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Der ,,mächtige König“ ist in der erwähnten Stelle zunächst Amenophis IV. (Chuenaten), ein religiöser Reformator, der eine eigenartige Form des Sonnenkultus an Stelle aller andern ägyptischen Götterkulte setzte und für diesen Kult als heiliges Gebiet jene Stadt baute, die unter den Trümmern von Amarna liegt. Während andre Pharaonen sich damit begnügten, sich mit dem Sonnengotte zu vergleichen, wollte Chuenaten als die Inkarnation des einen großen Gottes verehrt sein. Die Statthalter von Kanaan gehen natürlich gehorsam auf die Forderung ein. Sie versichern dem König:,,Siehe, der König hat gelegt seinen Namen auf Jerusalem ewig, deshalb kann er nicht verlassen das Gebiet von Jerusalem." Aber hinter dieser Verbeugung vor Pharao verbirgt sich gewiß eine höhere religiöse Einsicht, die der Religion Abrahams wenigstens verwandt sein kann. Zwischen Abrahams Religion und der Religion des Priesterfürsten Malkiṣedek besteht jedenfalls eine religionsgeschichtliche Verbindung, über die noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Die mehr oder weniger klar erkannte Anbetung ,, Gottes des Höchsten" verbindet Abraham, den Babylonier, mit dem frommen Fürsten der Kanaanäer.

Die Verbindung mit Jerusalem gehört einer späteren Deutung an. Der Schauplatz ist Sichem, s. S. 348. Aus Sichem muß Abraham der segnende Priester entgegenkommen (vgl. Erbt, Ebräer, S. 74 ff.). Salem ist Variante von Sichem1. I Mos 33, 18 ist ein Zeugnis dafür erhalten: „Jakob kam nach Salem, der Stadt Sichems 2." El-eljon, der Gott Malkiṣedeks, ist dann identisch mit dem in Sichem (auf Ebal oder Garizim) verehrten El-berît in Sichem (so Ri 9, 46 statt Ba'al-berît 9, 4, vgl. S. 348). Der Segen Malki-ṣedeks lautet (14, 19f.):

S. 97.

„Gesegnet sei Abram dem 'El-eljon,

dem Himmel und Erde gehören.

Und gesegnet sei 'El-eljon,

der deine Feinde in deine Hand gegeben hat."

Er erinnert an Segenssprüche der Keilschriftliteratur, vgl.

1) S. jetzt Winckler F. III, 441 (auch zum Folgenden) gegen die frühere Meinung KAT3 424.

2) Die alten Übersetzungen haben richtig so gelesen, nicht wohlbehalten". 34, 21 werden die Jakobsleute in Sichem aufgenommen: „,Sie sollen šelêmîm mit uns sein"; wenn das auch,,im Frieden leben mit uns“ heißt, so ist doch absichtlich das Motiv des Namens hineingewoben.

Gunkel, Genesis 261, ist geneigt, Malkî-şedek für eine geschichtliche Persönlichkeit zu halten und zieht daraus weitgehende Schlüsse: Jerusalem sei wohl in vorisraelitischer Zeit Sitz eines bedeutenderen Städtebundes gewesen, wie ja Jos 10 der König von Jerusalem als Haupt eines kanaanäischen Städtebundes erscheine; an diese jerusalemische Tradition habe das spätere Judentum angeknüpft, wie etwa die deutschen Kaiser als Nachfolger der römischen Cäsaren erscheinen wollten, und Ps 110 bezeuge dann, wie die höfische Tradition von Jerusalem Wert darauf legte, daß der König Jerusalems Nachfolger Melchisedeks sei1. Der Schritt von der Anerkennung der Geschichtlichkeit des kanaanäischen Priesterfürsten Melchisedek von Jerusalem bis zur Anerkennung der Geschichtlichkeit des Hebräers Abraham von Hebron ist nicht allzuweit.

I Mos 14, 3. 8. 10: Statt siddîm ist šêdîm zu lesen 2. Man vergleiche die Rephaim (eig. Totengeister), die als mythisch ausgemaltes Dämonenvolk erscheinen 5 Mos 2, 11. 20; Jos 12, 4 etc.

14, 20 ist poetisches Motivwort für ,,geben", wie Ho 11, 8, das voller Motive ist, vgl. Koh 4, 9 daraus erklärt sich die lexikalische Schwierigkeit. Ebenso ist 15, I zu lesen:,,ich will dir deinen Lohn geben (nicht: ich bin dein Schild)" 3. Übrigens gibt nicht Abraham dem Malkîṣedek, sondern umgekehrt Malkîşedek Abraham den Zehnten.

14, 21 ff. Der König von Sodom will Abraham die gesamte Beute überlassen. Abraham will nur das beanspruchen, was die

1) Wir erklären dies,,Priestertum nach der Weise Melchisedeks“ nicht aus dem politischen, sondern aus dem religiösen Gedankenkreis. Der weitherzige, priesterliche (,,du bist ein Priester nach der Weise Melchisedeks") Dichter legte Wert auf die Tradition von dem frommen Priesterfürsten der Kanaanäer, der den Abraham gesegnet hat, in dem alle Heiden Segen empfangen sollen (Ps 72, 17. Sehr beachtenswert ist Erbts Hypothese (Ebräer 74 ff.), der in Ps 110 eine auf Jahve und Zion umgedichtete Liturgie bei der Inthronisation des Priesterfürsten von Sichem sieht. Zu der Übertragung von Sichem auf Jerusalem s. S. 350.

2) So schon Renan, s. zu 5 Mos 32, 17; Ps 106, 37. An den beiden letztgenannten Stellen sind es Dämonen, denen Opfer gebracht werden. Die Anbetung der Dämonen, Schutzgottheiten, des Hauses und Tempels, wird zu beurteilen sein, wie bei den ,,Teufelsanbetern" im heutigen Tigrislande. Man opfert ihnen, um Schädigung abzuhalten (vgl. 3 Mos 17, 7). Es ist nicht ausgemacht, daß „Opfer den Dämonen im Babylonischen nur gebracht worden sind, soweit es sich um Totengeister handelt“. — Das Wort ist babylonischen Ursprungs. Man unterscheidet in der babylonischen Dämonologie einen bösen und einen gnädigen šêdu. Hitzig und Wellhausen schlagen auch für Ho 12, 12 šêdim statt vor und Hoffmann, Phöniz. Inschriften S. 53 liest Hi 5, 21 šêd statt 2 (s. Zimmern, KAT3 S. 461). 3) Winckler F. III, 411.

*) Der Text ist verdorben, s. Sievers, Metrische Studien 273.

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Im Leute bei der Plünderung an sich genommen haben 1. übrigen will er nichts annehmen,,vom Faden bis zur Schuhsohle". Es ist eine der Motiv-Redensarten, mit denen das Ganze bezeichnet wird (Milch und Honig, Weinstock und Feigenbaum, oben und unten, eliš u šapliš, im kosmischen Sinne Oberwelt und Unterwelt).

Winckler hat erkannt, daß in Faden und Schuhriemen die gleichen Gegensätze liegen, die das Oben und Unten im Mikrokosmos und in jedem Mikrokosmos, der das Ganze wiederspiegelt, bezeichnen. Aus der Märchenwelt kennen wir den Gegensatz von Schneider und Schuster, wobei immer der Schneider der Gute ist und der Schuster der Böse, entsprechend Mond und Sonne in Opposition, Oberwelt und Unterwelt, s. S. 32, die Dioskuren als feindliche Brüder). Der Faden entspricht dem Schneider, die Schuhsohle dem Schuster. Vgl. die Legende in der Muhammedlegende Ibn Hišam 765, wo Gewand und Sandale die Gegensätze noch besser bezeichnen.

1 Mos 15, 1 und 12ff. (Ekstase), s. S. 334, zu 15, 1 (: nicht Schild › s. S. 351.

I Mos 15, 2f. ist der Text verdorben.

„Herr Jahve, was kannst du mir geben, da ich kinderlos bin und der Sohn des Mešek meines Hauses (ben-mešeķ bêtî, eine Wortspiel-Glosse fügt hinzu: das ist dammešek), Elicser [Und Abram sprach: mir hast du nicht Nachkommenschaft gegeben, siehe ein Sohn meines Hauses wird mich beerben. Elieser ist darum vielleicht mit Winckler direkt als muškênu (es ist dann zu lesen []) zu fassen, d. h. nach dem Cod. Hamm. ein,,Freigelassener", eine Stufe niedriger als Ismael, dessen Rechtsstand S. 355 f. besprochen

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1), assyr. akâlu (Id. Ku) schon auf der Geierstele E-an-na-tums, Vorders. 6, 15 (Thureau Dangin VAB I, 13), wo der Patesi von Giš-hu nach den Beschlüssen seines Gottes mit seinen Leuten das geliebte Gebiet des Ningirsu „fraß“. Daß die Erklärung „was sie gegessen haben“ unmöglich ist, hat Winckler F. III, 410f. gezeigt. Die Bedeutung,,was sie bei der Plünderung geschluckt (vgl. arab. 'akal) haben“ ist m. E. dem ,,gestohlen haben“ vorzuziehen trotz des verlockenden Motivs. Plünderung ist Kriegsrecht, nicht Diebstahl. Dieselbe Bedeutung hat akâl 31, 15f.: Laban hat die tirḥâtu (s. S. 358) für seine Töchter geschluckt“.

2) Der Glossator spielt auf die ihm bekannte Verbindung der Überlieferung mit Damaskus an (s. S. 331), wie bereits ATAO1, S. 184 vermutet wurde. Dazu kommt vielleicht, daß ben-mešek und dam-mešek als Wortspiel-Variante aufgefaßt werden sollen; wie ben nach II R 36, 57 eventuell auch dam = worauf mich Hommel aufmerksam macht).

Sohn, so wäre

Sohn (II R 36, 57 da-mu = mâru.

3) ben bêtî, das fatale mešek, ist in der Dublette unterdrückt.

*) Die Schreibung mit k steht nicht unbedingt dagegen, aber ist

doch immerhin bedenklich.

wurde 1; vermutlich also ein Sohn Abrahams von einer Sklavin, geboren während des Aufenthaltes der Abrahamsleute in Damaskus.

1 Mos 15, 6,,Abram glaubte und das rechnete ihm Gott zur Gerechtigkeit." (amen, he'emîn) und ṣedakah sind termini der Erlösererwartung. Sie gebühren Abraham als Verkünder der neuen Zeit (nebî', 1 Mos 20, 7 s. S. 82 f.) und Bringer der neuen Zeit. Die Religion Muhammeds will Abrahams - Religion sein, wie Sure VI, 76 (s. S. 332 Anm. 1) ausdrücklich bezeugt ist. Ibn Hišâm 150 nennt als die drei Verpflichtungen Muhammeds und aller früheren Propheten, er müsse Allah gegenüber: âmana (arabisch ebenfalls die Causativform!), ṣaddaka und naṣr.

Das dritte Motiv ist hiernach das nṣr-Motiv. Winckler meint F. III, 412f. vgl. Ex or. lux II, 2, S. 59, das nṣr-Motiv, das er als „Rettungsmotiv“ auffaßt, sei speziell das babylonische (Marduk mit der ķibla nach Osten) und finde sich wieder bei den Noṣairiern und bei den Christen (Nazarenern). In der alttestamentlichen Religion fehle es, weil Abraham im Gegensatz zu Babylon stand (vgl. S. 333). Es ist hier nicht der Ort, die Erlösermotive zu besprechen. Nur sei bemerkt, daß m. E. das neşer-Motiv vielmehr das Motiv des Weltenfrühlings ist, den der Erretter bringt (Jes 11, 1, Da 11, 7, Mt 2, 23 vgl. BNT 46; es ist şemah), und daß ich Wincklers Schlüssen betreffs des Fehlens dieses dritten Motivs an unsrer Stelle nicht beistimmen kann.

=

1 Mos 15, 8—11. Die Symbole des Vertragsschlusses sind von höchstem Interesse: Eine dreijährige Kuh, eine dreijährige Ziege, ein dreijähriger Widder, eine Turteltaube und eine junge Taube werden in gleiche Hälften geteilt und die Hälften (die Vögel ungeteilt) einander gegenüber gelegt. Jedem der beiden Vertragschließenden gehört ein Teil. Die Form des Bundschlusses zwischen Jahve und Abraham ist einer Form des Vertragschlusses entnommen, bei der beide Kontrahenten Menschen sind2. Jedenfalls gehen die Bundschließenden hindurch, wie es v. 17 von der Flammenerscheinung gesagt ist und Jer 34, 18 beschrieben wird. Beim Hindurchgehen werden die Vertragsformeln gesprochen. Es

1) Vgl. Stucken, Astralmythen 117, der in Isaak, Ismael, Elieser die drei Stände erkannt hat (also ein Rigsmal semitisch) und jetzt Winckler F. III, 412. Den drei Nachkommen würden die drei NachkommenschaftsProphezeiungen entsprechen. Eine Analogie bilden dann die drei Besuche Heimdals, von denen jeder eine Geburt zur Folge hat, zuerst der Sklave, dann der Hörige, dann der freigeborene Herr.

2) Was die Teilung bedeutet, ist nicht klar. Wir haben keilinschriftliche Texte, bei denen die Körperteile des Opfertiers die Körperteile des Vertragschließenden bedeuten, s. S. 368 f. zu 1 Mos 22, 13.

Jeremias, A. Test. 2. Aufl.

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kamen Raubvögel. Abram,,verscheuchte“ sie? Ist mit Winckler zu lesen:,,Abram erblickte sie" und an den Sinn des Vogelorakels zu denken, wie in der Romulussage, wobei dem, der zuerst die Vögel sieht, das Glück zufällt 1? In der Nacht schreitet eine Feuererscheinung hindurch, während Abram im ekstatischen Schlafe liegt. Die Feuererscheinung gehört zur kosmischen Ausstattung des summus deus 2 (Nordpunkt des Himmels Feuerpunkt, s. S. 28). Auch Jahve am Horeb erscheint in der Feuerlohe, 2 Mos 3, 4. Bei Manoahs Opfer Ri 13, 201 steigt der Engel Jahve's in der Altarflamme empor.

1 Mos 17 Abimelech s. S. 342. I Mos 17, I s. S. 334. 337

I Mos 18, 2 vgl. 19, 1. Der feierliche Gruß, bei dem das Gesicht im Staube liegt, ist im alten Orient nur der Gruß vor der Gottheit und vor königlichen Personen (vgl. 1 Sa 20, 41; 24, 9). Es ist der Gruß, den noch heute die arabische Gebetssitte kennt.

In den Amarna - Briefen lautet der Gruß:,,siebenmal falle ich auf den Rücken, siebenmal falle ich auf den Bauch". Man vergleiche dazu Mos 33, 3: Jakob verneigt sich siebenmal vor Esau bis auf die Erde. Der heutige Orientale grüßt ehrfurchtsvoll, indem er mit der rechten Hand den Erdboden und dann Herz und Stirn berührt.

I Mos 18, 4: Die Gäste Abrahams . . . . beim Essen. Das Verbum bedeutet eigentlich ,,sich aufstemmen". Daß sie beim Essen, liegen", steht nicht da3. Es beruht auf Irrtum, wenn Gunkel annimmt, daß das Liegen beim Essen alte Beduinensitte sei. Liegen auf Polstern ist Prunksitte im Palast, vgl. Am 6, 4. Von den ältesten Zeiten an ist im Kulturlande das Sitzen auf Stühlen bezeugt; vgl. die alten Siegel, z. B. Abb. 36. 68. 70, die Reliefs aus Kujundschik bei Botta, das bekannte Bild von Asurbanipal und Gemahlin in der Weinlaube, wo der König liegt und die Gemahlin sitzt.

1 Mos 18, 12-15 Sarah lacht. Das Lachmotiv (viermal in dem kurzen Stück) gehört zur Verkündigung der neuen Zeit, die neue Fruchtbarkeit bringt. Bei den Eleusinien lacht die betrübte Ceres, wenn die neue Fruchtbarkeit drastisch angekündigt wird (Entblößung der Ceres durch Baubo). Der Gegensatz ist das Klagemotiv (Weinen um Tammuz), wie bei der Klageeiche in Bethel 35, 8.

1) Vielleicht ist noch mehr hineingeheimnist. Schon Stucken, Astralmythen S. 4 hat daran erinnert, daß eine altmekkanische Gottheit (Hobal, mit Abraham identisch) der Vogelfütterer ist: muț'im al-ṭair (Wellhausen, Skizzen III, 73 erinnert dabei an unsere Stelle 1 Mos 15, 11).

2) Vgl. Apk 1, 15.

3) Die Beduinen hocken beim Essen.

+) Vgl. Clemens Alex., admon. ad gent. p. 16.

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