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Die Lehren Kong-tses.

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aber zu Zeiten hohes Ansehn genoss, und eine Lection Kongtse's an seinen Schüler Zangtse enthält, wird die Pietät der Kinder gegen die Eltern behandelt und als die Cardinaltugend erklärt, aus welcher alle andern hervorgehen. Die Ehe hält er hoch,

da sie zu Nachkommen führt und auch Himmel und Erde sich verbinden, ohne was die 10,000 Dinge nicht entstehen würden. Das Weib soll dem Manne gänzlich unterworfen sein. Sie hat nicht das Recht, Befehle zu erlassen, sondern drei Wege (tao) zu befolgen: Im elterlichen Hause folgt sie dem Vater, in der Ehe dem Gemahl, nach dessen Tode dem Sohn. Mehrere Weiber zu haben ist nicht ratsam, da sie nie übereinstimmen werden. Ehescheidung ist in gewissen Fällen erlaubt, soll aber nicht erfolgen, wo das Weib dadurch in unbilliger Weise benachteiligt würde 1). Hier wie überall in Festsetzung der sozialen Pflichten will Kongtse nichts neues einführen, sondern nur den alten Brauch konstatieren, nach welchem man sich zu richten habe. Natürlich hat er es auch an reichlichen Ratschlägen für die Führung des Staatshaushalts und die Regierung nicht fehlen lassen. Der Fürst soll durch Tugend regieren. Durch sein gutes Beispiel werden die Bösen beschämt und die Guten zur Nacheiferung angespornt werden. Er soll gewissenhaft die heiligen Gebräuche üben und die Geschäfte verwalten; dann führt er das Regiment mit Leichtigkeit. Er suche das Vertrauen des Volks als die unerlässliche Bedingung des Bestandes und Gedeihens seiner Herrschaft und befleissige sich der Sparsamkeit, damit er die Unterthanen nicht durch harte Auflagen drücken müsse. Im übrigen thue jeder im Reich, was seines Amtes ist. Strafen soll die Obrigkeit, wo wirkliche Verschuldung vorliegt, nötigenfalls auch mit dem Tod, aber nicht ohne die Ursache der Verbrechen zu erforschen und den Zweck der Strafe, die Besserung des Volks stets im Auge zu haben. Dazu wird in den meisten Fällen die Belehrung, besonders durchs eigene Beispiel, sicherer führen als harte Strafen.

Ausserdem sind eine Menge lehrhafter Sentenzen des Kongtse überliefert, die viel Menschenkenntnis und pädagogischen Scharfblick verraten. Er ermahnt darin namentlich zu besonnenem Masshalten, Vorsicht im Reden und Thun, Beharrlichkeit in der Arbeit, besonders im Ringen nach Weisheit und Tugend. Oft sind es blosse Klugheitsregeln, die er aufstellt, häufig aber auch ethische Maximen von tieferem Gehalt und packender Form. Beachtenswert ist, dass er lehrt, man soll den Andern nicht anthun, was man nicht von ihnen erleiden möchte 2). Dieser Maxime räumt er sogar die Bedeutung eines zentralen Prinzips ein (wie in den Evangelien Matth. 7, 12): Auf die Frage, ob es Ein Wort gebe, das als Verhaltungsregel fürs ganze Leben dienen könne, ant

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1) Zusammengestellt sind Kongtses Aussprüche über die Familienpflichten von Plath, Abhandlungen 1874, S. 62 ‍ff.

2) Lünjü XII, 2.

wortet er: „Ist nicht Gegenseitigkeit ein solches Wort? Was ihr nicht wollt, dass man euch anthue, thut auch Andern nicht" 1). Und positiv gewendet findet sich der Grundsatz z. B. in einem von ihm überlieferten Ausspruch"): „Vier Dinge gehören zum Weisen, von denen ich noch keines erreichen konnte: Meinem Vater zu dienen, wie ich wünsche, dass mein Sohn mir diene; meinem Fürsten zu dienen, wie ich möchte, dass mein Minister mir diente; meinem ältern Bruder zu dienen, wie ich wünsche, dass mein jüngerer mir diene; in der Behandlung meines Freundes ihm ein Vorbild zu geben, wie ich von ihm behandelt zu sein wünschte." Dagegen zeigt er sich nicht auf der Höhe des Laotse (geschweige denn der Evangelien), wenn er auf die Frage: "was ist von der Regel zu halten, man soll Unrecht mit Güte vergelten ?" antwortet: Womit will man denn Güte vergelten? Vergeltet Unrecht mit Recht und Güte mit Güte."

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Kongtse war im Unterschied von Laotse, von dem dies eher gesagt werden kann, kein Systematiker, sondern ein Empiriker; seine Lehren bestehen in einer Unzahl von Apperçüs, welche ihm der Umgang mit den Menschen und das Studium der Geschichte und Litteratur nahe legten. Doch würde man ihm Unrecht thun, wenn man ihn für einen planlosen Moralisten hielte, der sich in Aphorismen erschöpfte, ohne eines prinzipiellen Strebens sich bewusst zu sein. Seine Methode, nach welcher er konsequent arbeitete, gibt am besten Tahio 3): „Die Alten, welche ruhmvolle Tugend durchs (ganze) Königreich darstellen wollten, ordneten zuerst ihre (eigenen) Staaten. Indem sie ihre Staaten ordnen wollten, regelten sie zuerst das Leben ihrer Familien. Indem sie das Leben ihrer Familien regeln wollten, bildeten sie zuerst ihre (eigene) Person aus. Jdem sie ihre Person auszubilden wünschten, machten sie zuerst ihr Herz richtig. Indem sie ihr Herz richtig machen wollten, suchten sie zuerst in ihren Gedanken aufrichtig zu sein. Indem sie suchten in ihren Gedanken aufrichtig zu sein, erweiterten sie zuerst so viel als möglich ihre Kenntnisse. Die Erweiterung der Kenntnisse geschieht durch Erforschung der Dinge. Nachdem sie die Dinge erforscht hatten, wurden ihre Kenntnisse vollständig. Als ihre Kenntnisse vollständig waren, wurden ihre Gedanken aufrichtig“ u. s. f. Vom Sohn des Himmels bis zur Menge des Volkes hinunter betrachteten alle die Ausbildung ihrer Person als die Wurzel. Bei Vernachlässigung der Wurzel ist nicht möglich, dass was aus ihr hervorgeht, wohl geordnet sei."

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Einen inhaltlichen Mittelpunkt für seine Lehren hat Kongtse speziell in Bezug aufs Verhalten zu den Menschen in dem oben

1) Lünjü XV, 23.

2) Tschong Jong XIII, 4 (SBE Bd. XXVIII, S. 305 f.).

3) S. oben S. 42. Chinese Class. Bd. I, S. 221. SBE Bd. XXVIII, S. 411.

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erwähnten Grundsatz der Gegenseitigkeit gefunden, im allgemeinen aber in der Harmonie des Menschen mit der Weltordnung, dem Gesetz des Himmels. Am meisten systematisch ist Tschong Jong1) gehalten, wo die rechte Mitte oder das Gleichgewicht, das nach Kongtse der Weise einhält, mit dieser Idee der Übereinstimmung mit dem Himmel kombiniert ist. Die systematische Anlage und eine gewisse spekulative Vertiefung der Begriffe in dieser Schrift sind allerdings auf den Verfasser Tsetse zurückzuführen. Sie beginnt: Was der Himmel (dem Menschen) verliehen hat, heisst (seine) Natur. Was mit dieser Natur übereinstimmt, heisst der Pfad (das richtige Verhalten). Die Festsetzung dieses Pfades heisst System der Belehrung... Wenn (in der Seele) Lust, Ärger, Kummer oder Freude noch nicht erwacht sind, nennen wir das den Zustand des Gleichgewichts. Sind diese Empfindungen erwacht, aber alle in ihrem richtigen Mass und Grad, so nennen wir das Zustand der Harmonie. Dieses Gleichgewicht ist die grosse Wurzel in der Welt (aus der alles entspringt) und diese Harmonie ist der allgemeingiltige Pfad (auf welchem man stets bleiben sollte)“ 2). Demnach findet der Mensch das göttliche Gesetz in sich selbst: der Urgrund der Seele vor aller Trübung durch die Affekte ist die vom Himmel verliehene, mit ihm in Übereinstimmung befindliche, göttliche Natur des Menschen. Um ihr treu zu bleiben und das ihr eigene Gleichgewicht nicht zu verlieren, hat der Mensch alles Übermass und alle Einseitigkeit der Leidenschaft zu vermeiden. Es gilt die rechte Mitte unentwegt einzuhalten zwischen fehlerhaften Extremen und so jenes Ebenmass zu bewahren, welches der Harmonie in der äussern Natur, bezw. dem Gesetze des Himmels entspricht.

Dass mit dieser Lehre von der unwandelbaren Mitte nicht die gemeine Mittelmässigkeit zur Norm gemacht werden wolle (was übrigens auch bei der Tugendlehre des Aristoteles nicht die Meinung), kann man v. Plänckner unbedenklich zugeben. Vielmehr ist die Schilderung des vollkommenen Weisen3) gerade in dieser Schrift die überschwänglichste, als wäre er ein übermenschliches Wesen. Nach der Auslegung der chinesischen Gelehrten beschreibt Tsetse darin den Kongtse selbst, der freilich die Vollkommenheit von seiner Person ausdrücklich ablehnte, und nur in den alten Herrschern Jao, Schün vollkommen Weise zu erkennen glaubte. Christliche Theologen sehen oft in jener Stelle des Tschong Jong eine messianische Weissagung. Allein dass ein be

1) S. oben S. 43.

2) Die Ausdrücke sind freilich hier, wie gewöhnlich in der chinesischen Philosophie und Theologie, vieldeutig. Doch wird die Übersetzung Legges, der wir im wesentlichen folgen, der ursprünglichen Meinung näher kommen als die Ausdeutung v. Plänckners, der eine erhabene, tiefreligiöse Mystik nach Art der des Meister Eckart aus diesen und den folgenden Sätzen herausliest.

3) Legge, Chinese Class. Bd. I, S. 291 ff. SBE Bd. XXVIII, S. 326 f.

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stimmter vollendeter Heiliger zur Erleuchtung und Besserung der Menschen künftig erscheinen werde1), lässt sich nicht als Lehre des Kongtse (oder Tsetse) erweisen, der allerdings nicht daran zweifelte, dass der Mensch zur Vollkommenheit gelangen könne, wenn er den von ihm gewiesenen Pfad wandle.

Nicht in der Zukunft erwarteten die Chinesen, welche auf Kongtses Pfad wandelten, die Verwirklichung ihres religiösen Ideals, sondern in der Vergangenheit bewunderten sie es, und zwar weit mehr als in den grössten Kaisern der Vorzeit in der Person ihres Meisters selbst. Kongtses Name ist bald der grösste in China geworden. Nicht nur leiten sich tausende mit Stolz als leibliche Nachkommen von ihm ab, sondern alle Gebildeten und Gelehrten betrachten sich bis heute als Kinder seines Geistes. Er gilt ihnen als der Inbegriff der Weisheit, der gute Genius des Landes, die oberste Autorität. Schon kurz nach seinem Tode verordnete der Herzog Gae, der seinen Ratschlägen, als er noch lebte, nicht gefolgt war, dass ihm öffentlich geopfert wurde. Auch Tempel wurden ihm bald errichtet. Bedenkt man die Ungunst der äussern Verhältnisse, welche ihn bei Lebzeiten nicht recht zur Geltung kommen liess, so ist dieser rasche und andauernde Erfolg um so erstaunlicher. Er zeugt davon, dass dieser Weise seinem Volke das bot, was es bei seiner natürlichen Geistesanlage fassen konnte und zu schätzen wusste. Er hat den Geist seiner Nation wie wenige belauscht und ihr recht eigentlich ihr ideales Gegenbild vorgehalten. Über sich selbst führte er sie nicht hinaus. Eine höhere Kraft als die der verstandesmässigen Belehrung und des stets unvollkommenen Beispiels vermochte er nicht einzusetzen. Ja, wir sahen, wie er zur Verkümmerung des ererbten Gottesglaubens und zum Absterben der überkommenen Unsterblichkeitshoffnung wesentlich beitrug und so die höhere Geisteswelt, im Verkehr mit welcher das religiöse Leben sich entfaltet, immer dürftiger werden liess.

4. Spätere Meister.

Nach Kongtses Tod gelangte seine Lehre zur Herrschaft über die Gebildeten. Seine Schule gab für diese zumeist den Ton an. Bedeutender als seine unmittelbaren Schüler waren spätere wie Tse-tse, sein Enkel, der Verfasser des Tschong jong 2), über dessen Leben nicht viel bekannt ist. Doch fehlte es dieser Richtung auch nicht an Gegnern. Teils standen ihr die Vertreter der

1) Hiefür beruft man sich namentlich auf Tschong Jong XXVII, 4, wo aber allgemein der rechte Pfad gepriesen wird und es von diesem heisst: „Er wartet auf den rechten Mann und dann wird er begangen.“ Daher heisst es: „Wenn es keine vollkommene Tugend gibt, fehlt es am Beispiel für den vollkommenen Pfad."

2) S. Seite 43 und 71.

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Taolehre gegenüber, teils verschiedenartige unabhängige Philosophen oder Lehrer, welche mehr oder weniger revolutionäre Anschauungen vortrugen und bei dem politischen Zerfall des Reiches gegen Ende der Tscheu-Herrschaft wenigstens zeitweise bedeutenden Anhang fanden.

Dieser Art waren Jang und Mi, unter sich Gegenfüssler, aber beide Gegner der kongtseanischen Schule, welche daher von Mengtse eifrig bekämpft wurden, der aber nicht mehr sie selbst, sondern nur noch ihre Jünger vorfand, woraus sich ungefähr ihre Zeit bestimmen lässt.

Jang-tschu, nach Litses Darstellung ein entarteter Schüler des Laotse 1), entwickelte eine niedrige Theorie des Lebensgenusses 2), welche zum Grundsatz hat: „Jeder für sich!" und kein höheres Ziel des Strebens kennt, als dass der Einzelne die Gelegenheit des Genusses recht ausnützen soll, da weder Tugend noch Weisheit noch Ehre glücklich machen und es thöricht wäre, sich auf ein Leben nach dem Tode zu vertrösten: die vier grössten Weisen (Schün, Jü, Tscheu-kung, Kongtse) hatten ja keinen fröhlichen Tag, und wenn sie jetzt hochgepriesen sind, hilft ihnen das nichts, da sie nichts davon wissen. Umgekehrt hatten Scheusale wie Kiě und Scheu3) ein glückliches Leben. Dieser cynische Sensualismus ist durch Mengtse besiegt worden und seitdem war Jang bei den Chinesen als Häretiker verachtet, während ja freilich in praxi bei der ganzen Anlage des Volks er nur zu viele Nachfolger fand.

Hat diese Erscheinung nur negative Bedeutung, indem sie zeigt, dass es auch an Versuchen, die Fundamente der chinesischen Religion umzustürzen, nicht fehlte, so verhält sichs anders mit dem zweiten Gegner, welchen Mengtse unbilliger Weise neben Jang zu stellen pflegt, indem er sagt4): „Die Worte des Jang-tschu und Mi-tei 5) füllen das Reich. Wenn man den Unterredungen des Volkes zuhört, so findet man, dass es die Ansichten sei es des Jang oder des Mi angenommen hat. Nun ist Jangs Grundsatz: „Jeder für sich selbst" wobei die Ansprüche des Herrschers nicht anerkannt werden. Mi's Grundsatz ist: alle gleicherweise zu lieben, wobei die besondere Liebe zum Vater nicht anerkannt ist. Weder König noch Vater anzuerkennen, gehört aber zu einem tierischen Zustand. Wenn nicht den Grundsätzen von Jang und Mi Einhalt gethan und statt dessen die Lehre des Kongtse zur Geltung gebracht wird, so werden ihre verkehrten Reden das Volk irreführen und den Weg des Wohlwollens und der Rechtschaffenheit aufhalten."

1) Vgl. Faber, Licius, S. 46 f. Übrigens verschmäht Litse nicht, fast sein ganzes 7. Buch (a. a. O. S. 156 ff.) mit Jangs Lehre zu füllen. 2) Vgl. J. Legge, Chinese Class. II Einl. S. 95 ff.

3) S. oben S. 31.

4) Meng-tse III, 2, 9 (Chinese Cl. Bd. II S. 158 f.).

5) Der Name wird auch Mih, und neuerdings Moh geschrieben, kantonesisch Mak.

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