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finden wir bei dem Namen Johannes Entenfuß (15121525), daß dieser seinem Landsmann Faust „Unterschlauf“ gegeben habe. Es wird angenommen, daß Faust diesem Hoffnung gemacht, seine leeren Geldkisten durch Künste der Geldmacherei wieder gefüllt zu sehen. Noch vor wenigen Jahren zeigte man zwischen dem Rebenthal und dem jezigen Oberamtsgericht ein zugemauertes Laboratorium, daß den Namen „Faustküche" trug. Wenig glaublich dagegen scheint die Überlieferung, daß er daselbst sein schreckliches Ende gefunden habe; denn nach 1520 taucht Faust wieder in Erfurt auf, wann? läßt sich freilich nicht genau bestimmen.

Fausts Aufenthalt in Erfurt wird, abgesehen von der noch heute dort lebendig wirkenden Tradition, von Motschmann „Erfordia literata continuata" nach einer ungenannten Erfurter Chronik verbürgt. Darnach erregte Faust durch sein dortiges Auftreten allgemeines Ärgernis, so daß ein Franziskanermönch sehr ernstlich, wiewohl vergeblich, versuchte, ihn von seinem gotteslästerlichen Treiben abzubringen. Von seinen dort vollführten Zauberkunststücken erzählt Motschmann ungefähr folgendes:

Nach einer Vorlesung über die Kriegshelden Homers citierte er den Studenten die Heroen des trojanischen Krieges der Reihe nach und zulezt auch den einäugigen Riesen Polyphem mit feuerrotem langen Barte, wie ihm noch ein Schenkel eines beinahe völlig aufgefressenen Menschen aus dem Maule hing. Als dieser nun gar mit seinem großen eisernen Spieße auf die Erde stieß und Miene machte, auch ein paar der Zuhörerschaft mit den Zähnen anzupacken, seien alle zum Tode erschrocken.

Kiesewetter, der in seinem gründlichen und verdienst

lichen Werke: „Faust in Geschichte und Tradition" sich bemüht, die von unserem Helden überlieferten Zauberkunststücke auf eine möglichst glaubliche Weise zu erklären, der ihn für einen im hohen Grade mediumistisch-begabten Hypnotiseur hält, denkt hier an Spiegelbilder der Laterna magica und Camera obscura. Daß derartige Blendwerke der Sinne zu Fausts Zeiten im Schwange waren, darüber berichtet schon sein Zeitgenosse Cornelius Agrippa in seiner Philosophia occulta. Mag sein, daß es damals abergläubische und unerfahrene Leute genug gab, die solche Spiegelbilder für Geister oder Schatten von Verstorbenen hielten; heut zutage wird sich ein Besucher des Salon Agoston so leicht hierdurch nichts mehr weiß machen lassen.

Ferner wird von Motschmann eine ähnliche Prahlerei Fausts überliefert, wie sie schon Trithemius in dem angezogenen Briefe berichtet: er habe sich nämlich gerühmt, die verloren gegangenen Komödien des Plautus und Terenz wieder so herstellen zu können, wie sie der Verfasser gedichtet.

Endlich erzählt Motschmann, Faust habe sich oft bei einem Junker zum „Anker“ in der Schlössergasse zu Erfurt aufgehalten, als er aber nun einmal nach Prag verreist gewesen, hätte seine gewohnte Zechgesellschaft ihn so sehnlichst herbeigewünscht, daß er plöglich angeritten gekommen wäre. Sein Pferd habe dann im Stalle gar nicht satt gemacht werden können, er selbst aber habe die Gäste belustigt, indem er ihnen allerlei Weine aus dem Tische zapfte. Da habe gegen Morgen sein Pferd hell gewiehert zum Zeichen des Aufbruchs; darnach habe er sich darauf geschwungen und sei wieder nach Prag zurückgeritten. Ebenso habe er später in seiner Wohnung bei St. Michael

Gäste mit Hilfe seines Geistes „auf das properste mit Essen, Trinken und Musik tractiret“.

Sind wir nun auch selbst in Vorstellungen von Hypnotiseuren Zeugen gewesen, wie groß und überraschend der fast dämonische Einfluß der sogenannten Suggestionen ist, zu welch sonderbaren Einbildungen und Vorspiegelungen solche hypnotisierte Menschen gebracht werden konnten, so läßt doch die Thatsache einzelner, der Suggestion durchaus unzugänglicher Teilnehmer die Annahme einer allgemeinen Wahnverblendung nicht zu. Bei allen uns von Faust überlieferten Zauberkunststücken müßten wir, wenn wir daran glauben sollten, doch eine ausnahmslose Verzauberung (Hypnotisierung) annehmen.

Doch dem sei, wie ihm wolle; die Erinnerung an Fausts Auftreten in Erfurt ist heute noch sehr lebendig; man zeigt heute noch sein dortiges Wohnhaus und ein kaum drei Fuß breites „Dr. Faustgäßchen", wodurch er mit einem mächtigen, von vier Pferden gezogenen Baumstamm gefahren sein soll. Als aber ein Mönch dazu kam und einen Exorzismus sprach, - es soll der Augustiner Dr. Luther gewesen sein, - soll sich das Blendwerk in einen von vier Hähnen gezogenen Strohhalm verwandelt haben. Und so spukt die Tradition fort bis auf den heutigen Tag, und Fausts Geist geht noch um im Anker und Schlossergäßchen.

Auch ein Aufenthalt Fausts in Leipzig im Jahre 1525 wird von Magister Johann Jakob Vogel in seinen Leipziger Annalen mit folgenden Worten bezeugt:

„So gehet auch die gemeine Rede (welcher ein alt geschriebenes Leipzigisches Chronicon beypflichtet), daß der bekandte Schwarzkünstler D. Johann Faust, vermittelst seiner Kunst, ein mit Wein gefülltes Faß, welches die

Weißkittel herausziehen sollen, aus Auerbachs Keller auf die Gasse geritten“.

Mit diesem Faßritt aus Auerbachs Keller steht es aber etwas unsicher. Das älteste Faustbuch von 1587 weiß nichts davon, und die späteren Faustbücher erwähnen einen solchen Faßritt wohl, aber nicht aus Auerbachs Keller. Auch mit den beiden sich darauf beziehenden Bildern daselbst steht es sehr zweifelhaft. Jeder Besucher von Leipzig. tritt wohl auch in den besonders durch unseren Altmeister Goethe verewigten Auerbachs Keller ein. Da sieht er denn zwei Bilder, den Faßritt und das darauffolgende Bankett Fausts darstellend mit der Jahreszahl 1525 und folgenden Inschriften:

,,Doctor Faustus zu dieser Frist
Aus Auerbachs Keller geritten ist,
Auf einem Faß Wein geschwind,
Welches gesehen viel Mutter Kind.

Solches durch seine subtilne Kunst hat gethan
Und des Teufels Lohn empfangen davon.“

Ferner das lateinische Distichon:

„Vive. bibe. obgraegare. memor. Fauste hujus et hujus Poenae aderat claudo . haec, ast erat ampla, gradu“,

was nach Düngers Uebersezung auf Deutsch also lautet:

"

‚Trinke und lebe in Lust, doch denke des Faustus und seiner Strafe, die lahm nachkam, aber gewaltig ihm kam.“

Wie Kiesewetter nun sehr scharfsinnig aus den Trachten dieser Bilder schließt, führen sie nicht auf das Jahr 1525, sondern etwa auf 1636; es ist aber ganz undenkbar, daß ein Maler aus dem Jahre 1525 eine Tracht darstellte, die erst 100 Jahre später üblich war. Ja, der Annalist Vogel widerspricht seiner eigenen Angabe,

wie er später zum Jahre

1530 bemerkt, daß in diesem Jahre erst Auerbachs Keller

erbaut worden sei. Wenn diese Angabe richtig ist, so kann doch nicht Faust schon 1525 in einem erst 1530 erbauten Keller sein Unwesen getrieben haben. Vermutlich hat sich ein spekulativer Wirt eine zu Anfang des 17. Jahrhunderts umgehende, darauf bezügliche Tradition zunuz gemacht und entsprechende Gemälde in seinem Wirtskeller fertigen lassen, denen er, um ihre Glaubwürdigkeit zu erhöhen, die bedeutsame Ziffer 1525 zusezte, in welchem Jahre nach Angabe Widmanns in seinem Faustbuch ein besonderer Aufschwung in dem Auftreten des Schwarzkünstlers zu verzeichnen ist.

In demselben Jahre 1525 will auch der protestantische Theologe Johann Gast mit ihm in Basel gespeist haben. Gast erzählt eine Spukgeschichte von Faust, die ungefähr so lautet:

„Der Nekromant Faust kehrte einst in einem sehr reichen Kloster ein, um dort zu übernachten. Als ihm ein Mönch einen geringen sauren Wein vorsezte, verlangte er einen besseren, doch der dienende Bruder gab vor, die Schlüssel nicht zu haben; den schlafenden Prior aber dürfe er nicht wecken. Faust bedeutete ihn, wo die Schlüssel lägen und wiederholte seine Aufforderung. Allein der Bruder weigerte sich, ohne Erlaubnis des Priors besseren Wein zu zapfen. Da drohte ihm Faust mit Wundererscheinungen und sandte nach seinem unfreundlichen Abschied einen wütenden Teufel ins Kloster, der Tag und Nacht dort in den Zellen und in der Kirche so rumorte, daß die Mönche es nicht aushalten konnten. Auf ihre Anzeige bei dem Pfalzgrafen hin, nahm sich dieser ihrer an, aber von einem ferneren Aufenthalt der Mönche in dem Kloster konnte nicht mehr die Rede sein. Ja heute noch, sobald welche dorthin kommen, erhebt sich dort ein

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