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teresse die heilige Geschichte zu behandeln, so schelte man es auch unhistorisch, wenn der Profanhistoriker mit philosophischem Geiste die Profangeschichte darstellt und behandelt. Denn wie die Philosophie zu dieser, so verhält sich die Dogmatik zur heiligen Geschichte; und wie jene den Gedanken des endlichen Geistes, dessen wissenschaftliche Fassung die Philosophie ist, in seiner successiven Entwicklung darstellt, so die heilige Geschichte den Gedanken des absoluten Geistes, dessen menschlich-wissenschaftliche Fassung die Dogmatik ist.

Bisher haben wir die Anforderungen beleuchtet, welche an eine wissenschaftliche Construction der heiligen Geschichte von ihrem Begriff aus gemacht werden müssen; aber auch das Wesen und die Bildung des menschlichen Geistes, durch den und für den die heilige Geschichte bearbeitet wird, macht an eine solche Darstellung ihre bestimmten Anforderungen. Dahin gehört namentlich die Forderung, dass die heilige Geschichte sich im Einklange wisse mit den übrigen Erkenntnissen' des Geistes. Bei dem vielumfassenden Charakter dieser Wissenschaft ist es nämlich nicht anders möglich, als dass sie in manchen Partieen mit andern Disciplinen zusammentreffe und in sie hinübergreife. Die heilige Ge schichte kann nun hier keinenfalls ein gleichgültiges, sich vielleicht widersprechendes Nebeneinander dulden, sondern mass durch Entfernung der scheinbaren und Auflösung der wirklichen Widersprüche sich der vollsten Harmonie bewusst zu werden streben, und zu dem Zweck auf den Standpunkt der fremden Disciplin eingehen und ihre Leistungen und deren Verhältniss zu den Daten der heiligen Geschichte zu würdigen suchen. Solche Coincidenzpunkte bietet am häufigsten die Geschichte der Völker in den Collisionen des Volkes der Wahl mit andern Völkern, so wie die Naturwissenschaft mit den biblischen Berichten über die Schöpfung und Entwicklungsgeschichte der irdischen und ausserirdischen Natur. Namentlich gehören unter die letztere Kategorie die Astronomie, Geologie und Anthropologie. Auch in die Linguistik greift der

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biblische Bericht über die Entstehung und Zertheilung der Sprache hinüber. - Die heilige Geschichte wird um so weniger umhin können, alle diese und andre minder wichtige Coincidenzpunkte einer sorgfältigen Prüfung und Beleuchtung zu unterziehen, als eine falsche und verkehrte Zeitbildung die meisten derselben mit grossem Feldgeschrei gegen die biblischen Berichte hat Sturm laufen lassen.

Schliesslich haben wir noch derjenigen Perioden der Entwicklung zu gedenken, welche durch das Princip der heiligen Geschichte zwar von ihr ausgeschlossen sind, aber dennoch in wesentlicher Beziehung zu ihr stehen. Es sind nämlich Perioden innerhalb der Sphäre und des Terrains der heiligen Geschichte eingetreten, wo das unmittelbare Eingreifen Gottes für eine Zeitlang zurücktrat und scheinbar aufhörte, wo demnach die kreatürliche That allein, aber getragen und gestützt von dem Resultat der bisherigen Entwicklung, ihre nächste Aufgabe verfolgen soll. Diese gehören nun, weil das unmittelbare und offenkundige Eingreifen der göttlichen That und Lehre den Charakter der heiligen Geschichte ausmacht, objektiv betrachtet ihr nicht an, aber weil der Zustand, in welchen nach kürzerem oder längerem Zwischenraum die unmittelbare göttliche Offenbarung wieder eingreift, Resultat dieser selbsteignen Entwicklung ist, können sie in subjektiv-wissenschaftlicher Fassung der heiligen Geschichte als die Mittelglieder und Unterlagen nicht übersehen werden. Ihre Wichtigkeit misst sich nach der Bedeutung, welche sie für das nächste Stadium der Offenbarung haben. Solcher bedeutenderen Zwischenräume bietet die heilige Geschichte vornehmlich drei, einmal die Zeit des Aufenthaltes der Kinder Israel in Aegypten, dann die Zeit vom Verlöschen der alttestamentlichen Prophetie bis zum Auftreten Johannis des Täufers und zuletzt die Zeit vom Aufhören der apostolischen Theopneustie bis zur neuen Anknüpfung unmittelbarer göttlicher Offenbarung, die noch in der Zukunft liegt. Bei der erstgenannten sind wir bis jetzt allein auf

die Bibel beschränkt, und diese lieferte hinreichende Data, um die nächste Offenbarung unter und durch Mose zu verstehen; vielleicht, dass das eifrige Studium der ägyptischen Monumente uns noch einmal anderweitige ausserbiblische Data über diesen Zeitraum liefern wird, die jetzt noch gänzlich fehlen. Von weit grösserer Wichtigkeit ist die zweitgenannte Periode; die unmittelbare göttliche Erziehung hat aufgehört, das Volk der Wahl ist sich selbst überlassen, aber die objectiven Gnadenmittel, das lebenskräftige Wort Gottes in dem Gesetz und den Propheten, und die Erfahrungen der bisherigen Geschichte, so wie andrerseits der kräftige eigne Entwicklungstrieb des Volkes in dieser Zeit greifen ŝo gewaltig und umgestaltend in die Entwicklung des Volkes ein, dass die neu eintretende Offenbarung einen wesentlich modificirten und andersgestalteten Boden vorfindet, als wie sie verlassen hatte. Es wird darum für die subjectiv-wissenschaftliche Bearbeitung der heiligen Geschichte diese Periode beinahe dieselbe Wichtigkeit haben, wie manche frühere Periode, die ihr eigentlich und vermöge ihres Princips angehört. Dieser Wichtigkeit angemessen hat denn auch die göttliche Vorsehung uns anderweitige reichlich fliessende Quellen der Ueberlieferung geöffnet und bis in unsre Tage hinübergeleitet 1). Anders verhält es sich mit dem zuletzt genannten Zeitraum, in welchem wir uns noch befinden, dessen hierher gehörige Entwicklung vorzugsweise und vielleicht aus

1) Wir bedauern so häufig, dass uns diese oder jene Schrift des klassischen Alterthums verloren gegangen ist, und meinen Wunder, wie viel uns dadurch für Erkenntniss der Geschichte verloren sei; aber vergessen dabei, dass die klassische (heidnische) Literatur, um je grössere und bedeutendere Wichtigkeit ihr für die Bildung des Menschengeschlechtes zugeschrieben werden muss, um so mehr ebenfalls unter der Aufsicht des diese Bildung lenkenden Gottes gestanden hat. Ueber den Schriften eines Herodot und Plato wachte das Auge Gottes ebensowohl als über den Schriften eines Moses und Jesaia. Es ist uns von der ganzen klassischen Literatur nichts Wesentliches, nichts Nothwendiges verloren gegangen, oder es wird, sobald es wesentlich und nothwendig wird, wieder aufgefunden werden.

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schliesslich der Kirchengeschichte angehört. Die Wichtigkeit dieses Zeitraums, welcher zur Unterlage das ganze objektiv vollendete (nur noch nicht subjektiv angeeignete) Erlösungswerk hat, in welchem der heilige Geist durch die Gnadenmittel, Wort und Sakrament, die Gémeinde der Erlöseten sammelt, erleuchtet, rechtfertigt, heiligt und bereitet, ja vollbereitet zur ewigen Vollendung, die ausserordentliche Wichtigkeit einer solchen Periode für das nächstfolgende Offenbarungsstadium springt in die Augen, und doch kann nach unserm Bedünken den Entwicklungen dieser Periode für eine jetzt zu construirende heilige Geschichte nicht dieselbe Ausführlichkeit und Wichtigkeit zugestanden werden, wie der ihr übrigens nach Zweck, Aufgabe und Stellung ganz parallelen und analogen Periode der israelitischen Geschichte. Ja, wir glauben sie gewissermassen ganz von der heiligen Geschichte, wie sie jetzt geschrieben werden kann, ausschliessen und an die geschichtlichen Entwicklungsstufen, welche uns die Apostelgeschichte und die apostolischen Briefe darbieten, sogleich die Entwicklungsgeschichte der Zukunft, welche die neutestamentliche Weissagung (auch die alttestamentliche, so weit und sofern sie in der Zeit Christi und der Apostel noch nicht ihre schliessliche Erfüllung gefunden hat) anknüpfen zu müssen; so dass von der ganzen seitdem zur Erscheinung gelangten Entwick lung nur diejenigen Geschichts - Momente, die sich als evidente Erfüllung einzelner Weissagungs-Momente darstellen, zur Sprache kommen können. Der Grund aber, aus welchem wir der Geschichte der einen Periode die Aufnahme in die heilige Geschichte zugestehen, hingegen sie der andern, ihr doch analogen, verweigern, liegt darin, dass wir bei jener beurtheilen können, was wesentliche Unterlage der nächsteintretenden Offenbarung ist, deren Geschichte uns schon in concreter Erscheinung vorliegt; bei dieser aber eine solche Beurtheilung und Ausscheidung nicht mit hinreichender objectiver Sicherheit angestellt werden kann.

Wir wenden uns nun endlich zu dem zweiten Theil

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unsrer diesmaligen Aufgabe, nämlich zur Eintheilung und Skizzirung der heiligen Geschichte.

Diese theilt sich wesentlich in zwei Epochen. Die erste umschliesst die Schöpfung der Kreatur durch den allmächtigen Schöpfer, durch welchen sie ihr Dasein und ihre Bestimmung, ihre Aufgabe und Entwicklungsfähigkeit erhielt. Sie ist Gegenstand der Geschichte, da alles Schaffen sich in einer wenn auch auf einen Augenblick zusammengedrängten Succession des Werdens darstellt. Der andre Theil umfasst die eigne, freie und selbstständige Entwicklung der Kreatur. - Die freie Kreatur kann aber auch, statt sich für die normale Entwicklung (Evolution) zu bestimmen, eine abnorme Entwicklung (Revolution) einschlagen; sie kann von ihrer göttlichen Bestimmung abfallen; und dann geht entweder der Fall und die Gottentfremdung mit allen ihren Folgen nach eignen Gesetzen weiter; oder aber die kreatürliche Negation der göttlichen Bestimmung wird von Gottes Gnade und Allmacht wieder negirt durch eine neue Schöpfung, die sich als Restitution gestaltet. Ein solcher Abfall der Kreatur von ihrer gottgewollten Bestimmung ist aber faktisch zweimal eingetreten (der Fall der Engel und der Fall des Menschen) und jedesmal zufolge göttlichen Rathschlusses durch eine neue Schöpfung oder Restitution negirt worden. Demnach erneuert sich der Entwicklungsgang der heiligen Geschichte zweimal und sie bietet drei Anfänge und drei Weltalter oder Aeonen dar. Das vierte Weltalter, das aber als der Schluss eines jeden der drei frühern anzusehen ist, in der Schrift ὁ αἰὼν ἐκεῖνος oder ὁ αἰων μέλλων genannt ist die mit der Ewigkeit Eins gewordene Zeit der absoluten Vollendung, in welcher die successive Entwicklung, also auch die Geschichte zum Schluss gekommen ist.

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Das Schema der heiligen Geschichte ist also folgendes:

Erstes Weltalter oder die Urwelt mit zwei
Epochen:

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