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eingehende Untersuchungen anstellt. Derartige Handschriften oder Drucke aus dem 16. Jahrhundert sind nun allerdings nicht mehr nachweisbar; doch könnte sehr wohl eine Handschrift zu Anfang des 17. Jahrhunderts auf einer älteren. Tradition fußen. Eine solche, 303 Folioblätter enthaltende Handschrift befindet sich auf der herzoglichen Bibliothek zu Koburg und trägt den Titel: „Doctor Johannes Fausts Magia naturalis et innaturalis oder dreifacher Höllenzwang, legtes Testament und Siegelkunst". Sie hat eine Art Titelbild: „Faust im Studierzimmer“ und zeigt eine in einem Zauberkreise stehende, von magischen Charakteren umgebene schwarze Taube mit einem Ölblatt im Schnabel, was Anlaß zu einem Faust zugeschriebenen Buche, betitelt: „Die schwarze Rabe“ gab. Die Jahreszahl 1505 (Passau) scheint vom Abschreiber absichtlich gefälscht, um das Buch recht alt erscheinen zu lassen.

Was uns von dem Inhalte dieses merkwürdigen Zauberbuchs, auf den wir hier im Folgenden nicht näher eingehen können, besonders auffallen muß, das sind die frommen Vorschriften, fleißig zur Kirche und zum Abendmahl zu gehen, keusch, reinlich, von der Welt abgeschlossen und verschwiegen zu leben, Vorschriften, die sonst dem Inhalt der Faustbücher und dem überlieferten Leben unseres Zauberers so sehr widersprechen, - allein sie entsprechen an dererseits vollauf dem Wesen und Charakter der Zeit bezüglich wirkungsvoller Ausübung der dunkelen Künste, namentlich bei der Citation und Zuhilfenahme der wohlthätigen Geister. Ein zweites dem Faust zugeschriebenes, bedeutsames Zauberbuch führt den Titel: „Dr. Johann Faustens Miracul-Kunst und Wunderbuch oder die schwarze Rabe auch der Dreifache Höllenzwang genannt. Womit

ich die Geister gezwungen, daß sie mir haben bringen müssen, was ich begehrt habe. Es sey Gold oder Silber, Schäße groß oder klein, auch die Spring-Wurzel, und was sonst mehr dergleichen auff Erden ist, das habe ich alles mit diesem Buch zu wegen gebracht, auch die Geister wieder lossprechen können. Lyon MCDXXXXXXIX". Dies Werk ist ohne Zweifel eine plumpe Nachahmung des vorigen und auf die Geldgier der Schazgräber berechnet. Was für ein Schwindel mit derartigen Machwerken getrieben und welch lukrative Spekulation auf abergläubische Menschen und ihren Geldbeutel damit gemacht wurde, beweist die Thatsache, daß Ende des vorigen Jahrhunderts Exemplare eines solchen Höllenzwangs an österreichische, bayrische und schwäbische Klöster für 100, 150 und 200 Thaler verkauft wurden.

Interessant ist die in diesem zweiten „Höllenzwang“ vorkommende Abweichung von der Fausttradition, daß sich nicht der Höllengeist Mephistophiles, sondern Aziel, der mächtige Hüter verborgener Schäße mit Faust verbündet. Auch finden sich in diesem Werke Stellen von der Citation der Geister, die ähnlich im vermehrten Faustbuche wiederkehren und in die das Leben des großen Zauberers behandelnden Puppenspiele des 17. Jahrhunderts und von da auch in das Fragment von Lessings Faust übergegangen sind. Es wird hier die Schnelligkeit der citierten Geister in Parallele gezogen. Da heißt es in dem Augsburger Puppenspiel ähnlich wie in dem Lessing'schen Fragment vom Mephistophiles, daß er „so schnell wie der Übergang vom ersten zum zweiten Schritt des Lasters sei", und auch die Antwort Fausts ist gleichlautend: „Ha, Du bist mein Teufel. Jhr andern Schnecken des Orkus erwartet meine Befehle unsichtbar!"

Noch auffallender ist die Übereinstimmung Lessings mit dem Inhalt des Straßburger Puppenspiels.

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Andere plumpe Nachahmungen, wie den Schlüssel zu Fausts dreifachem Höllenzwang", der schon 1575 ge= druckt sein soll, und mancherlei im Jesuitenkolleg ent= standene Machwerke wollen wir übergehen. Ebenso die sonstigen dem Höllenzwang verwandten Zauberbücher, wie das älteste Raziels oder Raphaels, das dieser Erzengel bereits dem Adam auf göttliches Geheiß übergeben haben soll. Es folgt dann noch eine ganze Reihe alttestamentlicher Magier, wie Seth, Henoch, Abraham, Joseph und Moses, doch der Hauptheld der hebräischen Zaubersage ist Salomo. Dieser weise König soll auch die Sprache der Tiere und Vögel verstanden haben, worauf ja ein Vers des bekannten Rückert'schen Volksliedes: „Aus der Jugendzeit" mit den Worten anspielt: „ du Kindermund, unbewußter Weisheit froh, Vogelsprachekund, wie Salomo." Von den ihm zugeschriebenen Büchern ist der Titel Clavicula („Salomonis Schlüssel“) der bekannteste, ein Werk, das ja auch Goethes Faust bei der Beschwörung Mephistos citiert: „Für solche halbe Höllenbrut ist Salomonis Schlüssel gut. Als direkter Vorgänger Fausts und des Höllenzwangs kann Johann Trithemius von Sponheim mit seiner Steganographie und Polygraphie gelten; weniger bedeutsam ist die Philosophia occulta des Cornelius Agrippa von Nettesheym, deren Echtheit zwar Johann Wier, aber ohne Grund, bezweifelt.

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Kiesewetter bemüht sich nun in seinem äußerst gelehrten und verdienstlichen Werke das Dasein einer Geisterwelt und die Möglichkeit einer Herstellung menschlicher Verbindung mit derselben zu erweisen, doch gestehen wir offen,

daß wir ihm auf diesem Gebiete nicht zu folgen vermögen, selbst auf die Gefahr hin für stumpfsinnig zu gelten. Auch das Citat eines Weisen 1) in Goethes Faust: „Die Geisterwelt ist nicht verschlossen; Dein Sinn ist zu, Dein Herz ist tot! Auf, bade, Schüler, unverdrossen die irdische Brust im Morgenrot!" kann uns, ungläubigen Thomas, nicht überzeugen. Die Askese soll das übersinnliche Wahrnehmungsvermögen des Menschen schärfen und die in ihm schlummernden magischen Fähigkeiten zum Reifen bringen und so einerseits ein Medium schaffen; doch zu einem selbstthätigen Magus, Theurgen oder Adepten gelangt man nach Kiesewetter nur durch Schulung des magischen Willens und die Ausübung gewisser auf die Citation der Geister hinzielender Handlungen. Es will uns bedünken, als könne es sich hier nur um Einbildungen künstlich erregter oder nervös überreizter Menschen handeln. Wenn z. B. Kiesewetter von „der Annahme intelligenter Planetenbewohner spricht, wie sie auf dem Mars existieren müssen“, so kann man doch auch nur hier von einer wissenschaftlichen Hypothese sprechen, die allerdings viel Wahrscheinlichkeit hat; allein wenn wir diese Bewohner des Mars, den kanalähnlichen Gräben nach zu schließen, die wir bei genauer Beobachtung dieses Planeten entdecken, für menschenähnliche Wesen annehmen dürfen, so folgt doch nicht daraus, daß wir ihre geistigen Intelligenzen oder Seelen citieren, resp. mit ihnen in geistigen oder seelischen Konney treten können. Mit der Belebung und Beseelung der Elemente, wie Luft, Wasser, Feuer, Erde und unterirdischen Tiefe scheinen wir uns viel

1) Erich Schmidt („Goethes Faust in ursprünglicher Gestalt“) vermutet Swedenborg.

mehr wieder rückwärts in das Fabelgebiet der Mythologie zu bewegen. Oder wir kommen zu einem künstlich aufgebauten philosophischen System, das an die Stelle des einen Weltenschöpfers- und Lenkers abstrakte und phantastische Begriffe segt. Wozu soll uns die Vorstellung des alexandrinischen Philosophen Philo von einer Seele des Weltalls nügen, aus der so und soviele Kräfte als Geister ausströmen, deren höchster, Logos genannt, gewissermaßen der ausführende Schöpfer wurde? Und alle anderen philosophischen Systeme bis zum ausgeprägtesten Pantheismus? Oder fördert es uns weiter, wenn wir mit den Naturforschern so und soviele Kräfte oder Geseze sondern und sie uns dann personifizieren? Es will uns nicht gelingen, besondere Geister anzunehmen für Lufterscheinungen oder für die dämonische Macht des Feuers. Wohl giebt es manche Wunder der Natur, an denen wir stets infolge der Macht der Gewohnheit stumpf und teilnahmlos vorübergehen, wohl giebt es wunderbar und geheimnisvoll wirkende Kräfte im inneren Walten und Weben der Schöpfung, doch will sich uns weder Luft noch Erde mit Geistern füllen, die sich dem Auge des würdig vorbereiteten, des andachtsvoll harrenden oder sehnsüchtig verlangenden armen Menschenfindes offenbaren. Vergebens rufen wir mit Goethes Faust:

, giebt es Geister in der Luft,

Die zwischen Erd und Himmel herrschend weben,
So steiget nieder aus dem goldenen Duft

Und führt mich weg zu neuem buntem Leben!"

So können wir natürlich auch nicht an eine erfolgreiche Beschwörung von Geistern der Verstorbenen, sondern nur an diesbezüglichen Aberglauben, oder an durch Selbsthypnose

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