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weil geoffenbarte, objektiv vorliegende Thätigkeit ist ihr Thema. Aber darum tritt die kreatürliche Thätigkeit keineswegs zurück, vielmehr tritt sie, weil beleuchtet und getragen von der göttlichen Thätigkeit, mit dieser zugleich hervor. In der heiligen Geschichte muss sich also distinkt und deutlich ein dreifaches Element unterscheiden lassen, ein göttlich Bestimmendes, ein kreatürlich Bestimmendes und als Produkt von beiden ein kreatürlich Bestimmtes. Mit Beziehung auf die entsprechenden Elemente im Menschen (dem Mikrokosmus) möchten wir sie als das pneumatische, psychische und somatische Element der heiligen Geschichte bezeichnen. Der zuvorbedachte Rathschluss des göttlichen Willens, der von vornherein lebenskräftig in der Geschichte wirkt, das ist das Pneuma der Geschichte; die freie Willensthätigkeit der Kreatur ist ihr seelisches Element und die Thatsachen, Fakta und Institute, welche die Träger und Gestaltungen dieser beiden Lebenskräfte sind, mögen dem Somatischen verglichen werden. Wie der Geist des Menschen das Ueberweltliche, Göttliche im Menschen ist, so ist die Immanenz des göttlichen Rathschlusses auch das Ueberkreatürliche in der Geschichte, gleichsam der göttliche Lebensodem, der ihr mit ihrem Anfang eingehaucht wurde und sie seitdem mit göttlichen Lebenskräften erfüllend durchweht. Wie die Seele im Menschen das eigne, menschliche, tellurische Lebensprincip ist, so ist auch die freie Willensthätigkeit der Kreatur in der Geschichte das eigne, kreatürliche, selbstische Lebensprincip, das erst durch die Immanenz des Göttlichen, Pneumatischen seine rechte Weihe empfängt, und von ihm getragen und bestimmt erst in den Stand gesetzt ist, seine höhere Aufgabe zu erfüllen.

Es wird darum nimmermehr genügen, die äusserlischen Thatsachen und Begebenheiten, welche innerhalb der Sphäre der heiligen Geschichte liegen, nach ihrem äusserlichen Zusammenhang dargelegt zu haben. Es wird aber auch nicht genügen, die kreatürliche Causalität zu ergründen, und ihre Bedeutung und Wichtigkeit nach

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kreatürlichem Erfolg zu messen. Auf die Weise würde die heilige Geschichte zur profaner werden und ihren Charakter als heilige Geschichte, der unter allen Umständen und auf allen Stadien der Entwicklung festzuhalten ist, verlieren. Unsre Geschichte ist ja heilige Geschichte, ist es darum, weil sie unbedingt ist und getragen wird durch das göttlich energische Eingreifen des Rathschlusses der ewigen Liebe. Die continuirliche Immanenz dieses göttlichen Rathschlusses, dies Siegel ihrer Göttlichkeit, das ist ihr in allen Zeiten und unter allen Verhältnissen sich gleichbleibender Charakter, das ist ihr Lebensodem, der sie stets mit göttlichen Lebenskräften durchdringt; das ist die unerschöpfliche und unverwüstliche Kraft der Gestaltung, die ihr stets innewohnt; das ist das Princip, von dem sie ihren Anfang nahm, und das sie ihrer Vollendung zuführt. Zu ihm also müssen alle äussern Thatsachen, Begebenheiten und Anstalten und nicht minder alle kreatürliche Causalität und Selbstthätigkeit in Beziehung gestellt werden; und zwar nicht nur alle diejenigen, welche aus dem Boden des Reiches Gottes hervorwachsen und vom göttlichen Lebensferment getragen und durchdrungen sind, sondern auch ebenso sehr jede That und jede Thätigkeit, die im bewussten oder unbewussten Gegensatz gegen den göttlichen Rathschluss wurzelt und durch den Widerspruch gegen ihn hervorgerufen und beseelt ist. Denn durch diesen Gegensatz erhält sie ja ihren Charakter und nach der Intensität dieses Gegensatzes muss ihre Bedeutung für die Gesammtentwicklung gemessen werden; und andrerseits ist ja die Art und Weise der Reaktion des göttlichen Rathschlusses durch ihre besondre Gestaltung wiederum bedingt.

. Sobald das Böse einmal durch Missbrauch kreatürlicher Freiheit in die Welt gesetzt ist, ist der Anfang einer Entwicklungsreihe gegeben, welche die göttliche Gerechtigkeit sowohl wie die göttliche Weisheit ihrem selbstständigen Verlauf überlassen muss. Denn da der endliche Geist einmal durch die schöpferische Allmacht als ein freier Geist gesetzt ist, und mit der Persönlich- »

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keit das Privilegium selbstständiger Willensthätigkeit erhalten hat; da ferner diese Freiheit ihm nicht bedingungsweise, sondern wie dies die Idee der Persönlichkeit erfordert unbedingt gegeben ist, so muss sie ihm auch bleiben, auch wenn er sich für etwas Andres bestimmt, als wozu Gott ihn bestimmt hatte; auch gegen den Teufel ist Gott gerecht, auch im Teufel respectirt Gott die Persönlichkeit, denn die Persönlichkeit ist das Gottähnliche in der Kreatur, und so lange Gott sich selbst achtet, muss er auch die Persönlichkeit in der Kreatur achten. Darum kann und will er nicht die Kreatur, nachdem sie böse geworden, vernichten oder das Recht freier Selbstbestimmung ihr schmälern oder rauben. Die ewige Verdammung selbst, welche die in ihrer ungöttlichen Selbstbestimmung krystallisirte Kreatur durch göttliches Gericht trifft, trifft sie nur darum, weil Gott auch jetzt noch die Persönlichkeit in ihr respectirt 1).

Aber auch die göttliche Weisheit fordert nicht minder, dass dem Bösen seine Entwicklung ungehemmt gelassen werde. Sobald das Böse da ist, tritt es als eine äussere Macht und Realität auf, deren innere Unmacht und Nichtigkeit dem göttlichen Willen gegenüber erst zur vollen Erscheinung gelangen kann, wenn das Böse zur vollsten Selbstentfaltung gekommen ist; wenn alle Keime, die in ihm verborgen sind, sich entwickelt haben, wenn alle seine Kräfte fruchtlos aufgeboten sind, wenn der ungeheure Selbstbetrug und die furchtbare Selbsttäuschung, in welcher es sich bewegt, unverhüllt und offen an den Tag getreten sind. — Ja Gott selbst befördert und beschleunigt indirekt und auch direkt die Entwicklung des Bösen, wie der Arzt die Entwicklung der Krankheit, die als ein Fremdartiges in den Organismus eingedrungen ist, befördert und beschleunigt,

1) Vgl. die beiden letzten Aufsätze im zweiten Bande von J. P. Lange's verm. Schriften: „Die Reise in das Land der Wahl" und „Zur Lehre von der Hölle, und zur Lehre vom Himmel."

um sie zu überwinden und auszustossen, wobei er andrerseits aber auch den Organismus, so viel an ihm ist, zu unterstützen sucht, damit er die in den Händen eines menschlichen Arztes immer gefährliche Krisis überstehe. So überlässt Gott die Entwicklung des Bösen nicht nur seinem eignen Verlauf, sondern beschleunigt sie noch; — so wird dem, der da nicht hat, auch genommen, das er hat (Matth. 13, 12), so sendet er kräftige Irrthümer denen, die sich in Irrthum und Lüge verstockt haben (2 Thess. 2, 11) und verhärtet den, der sich selbst verhärtet1). Die Entwicklung des Bösen ist seine Besiegung, und jeder scheinbare Triumph, den er erlangt, ist eine neue Niederlage.

Aber Gott will und fördert die Entwicklung des Bösen 'nur da, wo die Kreatur das Böse gegen den göttlichen Willen ergreift und trotz alles göttlichen Protestes_ und aller göttlichen Reaktionen nicht loslässt, wo sie es in ihr innerstes Wesen aufnimmt und in sich krystallisiren lässt, wo sie dann ihrer Natur nach ebenso wenig davon befreit werden kann, wie ihrer Persönlichkeit nach davon befreit werden will. Gott will, dass alle Menschen selig werden, und wenn die Natur oder der Wille des Teufels eine Erlösung zugelassen hätte, würde sie auch ihm zu Theil geworden sein. Was aber im und am Teufel nicht geschehen konnte, das konnte am Menschen, der sich gleichsam nur zum Bösen hatte überrumpeln lassen, in dessen innerster Natur vermöge seiner specifischen Gottähnlichkeit noch ein Gegensatz gegen das Böse geblieben war, noch geschehen. Im zuvorbedachten göttlichen Rathschlusse lag darum die Erlösung des Menschengeschlechtes, so weit és nämlich nach seiner freien Persönlichkeit sich erlösen lassen wolle, beschlossen, und dieser Beschluss griff alsobald nach dem Sündenfall als lebenskräftiger Anfang einer

1), Vergleiche Hengstenbergs Aufsatz: Die Verhärtung Pharao's im dritten Bande der Beiträge zur Einleitung ins Alte Test. S. 462 ff.

neuen und erneuernden Entwicklungsreihe in die falsche und ungöttliche Entwicklung des Menschengeschlechtes ein. So ist, wie in der Engelwelt durch die Revolution des einen Theils und die Evolution des andern Theils der Engel schon eine Scheidung vorliegt, auch in die Men schenwelt der Anfang einer doppelten Entwiklung gesetzt, durch welche die Scheidung erzielt werden soll: die Sünde und das Verderben in ihrem Gefolge streben ihrer vollständigen Entfaltung entgegen; und nicht minder geht das göttliche Heil, reagirend und sich assimilirend, was sich ihm assimiliren lässt, seiner allmähligen möglichst ausgedehnten Verwirklichung entgegen. Beide stehen sich feindlich gegenüber und fördern doch einander. In dem Maasse wie das Heil wächst und zu selbstbewusster Klarheit in der Kreatur sich gestaltet, wächst auch das Böse, aber es wächst seinem Untergang entgegen. Jeder scheinbare Sieg des Bösen ist in der That und Wahrheit ein Sieg des Heils, das auch im scheinbaren Unterliegen siegt. Erst durch die volle Entwicklung des Reiches der Finsterniss ist seine Macht vollständig gebrochen, erst wenn sein Gegensatz gegen das Heil zur grössten Ausdehnung und zum vollsten Bewusstsein gekommen ist, zeigt sich auch seine gänzliche Ohnmacht und Nichtigkeit. Scheidung des Lichtes von der Finsterniss, ist, nachdem die Finsterniss einmal als eine Potenz in die Entwicklung des Universums eingetreten, das höchste und einzige Thema der heiligen Geschichte, die eine Geschichte des Universums ist. Je weiter Beides in seiner Entwicklung fortschreitet, um so mehr scheiden sich die Elemente Beider, um so mehr tritt Jedes unverhüllter hervor, als das, was es seinem innersten Wesen nach ist, um so mehr fällt jede Maske der Lüge und des Scheins. Das jüngste Gericht, der Schlusspunkt der beiderseitigen Entwicklung, das Scheidung heisst (xoios) und sich nach jeder Beziehung als Scheidung darstellt, vollendet diese Scheidung für alle Ewigkeit.

Die Pragmatik der heiligen Geschichte wird nun die

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