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Zwölfter Abschnitt.

Der Aufbruch aus Galiläa.

(IX, 30-X, I.)

Auf der westlichen Küste des galiläischen See's schienen die Feinde dem Herrn überall den Weg vertreten zu wollen; daher kehrte er jezt auf Seitenwegen durch Galiläa nach Kapernaum zurück. Auf diesem Zuge suchte er ganz unerkannt zu bleiben. Seinen Jüngern mußte das auffallen. Er gab ihnen aber den Grund an mit den Worten: Der Sohn des Menschen wird überantwortet (verrathen) werden in die Hände der Menschen. Und sie werden ihn tödten. Und als der Getödtete wird er am dritten Tage wieder auferstehen. Zwar hatte er ihnen sein Leiden schon früher angekündigt. Allein jezt sagte er ihnen auch, daß er durch Verrath in die Hände der Menschen (die feinem Jüngerfreise und seinem Volke als Welt, als gottvergeffene oder heidnische Menschenwelt gegenüber standen) fallen werde. Dieser drohende Verrath aber durfte ihn nicht zu früh, nicht zur Unzeit betreffen. Daher die Vorsicht. Allein seine Jünger mochten das Wort nicht verstehen, und sie fürchteten sich, ihn zu fragen.

Noch einmal kam jezt der Herr nach Kapernaum (f. S. 168). Als er hier mit den Jüngern in seiner Wohnung angelangt war, fragte er sie: Worüber strittet ihr miteinander unterwegs? Sie aber schwiegen weil sie sich durch diese Frage sehr betroffen fühlten denn sie hatten unterwegs darüber verhandelt, wer der Größeste wäre. Und er seßte sich und berief die Zwölfe um sich her einem Fürsten ähnlich, der sich auf seinem Throne niederläßt, und seine Großen um sich her versammelt. — Darauf sprach er das Wort: Wenn jemand will der Erste sein, der sei von Allen der Leßte und Aller Knecht. Dann nahm er ein Kind, und stellte es mitten unter fie so daß also die erhabene Gruppe den kindlichsten, vertraulichsten Charakter annehmen mußte und nachdem er es gar in seine Arme

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Lange, Leben Jesu. 111. B.

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geschloffen hatte, sprach er zu ihnen: Wer immer Eines von solchen Kindern aufnehmen wird in meinem Namen, der nimmt mich auf. Wer aber mich aufnehmen wird, der nimmt nicht mich auf nicht mich allein, wie ich hier erscheine — sondern den, der mich gesandt hat*).

So stellt er die Welt der höchsten Realitäten, der göttlichen Wesenheiten jener Welt der symbolischen Verhältnisse entgegen, worin ste noch zu Hause waren mit ihren Wünschen und Phantasieen, und worin sie sich gerade jezt mit besonderer Aufregung bewegten. Wer also ein armes Kind aufsucht oder aufnimmt in der Liebe Christi und im Blick auf seinen christologischen Keim, seine Bestimmung für Chriftum, der ist ein Großer im Reiche Gottes, wie ein Fürst, bei welchem Chriftus, ja der Vater selbst einkehrt. Das Kind in seiner Bestimmung repräsentirt Christum; in Christo erscheint der Vater selber.

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Die Jünger wußten also jezt, daß die wahre Größe des Jüngers darin bestehen werde, wenn er die Menschen in dem Namen Jesu aufnehme, wenn er überhaupt in diesem Namen wirke. Durch diese Eröffnung sah sich Johannes veranlaßt, den Gedanken zu äußern, daß man sich entschieden als Nachfolger zu dem Herrn bekennen müsse, - daß man in eine entschiedne äußere Verbindung mit ihm treten müsse - wenn man das Recht haben wolle, in seinem Namen zu wirken. Meister sprach er auf das lezte Wort Christi sich beziehend — wir sahen Einen in deinem Namen Dämonen austreiben, der uns nicht nachfolgt. Und wir verboten es ihm, weil er uns nicht nachfolgt. Diese Mittheilung veranlaßt den Herrn zu einer sehr ernsten Rede. Wehret (es) ihm nicht. Denn es ist Keiner, der eine Kraftthat (eine Erweisung ursprünglicher Kraft) vollbringen möchte in meinem Namen, und dann sobald wieder Uebels von mir reden könnte. — Damit ist eine psychologische Unmöglichkeit bezeichnet; oder auch ein psychologisches Gesez, nach welchem man annehmen muß, daß alle, die in dem Namen Christi mit Kraft wirken, sich in dem Zuge zu ihm hin

*) Wie Gfrörer den Evangelisten die Erzählung 9, 33 ff. aus Matthäus und Luk. zusammenflicken läßt, darüber s. S. 170.

befinden, also nicht so leicht wider ihn reden können. - Dieß spricht nun der Herr in einer Losung aus: Denn wer nicht wider euch ist, der ist für euch *). Dann zeigt er ihnen, daß sie auch die geringste Aeußerung der Freundschaft für sie oder für ihn hoch anschlagen sollen. Wer euch aber auch nur mit einem Becher Wasser tränket in meinem Namen, darum also, daß ihr Christo angehöret, wahrlich ich sage euch, der wird seinen Lohn nicht verlieren. So verlangt also Christus zur Sicherung seines Werkes, daß die Seinen auch die leisesten Zeichen der Hinneigung zu ihm, die zartesten Keime des Glaubens in den Menschen überaus werth und heilig halten sollen. Damit aber dieß geschehe, sieht er sich genöthigt, alle Härte und hierarchische oder zelotische Strenge aus dem Kreise der Seinen auf's Schärfste hinauszuweisen. Daher fährt er

fort: Wer aber Einen der Kleinen, die an mich glauben, ärgert, dem wäre es viel besser, daß ihm ein Mühlstein um seinen Hals gelegt, und er also geworfen würde in das Meer. Wenn aber die Diener Christi einen Zögling der Kirche, einen Katechumenen ärgern, so kommt es daher, daß sie sich selber durch irgend eine verkehrte Triebkraft ihres innern Lebens haben ärgern lassen. Vor dieser Gefahr warnt der Herr die Jünger nun mit erschütternden Worten.

Wenn aber dich deine Hand ärgert, so haue sie ab. Es ist dir besser, daß du als ein Verstümmelter eingehest zum Leben, als daß du zwei Hände habeft, und fahrest in die Hölle; in das unauslöschliche Feuer. Da ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlischt.“ (S. Jef. 66, 24).

Und wenn dein Fuß dich ärgert, so haue ihn ab. Es ist dir besser, daß du zum Leben eingeheft als ein Lahmer, als daß du zwei Füße habest, und werdest geworfen in die Hölle, in das unauslöschliche Feuer. Da ihr Wurm nicht stirbt, und das Feuer nicht verlischt.

Und wenn dein Auge dich ärgert, so wirf es von dir! Es

*) Andere Lesart: für uns; wider uns. Doch sind hier, wie bei Luk. 9, 4 die Zeugnisse für die von uns rezipirte Lesart überwiegend. Ueber den Gegensaß, welchen dieser Spruch Chrifti bildet mit dem andern: wer nicht für mich ist, u. f. w., s. o. B. II, S. 1012.

ist dir beffer, daß du einäugig eingehest in das Reich Gottes, als daß du zwei Augen habeft und werdest geworfen in die Hölle des Feuers. Da ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlischt.

Diese Ermahnung ist das göttlich gewaltige, so zu sagen liturgisch bestimmte Wort des Oberhirten der Gemeine, mit welchem er seine Diener auf's heiligste verpflichtet, sich von allen Fanatismen, Häretismen und Proselytismen zu reinigen, welche ihnen selber, und durch sie der Welt zum Verderben gereichen fönnten *).

Freilich wird auch diese Selbstverläugnung, welche der Herr den Jüngern befohlen hat, diesen große Kämpfe und Leiden bereiten**). Sie können also nun einmal dem Feuer nicht entgehen. Wollen fie dem höllischen Feuer entgehen, so müssen sie sich diesem Feuer der Entsagung, der innern Läuterung, welches in der Regel von äußeren Trübsalsgluten begleitet ist, getrost unterziehen. Das legt ihnen der Herr nahe mit der Sentenz: denn Jeder muß mit Feuer gesalzen werden. Ein Feuer, das ihn zu vernichten scheint, muß ihn retten oder erhalten, so daß es erscheint als das Salz, das zur Erhaltung des Lebens dient. Ein Feuer des Todes, der scheinbaren Vernichtung muß ihm zum Salz der Rettung und Erhaltung zum ewigen Leben werden.

Ihnen aber soll die Flamme, in welche sie einmal hinein müssen, zur heiligen Opferflamme werden, darum sezt der Herr das Wort hinzu: Und jedes Opfer wird mit Salz gefalzen. So werden sie jezt durch das Salz des Wortes, das er ihnen mittheilt, gesalzen, und zubereitet, um in Zukunft als wahre Gottesopfer in den Opferbrand hineinzugehen, und darin ihre Bewahrung zum ewigen Leben zu gewinnen. Doch sollen sie fich nicht allein durch den Umstand für gesichert halten, daß ihnen das Wort mitgetheilt worden ist. Das Salz ist wohl gut, spricht er weiter, wenn aber das Salz unsalzen wird; womit soll das selber gewürzt werden***). So habet denn Salz

* S. B. 11, S. 1016.

**) S. Weiße 1, S. 558.

***) Saunier im a. W. S. 114 meint ohne genügenden Grund, Christus habe das Wort vom Salz nicht bei drei verschiedenen Gelegenheiten sprechen können;

in euch indem ihr euch das Wort aneignet, und in euer Leben verwandelt; werdet einer Salzquelle ähnlich, und laffet durch dieses Salz euch selber läutern und verjüngen – und habet Frieden untereinander†).

Das Salz des Wortes kann die Jünger nicht zertrennen, wenn es in seiner Kraft bewahrt wird, es wird ihren Frieden fichern.

Diese ganze Rede Christi an die Seinen flingt wie ein Donnerwort, allein sie ist so gewaltig im Dienste der Milde, die er von seinen Dienern in seiner Gemeine, besonders den Mächtigen gegen seine geringsten Zöglinge in der Welt will geübt wiffen. So eifert er mit heiligem Schmerz der vorausschauenden Liebe gegen den falschen Eifer in seiner Gemeine.

1. Anmerkung. Auch hier ist es Markus, welcher uns die stärksten Worte des Herrn, womit er seine Jünger zurechtweist und warnt, (namentlich hier den Johannes) aufgehoben hat.

2. Anmerkung. Der Evangelist läßt hier wie Matthäus die vorlezte Rückkehr Jesu nach Galiläa von Cäsarea Philippi mit der leßten von Jerusalem aus zusammenfallen; indem er also die Reise Jesu nach dem Laubhüttenfeste übergeht.

3. Anmerkung. Der Kusbruct bes Marius: παρεπορεύοντο V. 50 ist hier von unschäßbarem Werth. Er theilt uns einen merkwürdigen Zug aus dem Leben Jesu mit, der uns sonst unbekannt geblieben wäre. S. B. II, S. 924. Die Veranlassung zu der Verhandlung Jesu mit den Jüngern, über die Frage, welcher unter ihnen der Größte sei, beschreibt uns Markus am genauesten. Ebenso das Verhalten Jesu bei der Beantwortung dieser Frage. Die Sentenz: ovdels yáp έotiv i. V. 39 hat er allein. Endlich hat er auch die Warnungsrede Chrifti an die Jünger in ihrer ausführlichsten Gestalt. Die Schlußworte V. 49, 50 hat er allein.

nämlich in der Bergpredigt (Matth. 5, 13) „auf dem Gastmahl beim Pharisäer“ (Luk. 14, 34) und hier.

*) Weiße meint V. 40, wie V. 38 den „lexikalischen Zusammenhang" zu finden.

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