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So laffet ihr ihn (den Menschen) hinfort nichts mehr thun seinem Vater oder seiner Mutter, und beraubt seines Ansehens das Wort Gottes durch eure Ueberlieferung, die ihr selber betreibt (fabrizirt, die nicht wirklich eine uralte Tradition ist von den Ursprüngen der Theokratie her). Und dergleichen thut ihr auf vielfache Weise. Dann rief er das ganze Volk zusam men und sprach zu ihnen: Höret mir Alle zu, und faffet's wohl! Es ist nichts außer dem Menschen, das in ihn eingeht, was ihn unrein machen könnte, sondern in dem, was von dem Menschen ausgeht, besteht das, was ihn unrein macht. Wer Ohren hat, zu hören, der höre! Und nachdem er sich von dem Volke in's Haus zurückgezogen hatte, da fragten ihn seine Jünger um den Sinn dieses Gleichnisses. Und er sprach zu ihnen: Seid ihr denn auch also Verständnißlose? Erkennet ihr nicht, daß Alles, was von Außen hineingeht in den Menschen, ihn nicht profan machen kann? Denn es geht ja doch nicht in sein Herz hinein, sondern in den Bauch, und gehet aus zu dem Behälter, der das Unreine, was mit dem Speisewerk zusammenhängt, wieder aufhebt (so daß also in dieser Beziehung nicht die religiöse Waschung, die „Taufe“, sondern jener Ausgangsort der Speisen die lezte Reinigung der Speifen vollzieht*). Nun aber sprach er weiter: also das, was aus dem Menschen ausgeht, das eben macht den Menschen unrein. Denn von Innen aus dem Herzen der Menschen gehen heraus die bösen Gedanken: Ehebrüche, Hurereien, Morde, Diebereien, Uebervortheilungen (Plusmachereien oder Wuchereien), Argheiten, Trug, Ueppigkeit, böser Blick, Läfterung, Aufgeblasenheit, Sinnlosigkeit (Tollheit). Alle diese schlechten Dinge kommen von Innen nach Außen und machen den Mens schen unrein (profan).

So hatte der Herr die Angriffe der hierarchischen Partei mit sammt den Autoritäten von Jerusalem öffentlich abgefertigt. Er hatte ihre Heuchelet gestraft, ihr Saßungswesen gerichtet. Dann hatte er sich von seinen Widersachern mit Entrüftung zurückgezogen, nachdem er dem Volk ein großes Wort

* *) S. o. B. II, S. 864.

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gesagt hatte, worin die Verklärung der Speisegefeße aus dem Alttestamentlichen in's Neutestamentliche beschloffen lag*). Hierauf machte er sich nun sogleich auf, und zog fort in die Gränzen von Tyrus und Sidon. Zunächst schien es ihm um Erholung zu thun zu sein um Erholung von dem lähmenden Anhauch jenes unverbefferlichen heuchlerischen Sagungswesens. Denn er zog sich hier in ein Haus zurück, und wollte es niemand wissen lassen - daß er dort fet, allein er konnte nicht verborgen bleiben. Denn ein Weib hatte von ihm gehört, deren Tochter einen unsaubern Geist hatte, und sie kam und warf sich vor seinen Füßen nieder. Das Weib aber war eine Griechinn (eine Heidinn), von Nation eine Syrophönizierin. Diese . also bat ihn, er möchte den Dämon von ihrer Tochter austreiben. Allein Jesus gab ihr zur Antwort: laß zuvor die Kinder gesättigt werden. Denn es ist nicht schön, das man das Brod nehme, was den Kindern gehört, und werfe es den Hündlein zu. Darauf gab sie zur Antwort: Ja Herr, aber doch effen die Hündlein unter dem Tische von den Brosamen der Kinder. Darauf sprach der Herr: wegen dieses Wortes gehe hin. Der Dämon ist von deiner Tochter ausgefahren. Und als sie nach ihrem Hause zurückkam, da fand sie, daß der Dämon ausgefahren war, und die Tochter auf dem Bette liegend wahrscheinlich erschöpft von dem Schlußparorismus, der so eben Statt gefunden hatte.

Schon durch diese Wiederherstellung der Tochter einer Heidinn auf heidnischem Boden hatte der Herr bewiesen, daß die Entfaltung seiner Geistesfreiheit den Sazungen der Pharisäer gegenüber in ein neues Stadium getreten sei. Er gab dieß aber auch noch weiterhin kund, denn indem er sich nun aus dem phönizischen Gebiete fortbegab, um zum galiläischen See zurückzukehren, zog er mitten durch die Striche der größtentheils von Heiden bewohnten Dekapolis (des Zehnstädte - Gebiets) hindurch. Dieser Aufenthalt in zwei verschiedenen heidnischen Strichen sollte wohl besonders die Jünger von ihren Vorurtheilen gegen die Berufung der Heiden zum Reiche Gottes befreien.

*) S. B. II, 861 ff.

In diesen Gegenden führte man ihm einen Tauben zu, der nur fallen fonnte, und man bat ihn, er möge ihm die Hand auflegen. Der Herr zog ihn aus der Menge heraus und führte ihn bei Seite, dann legte er ihm seine Finger in die Ohren, fpüßte und berührte seine Zunge (damit), seufzte indem er zum Himmel emporblickte und sprach: Hephata! Das heißt: thue dich auf! Und alsbald wurde fein Gehör geöffnet, und das Band seiner Zunge gelöst, und jezt sprach er ordentlich. Auch hier schien die heidnische Umgebung Einfluß zu haben auf die Art und Weise, wie der Herr seine Hülfe leistete. Darnach vorbot ihnen Jesus, sie sollten es niemand sagen. Je mehr er es ihnen aber verbot, desto mehr breiteten sie es aus. Und die Leute verwunderten sich über die Maaßen und sprachen: Er hat Alles wohl gemacht. Die Tauben macht er hören, und die Sprachlosen reden.

In jenen Tagen, da sich eine sehr große Volksmenge um ihn her gesammelt hatte, und die Leute hatten nichts zu effen, sah sich der Herr veranlaßt, eine zweite Speisung vorzunehmen. Er rief seine Jünger zusammen und sprach zu ihnen: mich jammert des Volkes. Denn sie haben nun schon drei Tage bei mir ausgeharret, und haben nichts zu essen. Und wenn ich fie ungespeist hingehen ließe, so würden sie auf dem Wege verschmachten. Denn Etliche sind von fern hergekommen. Seine Jünger gaben ihm zur Antwort: Woher könnte Einer diese hier sättigen mit Brodten in der Wüste? Er fragte fie: Wie viele Brodte habt ihr? Sie sprachen sieben. Und er gebot dem Volke, daß sie sich auf die Erde lagerten. Und er nahm die sieben Brodte, dankte, brach sie und gab sie seinen Jüngern zum Vorlegen. Und sie legten sie dem Volke vor. Auch hatten sie einige kleine Fische. Und da er sie gesegnet, gebot er, auch diese vorzulegen. Sie aßen aber und wurden satt, und hoben auf die Ueberreste der Brocken, sieben Körbe. Derer aber, die gegessen hatten, waren bei vier Taufend. Und er entließ sie.

Dieses große Gastmahl Christi bildete einen herrlichen Schluß zu der großen Wanderung in die Heidenwelt, welche er gemacht hatte, nachdem er den Vorwurf der Pharifäer und Schriftgelehrten abgewiesen, daß seine Jünger mit unreinen.

Händen das Brod äßen. Er kam eben jezt aus heidnischen Landstrichen wieder zurück; dennoch sezte sich das Volk gerne zu Tausenden mit ihm zu Tische und verschmähte nicht das Brod aus seinen Händen und aus den Händen seiner Jünger. Und diese seine Hände, welche die Hierarchen als unreine bezeichnet hatten, waren so heilig, daß sie den reichsten Wundersegen Gottes spenden, daß sie mit sieben Brodten und ein wenig von Fischen gegen vier tausend Menschen speisen konnten.

1. Anmerkung. Zwischen die Verhandlung Jesu mit den Schriftgelehrten von Jerusalem über die Speisegeseße und die Geschichte der ersten Speisung und was damit zusammenhängt, gehören mehrere Stücke, welche der Evangelist theilweise schon früher mitgetheilt hat. Dagegen entsprechen die einzelnen Momente dieses Abschnittes der wirklichen chrono= logischen Folge.

2. Anmerkung. Eigenthümlich ist hier dem Evangelisten die genaue Darstellung der jüdischen Waschungen, und die Hinweisung Chrifti auf dieselben. Die Saßung der Pharisäer, welche das 5. Gebot entkräftete, hat er am buchstäblichsten, nebst dem bezeichnenden Ausdruck: Korban. Das Verzeichniß der argen Dinge, die aus dem Herzen kommen, ist bei ihm am Vollständigsten. Er berichtet uns, daß Jesus in einem Hause auf phönizischem Gebiet in der Stille verweilen wollte. Er bezeichnet das kananäische Weib am Genauesten. Ebenso hat er die Sentenz über den Behälter der Speiseüberreste als Reinigungsort. Dagegen läßt er aus die Fürsprache der Jünger für die Kananiterin und die Erklärung Chrifti: ich bin nur gesandt zu den verlornen Schaafen vom Hause Israel. Ihm allein gehört die Notiz, daß Jesus mitten durch die Dekapolis zurückkehrte. Ebenso berichtet er allein die Heilung eines Taubstummen, welcher nur lallen konnte, welche Jesus auf dem Rückwege seiner großen Wanderung vollbrachte.

Eilfter Abschnitt.

Die Verdrängung Jesu aus Galiläa durch die galiläischen Pharifäer, seine Rückkehr über den See, und die bestimmte Ankündigung seines Ganges zum Tode.

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Auch diesmal wieder betrieb Jesus nach der Speisung der Tausende schnell die Abfahrt. Er stieg in das Schiff und landete mit seinen Jüngern be den Marken von Dalmanutha. Allein ungeachtet seines Anlandens an einer außergewöhnlichen und unbekannteren Stelle waren doch die Pharisäer wieder schnell zur Stelle. Sie zogen ihm entgegen und fingen an, mit ihm zu streiten. Sie versuchten ihn und verlangten von ihm ein Zeichen vom Himmel.

Als sie ihm mit dieser kategorischen Forderung entgegentraten, da seufzte er tief auf in seinem Geiste und sprach: was verlangt doch dieses Geschlecht ein Zeichen? Wahrlich ich sage euch: wenn diesem Geschlechte ein Zeichen gegeben werden follte*) (Unmöglich!) Und er ließ sie, trat wiederum in das Schiff, und fuhr hinüber.

Damit war sein großer Seufzer gedeutet. In Galiläa war feines Bleibens nicht mehr.

Bei der plöglichen Rückfahrt hatten die Jünger vergessen, Brod mit sich zu nehmen; und sie hatten nichts mehr als nur noch Ein Brod bei sich im Schiffe. Nun aber sprach Jesus gerade zu ihnen mit ernstem Geheiß: Sehet zu, hütet euch vor dem Sauerteig der Pharifäer und dem Sauerteig des Herodes. Da gedachten sie hin und her untereinander was das heißen follte, und meinten es endlich gefunden zu haben, — das ist's, meinten sie, daß wir keinen Brodvorrath haben. Als aber Jesus das erkannte, sprach er zu ihnen: Was grübelt ihr doch

*) Hebräische Schwurformel.

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