ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

verbunden ist, nur für solche Arbeiten gebraucht wird, die im Hause des Bestellers (des zufälligen Arbeitgebers) oder überhaupt außerhalb der Werkstatt des Arbeiters oder seines dauernden Arbeitgebers (des Meisters) verrichtet werden müssen oder doch können. Bei Arbeiten, die aus technischen Gründen in der eigenen Werkstatt des Handwerkers ausgeführt werden, kommt der Stücklohn ohne Beköstigung zur Anwendung. Das ist ein weiterer Beweis dafür, daß hier nicht von dem Lohn die Rede ist, den der Meister seinem Gehilfen bezahlt. Können wir doch davon sicher sein, daß in Betrieben, in denen die Arbeiter entweder ausschließlich oder zum großen Teil Sklaven waren, der Meister für das Essen seiner Gehilfen sorgte, wie das im Mittelalter und bis in unsere Zeit in Werkstätten, die nur freie Arbeiter beschäftigten, die Sitte gewesen ist.

Im Goldschmiedgewerbe kam, soweit wir aus unserem Edikt schließen können, als einzige Lohnform der Stücklohn ohne Beköstigung vor. Es handelt sich hier also um die Bestellung der in Frage kommenden Arbeit bei dem in eigener Werkstatt arbeitenden Handwerker. In den Lohnsätzen wird aber nur die geleistete Arbeit, nicht das angewandte Material tarifiert. Das gilt sowohl dem eigentlichen Goldschmied, als dem Goldbrokadenverfertiger und dem Goldsticker. Wenn die barbaricarii, die in Gold arbeiten, für eine Unze erstklassiger Arbeit 1000 Denare erhalten, so kann in diesem Lohne der Preis des benutzten Golddrahts nicht einbegriffen sein. Da nämlich das Pfund Gold 50000 Denare kostet und für das Spinnen eines Pfundes Golddrahts 2500 Denare bezahlt werden, ist der Selbstkostenpreis 50,000+2500 einer Unze Golddrahts 4375 Denare, also weit mehr, 12 als der genannte Arbeitslohn des barbaricarius für eine Unze Goldbrokat. Wenn also in dem Lohnbetrag der Preis des Materials nicht mitberechnet ist, so ist damit jedoch nicht gesagt, daß das Material immer vom Kunden geliefert wurde. War es doch leicht, durch Hinzuzählen des Wertes des verbrauchten Goldes zu den tarifierten Arbeitslöhnen den schließlichen Preis der Ware zu berechnen. Eben zu diesem Zwecke ist ja der Preis. eines Pfundes reinen Goldes in die Liste aufgenommen worden.

Wir sehen also, daß die oben besprochenen Lohnsätze die Arbeit auf Bestellung und die Lieferung des Materials teils vom Besteller, teils vom Handwerker selbst voraussetzen. Die Betriebssysteme, die hier zum Vorschein kommen, sind folglich teils das „Lohnwerk", näher bestimmt das Heimwerk", teils das „Handwerk" nach Büchers Schema. Es fragt sich, ob nicht neben der Arbeit auf Bestellung auch die Arbeit auf den Vorrat für den Verkauf, also die zweite Form des Handwerks", sich mit diesen Lohnsätzen verträgt.

[ocr errors]

Die Frage muß entschieden bejaht werden. Wir haben oben (S. 290) gesehen, daß in der früheren Kaiserzeit der Verkauf fertiger Goldschmiede

waren in der Geschäftspraxis des Gewerbes etwas ganz geläufiges war. Wer will es aber leugnen, daß auch in der späteren Zeit die Kunden der römischen Goldschmiede und Juweliere nicht nur Besteller, sondern auch Käufer waren? Wenn in der Taxordnung keine Preise fertiger Goldschmiedearbeiten sich finden, so beruht dies einfach auf der Unmöglichkeit der Tarifierung. Der Preis eines Ringes, einer Armspange, eines ziselierten Gefäßes ließ sich überhaupt nicht generell angeben, sondern mußte in casu, und zwar nach dem Gewicht des verwendeten Edelmetalls und nach Idem Zeitwert und der Güte der Handwerksarbeit bestimmt werden. Diese beiden Faktoren finden wir aber in der Tat in der Taxordnung tarificrt. Der Preis des feilgebotenen goldenen Gegenstandes ergab sich allerdings nur ganz approximativ durch die Kombination des Goldpreises mit dem Betrage des nach dem Gewicht des verarbeiteten Materials berechneten Arbeitslohns. -

Die auf das Goldschmiedgewerbe bezüglichen Lohnsätze der diokletianischen Taxordnung zeigen also, daß der unabhängige Goldschmiedebetrieb in der späteren Kaiserzeit sich in denselben Bahnen bewegte wie in der früheren Zeit. Die Betriebssysteme waren wie vorher das Lohnwerk und das Handwerk, jenes in der Form des Heimwerks, dieses in den Formen der Arbeit auf Bestellung und der Arbeit auf den Vorrat und für den Verkauf. Die großen Umwandlungen, die der Stand der Goldschmiede im Laufe des III. und des IV. Jahrhunderts durchgemacht hat Rückgang der Sklavenwirtschaft, stärkeres Hervortreten des freigeborenen, einheimischen Elements, Verstaatlichung der Korporationen, Beschränkung der persönlichen Freiheit, allgemeine Nivellierung in ökonomischer und sozialer Hinsicht haben also die geschäftlichen Formen des selbständigen Betriebs nicht verändert. Wenn überhaupt eine Änderung stattgefunden hat, ist sie nicht in der Geschäftspraxis, sondern, wie oben dargelegt wurde, in dem Rückgang dieses Gewerbes überhaupt zu suchen.

Es scheint, daß auf dem geschäftlichen Gebiete im Goldschmiedgewerbe während der ganzen Kulturepoche des Altertums eine große Stabilität geherrscht hat. Sobald einmal die Arbeit in edlen Metallen sich als selbständiges Gewerbe etabliert hat und das ist überall ziemlich früh geschehen hat sich dieses fortwährend in den Formen des Lohnwerks und des Handwerks im engeren Sinne bewegt. Die Produktion bleibt in der Regel lokal begrenzt und erweitert sich nur an wenigen Fabrikationszentren wie in Alexandria, Antiochia, Rom und Konstantinopel, zu einer Produktion für den Export. Der Kleinbetrieb herrscht überall bei weitem vor.

Auf dieser Stufe ist das Gewerbe im großen und ganzen auch im Mittelalter und in der Neuzeit geblieben. Erst in der neuesten Zeit ist

302

Herman Gummerus, Die römische Industrie.

auch auf diesem klassischen Gebiet des Kleinhandwerks zusammen mit der Maschinentechnik der Fabrikbetrieb eingedrungen, ohne doch das eigentümliche Gepräge desselben wesentlich zu verändern. Als Kunsthandwerk ist das Goldschmied- und Juweliergewerbe im klassischen Altertum getrieben worden und als Kunsthandwerk blüht es auch in unseren Tagen weiter fort.

Nachtrag.

Zu Klio XIV S. 132. Ein Indizium dafür, daß aurarius nicht mit aurifex gleichbedeutend ist, gibt der Umstand, daß unter den Handwerkern, die in den Grabschriften christlicher Zeit aus Korykos in Kilikien genannt werden (Bull, corr. hell. VII 1883 S. 235 ff.), neben avoάgioi (Nr. 35. 36) auch zovoozóo (Nr. 10. 54. 55) vorkommen.

Zu S. 186 Nr. 171. Norton liegt, wie Hübner a. a. O. bemerkt, ganz in der Nähe des jetzigen Städtchens Malton. New Malton, Old Malton und Norton bilden fast eine Siedelung. Hier sind, nach gütiger Mitteilung F. Haverfields, ziemlich viele Überreste aus der Römerzeit gefunden worden, und Spuren eines römisch-britannischen Städtchens bzw. Dorfes sind noch vorhanden. Es ist daher nicht zu bezweifeln, daß die in der Inschrift erwähnte Goldschmiedewerkstatt sich hier befand. Das Alter der Inschrift ohne weiteres nach dem Gebrauch des Akkusativs statt Ablativ mit utor zu bestimmen, ist vielleicht übereilt.

303

Delphische Neufunde. III.

Von H. Pomtow.

III. Hippokrates und die Asklepiaden in Delphi.
(Fortsetzung von Bd. XV S. 1—77.)

Zahlreiche Asklepiaden, darunter Hippokrates selbst, sind seit dem I. heiligen Krieg bis zum Ausgang des III. Jhdts. mit Delphi in Verbindung getreten, indem sie Weihgeschenke dorthin stifteten oder für geleistete Hilfe die Proxenie erhielten. Es verlohnt sich, im Anschluß an unedierte Weihinschriften diese Beziehungen zusammenhängend zu skizzieren, umsomehr als sich dabei überraschende Resultate für den Verlauf des I. heil. Krieges ergeben. Um für deren Bewertung eine sichere Basis zu gewinnen, ist von den Inschriften um 400 v. Chr. auszugehen

1. Ein Asklepiade von Selinunt.

102. In der N.W.-Ecke der Agora, des römischen Vorplatzes vor dem Temenoseingang, liegt eine große archaische Kalksteinbasis, die man nach der Schrift nicht nach 400 v. Chr. ansetzen darf. Vgl. das Faksimile:

[ocr errors][merged small][merged small][merged small]

Abb. 9. Weihinschrift des Asklepiaden von Selinunt (1: 7,5).

Inv.-Nr. 3522. Gefunden am 19. April 1896 zwischen den Häusern Gerogles und Triantes wenige Schritte von dem Temenoseingang; dort liegt das Stück heut noch, in der Nordwest-Ecke der Agora. Große Basis aus Kalkstein (H. Elias), H. 33, Br. 120/2, Tiefe 67. Die Kanten sind meist weggebrochen.

[merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small]

Die etwas unregelmäßige oтondóv-Schrift macht einen recht altertümlichen Eindruck, obwohl II und 2 auf die eben stattgefundene Rezeption des ionischen Alphabets weisen. Der Steinmetz benutzt aber noch die archaischen Zeichen und R und fällt mehrfach in die alte Orthographie zurück: eurórtios1), лoiɛɛ. Von dem ersten Buchstaben dieses Stadtnamens scheint ein Rest vorhanden, etwa eine halbe senkrechte Hasta, die nicht zu der Ergänzung stimmen würde, aber die Stelle ist stark verstoßen, und da ein anderer Ortsname, den man in Kos, Rhodos, Knidos etc. vermuten würde, sich nicht gefunden hat, mußte ich schließlich bei [rórtog bleiben, weil schon andere Inschriften und Anatheme. die Verbindung dieser Stadt mit Delphi für die Zeit von c. 550-370 bezeugen 2). Auch in Z. 5 ist der Ethnikonanfang insofern unsicher, als man auch AIN oder AIN lesen könnte.

Vergleicht man die Schrift mit den übrigen Selinuntischen Texten, so sehen wir in IG A 515-517, die von Kirchhoff Stud.4 113f. der Mitte des V. Jhdts. zugewiesen werden, dieselben archaischen Formen . R (jedoch erscheint dort schon 4 mit gradem Querstrich), aber 2 ist noch unbekannt und H vertritt den rauhen Hauch. Etwas jünger ist Imagg.3 p. 56,14, wo schon auftritt. Daher kann man unseren Text, den wir, wenn Hund 2 nicht vorkämen, wegen seiner streng archaischen Buchstaben (A,, R) und Schreibart, um 500-480 setzen müßten, kaum bis an das Ende des V. Jhdts. herabdatieren. Und I und 2 auf ionische Schreiber oder Bildhauer zu schieben, verbietet sowohl der Dialekt (in der Signatur auch das noi) als auch die Formen, R, die in Ionien kaum noch im Anfang des VI. Jhdts. vorkamen. So wird man sich vorläufig auf die Zeit von 425-405 beschränken müssen.

Der Bildhauer "Azoor Пlgátoros ist unbekannt. Sein Ethnikon war wohl Air[doc]), (kaum der Lindioi' genannte Stadtteil von Gela, vgl. Thucyd. VI, 4). Daß auch Air[to] nicht ganz ausgeschlossen wäre, ist oben gesagt. Ist aber das rhodische Lindos gemeint, so müßte man unser Anathem vor 408 v. Chr. setzen, womit auch die 409 erfolgte Zerstörung von Selinunt stimmt, obwohl es bald darauf wieder aufgebaut wurde.

1) Dies -órtog im Stadtnamen ist merkwürdig langlebig und wird noch 30 Jahre später in Delphi beibehalten, obwohl alle anderen Worte ionisch geschrieben sind. Vgl. unsere Neuauflage von Dittenbergers Sylloge 155a (und über o-ov Meisterhans3 p. 26C'. 2117).

2) Die älteste Inschrift steht auf dem Grabcippus des Selinuntiers Archedamos, ist Bovargonoor geschrieben und gehört etwa in die Jahre 550 bis 520 (Berl. Sitzungsber. 1887, 705). Derselben Zeit wird man das goldene Eppichblatt (58λvor) zuweisen, das nach Plut. Pyth. or. 12 von den Selinuntiern geweiht war. In der neuen Syll.3 n. 11 und n. 12 not. sind beide Stücke besprochen und ihre Kombination versucht worden, sodaß Archedamos als Gesandter jenes Eppichblatt überbracht hätte, aber in Delphi gestorben sei. Um 425/05 folgt dann das Asklepiadenanathem, und um 373 die in voriger Anm. erwähnte Proxenie für den Selinuntier [Antio]chos, der vielleicht Weihgeschenke des Dionysios I nach Delphi überbrachte (Syll,3 155).

3) [Man würde einfacher xoit(1) Zetur[órtog] lesen, aber ε = & findet sich in Selinunt bisher nur im VI. Jahrh.].

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »