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Mond bald die Sonne erreicht hat, wenn er kurz vor der Sonne als kleine Sichel aufgeht, also bald Neumond ist.

Den Morgen- oder Osthimmel bezeichnet numa oder sitan, der Westhimmel hieß su oder silan. Wie Jensen damit das hebräische

Scheol vergleichen kann, ist mir unverständlich.

Von den Firsternen galten dreißig als Ratgeber, vierundzwanzig als Richter, nämlich zwölf Sterne von Akkad und zwölf Sterne des Westens 1).

Der Gott Anu hatte seinen Ort oder Haus im Nordpolarstern oder Aldebaran, nämlich im ersten Drittel der Ekliptik, Ea in einem Stern des Schüßen, wo sich die Milchstraße in den „Euphrat“ und „Tigris“ teilt, und in dem Kopf der Fischziege, wo das dritte Drittel der Ekliptik anfängt, während das zweite Drittel die Bahn des Bel ist, die vielleicht im großen oder kleinen Bär gesucht werden muß 2).

Wer nun den Lauf der Gestirne verstand, der verstand auch als in einem Spiegel das Schicksal der Menschen und Völker zu schauen. Er hörte das Rauschen ihrer Fluten lange, ehe etwas davon sichtbar wurde. Dahin ging die Meinung der Gelehrten, darin lag das Steuerruder der staatslenkenden Einsicht der Staatsmänner, das gefiel dem Aberglauben des Volkes in beiden Reichen. Aber hier lag auch der tiefe Schaden der astronomischen Wissenschaft, daß sie fast nur in astrologischem Interesse betrieben wurde, und diese Kunst dem Gelderwerb und der Herrschsucht dienen mußte. Wieviel Wirren dadurch in der Wissenschaft entstanden sind, hat Jensen treffend gezeichnet 3).

Die babylonischen Sternkundigen müssen es sich gefallen lassen, daß ihnen die Traumdeuter zur Seite gestellt werden; denn auch die Traumbilder stammen nach ebenso gutem Glauben aus der oberen Welt und tun den Willen der Götter kund. Auch für das Auslegen der Träume hatte man viele Tafeln gesammelt, die uns erhalten sind also wieder eine Art Wissenschaft. Zu den merkwürdigsten Träumen, die hier behandelt werden, gehört, daß ein Mensch sich erinnert, er habe im Traum mit einem nahen Verwandten Streit gehabt, wobei es für die Deutung des Traumes darauf ankommt, ob dieser Verwandte noch lebt oder schon gestorben ist. Wichtig erscheint auch der Traum von dem Effen eines gewissen Krautes oder dem Trinken eines Saftes; oder es träumt einer, er efse Tier- oder Menschenfleisch; oder er weiß von einem Gesicht von Fußspuren, die er im Traume gesehn, oder von einem Geist oder von Verstorbenen, die sich wie Lebende bewegten. Besonders auf

1) 2. Kön. 23 5-7.

2) Fr. Hommel, A. u. A., S. 411.

3) Kosmologie, S. 101 2c.

fällig ist, wenn jemand träumt, er trage etwas auf dem Kopf 1) wie Datteln oder einen Berg 2).

Dieses treffliche Brüderpaar der Stern- und Traumdeuter hatte das Tun und Laffen wie der Untertanen so der Herrscher in seiner Hand. Will der König in den Krieg ziehen, so fragt er zuvor über den Ausgang desselben bei dem Hofastrologen an. In deren Macht steht es, ob Krieg oder Friede sein wird. Wollen sie friede haben, so erklären sie, ungünstige Zeichen seien erschienen, und warnen den König vor einem Kriegszug. Der König aber kann und darf nicht gegen seine Magier auftreten. Seine Truppen würden nicht fechten und standhalten, wenn allerlei Mißgeschick für diesen Krieg vorausgesagt war. Wollen aber die Sternkundigen, daß Krieg werde, so ermuntern sie den König und rufen ihm und seinen Kriegern im Namen der Götter zu: „Zieh hinaus, wir helfen dir, wir werfen deine Feinde vor dir nieder." Die Magier hatten auf diese Weise auch den Krieg zu leiten, wohin sie wollten, ganz in ihrer Hand; denn sie brauchten nur bei dem einen Nachbar ein günstiges, bei dem andern ein ungünstiges Zeichen gesehn zu haben. Wie bei den Kriegen verfuhren sie auch bei Jagden und andern Unternehmungen.

Astrologische Aussprüche der Magier, sog. Omina, haben Rawlinson und Sayce gesammelt und herausgegeben. Aus sehr alter Zeit, der des Königs Sargon I., stammt das folgende:

Wenn ohne Berechnung Sonne und Mond zusammen sichtbar werden, dann rücken wieder feindliche Krieger heran und beherrschen das Land. Die heiligen Schreine der großen Götter werden wieder entführt, der Gott Bel muß wieder nad dem Land Elam auswandern. Nach dreißig Jahren kehren die großen Götter mit ihm zurück.“

Aus derselben Zeit stammt auch das folgende Orakel:

"

Ein Omen für Sargon, der in diesem Zustand (bei diesem Stand der Sterne?) nach Elam zog und die Elamiter vernichtete. Eine große Strafe legte er ihnen auf, ihre Glieder schnitt er ab.“

Hier muß das eigentliche Omen verloren sein, oder es ist unleserlich geworden; denn das vorliegende erzählt, aber redet nicht von der Zufunft.

Auch ohne besondere Anfrage des Königs hatten die Hofastrologen nach Dienst und Pflicht dem König über alle himmlischen Erscheinungen täglichen Bericht zu erstatten. Ein solcher Bericht lautet:

„Der Mond sammelte einen tarbaz, und Mars trat in ihn: Vernichtung des Viehstandes. Im ganzen Land wird die Dattelernte mißraten, und das Westland wird verringert." (?)

Was tarbaz bedeutet, ist noch ungewiß, vielleicht bezeichnet es die Strahlenbrechung des Mondlichtes, die wir Hof nennen. Ein andrer Bericht trägt auch den Namen des Magiers, der ihn verfaßt hat:

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Am vierzehnten Tag (Vollmond) wurden Sonne und Mond mit einander gefehn. Treue und Glauben. Das Herz des Landes wird fröhlich, Freude zieht ein in die Herzen seiner Bewohner. Die Götter des Landes Akkad finnen auf Gunstbezeugung. Mond und Sterne begegneten sich, der König des Landes tat die Ohrem weit auf. Bericht des Ablua."

Ein andrer Bericht läßt die Entscheidung nach der Zeit zweifelhaft:

Wenn es der achtundzwanzigste ist (an diesem Tage verliert der Mond sein Licht). dann wird der König dieses Landes krank dahinsinken, sein Haus wird leben. Nindingirra, die Tochter des Königs, wird sterben. Im Lauf des Jahres (kommen) feindseligkeiten, das Land wird verbrannt werden, bis ins Herz des Landes wird der feind eindringen, Niederlage des feindlichen Heeres. Wenn der neunundzwan zigste ist, dann wird der König von Akkad sein palu fallen lassen, Adad wird regnen über Kebar, Adad wird regnen über den Wäldern, viel telitu in den Feldern (wahrscheinlich Unkraut). Wenn der dreißigste, wird der König sein palu verlängern, das Land wird unter der Hungersnot seufzen, der ippira wird als Herr auftreten. Wenn bei bedecktem Himmel Dilbat und Sagmagar erscheinen, wird Gesundheit dem König angezeigt, Einfall der Feinde in das Land 1).“

So geht es immer weiter in der astrologischen Dichtung, und es bleibt nicht aus, daß sich die Dichter recht häufig wiederholen.

Ein Horoskop ist, so zu sagen, ein immerwährendes Omen. Wir haben eins aus dem Jahre 141 v. Chr. vom 6. Adar (28. febr.):

Im Anfang der Nacht sah man den Mond, westlich davon sur narkabti in einer Entfernung von einer Elle (= 2° 31). Am 6. des morgens wurde ein Knäblein geboren unter seinem Zeichen. Der Mond stand am Anfang der Zwillinge, die Sonne in den Fischen, Jupiter in der Wage, Venus und Mars im Steinbock, Saturn im Löwen."

Oder ein Horoskop vom 4. Nisan (27. März) desselben Jahres: „Tag- und Nachtgleiche. Im Hause verkündet man, daß ein Knäblein unter: Jupiter geboren sei.“

Dieser Planet stand damals in Opposition zur Sonne, war also die ganze Nacht sichtbar. Bei diesen beiden Horoskopen vermiffen wir schmerzlich die Deutung der Konftellation.

Horoskope wurden auch bildlich dargestellt. Eins ist bei Koldewey 2) beschrieben: Vier Postamente tragen einen Ziegenkopf, einen Keil und zwei Kronen. Vor dem ersten und zweiten Postament liegt ein Tier mit graden Hörnern und gespaltener Zunge. Es ist dieses Bild wie ein Rebus-Rätsel. Ob es ein Gelehrter geraten hat, ist mir nicht bekannt geworden.

Aus einigen in Ninive gefundenen Tafeln lassen sich noch bestimm tere Regeln der Sterndeutung erkennen, als zuvor angedeutet wurden.

„Wenn der Planet Jupiter im Monat Duzu erscheint, dann giebt es Leichen, d. h. ein großes Sterben. Wenn Venus dem Sternbild der Fische gegenübersteht, fo ift Derwüstung des Landes zu erwarten. Wenn der Stern des großen Löwen, den die Babylonier den großen Bären nennen, düster erscheint, wird sich das Herz des

1) Vergl. Vivelleaud, 3. f. A. 1902, S. 205 2c.

2) Mitteil. v. 1901, N. T., S. 28.

Volkes nicht freuen 1). Wenn der Mond sich am 30. Tebitu zeigt, werden die Suri die Uhlamu, die Nomaden an der Westgrenze des Reiches verderben; ein fremdes Volk wird das Land Martu (d. i. Syrien und Kanaan) verwüsten. Wenn am 14. Adaru in der ersten Nachtwache eine Mondfinsternis eintritt, so gibt sie das Vorzeichen für den König der Kiffati, Ur und Martu.“

Die Kissati aber waren ein mesopotamisches Volk, das bald von den hethitischen Mitannis, bald von den Assyrern beherrscht wurde. Dieses leşte Omen erinnert an die Weise der Orakelpriester zu Delphi, die sich die Erfüllung ihrer Vorhersagungen durch die Zweideutigkeit ihrer Sprüche zu sichern verstanden. Oft halten sich auch die Antworten der babylonischen Magier ganz allgemein: „Wenn diese oder jene Konstellation eintritt, dann werden die Götter zürnen, dann wird das trübe hell, das reine schmutzig werden, dann werden die Regengüffe und Hochwasser aufhören, dann werden die Länder in Verwirrung geraten, dann wird keine Erhörung der Gebete stattfinden, dann werden die Vorzeichen der Wahrsager nicht günstig sein 2)."

Es ist bereits erwähnt worden, daß der König vor Unternehmung eines Feldzuges seine Astrologen befragte. Dasselbe geschah bei der Belogerung einer festen Stadt, bei der Einweihung eines Tempels und allen andern öffentlichen Angelegenheiten. Die Sternseher hatten viele Arbeit, keine Ruh bei Tag und Nacht; denn auch die Untertanen wollten den Rat der Weisen wissen für den Bau eines Hauses, für eine Eheschließung, bei dem Antritt einer Reise, bei einer beabsichtigten Handelsunterneh mung u. s. w. für alle und um alles mußten die Sterne und Sternseher wissen. Dabei aber braucht niemand sich vorzustellen, daß bei jeder Anfrage eine besondere Beobachtung des Himmels angestellt worden sei. Die Magier hatten dafür ihre Steintafeln zu tausenden aus allen Zeiten. Die schlugen sie nach und erteilten daraus den Ratsuchenden bald Antwort. Wenigstens 70 Tafeln dieser astrologischen Unterweisungen fangen an: Wenn der Belstern"; eine andre Serie beginnt auf jeder Tafel: Wenn der Mond bei seinem Erscheinen"

Ehe Asarhaddon Esagila, den Tempel Marduks, betrat, wurden als Vorzeichen göttlichen Wohlgefallens und göttlicher Gnade, die folgenden Beobachtungen am Himmel festgestellt und aufgezeichnet:

Die Sterne des Himmels gingen an ihren Ort, sie nahmen den rechten Weg und verließen den unrechten.“

Die Sternkundigen reden hier von den Planeten, die scheinbar bald rechtläufig bald rückläufig gehen. Die Beziehung auf die politische Lage ist unschwer zu finden. Das Rückwärtsgehen der Planeten zeigte den Aufruhr der Söhne Sanheribs und die Ermordung dieses Königs an, das Vorwärtsgehen aber die Bestrafung der Königsmörder und die Erhebung Asarhaddons auf die Throne von Ninive und Babylon. Man

1) M. Duncker a. a. O. I, S. 276.

2) Nach H. Zimmern, K. A. C., S. 393.

sieht, die Priester von Esagila wußten das Gewicht der Tatsachen zu schätzen.

Aus einem babylonischen Hemerologium, d. i. Tagezeiger, eine Art Kalender, teilt Fr. Hommel 1) folgende Anweiseung der Astrologen mit.

Der Belitigurra und Dikud (Richter, dieser beiden Sohn ist Nergal oder Nebo). Günstiger Tag. Nachts soll der König angesichts des Margidda-Sternes (des Lastwagens), des Sternes des Sohnes der hehren Göttin, seine Opfergabe darbringen."

So beziehen sich die in den Hemerologien gesammelten Sprüche vor allem auf die Verehrung der Götter, indem sie für jeden Tag des Monats Anweisung geben, wie der fromme Babylonier sein Opfer und Gebet zu verrichten habe.

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Ein astrologischer Bericht an den König lautet:

„An den König, meinen Herrn, dein Knecht Abilistar. Heil dem König, meinen Herrn. Mögen Nebo und Marduk den König, meinen Herrn, segnen! Lange Tage, Gesundheit des Leibes und Freude des Herzens mögen die großen Götter dem König, meinem Herrn, gewähren! Mit Bezug auf die Mondfinsternis, deretwegen der König, mein Herr, zu mir sandte, berichte ich. In den Städten Akkad, Borsippa und Nippur wurden Beobachtungen gemacht. Dann sahen wir in der Stadt Akkad einen Teil.... Die Beobachtung wurde gemacht, und die Finsternis fand statt. Ich machte die Beobachtung.... und sende dies dem König, meinem Herrn. Und was ich mit meinen Augen sah, an den König, meinen Herrn, sende ich es. Diese Mondfinsternis, welche stattfand, bezieht sich auf die Länder mit allen ihren Göttern (vielleicht dehnt sich aus, ward sichtbar). Ueber Syrien endet sie, das Land Phönikien, das Land der Hethiter und das Volk von Chaldäa... Aber dein König, meinem Herrn, bringt sie freude; und nach der Beobachtung wird sie über den König, meinen Herrn, kein Unglück bringen.“

Augenscheinlich haben wir hier das Begleitschreiben des Astrologen Abilistar zu seinem Bericht über die Beobachtungen einer Mondfinsternis, die zu gleicher Zeit wenigstens an drei Orten angestellt worden waren. Es ist immerhin möglich, daß der Bericht selbst auch noch gefunden wird.

Ein Orakel betr. die Mondfinsternis lautet:

„Eine Mondfinsternis am 11. Cage wird Unheil bringen den Ländern Elam und Amurru, aber wird glückverheißend sein für den König, meinen Herrn. Möge das Herz des Königs, meines Herrn, beruhigt sein.“

Die Deutungen der Finsternisse an Sonne oder Mond bezogen sich meist auf das öffentliche Leben, auf das Neujahrsfest, Götterprozessionen, Einweihung von Tempeln, Hoffeste u. a.

Ein ähnliches Orakel lautet:

,,Am 6. Tag des Monats Nisan hielten sich Tag und Nacht die Wage, 6 kapsu Tag, 6 kapsu Nacht. Möge Nebo und Marduk meinem Herrn König gnädig sein.“ Oder:

An meinen Herrn König (berichte ich) Istarnadinapal, der Oberste der Sternseher der Stadt Arbela. Friedensgruß dem König, meinem Herrn. Istar von Arbela sei dem König, meinem Herrn, gnädig. Um 29. Tag machten wir eine Be

1) A. u. A., S. 408.

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