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kommen bist!" Da sprang Eulenspiegel wie ein Seiltänzer mitten durch die Scheiben hinaus. Auf diese Weise hatte er ihm zweimal die Fenster ruiniert.

Wohl wandelte den Schalk, als er alt und krank ward, so ein Anflug von Reue über sein Leben voller Schelmenstreiche an, und er begab sich in das Kloster zu Marienthal, um den Mönchen in Demut zu dienen; er konnte aber seine Schalkheit nicht ablegen und spielte auch ihnen böse Streiche. Er sollte die Mönche kontrollieren, die des Nachts zur Messe gingen. Um dies besser zu können. brach er ein paar Staffeln in der Treppe ein. Zuerst kam gravitätisch der dicke Prior, fiel und brach ein Bein; auf sein Geschrei kamen die Brüder, aber es fiel einer nach dem andern die Stiege hinunter. Eulenspiegel stand dabei und machte bei jedem Sturz einen Einschnitt in ein Kerbholz. Dann reichte er es dem Abte und bat ihn die Einschnitte nachzuzählen; doch dieser jagte ihn unter Verwünschungen weg. Sogar bei seiner Beichte und seinem Testamente trieb er Possenspiel. Mit seinem Vermächtnis führte er einen habgierigen Geistlichen an, indem er ihm mit Dreck gefüllte, aber obenhin leicht mit Geldmünzen bedeckte Gefäße hinterließ, in die dieser später gierig hineinführ.

Als seine Leiche in der Kirche aufgebahrt lag, verlief sich eine Sau mit ihren Jungen dorthin und warf den Sarg um, so daß der Körper verkehrt zu liegen kam. Ferner riß bei der Einsenkung das Seil, so daß die Leiche aufrecht in die Grube zu stehen kam. Da er allzeit ein sonderbarer Kauz gewesen, ließ man es, und man segte ihm demgemäß die Inschrift: „Diesen Stein soll niemand erhaben, Hier steht Eulenspiegel begraben."

2. Bearbeitungen der Schwänke Till Eulenspiegels. Julius Wolffs:,,Till Eulenspiegel redivivus."

Daß ein so abenteuervolles und schwänkereiches Leben schon im 15. Jahrhundert, wo sich die Spuren der ersten Aufzeichnung und zwar in niederdeutscher Sprache erkennen lassen, zu zahlreichen Ausgaben, Bearbeitungen und Übersegungen bot, läßt sich denken, doch ist ein eigentlicher Verfasser schwer nachzuweisen. Wenigstens läßt sich die Annahme, der Satiriker Thomas Murner, ein Hauptgegner Luthers, sei der Urheber, nicht aufrechthalten. Das Volksbuch gab schon früher zu Bearbeitungen Veranlassung, so dem berühmten Humoristen Fischart, genannt der „Menger", zu einer versifizierten; und bis auf unsere Tage sind solche Wiedergaben, sogar für die Jugend, versucht worden. Auch die Bubenstreiche, die Busch von seinem „Max und Morig“ erzählt, sind zum Teil wörtliche Entlehnungen aus Till Eulenspiegel. Endlich besigen wir noch von Jul. Wolff ein episches Gedicht: „Till Eulenspiegel redivivus," der wiedergeborene Till Eulenspiegel, das Wolff selbst ein „Schelmenlied“ nennt. Es ist eine Heraufbeschwörung des alten deutschen Humors, die der Verfasser in diesem Gedichte versucht, des Humors, der über die Thorheiten der andern lacht, der sprühenden Lebenslust, die ihren Schauplay in einer genußreichen Rheinreise sucht, in die der ganze Zauber und Segen der Natur und Poesie hineinstrahlt. In der Gestalt eines humorvollen, aber liebenswürdigen Reisebegleiters macht hier der wiedergeborene Till mit unserem Dichter eine romantische Dampfschiffahrt auf dem Rhein. Und wo könnte auch der feine Humor, der nicht in boshafter Schadenfreude, sondern in der Er

heiterung der eigenen Seele und der Herzen sympathischgesinnter Genossen seine höchste Freude findet, besser gedeihen als am Rheine, wo die Natur in lachender Umgebung und köstlichen Gaben, vor allem im edelsten Weine ihr reichstes Füllhorn ausgegossen? In jenem Eden Gottes, wo es sich am schönsten leben, lieben und trinken läßt? In jenem wiedergewonnenen Paradiese, wo man so selig träumen und schwärmen, begeistert reden, dichten und singen kann? In jenem Zauberspiegel der Romantik, worin sich die herrlichsten Bilder aus Sage und Geschichte spiegeln? Stimmt darum ein in das volltönende Preislied Julius Wolffs:

,,Du mächt'ger Strom für alle Zeit
Gepriesen sei, gebenedeit!

Wie rollst Du Deine stolzen Wogen
Vom Alpensee zum Niederland
Und kommst so frei daher gezogen
In dem romantischen Gewand.
Von grünen Bergen, reichen Gauen
Prangt Deiner Ufer freundlich Bild,
Und kecke Ritterburgen schauen
In Deines Spiegels blanken Schild.
Von alten rost'gen Waffen klirrt es,
Von wunderbaren Sagen schwirrt es
Aus fernen Zeiten durch die Luft
Um des entzückten Wanderers Ohr,
Und von den Reben steigt ein Duft
In heller Mondnacht still empor.
Wo ist am Rhein ein Fußbreit Land,
Das Ruhm nicht und Gedächtnis fand
In der Geschichte ehernen Lettern,
Der Chronika vergilbten Blättern?
Von Schlachten meldet jedes Thal,
Von Kampf und Fehden ohne Zahl,
Und von Belagerung und Sturm

Erzählt euch jeder alte Turm.
Der Kaiser und die Fürsten stritten,
Die Ritter und die Knechte ritten,
Kurfürst und Bischof_lebten flott,
Das Edelfräulein trug der Zelter,
Und fromme Mönche lobten Gott
Und brachten ihren Wein zur Kelter.
Da blühten Städte altersgrau,

Der Bürger schwang des Ritters Wehre,
Und Zunft und Gilde trug zur Schau
Des Handels Glück, des Handwerks Ehre.
Ein reiches, wildes, lust'ges Leben

Hat allezeit der Rhein gepflegt,

Ihm hat Natur den Kranz der Reben

Umsonst nicht auf die Stirn gelegt.“

Doch nur wie inspirierende Geister ziehen die Helden der reichen Vergangenheit hier vorüber. Der Humor gleicht nicht dem Gelehrten in der Zipfelmüße, der mit dem Fernrohr in altersgraue Zeiten schaut und darüber den Genuß der Gegenwart verliert. Nein, der wahre ächte Humor quillt frisch im Leben, und alles was die Welt uns beut, wird ihm zum Tummelplage ausgelassenster Daseinsfreude. Da sind es denn vor allen Dingen die Reisetypen, welche der mutwillige Spaßvogel Eulenspiegel Spießruten laufen läßt. An der Kleidung, doch zumeist am Gesicht und Wesen, erkennt er ihren Stand und weß Geistes Kind sie sind: das sich anhimmelnde Hochzeitspärchen in den Flitterwochen, den spiegelblankköpfigen Kapitalisten mit seiner distinguierten Gattin und den Blaustrumpf, der Futter für einen Roman sucht, den Geheimerat mit seiner Töchter reicher Saat vom Backfisch bis zum Dreißigender", den knöchernen Professor, den Herrn Assessor und die vier gestikulierenden Tuchmacher aus Sachsen. Rechnen wir noch den stereotypen Engländer

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mit weißem Cylinder und schlafrockartigem Überzieher hinzu, der seinen Bädeker vergleichend, den Kellner nach den Namen jeder Burg und Stadt befragt, sowie den Bergfer mit der Sturmhaube und dem Tornister, sowie einem fräftigen Stachelstock, so hätten wir so ziemlich die Dampfschiffgesellschaft zusammen. Bei Tische mystifiziert denn Till die Tafelrunde mit einem Toaste auf eine fürstliche Persönlichkeit, die incognito in ihrer Mitte weile. Dies wirkt elektrisch: schon träumt sich der Banquier als Kommerzienrat mit einem Ordensband im Knopfloch, der Assessor als Präsident des obersten Gerichtshofs, und sie bedienern und bekomplimentieren sich gegenseitig, weil jeder in dem andern die fürstliche Hoheit entdecken will. Besonders brannte der Blaustrumpf vor Neugier und bestürmte Till, das Geheimnis zu verraten, doch dieser blieb standhaft und hielt die Gesellschaft bis zulegt im Bann. Ja, es wollte niemand aus Scheu vor dem anonymen Prinzen zuerst vom Tische aufstehen, bis der Schalksnarr im Namen Sr. Hoheit die Tafel aufhob. Noch lange spukte die Wirkung des Scherzes. Doch den Glanzpunkt des Gedichtes bringt das Sonnenwendfest oder die Johannisnacht, so eine Art Sommernachtstraum, wo der Vater Rhein seinen Hostag hält. Unter Glockenklang und Nixensang ging die geheimnisvolle Fahrt im Vollmondschein gen Ingelheim. Dort nahm sie eine Schar Zwerge in Empfang, die auf ihren Müzen leuchtende Karfunkel trugen und im Grase trippelten, Johanniswürmchen gleich. Und nun gings durch erleuchtete Hallen und Feengärten zum Zauberpalaste des Königs Rhein, umgeben von all den Göttern und Göttinnen unserer Vorfahren, vom Allvater Wodan, dem Donnergotte Thor, der lieblichen Freyja und dem Nover, Deutsche Sagen. Till Eulenspiegel.

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