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Den können wir erlösen.
Und hat an ihm die Liebe gar
Von oben teilgenommen,

Begegnet ihm die sel❜ge Schar
Mit herzlichem Willkommen".

6. Sortiehungen und Ergänzungen des Goethe'schen Saust. (Adolf Müllers:,,Dr. Fausts Ende.")

Es ist unter den Ästhetikern und Kritikern fast zu einem Dogma geworden, daß der zweite Teil von Goethes Faust nicht nur an dichterischem Wert, sondern auch vor allen Dingen an Klarheit und Durchsichtigkeit der Grundidee weit hinter dem ersten Teil zurückstehe, und daß man darin die Eigenheiten des Alters, namentlich in dem absichtlichen Versteckenspielen mit allegorisch und mystisch verschleierten Figuren und Scenen deutlich wahrnehme. Die Zahl der Kommentare ist daher eine unermeßliche, und bis auf unsere Tage macht die Erklärung des zweiten Teiles viel Kopfzerbrechens und hat schon zu den wunderlichsten Hypothesen und Deutungen, wie z. B. über die Auffassung der „Mütter“ und des Wagnerschen Homunculus", geführt. Was nun gar die Bühnengerechtigkeit des zweiten Teiles von Goethes Faust anbelangt, so hat man an seiner Aufführung selbst mit den kühnsten Strichen und Kürzungen verzweifelt. Das schwerwiegendste Bedenken in ästhetischer Beurteilung ohne Zweifel aber ist, daß man sich nach der erschütternden. Gretchen Tragödie eine andere Sühne und Läuterung des Helden erwartete, wie z. B. seine Mummenschanztändeleien bei Hofe, ja selbst wie seine Thätigkeit als Staatsmann, Feldherr, Schazmeister, seine Kunstbestrebungen und Kolonisationsideale. Wir haben das Gefühl, daß Faust in einer

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besonders ernsten und aufopferungsvollen Thätigkeit für Mit- und Nachwelt Ersag und Befriedigung suchen müsse, auf daß die Spur von seinen Erdentagen nicht in Äonen untergehe".

So kühn daher auch an und für sich das Unternehmen erscheinen mag, einen Goethe fortzusehen oder gar an die Stelle seines zweiten Teiles einen anderen zu sehen, der dem Geiste und Inhalt des ersten angepaßter erscheine, so hat es nicht an derartigen Versuchen gefehlt und es ist jedenfalls a priori verkehrt, mit mißtrauischem Lächeln und blinder Voreingenommenheit oder aus übertriebener Goethemanie solche Wagnisse von der Hand zu weisen. Wir halten es vielmehr für unsere Pflicht, derartige Versuche vorurteilsfrei zu prüfen, es aber nicht von vornherein für eine Versündigung am Geiste des großen Altmeisters zu halten, sich einen anderen Fortgang und ein anderes Ende des dramatischen Faust auszudenken. In diesem Sinne wollen wir der originellen und ernsten Geistesarbeit eines fast vollen Menschenalters, dem Werke des bekannten Naturforschers und Dichters Adolf Müller: „Dr. Fausts Ende" einige Worte der Beachtung widmen. Seine Dichtung liegt uns in drei Gestaltungen verschiedener Lebensepochen vor; doch erkennen wir in allen die eine sich durchziehende Grundidee, seinen Helden Faust in seinem besseren Selbst zu heben, ihn durch thatkräftige Menschenliebe und ernste Thätigkeit zum Wohle und Heile der Mit- und Nachwelt zur reinen und vollen Menschlichkeit hinaufzuläutern und ihn als Opfer dieses edlen philanthropen Strebens, als Märtyrer einer idealen Lebensaufgabe enden zu sehen. In diesem Sinne rettet er auch sein besseres Selbst aus der Macht des Satans.

Adolf Müller sieht von dem Vorhandensein eines zweiten Teiles des Goetheschen Faust von vornherein ab und will seine Dichtung: „Dr. Fausts Ende" als eine direkte Fortsetzung von Goethes erstem Teile betrachtet wissen. Darnach läßt er Gretchens Kind, das die wahnfinnige Mutter für tot hält, durch Mephistopheles retten und an einem alten Lindenbaum aussehen, wo es die Jäger des Landgrafen Philipp des Großmütigen finden; der Findling wird alsdann vom Landgrafen dem Oberjägermeister zur Pflege anvertraut und erscheint später als wiedergeborenes oder verjüngtes Gretchen mit dem Namen Margaretha. Gretchen selbst aber wird von einer mitleidigen Nonne aus dem Weiher, in den sie sich aus Verzweiflung gestürzt, herausgefischt, stirbt im Kloster und wird von ihren frommen Schwestern begraben.

Man sieht aus dieser kühnen und originellen Erfindung des Dichters, daß nicht nur der ganze zweite Teil von Goethes Faust, sondern auch die am Schlusse des ersten Teiles in der erschütternden Kerkerscene geschilderten Thatsachen für Adolf Müller nicht existieren. Denn nach Goethe kann es keinem Zweifel unterliegen, daß Gretchen in der Verzweiflung wirklich ihr Kind umgebracht hat und daß sie ihrer Hinrichtung als Kindesmörderin entgegensieht. Allerdings eröffnet ihr Faust die Mittel und Wege zur Befreiung, doch als sie Mephisto an seiner Seite erblickt, schaudert sie zurück und überläßt sich der weltlichen Gerechtigkeit und der göttlichen Barmherzigkeit. Trogdem läßt Müller Gretchen von Mephisto, als Geistlicher verkleidet, ins Nonnenkloster führen, sie aber dann im Weiher ihren Tod suchen und von ihren Schwestern begraben. Ihr Kind hat sie auch im Wahnwiß zu ertränken versucht, das

selbe wird aber auf Geheiß Mephistos durch eine Here gerettet, und durch ein kühnes Quiproquo von ihr ein toter Balg in den von der Mutter mitgeschleppten Sack hineingezaubert. Das gerettete Kind Gretchens finden dann die Jäger des Landgrafen Philipp des Großmütigen. In der That ein feckes Gaukelwerk, das die übrigen Heren sehr beloben. Die Herenscene, womit Müller die neueste Gestaltung seines Dramas eröffnet, atmet, was Derbheiten und Cynismen anbelangt, ganz den Geist der Goetheschen Walpurgisnacht.

Und Faust? Wo weilt er während dieser Vorgänge? In einer Einsiedelei nahe dem Kloster, wo er Zeuge der Beerdigungsfeier Gretchens wird, ohne die Tote zu ahnen. Das Auftreten des Helden eröffnet ein äußerst stimmungsvoller Monolog, von dem wir, um eine Probe der dichterischen Diktion Müllers zu geben, folgende Stellen hervorheben wollen: Ob ich mich erdwärts, ob zum Himmel kehre,

Es kommt des Daseins öde Leere

Stets über mich.

Wie steigt so hehr und feierlich

Der Morgen an dem Himmelsplan
Voll Feuerglut heran.

Mit einem Mal

Aus lichter Höh' ins tiefste Thal
Senkt sich sein Auferstehungsstrahl
Zur Erde lebenweckend nieder.
In Wald und Fluren hallen wieder
Beseelter Wesen Jubellieder.

Nur ich in diesem lebensfrischen Chor,
Ich ganz allein, der alle Lust verlor,

Ein sich zerquälender, ein nie zufriedener Thor.

Daß ichs erreichen könnte,

Doch endlich nur die Stätte fände,

Wo sich mein Streben mit dem Leben sanft verbände,

Und Balsam würde meinen Wunden!
einstmals hab ichs doch empfunden!
Auf meines Lebens schönsten Pfaden
Einzog ich wie durch einen Friedensbogen:
Vor meinen trunknen Blicken lag
Damals die Welt ein heller Sommertag.
Selig die Stunden, die vorüberzogen,
Selig die Stunden, welche nahten!
Wo ist des holden Tages Rosenspur?

Ach, wo ein Hauch von jener Wandlung nur,
In der Gemüt und Geist sich inniglich gesellt?
Der Liebe goldner Sommerfaden,

Der mich so sanft gekettet an die Welt?

Weh! ich zerriß ihn selbst gleich einem Tollen!
Zertrümmert liegt das Glück, sein Zauber ist verschollen,
Und tot ist mein Vollbringen, wie mein Wollen.

Erhebe Dich nur in Dein blau Revier,
Ja, singe nur Dein Lied hoch über mir,
Du harmlos sangesreiche Kehle -

Du fühlst den Odem Gottes noch in Dir!
Owär' ich dort der Landmann nur,
Der emsig folgt des Pfluges Spur,
Wie anders wär's in meiner Seele!
Dann sängest Du mir, liebe Lerche,
In meinem Thal, auf meinem Berge
Aus Deinen Lüften, hell und munter

Den Himmel der Zufriedenheit herunter“

Da ertönt die Glocke der Kapelle und Grabgesang der Nonnen erschallt: Gretchen wird zu Grabe getragen. Eine ähnliche weiche Stimmung bemächtigt sich Fausts, wie bei Goethe, als die Osterglocken die hohe Feier einläuten. „Ach! diese Klänge, dieser Sang

Gemahnen an den Schmerz verrauschter Jahre,
Gemahnen mich an meiner Mutter Grab,

An dem ich kindlich einst gekniet,

Aus gläubigem Gemüt gebetet hab?

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