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Dämonischen liegt die Kraft des Heidenthums, in diesem frühreifen Wesen, in diesem vorwitzigen Hinübergreifen ins Versagte liegt sein Reiz und seine verführerische Gewalt; dadurch vermochte es seine Anhänger zu den unerhörtesten Aufopferungen und Selbstverläugnungen zu kräftigen, dadurch selbst das Volk Gottes und seinen weisen König in seine Schlingen zu locken.

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Israel wird im Hause des Vaters erzogen und, so oft es ihm entfliehen will, durch freundliche Mahnung und ernste Strafe zurückgeführt. Seine Zucht- und Lehrmeister sind das Gesetz und die Prophetie. Das Heidenthum ermangelt dieser speciellen Erziehung, es wird ausser dem Vaterhause erzogen. Aber auch in der Natur und im Menschengeist hat sich Gott offenbart; der νόμος ἐν ταῖς καρδίαις γραπτός ist auch ein παιδαγωγὸς εἰς Xolotov, die nie gestillte Sehnsucht des zu Gott geschaffenen Menschenherzens ist auch eine Weissagung auf Christum. Die Aufgabe des Heidenthums ist:,, dass sie den HErrn suchen sollten, ob sie ihn fühlen und finden möchten" und die Basis dieser Aufgabe ist; ;, denn Er ist nicht fern von einem jeglichen unter uns, τοῦ γὰρ καὶ γένος εσμέν. Zu Israel war gesagt:,,Thue das, so wirst du leben". Aber die Möglichkeit, das Gesetz zu erfüllen, welche in der Gottbildlichkeit von Gott verliehen war, war verschlungen durch die Unmöglichkeit, es zu erfüllen, welche durch die Sünde herbeigeführt war, und so ging der wahre Satz: Gott gab das Gesetz, dass sie durch dasselbe leben sollten in den noch wahrern auf: Gott gab das Gesetz nicht, dass sie es erfüllen und durch seine Erfüllung selig würden, sondern damit sie versuchen sollten, es zu erfüllen und der Heiligkeit Gottes gegenüber ihre Ohnmacht erkenneten und zubereitet würden für die Gerechtigkeit aus dem Glauben. So auch beim Heidenthum,. an welches durch das Bedürfniss des eignen Herzens die Forderung gestellt ist:,,dass sie den HErrn suchen sollten, ob sie ihn fühlen und finden möchten." Sie hätten ihn finden können,,,denn sie sind ja Seines Geschlech

tes, und Er hat sich nicht unbezeugt gelassen", aber sie konnten ihn nicht finden, denn ,,Gottes Wahrheit haben sie verwandelt in die Lügen". Und diese ihre Unfähigkeit, Ihn zu finden, sollten sie erkennen,, damit solché Erkenntniss sie zu Christo führe, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist.

Diese dritte Periode muss ihrer Wichtigkeit und Entwicklungs-reichen Ausdehnung wegen, nach sich von selbst darbietender Abgrenzung in mehrere Abschnitte zerlegt werden. Der erste Abschnitt umfasst die Geschichte der Patriarchen. Das Reich Gottes existirt nur in der particulärsten Form, in der der Familie, An die paradiesische Verheissung knüpft sich unmittelbar und sie weiterbildend die Verheissung vom Patriarchensamen. Dort ist der Weibessame im Allgemeinen als das erlösende Element bezeichnet: das ganze Menschengeschlecht soll den Kampf gegen das Böse zum Siege führen. Jetzt ist ein Mann zum Träger des Reiches Gottes auserwählt und an seinen Samen knüpft sich jetzt ausschliesslich die Verheissung des Heils 1). Die sacramentliche Versiegelung der Wahl und der Verheissung ist die Beschneidung. In Abraham repräsentirt und präformirt sich die Gerechtigkeit aus dem Glauben, in Isaak das stille Dulden und Harren, in Iacob der thatkräftige Kampf des Lebens, in Ioseph der Sieg und die Krone des Kampfes. In Melchisedeks räthselhafter Erscheinung prägt sich die Idee eines königlichen Priesterthums, dem auch der Vater der Gläubigen seine Huldigung bringen muss, aus. In Isaaks Opferung ist die Idee des Naturdienstes überwunden und gerichtet). - Die Uebersiedelung der auserwählten

1) Abraham konnte diese Verheissung nicht anders verstehen, als dass in der Totalität seiner Nachkommenschaft den Völkern das Heil gegeben sei; in dem Sinue, wie Christus sagt: das Heil kommt von den Juden.

2) Die Beziehung dieses Faktums auf den Menschen opfernden Naturdienst ist unzweifelhaft und sollte nicht geläugnet werden, da durch eine solche Leugnung einem Vatke und Daumer (Der Feuer- und Molochsdienst der alten Hebräer. Braunschweig 1842 Zeitschr.f.d.ges. luth. Theol. u. Kirche 1843. I.

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Familie nach Aegypten soll sie zunächst in dem wichtigen und gefahrvollen Uebergange von der Familie zum Volke einerseits vor Zerstreuung und andrerseits vor Vermischung mit heidnischen Elementen bewahren. Ausserdem bietet Aegyptische Weisheit und Kultur manche Beziehungen für die Bildung des Volkes, und Aegyptische Despotie bereitet es vor für die Knechtschaft unter das göttliche Gesetz.

Der zweite Abschnitt umschliesst die Thätigkeit des Moses, mit zwei Momenten; dem Auszug aus Aegypten und der Gesetzgebung. In Aegypten war Israel gewissermassen nur der Embryo eines Volkes gewesen; der Auszug ist der Zeitpunkt seiner Geburt, ist der erste Anfang seiner selbstständigen Stellung neben den andern Völkern. Der mächtige und starke Arm, mit welchem der HErr sein Volk aus dem Diensthause dem Lande der Verheissung zuführt, die wundervolle Leitung durch die Wüste, die Speisung mit Himmelsbrod u. s. w. sind kräftige Zeugen von der Verheissungstreue Jehovas, Bürgen und Vorbilder zukünftiger Gnadenführung; des Volkes halsstarriger und widerspenstiger Sinn ist ein Spiegel eigner Unwürdigkeit; Jehova's Züchtigungen und besonders das Straf- und Verwerfungsurtheil in Kades eine bleibende Mahnung an das sicher treffende Gericht Gottes. Die Führung und die Wanderung durch die Wüste ist nicht nur ein Typus der ganzen israelitischen Geschichte, sondern auch des irdischen Lebens überhaupt, sowohl in allgemeiner als individueller Beziehung 1). Das wesent

S. 34) nur Waffen in die Hand gegeben werden. Es liegt in unsrer Geschichte, ebenso sehr eine Anerkennung der wahren Basis im Menschenopfercultus, als die bestimmteste Verwerfung und die entschiedenste Verabscheuung der schauderhaften Verkehrung dieser Wahrheit und der abscheulichen Satansbelügung in diesem Kultus. Die Bedeutung dieser Geschichte ist, zu zeigen, dass das Judenthum schon in seinen ersten Anfängen das Problem der Naturreligion gelöst, ihre Tendenz überwunden, und ihre Ent wicklung hinter sich liegen habe.

1),,Wer die Reisekarte der Israeliten mit meinem Lebenslauf vergleichen will, wird sehen, wie genau sie miteinander übereinstimmen", sagt J. G. Hamann 1, 216.

lichste Moment dieses Abschnittes, durch welches auch der Auszug aus Aegypten erst seine Bedeutung erhält, ist die Gesetzgebaug. Durch sie tritt das Reich Gottes aus der Form der Familie in die des Staates und der Kirche ein, welche beide in der ursprünglichen und ersten Gestalt der Theokratie Eins sind. Durch sie wird Israel zu ,, Jehova's Eigenthum vor andern Völkern", zu Seinem ,, erstgebornen Sohn", zum ,,priesterlichen Königreich und zum heiligen Volk". Das Gesetz umzäunt das Volk nach Aussen, einigt es nach Innen, es ist ein Zuchtmeister auf Chri stum und hat den Schatten der zukünftigen Güter. - Moses ist der Knecht Gottes, der in Seinem ganzen Hause treu war, der Mittler des alten Bundes, Gesetzgeber und Prophet, mit dem Jehova redete wie ein Mann mit seinem Freunde.

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Wir wenden uns nun zum dritten Abschnitt, welcher den Zeitraum der Einnahme des verheissenen Landes unter Josua begreift. Das verworfene, ungläubige und undankbare Geschlecht war in der Wüste ausgestorben und in ihren Kindern ein neues Geschlecht voll Glauben und Zuversicht zum HErrn herangewachsen. Nicht Moses, der Repräsentant des Gesetzes, (denn das Gesetz kann nicht zur Ruhe bringen) sondern Josua führt sie in das Land der Verheissung. In Aegypten war Israel zum Volke herangewachsen, am Sinai hatte es sein Gesetz, seine Verfassung, seinen Gottesdienst und sein Heiligthum empfangen; nun fehlt dem Volke noch eine und zwar eine sehr wesentliche Bedingung einer selbstständigen, nationalen Existenz: ein seinem Charakter, seiner Stellung und Aufgabe angemessenes Land. Das wird ihm in diesem Zeitraum zu Theil. Das Maass Kananitischen Gräuels war voll geworden, die Langmuth Gottes zu Ende gegangen, und Israel erhält die Aufgabe, das göttliche Vertilgungsurtheil zu vollstrecken, damit es, ihm selbst zur Warnung, factisch lerne und erfahre, wie Gott ein Volk strafe, wenn es zum Gericht reif geworden.

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Auf die glaubensvolle und glaubenskräftige Zeit Josua's folgt die Zeit der Richter. Den Charakter dieses Zeitraums spricht die heilige Urkunde in den Worten aus: Zu der Zeit war kein König in Israel; ein Jeglicher that, was ihm Recht däuchte. Es war die Zeit, wo das patriarchalische Leben in erhöhter Potenz, im ruhigen Besitz des Landes, mit allen Segnungen nationaler und religiöser Einheit verbunden, wiederkehren sollte. Das Volk sollte zeigen, was es mit den ihm bis jetzt anvertrauten Gnadengütern anfangen, wie es die bisherigen Gnadenführungen benutzen werde. Die Mosaische Gesetzgebung sollte in succum et sanguinem verwandelt, ins innerste Lebensmark des Volkes aufgenommen werden. Ohne äussern Zwang sollte aus dem Glaubensleben des Volkes heraus die Theokratie nach allen ihren Beziehungen sich verwirklichen und Gestalt gewinnen, Freilich wurde diese Aufgabe nur zum Theil erreicht. Einzelne Kananitische Völkerschaften hatte Jehova im Lande gelassen, um sein Volk daran zu versuchen. Israel begnügte sich, sie zinsbar zu machen, und diese erste Abweichung vom göttlichen Willen gereichte ihnen zum Verderben. Die unterjochten Völker wurden ihnen „zum Strick, und ihre Götter zum Netz." Der kananitische Naturdienst wirkte mit seiner ganzen verführerischen Kraft auf das Volk, und zu wiederholten Malen fiel es ab vom HErrn, der dann seine Hand abzog und sie unter den schweren Druck ihrer Feinde verkaufte. Da thaten sie dann Busse, und der HErr erweckte ihnen Heilande, die sie erretteten und Ruhe und Frieden wieder herstellten. — Aber in den überwiegenden Zeiten der Ruhe entfalteten sich auch herrliche Blüthen theokratischen 1) Lebens. Man denke nur an Ruths Geschichte. Kann wohl eine Zeit, in welcher solche liebliche, zarte Blumen blühten, so roh gewesen sein, wie man sich diesen Zeitraum ge

1) Zudem ist der Abfall und die darauf folgende Bedrückung meist nur particulär, nur über einen Theil des Landes und Volkes sich erstreckend.

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