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sollen Sandalen für die Ewigkeit angelegt werden, sie soll über das Meer gebracht und im fremden Land angebunden werden. Die Götter, ihre Väter, sollen ihr zu essen geben, damit sie nicht nach der Menschen Fleisch und Blut zu verlangen braucht. Ein Trog zum essen, ein Schlauch für ihren Durst soll ihr gegeben werden.

Zum Schuh gegen die labartu wird besonders Marduk angerufen, aber auch Anu. Daneben gehen rituelle Handlungen. Eine labartu, aus Ton gemacht, soll wie eine Gefangene behandelt werden. Man legt dem Bild zwölf Brote und andre Speisen hin, gießt Quellwasser aus und übergibt dem Kranken das Bild eines schwarzen Hundes. Tage lang läßt man das Bild am Bett des Kranken stehen, dann trägt man das Bild am Abend hinaus, zerschlägt es mit einem Schwerte, gießt Mehlwasser darüber und begräbt es im Winkel der Mauer.

Drei

Oder die labartu wird jeden Tag bekleidet, ein Schwein wird geschlachtet und sein Herz in den Mund der labartu gelegt; oder ihr Bild wird zusammen mit Hundebildern von dem Beschwörer in ein Schiff gebracht und fortgeschickt.

Das franke Kind soll mit einer Salbe von Pferdehaut, Fischfett, Schweinefett, Pech, Asche, Butter, Erde aus Tempeltoren nebst verschiedenen Kräutern eingerieben werden. Auch das Haus wird mit seinen Fenstern und Türen der Beschwörung oder Reinigung unterworfen.

Bei der Anfertigung der Amulette, die gegen die labartu helfen, wird eine Menge von Gegenständen erwähnt, die uns noch gar nicht bekannt sind, wie die Edelsteine enate, parie, kasulmu, kapasu, appa, eingebunden in Stoffe von roten, blauen, weißen und schwarzen Garnen oder aufgereiht auf weißze, schwarze, rote und blaue Schnüre; und diese Amulette werden um Hals, Hände und Füße des kranken Kindes gebunden. Dazu gehört noch das sappu der rechten Seite eines Esels, der linken Seite einer Eselin, das sappi von jungen Eseln und einem weißen Schwein und dem hallulaja-Insekt. Wahrscheinlich sind hiermit bestimmte einzelne Knochen der genannten Tiere gemeint.

Aehnlich der griechischen Hekate trägt das Bild der labartu einen Löwenkopf. Bellende Hunde, schreiende Tierjungen begleiten sie 1). In einer Beschwörung wird eine labartu also beschrieben:

"

Gewaltig ist die Tochter Anus, die die Kleinen quält. Ihre Hände sind ein fangnetz, zornig, tobend, feindselig. ist die Tochter Anus. Sie fehrt das innere der Gebärenden um, sie reißt das Kind gewaltsam aus der Schwangern, fie säugt es, sie läßt es jammern. Eine Hure ist die Tochter_Unus unter den Göttern, ihren Brüdern. Ihr Haupt ist ein Löwenhaupt, ihre Gestalt ist die des Esels, ihre Lippen sind Spritzen, die Speichel ausstoßen. Aus der Wohnung im Gebirg ist sie herabgestiegen, brüllt wie ein Löwe, heult wie ein Schakal erblickte sie Marduk und sprach zu Ea, seinem Vater: „Mein Vater, die Tochter Anus habe ich gesehen, die die Kleinen quält." Ea antwortete seinem Sohn Marduk: „Gehe, mein Sohn Marduk, mit der weißen Beschwörung . . .“

1) Myhrmann in 3. f. A., 1902.

Da

Hier ist die Schrift auf der Tafel fast gänzlich zerstört, der Schluß aber leider ganz abgebrochen.

Ein andres Ritual fügt zu dem vorigen noch hinzu:

„Einen Samentopf sollst du nehmen und an die Schnüre anlegen. Das Gehänge, die Augensteine, die pare sollst du daran hängen. Sieben Augensteine, fieben pare und Schnüre sollst du als Halsgeschmeide nehmen. Spreu, Blei,, ein Schweinebild, ein sappu der rechten Seite eines Esels sollst du an seinen Hals legen. Vierzehn Husab von der azallu-Pflanze sollst du in eine weiße Umhüllung einschließen und an seinen Hals legen“ u. f. w.

Andere Dämonen werden als gallu und mullu beschrieben. Sie treiben den Sohn aus dem Vaterhaus, die Tauben fangen sie in ihrem Schlag, den Raben lassen sie sich erheben auf seinen Flügeln, die Schwalben zwingen sie aus ihrem Nest auszufliegen. Den Ochsen treiben sie hinweg, das Schaf erschrecken sie, und der feindliche Fluch schlachtet den Menschen hin wie ein Lamm. Am Himmel erkennt man sie in den Verderben bringenden Sternbildern 1), wie den „Rachenaufreißzer“, der bald im Schützen, bald in den Zwillingen als Gatte der Schufilla wiederkehrt, die sonst Isum, dem Ueberwältiger der feindlichen Dämonen, zugesellt wird.

Endlich haben wir noch den Tesu und die dreimalsieben bösen Geister vorzustellen. Von einem Jäger wird erzählt:

Wie der Wettergott schoß er die Vögel des Himmels herunter. Die Antilope packt er an ihrem Kopf und Hörnern, einen Wildstier der Steppe überwältigt er, das Vieh des Gottes Gir bezwang er auf der Weide; doch jetzt wirft ihn in seinem eignen Haus der tesu nieder."

Noch fürchteten sich die armen Babylonier und Assyrer vor sieben bösen Geistern des Sturmes, vor sieben bösen Geistern der Erde, vor sieben bösen Geistern des Meeres 2). Zu Namtar, dem Diener der Eresfigal, dem mit Rusbisa verheirateten Dämon der Pest, gesellen sich die Totengeister ekinnu und utuku, die ala, gikim und maskim, alle schon von den Sumero-Akkadiern erdichtet und gefürchtet. Zu diesen alten Unholden brachten die Semiten nur wenige hinzu, wie die rabisi 3), die nach dem Volksaberglauben kein Riegel zurückhält. Gleich Schlangen schleichen sie zur Türe herein. Bald gleichen sie einem Pardel, bald einem Wehrwolf, bald der Hyäne, bald dem Sturm.

„Sieben sind sie, die Boten des Gottes Unu, die von Stadt zu Stadt Verfinsterung anrichten wie der Orkan, der am Himmel gewaltig dahinjagt. Mit dem bösen Wind, dem feindlichen Wetter ziehen sie einher. Sie sind die tapfern tesus, die zur Rechten des Wettergottes gehn und wie ein Blitz hervorbrechen *).“

An ihrer Spihe zieht Nergal, der Pestgott, Ninibs Würgengel,_einher. Astronomisch betrachtet, sind hier die Frühjahrsstürme vor Tag

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und Nachtgleiche beschrieben, die einzutreten pflegen, wenn das Siebengestirn der Plejaden unsichtbar geworden ist. Man vergleiche Nergal, den Siebengott.

Andere Lieder, die man von bösen Geistern flüstert, werden später mitgeteilt, wo wir auch die utuks, die gikim und maskim näher kennen lernen werden, dazu auch die galla, rabgumme, schazu, lilla, namtar und andre Unholde, die als Unkläger, Verfolger, Bedränger der Menschen auftreten.

3weiter Ceil.

Die Verehrung der Götter.

Wenn das Sprichwort „Wie der Hirte, so die Herde" wahr ist, dann find die Babylonier und Affyrer ein sehr religiöses Volk gewesen, wie auch Tiele urteilt; denn die Könige beider Reiche verwandten viel Zeit, Mühe und große Mittel auf die Erbauung und Erhaltung, Ausschmückung und Wiederherstellung der asrati, d. i. der gottesdienstlichen Gebäude 1). Ebenso lag den Königen, die in Assyrien noch nach der Zeit der Patesi Oberpriester blieben, am Herzen, eine zahlreiche und gelehrte Priesterschaft zu unterhalten, die als Propheten den Ratschluß der Götter zu verkündigen hatten, während sie als Unterpriester die mannigfaltigen Opfer brachten, Beschwörungen und Reinigungen u. a. vornahmen.

Don jedem Feldzug und seiner Beute erhielten die Götter, d. h. die Priester, ihr Teil, und mit der Zeit wurden besonders in Babel große Schäße in den Tempeln aufgespeichert. So bestand das Parakku, das „Allerheiligste, darin die großen Götter wohnen" 2), das nämlich ihre Bildsäulen enthielt, oft aus massivem Silber. Ein andrer besonders heiliger Ort eines Tempels war der papaha, dessen Bedeutung und Gebrauch noch nicht aufgeklärt ist; während die Ziggurats, die stets in der Nähe der Tempel standen, in ihrem obersten Stockwerk auch ein besonderes Heiligtum enthielten, über dessen Benukung wir so gut wie nichts wissen. Vermutlich dienten die hochgelegenen Gemache der Beobachtung des nächtlichen Himmels, ohne die kein Orakelgeben möglich war, wie später darzulegen ist.

In den Tempeln befanden sich außer den erwähnten parakkus und papahas kostbare Teppiche, Zelte, Boote und Bilder, vor allem die Bilder der Götter selbst, meist aus Silber oder Gold gegossen und mit edeln Steinen geschmückt. Diese Bildsäulen wurden auch mit kostbaren Gewänder zu ihren oder andrer Götter Festtagen angetan, zu welchem Dienst besondere Priester und Priesterinnen angestellt waren.

1) Dergl. die Namen der Anatu-Istar.

2) Jensen, Kosmol., S. 189.

Zum Teil hatten die babylonisch-assyrischen Götterbilder eine aus Menschen- und Tierleibern gemischte Gestalt. Das eine zeigte etwa einen Menschenleib mit dem Kopf eines Vogels oder den Füßen eines Vogels oder mit dem Schwanz eines Fisches; oder man sette auf die Leiber von Stieren und Löwen ein Menschenhaupt. Die höchsten Götter aber wurden meist unter Menschenbild als Könige dargestellt, vielfach bewaffnet, reitend oder fahrend, wie es sich für die Kinder dieser Erde schicken will 1).

Ein Symbol der Gottheit haben die alten Sumero-Akkadier vielleicht aus Aegypten mitgebracht. Das ist die mit flügeln versehene Sonnenscheibe, in der bei den Affyrern eine menschliche Gestalt steht, deren unterer Teil in ein Federkleid gehüllt ist. Häufig zeigen die Hüte der Götter Hörner, ja diese gelten geradezu als ein Götterzeichen. In ihrer Hand halten sie eine Wasserkanne oder einen Fichtenzapfen, was eine Mahnung an die Unsterblichkeit und an den Blitz sein soll. Aber wie ist das zu verstehn?

Wer einen Tempel erbaute oder beschenkte, der erwarb für sich und sein Haus die Gunst der Gottheit, die ihm zum Dank und Lohn Leben und Glück bescherte. Aberglauben jeder Art und das Vertrauen auf eigne Kraft und eignes Verdienst und Würdigkeit gingen schon in dieser alten Zeit ruhig nebeneinander her.

Am meisten und unmittelbarsten wurden die Könige selbst von der Religion und ihren Dienern beeinflußt. Alle ihre Häuser und Hausgeräte, Decken und Wände ihrer Paläste, ihr Effen und Trinken, ihr Wachen und Schlafen, ihre Handlungen in Krieg und Frieden waren unter das religiöse Gesek gestellt. Doch wäre die Annahme gänzlich verfehlt, als handelte es sich hierbei um die sittliche Haltung des Volksoberhauptes. Da von sittlicher Haltung die Götter selbst nichts wissen, können sie so etwas auch nicht von den Menschen verlangen. Vielmehr wurde die Religion mit all ihrem Zeremoniell und Aberglauben besonders dazu benutzt, den König mit all seinen Untertanen in unsichtbaren Fesseln, aber in voller Abhängigkeit zu halten von den Priestern.

Der König von Affyrien hatte als Oberpriester den Göttern tägliche Opfer darzubringen, aber im Monat Ululu fünfzehnmal am Tage und einmal am frühen Morgen.

Nach dem allgemeinen Glauben der Babylonier und Assyrer kommt alles, was auf Erden geschieht, aus Einwirkung der Götter, von denen die guten Menschen mit Glück belohnt, die bösen mit Unglück gestraft werden. Dieser Mißverstand höherer fügungen führte im Privatleben zu falschem Selbstgefühl und Eitelkeit, im öffentlichen Leben aber zu Verwirrung und politischen Fehlern und mußte dahin führen, wie wir in der Geschichte einige Male beobachteten. Die Könige, die schon im

1) Jensen, Kosmol., S. 189.

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