ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Solche Spufgestalten sollen sogar flüstern, ja vernehmlich sprechen können! Derartige Erscheinungen soll nach Kiesewetter auch Faust vermöge seiner hervorragend magisch-mediumistischen Begabung bei seiner Teufelsbeschwörung gesehen und gehört und selbst an die Gestaltung eines solchen inneren Dämons zum Hinaustreten in die Natur und persönlicher Führung seines zurückgebliebenen Jchs geglaubt haben. Der Leser möge sich sein Urteil selbst bilden. Und dies beschränkt sich nicht nur auf einzelne besonders erregte Momente. Es soll sich aus dieser Spaltung des eigenen Wesens ein förmlicher Verkehr mit dem herausgeborenen zweiten Ich entwickeln: zunächst bestellt sich Faust den ihm zuerst in Gestalt eines grauen Mönchs erschienenen Dämon in sein Haus oder beschwört ihn aufs neue und schließt mit ihm den höllischen Pakt. Es ist aber nicht der Höllenfürst selbst, Lucifer, der abgefallene Engel, mit dem er sich einläßt, sondern einer seiner fliegenden Geister“, genannt Mephostophiles. Diesem schreibt Faust mit seinem eigenen Blute, daß er sich in der linken Hand aufgestochen hat, mobei eine Inschrift erschien: O homo fuge! d. h. Entfleuch o Mensch!" folgende Verschreibung:

„Ich Johannes Faustus D. bekenne mit meiner eigen Handt offentlich, zu einer bestetigung, vnd in krafft diß Brieffs! Nachdem ich mir fürgenommen, die Elementa zu speculieren, vnd aber aus den Gaaben, jo mir von oben. herab beschert, und gnedig mitgetheilt wordten, solche Geschicklichkeit in meinem Kopf, nicht befände, vnd solches von den Menschen nicht erlehrnen mag, so hab ich gegenwertigen. gesandten Geist, des sich Mephostophiles nennt, ein Diener des hellischen Prinzen im Orient, mich vntergeben, auch

denselbigen, mich solches zu berichten vnd zu lehren, mir

versprochen in allem Dagegen aber ich mich verlobe, daß so 24

erwehlet, der sich auch gegen mir vnderthenig vnd gehorsam zu seyn. hinwider gegen jhme verspriche vnnd Jahr, von dato diß Brieffs an, herumb vnd fürvber gelauffen, er mit mir nach seiner Art vnnd weiß, seines gefallens, zu schalten, walten, regieren, führen, gut macht haben solle, mit allen, es sey Leib, Seel, Fleisch, Blut vnnd gut, vnnd das in sein ewigkeit. Hierauff absage ich allen denen, so da leben, allem Himmlischen Heer, vnd allen Menschen vund das muß seyn. Zu festem verfundt vnd mehrer bekräfftigung, hab ich diesen Receß eigner Hand geschrieben, vnderschrieben, vnd mit meinem hiefür getruckten eygen Blut, meines sinns, kopffs, gedanken vnd willen, verknüpfft, versiegelt vnd bezeuget, 2c.

Subscriptio

Johann Faustus, der Erfahrne der

Elementen, vnd der Geistlichen Doctor".

Es folgt nun im ältesten Faustbuch die Schilderung eines großen Höllenspuks und dann nimmt Faust einen jungen Schüler Christoph Wagner als Famulus an. Mephostophiles aber versorgt seinen Herrn als treuer Hausgeist mit allem, was er braucht: er holt aus fürstlichen und gräflichen Küchen und Kellern Speisen und Weine, er stiehlt bei Nacht Schuhe und Kleider in Augsburg, Nürnberg und Frankfurt und verspricht ihm schließlich wöchentlich 25 Kronen oder jährlich 1300 Kronen.

Bei Widmann lautet die Beschwörung und Verschrei= bung wesentlich anders. So muß u. a. Faust versprechen, ehelos zu bleiben; hier verrät sich der Verfasser als protestantischer Theologe, dem das katholische Cölibat als

eine teuflische Einrichtung erschien. Nach protestantischer Sagenbildung soll ja Gregor VII. durch die Anordnung des Cölibats den Beistand der Hölle gewonnen haben. Schon Luthers wegen, der das Cölibat brach und eine Nonne heiratete, mußten seine Parteigänger die Ehelosigkeit als ein Machwerk des Teufels hinstellen. Wie tröstlich mag solch eine Theorie namentlich auf die heiratsfähigen Mädchen und verlassenen Witwen wirken! Die Abschreckung Fausts vor Heiratsgedanken wird daher mit einem ganz besonderen Aufgebot des Höllenfürsten in Scene geseßt.

Übrigens hören wir schon sehr frühe von solchen Teufelsbündnissen. Das berühmteste im christlichen Altertum ist das des Theophilus zu Adana in Cilicien, den verlegter Ehrgeiz dem Teufel in die Arme treibt, der aber reuig stirbt. Ferner stand eine Reihe von Päpsten im Rufe, mit dem Teufel im Bunde zu sein, so Johann XIII. und Sylvester II., welch legterem ein schwarzer zottiger Hund folgte, der erste Vorgänger von Fausts Prästigiar. Eine ebenso interessante, wie schwierig zu lösende Frage ist ohne Zweifel die, wie das Wesen des Mephisto in der Fausttradition aufzufassen ist. Kiesewetter sucht seinen Ursprung aus dem Gestirndienst der ältesten Völker zu beweisen und zählt ihn zu den sieben Dämonen der Planeten, die den sieben Göttern derselben entgegenstanden; sie thronen im Innern der Erde und verursachen Unheil und Umsturz im Himmel und auf Erden. Dieser Dualismus beseelter Planeten ging auch auf das Juden- und Christentum über. In einer dem Faust zugeschriebenen Schrift: „Magia naturalis et innaturalis oder dreyfacher Höllenzwang" wird an zweiter Stelle der Großfürsten der Hölle „Mephistophiel" genannt und soll unter dem Planeten

Nover, Deutsche Sagen. Faust.

4

Jupiter stehen. „Seine Gestalt ist erstlich als ein feuriger Bär, die andere und gelinde Erscheinung aber ist wie ein fleiner Mann in einer schwarzen Kappe und kahlem Kopfe".

Da nun Jupiter der leuchtendste der sieben Planeten und bei den alten Mesopotamiern als der „Herr des Lichts“ erscheint, so ist Mephostophiles als seine Kehrseite, als Herr der Finsternis" aufzufassen. Dementsprechend erklärt Kiesewetter den Namen Mephostophiles (nicht Mephistopheles, wie Goethe liest) etymologisch für: „das Licht nicht liebend“; falsch sind die Ableitungen von mephitis, wie der „mephitische Gerüche Liebende“, oder vom hebräischen mephiz d. i. Zerstörer und tophel (Lügner).

Sehr geistreich und einleuchtend sucht nun Kiesewetter den sachlichen Ursprung des Faustischen Mephisto in seinem eigenen Innern, indem er ihn für eine Hypostasierung seines eigenen Jch, für eine Objektivierung seiner inneren Stimme erklärt. Als Parallele zieht er die im Traumleben des Menschen sich vollziehende Spaltung unseres eigenen Ich heran. Wir schauen, wie Du Prel in einer Abhandlung über den Dämon des Sokrates" weiter ausführt, in unseren Träumen auch selbstgeschaffene, unseren jeweiligen körperlichen und geistigen Zuständen entsprechende Gestalten, mit denen wir reden und handeln, wie mit fremden Wesen. Daraus nun das Vorhandensein eines sogenannten transzendentalen Ich zu folgern, das uns wie ein dunkler Begleiter auch im Wachen folgt, leuchtet wohl ein, sei es, daß wir es unsere immaterielle Natur oder die menschliche Seele nennen; unfaßlich aber wird für uns der Wahn, daraus in wachen und gesunden Zuständen einen greifbaren, gewissermaßen von unserem Jch losgelösten oder abgezweigten

Doppelgänger zu schaffen, der mit uns redet und für uns handelt wie ein Diener, ohne daß wir seine Identität mit unserem eigenen Ich erkennen. Kiesewetter, dessen Ausführungen wir hier zum Teil gefolgt sind, nimmt an, daß bei der magisch-mediumistischen Veranlagung Fausts infolge seines intensiven Versenkens in das Studium des Übersinnlichen und der Geisterwelt sich eine dramatische Spaltung seines transzendentalen Subjekts vollzog, daß für ihn die zweite Hälfte seines Doppel-Ichs bestimmte Konturen und dauernde Gestalt annahm, sich also zum Mephisto gestaltete. Darnach wäre Faust vollständig im Teufelsglauben seiner Zeit befangen gewesen; denn jedes übersinnliche Phänomen rührte namentlich nach der Auffassung des damaligen Protestantismus vom Teufel her. Der Volksaberglaube stattete dann den von Faust geschaffenen Dämon mit noch mehr diabolischen Zügen des leibhaftigen Satan aus, und erst als der Teufelsglaube gefallen war, gestaltete sich Mephisto zur dichterischen Fiktion.

Nach den Faustbüchern waltet Mephostophiles als unsichtbarer Geist im Hause Fausts und ist nur für ihn und seinen Famulus Wagner erkennbar. Auch trägt er Züge der noch lebendigen germanischen Mythologie an sich; denn wie ein Hauskobold sorgt er für Geld und Kleider, für Essen und Trinken. Ganz im Geiste des Volksglaubens ist die Mönchstracht und das Anzeigen seiner Gegenwart mit der Schelle. In dem Gebahren dieses Spiritus familiaris ist nach Kiesewetter auch nur die Wiederspiegelung von Fausts eigenem Charakter und seiner jeweiligen Gemütsstimmung zu erkennen. So disputiert er gerne, wenn Faust studieren will, reizt ihn zu Ausschweifungen, wenn er sinnliche Anwandlungen hat und predigt ihm hinterher

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »