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O sänke sich Dein Himmelssegen,
Gebet, in meine Seele noch herab,

Begöß' mein schmachtend Herz mit Maienregen,
Daß seine winterliche Öde fliehe

Und Frieden wieder ziehe
In dies zerrissene Gemüt!

Ich kann nicht beten!

Es ist längst vorüber,

Das stille Himmelsfeuer ist verglommen.

Warum doch ists mit Dir dahin gekommen?

Warum erscheint die Welt Dir trüber,

Verschlossener als je zuvor?

Gesteh' Dirs, wandelbarer Thor!

Ich fühle, fühl' es nur zu gut:
Aus Deines Grübelns düsterm Flor
Ringt tieferes Streben sich empor;

Es wächst in meiner Brust, durchströmt mein Blut,
Und vor die Sinne drängt es sich mit Macht:
Was brütest Du hier Tag und Nacht

In lebensleerer Einsamkeit,

Verschließest kalt und tot

Dich vor der Menschheit Freud und Leid
Und denkst nur immerdar der eignen Not?
Du härmst Dich ab und suchst vergebens
Hier Deiner dunkeln Sehnsucht Ziel,
Dem wilden Drange Deines Strebens
Fehlt noch die warme That des Lebens,
Fehlt reines Menschen Mitgefühl.

Ja, Mitgefühl

Du edler Seelensprosse!

Wer findet Dich im großen Menschentrosse ?

Wo atmet nur der Freund, wo der Genosse,
Der mir ins geistige Auge schaut,

Mit mir den Tempel auferbaut,

Worin der Thatkraft helle Flamme glüht?

Der um der Menschheit Wohl sich mit mir müht ?

Wer diesem Streben Nahrung gönnte,

Wer mich zum Schauplah neuen Lebens führen könnte Dem Teufel würd' ichs danken schier!"

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Auf diesen Notruf Fausts stellt sich wirklich Mephisto ein und erbietet sich als Helfer. Es entspinnt sich nun zwischen beiden ein Gespräch über Gott und Weltregiment, das in der That in Goetheschem Geiste empfangen ist und den ganzen Cynismus und Sarkasmus des Teufels über die Erdennot und den Menschenjammer wiederspiegelt. Hören wir nur seine Schilderung der Erschaffung des Menschen:

„Und just um dieses Häuschen Erde

Sucht man und scharrt im ausgebrannten Herde
Den alten Schöpfungskehricht rings herbei,

Kramt, rührt im Dreck und knetet einen Brei

Von wunderlichen Siebensachen;

Ein Heer von Affen konnt's nicht schlechter machen.
Da lag ein Stück Gottähnlichkeit.

Von Liebe, Sehnsucht, Haß und Neid
Ein wahrer Mischmasch dicht zur Seit';
Wie Kayensilber blinde Trümmer
Mit einem schwachen Hoffnungsschimmer
Auf das Vielleicht der Ewigkeit,
Und in des Wustes trübem Grunde
Verborgen eine Flut von Leid;

Und bei Gelegenheit

Kam auch von mir ein Erkrement darunter.

Man warf in feierlicher Stunde

In einen Kessel nun den ganzen Plunder;

Und in geheimnisvoller Nacht,

Da war das große Meisterwerk vollbracht.
Was kam hervor?

Der Schöpfung allergrößtes Wunder:
Ein Viertel Narr, dreiviertel Thor.
Ich hab das Unding kurzer Hand
Ein Menschenkind genannt".

Echt satanisch und verführerisch wie das Sirenenlied der Schlange im Paradiese klingt der Hohn Mephistos auf

der Menschen Hoffen auf das Jenseits und die Aufforderung, den Augenblick zu genießen:

„Die schönste Frucht, die beste Speise,

Sie winkt euch golden her von jedem Baum.
Wie habt ihr alle mager euch gesungen
Am alten Lied von der Enthaltsamkeit.
Von dermaleinstiger Glückseligkeit!

Zeigt mir die Garantie doch für die Ewigkeit,
Die ihr dem Himmel abgerungen?
Was hilft mich denn ein Paradies,
Das fern mir liegt, ein ewig übermorgen?
Der Augenblick ist ein gebornes Paradies!
Laßt mich nur für das goldne Heute sorgen.
Was könnt ihr denn vom Himmel Großes borgen?
'ne Hand voll Sterne und ein Maul voll Luft
Mit leerem Magen sinkt ihr so zur Totengruft.
Der Himmel jenseits ist schon längst bankrott!
Laßt drum die ganze Herrlichkeit

Den Engeln und dem lieben Gott,

Den alten Jungfern und den Nonnen!"

Es gelingt so dem Teufel, wenigstens die Lebenslust und den Thatendrang aufs neue in Fausts Herzen zu entfachen und er führt ihn mitten auf den Schauplag der Reformation. Es ist ein glücklicher Gedanke Müllers, Faust mit dem großen Reformator Luther, dessen Zeitgenosse er ja war, zusammenzuführen, wenn auch dadurch der Charakter der Dichtung zu einem Tendenzdrama, wie die Lutherspiele, verwandelt wird. Faust wird Zeuge des Tezelschen Ablaßhandels, wobei das bekannte Goethesche Diktum in Mephistos Munde von der Kirche, die einen guten Magen hat", wiederkehrt. Hier ist es zum ersten Male, daß Faust durch energisches Zureden dem Wahnglauben des Volkes steuert und sie dem Tezel abspenstisch

macht. Nicht minder treibt Mephisto mit dem Ablaßkrämer seinen Spott und bezeichnend ist es, daß das Gold, das er Tegeln in die Hand drückt, sich in Flammen Fegefeuers verwandelt. Hiermit schließt der erste Akt.

Der zweite Akt führt uns Luther auf der Wartburg vor, wie er gerade seine Bibelübersehung vollendet hat: Soweit ists nun vollendet.

,,Amen!

Der Gott, der alles lenkt und wendet,
Er gebe dazu seinen Segen!

Mein Herz erbebt in Freudenschlägen,
Da du nach mancher schweren Frist
Nun endlich mir erstanden bist.
Ein frischer, süßer Odem zieht

Wie Frühlingswehen durch mein Gemüt.
Ja, ja, es lebt Dein Flammenwort,
Der Schwachen Wehre, Schild und Hort,
Du lebst, o heiliges Testament!

Dein herrlich Licht, es leuchtet und brennt,
Erschlossen allen Menschenherzen!

Nun lasse zünden die Himmelskerzen,
Daß Du von meinem Jesu Christ
Ein siegender Gottesbote bist!

Das Auge sich mit Freudenthränen füllt,
Seh' ich Dein heilig Angesicht enthüllt.
Mein Volk, Du findest nun die rechte Bahn,
Du kannst fortan die Bibel lesen;
Ich hab ein deutsches Kleid ihr angethan,
Sie war Dir lange welsch und fremd gewesen.
Nein, Deine Bibel liegt nicht mehr im Staube,
Wie das die Zeiten her geschehen ist

Jezt stehet auf Herr Jesus Christ

In seiner hohen Herrlichkeit

Und geht von Haus zu Haus, von Land zu Land,
Und segnet alle Christenheit;

Es blüht in seinem Himmelslicht der Glaube,

Nover, Deutsche Sagen. Faust.

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Und wo der Teufel eine Zuflucht fand,

Zerstiebt er in der Hölle tiefsten Schacht —!"

Originell erdacht ist der Besuch Mephistos, der dem "Junker Jörg“ einen Brief von Faust überbringt und dabei die Gelegenheit benußen will, ihm seine Bibelübersetzung wegzustibizen; doch das danebenstehende Kruzifix hindert ihn daran; auch gelingt es Mephisto nicht, den frommen Gottesstreiter zu überzeugen, daß seine Bibelübersehung in der Hand des Volfes nur Zwietracht stifte. Die Botschaft aber, die Mephisto ihm von Faust überbrachte, meldet ihm von Karlstadts Bildersturm und seht ihn gewaltig in Harnisch. Während Luther noch über den entschwundenen Teufel grübelt, erscheint ihm Mephisto und er schleudert nach ihm das Tintenfaß. Dann steigt er mit seiner Bibel in der Hand von der Wartburg hinab, den Aufruhr der Bilderstürmer zu dämpfen.

Das nun folgende Zwiegespräch zwischen Faust und Wagner atmet echt Goetheschen Geist und kann als ein glückliches Fortspinnen der gelungenen Charakteristik und des scharf gezeichneten Kontrastes zwischen Genie und trockener Schulgelehrsamkeit, wie wir ihn im ersten Teile des Goetheschen Faust lesen, aufgefaßt werden. Vortrefflich ist namentlich der Vorwurf im Munde Fausts, der sich berufen glaubt, sich thatkräftig in den Strom der Welt zu stürzen, dem engherzigen, egoistischen Pedanten gegenüber, der es vorzieht, sich in seiner abgeschiedenen Zelle in seine Folianten zu vergraben.

,,Ihr Käuze, denen an dem Geist

Des Sperlings zahme Federn sprießen,

Warum wills euch in eurem Nest verdrießen,
Wenn in der Freiheit Raum der Adler kreist?

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