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Eigenthümlichkeit sich in der Bestimmtheit ihres Grundgedankens, wie in ihren Theilen, in ihrer Composition wie in ihrer Darstellungsweise kund geben muß.

Eben darum aber, weil das Gepräge dieser Eigenthümlichkeiten vollendet ist, stellen die vier Evangelienschriften nicht vier verschiedene Evangelien, sondern nur das Eine Evangelium in immer neuer Gestaltung dar *). Denn das ist ja der erste Grundsaß in der Lehre vom Christenthum, daß sich hier die volle Offenbarung des Göttlichen in der Verklärung des Menschlichen, diese aber in der Offenbarung des Göttlichen vollendet. So schließen sich also die vier Evangelien als die Schriften der von Chrifto erfüllten Evangelisten zu einer heiligen. Urkunde von seinem Leben zusammen.

1. Anmerkung. Wenn die Evangelien organische Gestalten find, die alle ihre besonderen Grundideen haben, so folgt daraus, daß sich auch die Beschaffenheit ihrer einzelnen Theile aus dieser Bestimmtheit ihres Wesens müsse erklären lassen; so z. B. die verschiedenen Darstellungen der Ostergeschichte.

2. Anmerkung. Thiersch hat in seinem gediegenen Werk: Versuch zur Herstellung des historischen Standpunktes für die Kritik der neutestamentlichen Schriften (S. 128 ff.) viel Neues und Treffendes zur Erklärung der Verschiedenheiten der vier Evangelien angeführt; indeffen fehlt seiner Darstellung doch gerade das innerste Motiv fener Verschiedenheiten, die Hervorhebung der Eigenthümlichkeit der vier Evangelisten, und die Be= stimmung, daß diese eben als neutestamentliche freie Zeugen Christi ihres Glaubens gerade in ihrer Eigenthümlichkeit auch bei der Abfaffung ihrer Evangelien leben mußten.

*) Das Evangelium nach Matthäus, nach Markus u. s w.

Erste Abtheilung.

Das Evangelium nach Matthäus; oder die Darstellung des Lebens Jesu Christi mit dem Zeichen des Opferfarren.

Erster Abschnitt.

Charakteristik und Uebersicht.

Das Evangelium nach Matthäus verknüpft das Neue Testament mit dem Alten. Es stellt das Leben Jesu in seinem geschichtlichen Zusammenhang mit dem Leben des israelitischen Volkes dar. Jesus erscheint uns nach diesem Evangelium vorwaltend als der verheißene Messias Israels, als der Zielpunkt aller theokratischen Entwicklungen, dessen Prophetie die ganze Geschichte des alten Bundes war, in dem sich die symbolischen Zeichen des Gefeßes, insbesondere des Kultus, die Typen in den alttestamentlichen Thatsachen, und die Verheißungen der Propheten erfüllt, im höchsten Sinne verwirklicht haben, und durch den der alte Bund verklärt worden ist zum Neuen. Weil er aber den Kern und die Krone der wahren Entwicklung des alten Bundes darstellt, so bildet sein wesentlich israelitisches Leben den stärksten Gegensatz zu der fleischlich jüdischen, falschen Entwicklung der alttestamentlichen Prinzipien, wie dieselbe vertreten ist durch die Pharisäer und Schriftgelehrten. Aus diesem Gegensaß bildet sich das große historische Leiden Christi, der Konflikt des wahren Königs von Israel mit den Mächten des falschen Judenthums, der ihm den Tod bringt. Wie er also einerseits in seinem gottmenschlichen Leben erscheint als der Erbe aller Segnungen Abrahams, ja der ganzen Menschheit, so wird er andrerseits durch sein einzig schweres Geschick, durch seinen mehr als tragischen Todesgang, dadurch, daß sein Volk ihn verkennt und verwirft an die Heiden, und daß die heidnische Weltmacht ihn kreuzigt im blinden Schergendienst, bezeichnet als der Erbe alles geschichtlichen Fluches, der auf seinem Volke, auf der ganzen Menschheit lastet. So erscheint sein äußeres Geschick als die Erfüllung alles tragischen

Leids; seine Hingebung an Gott aber und seine Aufopferungsfreudigkeit, womit er für sein Volk, die Menschen stirbt, ist die Erfüllung alles Priesterthums. Und weil er der wesentliche Hohepriester ist, und das wesentliche Opfer zugleich, weil er für die Menschheit stirbt, so überwindet er ihren Fluch in dem Segen seines Gehorsams, und sein Tod wird zur vollkommnen Sühne für die Menschheit. Weil er aber die Versöhnung der Welt mit seinem Tode vollbracht hat, so wird dieselbe auch alsbald durch seine Auferstehung offenbar; und jezt erscheint er, der in seiner geschichtlichen Pflicht der Allergebundenste und Bedingteste war, den sein Gehorsam führte in den Kreuzestod, als der unbedingte, absolut freie Herr und König, dem alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden, und der sein Volk aus aller Welt versammelt.

Dieß sind die Grundzüge der Anschauung des ersten Evangeliums, und demgemäß hat sich die Composition der evangelischen Geschichte aus dem gegebenen Stoffe gestaltet. Zuerst theilt uns der Evangelist das politisch legale Geschlechtsregister Jesu mit, wodurch er als der Sohn Davids, aber auch als der Sohn Josephs des Zimmermanns angekündigt wird (Cap. I, 1–17). Darauf folgt die erste geschichtliche Scene. Joseph und Maria, die Davidserben werden eingeführt in die Geschichte; Maria als die verkannte Jungfrau, die den Messias gebären soll, Joseph als der Verkennende, den aber eine besondere Offenbarung zur Anerkennung seiner Verlobten veranlaßt. Matthäus beginnt also sofort die evangelische Geschichte mit einem Moment, in dem wir das höchste Vorzeichen des Leidens Christi, aber auch seiner Verherrlichung erblicken müssen (C. I, 18—25). In der Geschichte der Geburt Jesu wird sein historischer Charakter in seiner ganzen Bedeutung vorgebildet. Er ist geboren als der große König der Juden, dem selbst die Weisen des Morgenlandes ihre Huldigungen darbringen aus der Ferne, den ein Stern des Himmels feiert, auf den die Propheten des Alten Testaments hingewiesen haben. Allein sofort wird er von dem äußerlichen Judenkönige, dem Idumäer, auf dèn Tod verfolgt, die unschuldigen Kinder in Bethlehem müssen seinetwegen sterben, er selber kann nur durch die Flucht nach Aegyp

Lange, Leben Jesu. III B.

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ten gerettet werden, und muß später in der Verborgenheit des verachteten Nazareth aufwachsen. Doch über all dieser frühen Noth, den Vorzeichen seines schweren Lebensganges, waltet die Wunderhand des Vaters, die ihn beschüßt, und für die Verherrlichung bürgt, welche auf seine Leiden folgen foll (C. II.). Hierauf wird das öffentliche Berufsleben Jesu mit dem Auftreten Johannes des Täufers angekündigt. Der Täufer tritt auf als Bußprediger, verkündigt den Messias und bereitet sein Volk auf die Erscheinung desselben durch die theokratische Reinigung, die Taufe vor. Mit der Wirksamkeit des Täufers ist auch schon das Verderben des Volkes charakterisirt. Wir sehen nun in der Thatfache, daß auch Christus um des israelitischen Rechts willen sich dieser Taufe unterziehen muß, ein neues Zeichen seiner Beugung unter den Fluch seines Volks. Allein auch auf diese Demüthigung folgt wieder eine Verherrlichung, indem er mit dem heiligen Geiste erfüllt, und durch eine Stimme vom Vater als der Sohn dargestellt wird (Cap. III.). Nun soll das Amtsleben Jesu beginnen. Allein er kann sich seinem Volke nicht unmittelbar als Messias darstellen. Der heilige Geist treibt ihn in die Wüste, und hier besteht er die Versuchungen des Satans, welche in drei großen Verlockungen bestehen, die derselbe ihm aus dem falschen Messiasideal der Juden bereitet. Mit dem Siege Chrifti über den Satan ist zugleich seine große Entfagung ausgesprochen. Er wird nicht als Messias in Israel auftreten, um seine Huldigungen in Empfang nehmen; arm; verborgen, in Knechtsgestalt: das ist fortan seine messianische Losung. Allein auch dießmal wird ihm sofort der Segen seines Leidens zu Theil, die Engel treten von nun an in seinen Dienst (Cap. IV, 1-12). Die Verwirklichung dieser Entsagung erscheint uns nun in einem sprechenden Einzelbilde, indem wir sehen, wie er in Galiläa auftritt, in dem verachteten Landstrich, und hier im Kleinsten seine Wirkfamkeit mit der Anwerbung von einigen Fischern beginnt. Auch dießmal aber wird sein Gehorsam vom Vater verherrlicht. Seinem Aufenthalt in dem verachteten Lande hat schon das Wort des Propheten die Weihe gegeben, seine Macht über die Ge= müther kündigt sich in der augenblicklichen freudigen Nachfolge

der ersten Jünger an, und nun beginnt eine Wirksamkeit, welche bald das ganze Land in Bewegung sezt (Cap. IV, 12—25). Sobald nun das Volk versammelt ist, verkündigt ihm Jesus in der Bergpredigt das neue Reichsgeseß der Gerechtigkeit seines Himmelreichs, wie es sich aus dem alttestamentlichen Gesez entwickelt hat als deffen Vollendung, im Gegensaß gegen die falsche historische Entwicklung desselben in den Sagungen der Pharisäer und Schriftgelehrten. Er zeichnet den Weg des Lebens in dem Trachten nach der wahren Gerechtigkeit, dann schildert er den Weg des Todes, wie er in der Hingebung an die Sazungen der falschen Gerechtigkeit besteht, und zulezt gibt er eine Anweisung, wie man den falschen Weg zu meiden, den wahren zu wählen habe (Cap. V, VI, VII). In dem Reichsgeseß vernahmen wir das Wort des gottgesalbten Königs, die Stiftung des neuen Bundes; jezt erfahren wir nun auch seine Thatkraft in einer Reihe der mannigfaltigsten Wunder, die mit dem charakteristischen Zuge beginnt, daß er den Aussäßigen (nicht gegen den Sinn des Gesezes, wohl aber gegen die Vorausseßungen der Sagung) berührt und dadurch heilt, und dann den Knecht des Hauptmanns zu Kapernaum, eines Nichtjuden, gesund macht, und es darf uns nicht befremden, daß der Evangelist seine Berufung vom Zollamt zum Apostelamt, wie sie ihm als ein großes Wunder erschienen ist, mitten in den Kranz der Wunder Jesu verwebt hat (Cap. VIII, IX, 1–34). Nun vermehrt sich der Andrang und Ueberdrang des heilsbedürftigen Volkes, und der Herr sieht sich genöthigt, seine Jünger zu seinen Boten zu weihen, und zum ersten Male auszusenden, um dem Volke mit vielen Armen des Segens zugleich nahe zu kommen. Dieß hat zur Folge, daß er ihnen die Weisungen mittheilt, in welchen uns seine Reichsinstruktion für seine Boten in allen Zeiten gegeben ist (Cap. IX, 35–38; X.). Jeßt aber entsteht nun auch der erste Konflikt, in welchem der Unterschied und Gegensaß zwischen dem Geiste Christi und dem Geiste seines Volkes offenbar wird. Es ist ein höchst bedenkliches Zeichen, daß sogar Johannes der Täufer einen Augenblick fich unter den Verkennern Christi finden lassen muß. Er eröffnet den Zug. Sodann folgen die galiläischen Städte, Chorazin, Bethsaida,

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