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Schrift: De spectris et lemuribus". Bedeutsamer aber sind die Nachrichten Augustin Lercheimers (eigentl. Wittekind) in seinem 1585 erschienenen Werke: „Christlich bedenken u. erinnerung von Zauberey", worin er besonders die Übertreibung der Herenprozesse bekämpft. Er erzählt darin u. a. auch mehrere Zauberschwänke von Faust, die in die Volksbücher übergingen. So, wie er in einem Wirtshause zu M. (vermutlich Magdeburg) einen Kellner, der ihm immer gegen seinen Willen die Kanne zu voll goß, gedroht, er wolle ihn auffressen, wenn er es noch einmal thue. Als der aber darüber lachte und es gerade wieder that, habe er ihn wirklich verschluckt und um ihn besser hinunterzuspülen, einen Kübel voll Wasser darauf getrunken. Da verlangte der Wirt seinen Zapfjungen wieder, Faust aber hieß ihn hinter den Ofen schauen. Und siehe! Da lag der Bursche wie ein begossener Pudel. Dorthin hatte ihn also der Teufel bugsiert und aller Augen so verblendet, daß sie wähnten, er wäre wirklich aufgefressen und das Wasser hinterher getrunken.

In den lezten Worten liegt auch der Schlüssel zum Verständnis des ganzen Zauberkunststückchens mit dem bekannten Motto: „Geschwindigkeit ist keine Hererei!" Faust besaß demnach die Fähigkeit, einer ganzen Gesellschaft die Hallucination einzuflößen, etwas zu sehen, was nicht so geschah.

Bei Lercheimer findet sich auch die Luftfahrt Fausts mit einigen Zechkumpanen von Meißen gen Salzburg in des Bischofs Weinkeller. Als von ungefähr der Kellermeister dazu gekommen, habe ihn der Zauberer mit sich durch die Luft entführt und ihn unterwegs in die Krone einer Tanne fallen lassen.

Ähnliche Sagen erzählt man sich bekanntlich auch von den Hexen.

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Auch die Erzählung, wie Faust einem gottesfürchtigen Mann, der ihn bekehren wollte, den Teufel in die Schlafkammer schickte und wie der ihn durch fromme Gesänge gebannt, findet sich bei Lercheimer u. a. Wir hören dabei auch von einer Teufelsverschreibung auf 24 Jahre, sowie von einer Erneuerung des Paktes infolge eines Reucanfalls bei Faust.

Schließlich wollen wir noch den Juristen Phil. Camerarius (1500-1574) als Gewährsmann citieren, der ein Sohn von Melanchthons intimstem Freunde war. Dieser erzählt das auch in der Erfurter Chronik erwähnte Zauberkunststück Fausts, wie er seinen Zechgenossen mitten im Winter einen Weinstock voll reifer Trauben vorspiegelte und als diese darnach langten, um sie mit den Messern abzuschneiden, jeder des anderen Nase in der Hand hielt.

Kiesewetter nennt dies eine Glanznummer im Programm berufsmäßiger Hypnotiseure und erzählt, daß er es unter großem Beifall von dem bekannten Karl Hansen habe in Meiningen nachmachen lassen. Wir segen durchaus keinen Zweifel in die Wahrheit dieser Mitteilung, zumal wir uns selbst durch Besuch solcher hypnotischer Vorstellungen von der wahrhaft verblüffenden, ja geradezu unheimlich-dämonischen Wirkung der sogenannten Suggestion überzeugten; allein ein Zweifel bleibt bestehen: Die Wirkung der Zauberstücke Fausts baut auf eine allgemeine, widerstandslose Empfänglichkeit der ganzen Umgebung; was wir aber bei derartigen Vorstellungen von Hypnotiseuren sahen, sezte ein gewisses Entgegenkommen von vornherein, eine absichtliche Absorption des Objekts voraus, und nicht

jeder Mensch reagierte auf die Manipulationen des Bezauberers. Wie aber steht es dann mit dem Glauben an die Macht solcher Herenmeister, wenn von einer größeren Gesellschaft auch nur ein einziger unberührt oder nicht geblendet ist?

Wir hätten somit die wichtigsten Zeugnisse und Nachrichten über Fausts Leben und Wirken erschöpft und wollen nur noch einmal auf die bereits erwähnte Zimmernsche Chronik zurückkommen, (sogenannt vom Grafen Christof Froben von Zimmern, der sie etwa um 1567 verfaßte). Dieselbe erwähnt nicht nur den Ort seines Todes, nämlich Staufen im Breisgau, sondern auch daß er Bücher hinterlassen habe, die in Besit der Herren von Staufen gekommen seien. Auch auf das Jahr seines Todes läßt die Angabe der Chronik „um die Zeit“ schließen, was sich nur auf den Reichstag zu Regensburg beziehen kann, also aufs Jahr 1541, freilich kann er demzufolge fein alter Mann geworden sein, wie die Chronik sagt. Doch ist diese Angabe vielleicht nicht buchstäblich aufzufassen, sondern nur von dem früh gealterten Aussehen des Zauberers zu verstehen. In dem Faustbuch von Widmann wird er als ein hochruckeriges (buckeliges) Männlein", als eine dürre Person, habend ein kleines grauwes Bärtlin“ geschildert. Er soll eben, weil er ein klein hockend Mann" gewesen, von den Salzsiedern zu Schwäbisch Hall verspottet worden sein. Dieser Schilderung entsprechend ist das von Rembrandts Schüler Jan Joris von Vliet um 1630 nach einer Zeichnung seines Meisters radierte anonyme Porträt (s. Titelbild). Das Original war über zwei Jahrhunderte verschollen, und bisher galt als ältestes Faustporträt die in Haubers Bibliotheca magica (I) befindliche, ganz entstellte

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Nachbildung, die auch dem Titelbilde in Scheibles Kloster zu Grunde liegt. Haubers 1739 gefertigtes Porträt ist auch nicht nach dem Original, sondern nach einer Kopie eines Rembrandtschen Bildes von Franz Langlois.

Aus alledem also, was sich mit einiger Sicherheit über die Persönlichkeit und das Auftreten Fausts zusammenstellen läßt, geht hervor, daß er ein kecker Wander- und Wunderdoktor, ein verwegener Schwindler und Gaukler war, der den Wahn- und Aberglauben seiner Zeit sich zu nuge machend, auf die Leichtgläubigkeit der großen Menge spekulierte, aber gelegentlich selbst einsichtige Männer berückte. Darum dürfen wir wohl den 3. T. auch vom Zunftneid diftierten Verunglimpfungen gebildeter Zeitgenossen im Sinne Fausts die Verse entgegensegen, die ihm Goethe in den Mund legt:

„Zwar bin ich gescheiter als alle die Laffen
Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen;
Mich plagen keine Skrupel, noch Zweifel,
Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel."

2. Die Volksbücher von Sauft und das Wesen der mittelalterlichen Geheimkünste.

Daß ein so wunderbares Leben und Wirken, wie das des Zauberers Faust, zumal in einer geistig so regsamen und aufgeregten Zeit zur Aufzeichnung dessen Schicksale und Zauberkunststücke anregen würde, liegt wohl auf der Hand, und so ging der Wunsch, den schon die Zimmernsche Chronik ausgesprochen hatte, die Abenteuer des berühmten Herenmeisters möchten im Druck erscheinen, bald in Erfüllung. Der erste, der dies ausführte, war der

Frankfurter Buchdrucker Johann Spieß, der zur Herbst messe 1587 das erste Faustbuch mit folgendem weitläufigen Titel erscheinen ließ:

„Historia von D. Johann Fausten, dem weitbeschreyten Zauberer und Schwarzkünstler, Wie er sich gegen dem Teuffel auff eine benandte zeit verschrieben, Was er hierzwischen für seltzame Abenthewer gesehen, selbs angerichtet und getrieben, biß er endtlich seinen wol verdienten Lohn empfangen. Mehrertheils auß seinen eygenen hinderlassenen Schrifften, allen hochtragenden fürwißigen, vnnd gottlosen Menschen zum schrecklichen Beyspiel, abschewlichen Exempel vnnd trewherziger Warnung zusammengezogen vnnd in Druck verfertigt Jakobi IIII. Seydt Gott vnderthänig, widerstehet dem Teuffel, so fleuhet er von euch. Cum Gratia et Privilegio. Gedruckt zu Franckfurt am Mayn durch Johann Spies. MDLXXXVII“.

Wir haben bereits erwähnt, daß Spieß sein Material aus Speier erhalten haben will, und daß Fausts Lehrer, Laurentius Wolff, daher stammte, es also sehr wohl denkbar ist, daß dieser Notizen über seinen berühmten Schüler sammelte, und diese dann in die Hände von Verwandten übergingen. Spieß bezieht sich aber auch auf Aufzeichnungen von Fausts eigener Hand und solche seines Famulus Wagner. Genaue Zeitbestimmungen fehlen, nur findet sich in der Vorrede der Hinweis auf Kaiser Karl V. Das Buch erlebte in der Folge noch eine ganze Reihe von Ausgaben und Übersegungen, so eine niederdeutsche von Balhorn und eine französische von Cayet u. a., eine Umdichtung in Knittelversen bei Alexander Hock in Tübingen 1588. Im Jahre 1593 erschien auch das erste Volksbuch über Fausts Famulus Christoph Wagner.

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