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ein anderer mit den Gedanken des Menschen. „Das ist
etwas", ruft Faust, aber nicht immer sind die Gedanken.
der Menschen schnell. Nicht da, wenn Wahrheit und
Tugend sie auffordern. Wie träge sind sie alsdann?“ —
Ein sechster Dämon nennt sich so schnell als die Rache
des Rächers. Doch wer ist dieser Rächer? Es ist der
Gewaltige, der Schreckliche, der sich allein die Rache vor-
behielt, weil ihn die Rache vergnügte. Faust errät ihn,
den Rächer, doch den Namen will er nicht nennen, aber
mit prometheischem Zweifel und Troz ruft er aus: „Schnell
wäre seine Rache?
ich fündige noch ?"
haltschweren Worte:

Schnell? Und ich lebe noch? Und
Hierauf versezt der Dämon die in-

"

Daß er Dich noch sündigen läßt,

ist schon Rache!" Doch Faust verwirft ihn und wendet sich an den siebenten Geist. Dieser erwidert auf die Frage, wie schnell er sei: „Nicht mehr und nicht weniger als der Übergang vom Guten zum Bösen.“ Das leuchtet Faust ein, und er ruft! Ha! Du bist mein Teufel! So schnell als der Übergang vom Guten zum Bösen! Ja, der ist schnell, schneller ist nichts als der! Weg von hier, ihr Schrecken des Orkus! Weg! Als der Übergang vom Guten zum Bösen! Ich habe es erfahren, wie schnell der ist! Ich habe es erfahren!"

Dies ist die einzige Scene, die Lessing selbst in jenem Litteraturbriefe vom 16. Februar 1759 mitteilt, als ob sie von einem seiner Freunde herrührte. „Was sagen Sie zu dieser Scene?" segt er hinzu. „Sie wünschen ein deutsches Stück, das lauter solche Scenen hätte? Jch auch!" Leider kam der geniale Plan nicht zur Ausführung, und vielleicht enthielt auch jene verloren gegangene iste nicht viel mehr als obige Skizzen. Es wäre wenigstens

bei einem Geist wie Lessing mehr wie auffallend, wenn er nicht nach Notizen im Duplikat und nach seinen eigenen Erinnerungen die verloren gegangene Tragödie hätte wiederherstellen können. Natürlich führte die Erzählung von dem rätselhaften Verschwinden des Manuskripts zur Erfindung eines litterarischen Wechselbalgs, dessen Unechtheit man aber bald erkannte.

Lessing trug sich sogar mit zwei verschiedenen Faustentwürfen; einer sollte sich „nach der gemeinen Sage" ent= rollen, der andere dagegen ohne alle Teufelei." In dem zweiten Entwurfe sollte der Teufel oder Verführer ganz menschlich aufgefaßt sein, so eine Art Marinelli; der erste sollte im Traume die Schicksale Fausts nach der Volksüberlieferung darstellen, vielleicht ähnlich wie Calderons : „Das Leben ein Traum" oder besser wie Grillparzers: „Der Traum ein Leben.“

Was nun die Grundidee des Lessingschen Faust betrifft, so geben uns darüber zwei Freunde desselben Anhaltspunkte: Der Hauptmann v. Blankenburg in Leipzig in seinem Bericht vom 17. Mai 1784 und der Professor Engel in Berlin in einem Schreiben an Lessings Bruder, das dieser im „Theatralischen Nachlaß“ veröffentlicht (1786.) Nach Blankenburgs Angabe rühmen die Höllengeister dem Satan ihre vollbrachten Greuel. Einer dagegen erzählt, er habe einen Mann auf Erden gefunden, dem nicht beizukommen sei, der keine Leidenschaft, keine Schwäche, nur einen einzigen Trieb habe: den unauslöschlichen Durst nach Erkenntnis. „Dann ist er mein!“ ruft sehr bezeichnend der oberste der Teufel, und auf immer mein, und sicherer mein, als bei jeder anderen Leidenschaft.“ Das ist echt Lessingisch. Galt ihm doch das Streben

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nach Wahrheit mehr als die Wahrheit selbst. Ja, der Erkenntnistrieb ist, wie wir eingangs unserer Betrachtungen betont, an und für sich etwas Dämonisches, etwas Verderbenbringendes. Aber völlig zu Grunde richten und dem Teufel rettungslos überliefern darf dieser Trieb nicht. Darum bringt es, ähnlich wie bei Goethe die Grundidee durchgeführt ist, Mephisto nur zu einem Scheinsiege. Den triumphierenden Höllengeistern ruft am Schlusse eine Stimme von oben. zu: „Triumphiert nicht! ihr habt nicht über Menschheit und Wissenschaft gesiegt; die Gottheit hat dem Menschen nicht den edelsten der Triebe gegeben, um ihn ewig unglücklich zu machen. Was ihr saht und bis jetzt zu bejizen glaubt, war nichts als ein Phantom!"

Ähnlich berichtet Engel, der den Teufel mit dem Engel Gottes um Faust ringen läßt, eine Idee, wie sie Goethe später in seinem Prolog weiter ausgeführt hat. Beiden, Lessing wie Goethe, waren also die Auffassung eines titanischen Wissensdrangs bei Faust gemeinsam, eines dämonischen Erkenntnistriebes, wo der Teufel ihn fassen konnte; bei beiden ist aber auch die Lösung dieselbe, daß die Höllenmächte nur zu einem Scheinsiege gelangen; denn, so ruft der Chor zum Schlusse des Goetheschen Faust: „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen !“ —

Auf alle anderen Dichtungen, die sich an der Faustsage versucht haben, hier näher einzugehen, würde uns zu weit führen. So haben sich zunächst noch an dem Stoffe der Maler Müller, dann Goethes unglücklicher Freund Lenz (1777) und sein Landsmann Klinger versucht; leşterer in einem abenteuerlich phantastischen Romane: „Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt“ (1815), worin er den Zauberer Faust mit dem Mainzer Buchdrucker Fust

identifiziert. Der Roman ist ein ächtes Kind der Sturmund Drangperiode.

Ein genialer Versuch darf wohl das. Faustfragment Chamissos (1803) genannt werden. Ähnlich, wie der Schmerzensschrei des Heineschen Jünglings am Meere, klingt hier der verzweiflungsvolle Ausruf Fausts:

„Was bist Du Mensch denn? gier'ger Allumfasser,

Des Universums kühner Freier Du,

Der blind, in Nacht, in zwiefach ewigem Dunkel
Gebannt zu irren, nichts erkennen kannst,
Ein ewig ungelöstes Rätsel Dir;
Erschaffer Deiner Welt nach ewigen
Gesezen, selbst von ihr erschaffen,

Was bist Du mächt'ger, nicht'ger Erdenwurm?
Ein Gott in Banden, oder nur ein Staub?
Was ist des Denkers, was der Sinnen Welt?
Die Zeit, der Raum, die Allumfassenden,
Und ihre Schöpfungen, durch die sie werden?
Was außer ihnen, das Unendliche?
Was ist die Gottheit, jeder großen Kette
Ein erstes, ewig unbegriff'nes Glied,
Das nicht getragen, alle Glieder trägt?
Erscheinung nur und Wahn ist alles mir".

Ihr ew'gen Rätsel, schrecklich grimm'gen Nattern,
Die stets ihr euch erzeugt und euch verzehrt,
Und mir das Herz verzehrt in grausem Spiele
Der stets verschlungenen und erzeugten Kreise,
Ich kann euch nicht verscheuchen, nicht erdrücken,
Ihr stürmet rastlos mir die bange Seele;
Weh dem, den ihr zum ernsten Kampfe reizt!
Es furchet tief des Denkers Stirne sich,

Und Zweifel ist der schwererrung'ne Preis“. . .

So sucht er die Wahrheit durch die Künste der Magie und beschwört die Geister. Der böse Geist erscheint und

vergebens ertönt der Warnungsruf des guten. Um den Preis seiner Seele verspricht ihm der Dämon, die Schäße der Wahrheit zu erschließen. Wie prometheischer Trozz klingt Fausts Anklage gegen Gott:

,,Die schwere Schuld wälz' ich dem Schöpfer zu,
Der mich zu hoch begabt, zu tief gedrückt,

Der feindlich mir den regen Geist gegeben“

und trop der Warnung des guten Geistes ruft er: „Es ist Erkennen mir das einz'ge Glück!" — Eigenartig ist die Auffassung des Dichters vom Zerbrechen des Stabs über die eigene Seele, und trostlos klingen die Worte des bösen Geistes : ,,Der Zweifel ist menschlichen Wissens Grenze,

Die nur der blinde Glaube überschreitet.
Dich bann' ich, ohne Anker, ohne Segel
Zu irren auf dem feindlich dunkeln Meere,
Wo Dir kein Grund, keine Ufer Dir,
Dem ohne Hoffnung Strebenden erscheinen;
Bis vor Dir nächtlich sich das Thor eröffnet,
Denn mir gehöret Deine Ewigkeit:
Ich zolle Dir den Preis, den Du bedungen.

Des Glaubens Blume blühte kindlich Dir,
Du hast sie stolz zertreten, forderst Wahrheit.
Wohl! schreckend ruf ich Dir die Wahrheit zu:
Aus Deiner Weisen Widersprüchen strahlte
Sie Dir entgegen, die geahndete:

Der Zweifel ist menschlichen Wissens Grenze,
Es kann der Staubumhüllte nichts erkennen,
Dem Blindgebornen kann kein Licht erscheinen.

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.. Wahrheit, Wahrheit hast Du Dir bedungen
Nun! was der Mensch vermag, sollst Du erkennen:

Der Zweifel ist menschlichen Wissens Grenze,
Ist furchtbar rächend Deines Lebens Schlange.
Verzweifle, niederer Erdenwurm, den tiefer
In seinen Staub zurück ich niedertrete;
Nover, Deutsche Sagen. Faust.

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