar im Zenith ihrer Macht. Und doch hat eben diese Machtstellung schon unmittelbar vorher den entscheidenden Stoß erhalten. Nicht auf dem Heimatboden, sondern in dem verbündeten Athen hat die spartanische Opposition ihren ersten großen folgenreichen Sieg über die Autokratie der Agiaden davongetragen. Themistokles verschwindet plötzlich von der politischen Bühne, an seine Stelle tritt Aristeides (und Kimon), zwei Männer, welche, wie der weitere Verlauf der Dinge zeigt, das allerwichtigste Werkzeug zur Beseitigung des Pausanias geworden sind. Den von der Heimat und den Quellen seiner Macht gar zu weit entfernten Feldherrn hat die heimatliche Opposition durch die offiziell proklamierte Kriegsmüdigkeit) mattzusetzen versucht. Schließlich ist es bekanntlich zu offenem Kampfe zwischen dem Bundesfeldherrn und den spartanischen „Behörden" gekommen; da ist es denn bezeichnend, daß es die athenischen Parteigänger der spartanischen Opposition sind, die den Pausanias mit Waffengewalt aus Byzanz herauswarfen. Natürlich geschah das im innigsten Einvernehmen mit der in Sparta jetzt am Ruder befindlichen Partei, wenn nicht in deren direktem Auftrage. Diese Partei hat es denn auch gut geheißen, wenn Athen nun seinerseits die Führung zur See übernahm (Thukyd. I, 95, 7ff.) und den Seebund organisierte. War doch die so begründete militärische Macht ein

1) Das ist die Hauptdifferenz zwischen Themistokles und Aristeides; bloße politische Theoreme wie „gemäßigt“ und „radikal“ dürften dabei kaum eine Rolle spielen.

2) Thuk. I, 95, 7: Kriegsunlust ist damals jedenfalls noch nicht etwas für Sparta besonders Charakteristisches; sie ist eher ein entscheidender Schachzug gegen den Bundesfeldherrn. Auch später beruht die Kriegsunlust Spartas wohl hauptsächlich auf Furcht vor dem Prestige eines sieggekrönten Königs.

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Rückhalt gegen die dem Pausanias persönlich zu Gebot stehenden militärischen Hilfsmittel (Arkadien usw., oi Hɛ20ñorvýótot wie Thuk. sagt I, 95, 4), und wirklich hat sie sich auch als solche bewährt. Daraus folgt, daß die athenische Symmachie begründet wurde unter Förderung Spartas (d. h. der jetzt dort herrschenden Faktion) und zunächst gedacht war als maritime Filiale des peloponnesischen Bundes.

Seine erschütterte Stellung hat Pausanias durch eine Schwenkung nach Persien zu stützen versucht1). In welchen Moment die Anfänge dazu fallen, ist nebensächlich. Übrigens kann man seine Handlungsweise nicht einfach als unpatriotisch verdammen. Irgendein modus vivendi mit dem benachbarten Großstaat, dessen Angriff eben glücklich abgewiesen war, mußte schließlich gefunden werden. Und zur Anknüpfung von Verhandlungen war Pausanias zweifellos die befugte Instanz, selbst als sein Heimatsstaat ihn förmlich bekämpfte. Die einzelnen Phasen seines tragischen Sturzes sind nicht mehr zu erkennen; man sieht aber, daß die Gegenpartei es zu einem wirklichen Frieden mit Persien nicht kommen lassen durfte. Das scheint der offiziellen Kriegsmüdigkeit zu widersprechen, aber es stand ja das unternehmungslustige Athen zur Verfügung. So wird Athen Führerin im Krieg gegen Persien; andererseits wird der von den Agiaden vorzugsweise geschürte antimedische Fanatismus jetzt zu einem Trumpf in den Händen ihrer Gegner 2). Pausanias ist dann der Opposition in der Heimat persönlich entgegengetreten; daß er zu gerichtlicher Verantwortung zitiert wurde, ist wohl Anschauung der Folgezeit), welche die Sache mit ganz anderen Augen ansah. Es gelang ihm, sich zu behaupten, bis er, nach längerer Zeit abermals heimkehrend, unterlag. Daß es schließlich Mord war, was den Mann beseitigte, das vermag auch die tendenziöse Überlieferung, welche von einem berechtigten Gerichtsverfahren in sanktionierten Formen zu reden sich erkühnt, nicht zu verschleiern. Die Beseitigung eines Mannes von fast monarchischer Stellung durch offene Gewalt erschütterte den spartanischen Staat schwer und brachte ihn an den Rand des Verderbens: auch in diesen Wirren blieb noch die in Athen herrschende Faktion ihren Standesgenossen und Freunden in Sparta treu. Kimon führte ihnen in ihren Kämpfen mit der helotischen Klientel des Pausanias 4) ein Kontingent zu (462). In diesem Bürgerkriege wurde die Macht des Agiadenhauses gebrochen, die adlige Eunomie end

1) Der Bericht vom Sturze des Pausanias bei Thucyd. geht auf eine diesem höchst übelgesinnte und tendenziöse Quelle zurück, cf. bes. I, 132, 2 und 5, wo die widerwärtigste Heuchelei durchblickt. Beispielsweise enthält der Brief (128, 7) nicht eine Zeile, die dem Sieger von Platää anstände. E. Meyer hält dagegen des Thukyd. „Bericht“ für im wesentlichen authentisch: Gesch. d. Alt. III, 518 und 513, Anm. Herodots Worte V, 32 drücken allerdings einen Zweifel aus.

2) Thuk. I, 95, 5.3) Thuk. I, 95, 3. — 4) Thuk. I, 132, 4.

giltig hergestellt, der Staat selbst übrigens auf Jahre zur Einflußlosigkeit herabgedrückt. In diesem Zeitraum hat sich dann Athen unter der Führung neuer Männer endgültig von Sparta emanzipiert 1).

Themistokles hat die Wendung des Agiaden nach Persien mitgemacht und hat auch nach seiner Ausweisung aus Athen als dessen Agent im Peloponnes für ihn gewirkt. Selbstverständlich ist er in seinen Sturz mit verwickelt worden. Zur Überführung des Mannes bedurfte es wahrhaftig nicht der „Korrespondenz" des Pausanias; die Zusammengehörigkeit beider Männer dürfte auch politischen Kindern bekannt genug gewesen sein. Selbstverständlich erübrigt sich auch die Frage nach der „Schuld" des Themistokles. Warum er nach Persien floh und weshalb er, der dem Hause des Großkönigs soviel Böses getan wie kein anderer", (Thuk. I, 137, 4) dort ehrenvolle Aufnahme fand, erübrigt sich nach obiger Skizze zu fragen. Wenn es das Schicksal gefügt hätte, würde er sich wohl ebensowenig wie Demaratos besonnen haben, dem Großkönig in Hellas die Stätte zu bereiten.

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Da sich vor dem Sturze der Agiaden ein Erfolg einer Rechtfertigung des Demaratos nicht erwarten ließ, so dürfte die Zeit der Abfassung unserer Schrift dadurch bestimmt sein. Sie erwähnt ja auch den Tod des Kleomenes und den Sturz des Leotychidas2). Ob die Schrift Erfolg hatte, ist zu bestimmen unmöglich, jedenfalls folgt das Gegenteil nicht daraus, daß noch lange nachher Nachkommen des Demaratos sich im Besitze des ihren Ahnen verliehenen Fürstentums befanden.

Emden.

1) Thuk. I, 102, 4.

2) Herodot VI, 72: Der Kriegszug des Leotychidas gegen Thessalien wird mit irgendwelchen Plänen des Pausanias zusammenhängen, ebenso sein Sturz mit dem des Pausanias. Er findet Aufnahme in Tegea, der zuverlässigsten Stütze der Agiaden. Ein der Schrift des Dikaios ähnliches Werk wird der 2óyos Ilavoariov gewesen sein. Strabo VIII, 5, 5 p. 366, cf. E. Meyer, Forsch. I, 233 ff. Niese, Nachr. d. Gött. Ges. d. W. 1906 S. 101. E. Meyer, Hermes (1907) XLII, S. 134.

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