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Dritte Abtheilung.

Das Evangelium nach Lukas; oder die Darstellung des Lebens Jesu mit dem Zeichen des Menschenbildes.

Erster Abschnitt.

Charakteristik und Uebersicht.

Während das Evangelium des Markus das Leben Christi als die in sich selber beruhende, originale Gotteskraft darstellt, welche alle ihr entgegenstehenden Kräfte niederwirft, dagegen alle niedergeschlagenen menschlichen Kräfte entschieden aufrichtet, und so die Erlösung vollbringt, finden wir in dem Evangelium nach Lukas das Leben Jesu nach allen seinen Beziehungen zur menschlichen Natur, insbesondere zu der ethischen Menschlichkeit, oder Humanität aufgefaßt und dargestellt.

Diese Beziehungen bilden eine besondere Seite des Christenthums, vor Allem des Lebens Chrifti, des Menschensohnes. Es ist ein wesentliches Gesez in dem Beruf des Menschen, daß er sein Leben in der freien Bedingtheit oder in der bedingten Freiheit, in der göttlichen Freiheit des allerbedingtesten Wesens, das heißt, in schöner heiliger Menschlichkeit darstellen soll (f. S. 9); mithin besonders in den Tugenden der Humanität, in dem Mitleid, dem Erbarmen, der Heilung des Kranken, der Wiederherstellung des Elenden. Und auch in dieser Beziehung hat Christus den von der Menschheit verkannten und verdunkelten Beruf des menschlichen Lebens in seiner vollendeten Klarheit erkannt und verwirklicht. Er, der Menschensohn hat das majestätische Wesen Gottes in der zarten holden Erscheinung vollendeter Menschlichkeit geoffenbart. Darum ist denn auch sein Leben unendlich reich an den charaktervollsten und mannig

faltigsten Zügen dieser gottmenschlichen Humanität. (S. S. 12.) Der Evangelist Lukas aber hatte die Bestimmung überkommen, das Leben Jesu von dieser besonderen Seite darzustellen. Er war Heidenchrist, und Gehülfe des großen Heidenapostels Paulus, und schon als solcher veranlaßt, die unveräußerlichen Beziehungen zwischen Gott und der ganzen Menschheit, wie das Leben Christi fie verklärt hatte, und insbesondere den großen Gegensatz zwischen dem Gesez und der Gnade in's Auge zu fassen. Dazu kam, daß er ein gebildeter Hellene war, also von Hause aus dazu vorgebildet und geneigt, das Göttliche im Bilde des schönen menschlichen Wesens zu suchen, und anzuschauen. Endlich war er Arzt, und als solcher hatte er die Aufgabe des gefunden Menschen kennen gelernt, die eigentlichen Gottesbilder nicht aus Erz und Marmor, sondern aus dem edlen, aber kranken Stoff des leidenden Menschenlebens hervorzuziehen und wieder herzustellen. Allein diese historischen Dispositionen hätten ihm für sich die Anlage zum dritten Evangelisten noch nicht mitgetheilt, wenn nicht zugleich seine Individualität diesen Dispositionen entsprochen hätte. Wir lernen ihn aber überall als den christlich milden, humanen, leutseligen Charakter kennen, welcher ganz dazu geeignet war, unter dem Walten des Geistes Gottes das Leben Chrifti in jener dritten Grundgestalt seiner Herrlichkeit zu schildern (f. B. I, S. 250).

Diesem Charakter seines Evangeliums ist es gemäß, daß dasselbe ein literarisches Vorwort hat, welches den Charakter der menschlichen, insbesondere der wissenschaftlichen Bildung an sich trägt, (C. I, 1-4); daß es sodann in einer biographischen Vorgeschichte auf die frühesten Anfänge der individuellen Lebensgeschichte Jesu zurückgeht (C. 1, 5—80); daß es ferner die Geburt Jesu in ihren ersten historischen Umständen und nach ihrer Beziehung zu der großen Weltgeschichte am ausführlichsten schildert, namentlich in den Momenten seines ersten Eintritts in's Leben (Stall und Krippe), seiner Beschneidung, und seiner Weihung im Tempel; und daß es erzählt, wie schon diese Geburt die Armen reich macht, und die Alten verjüngt, und weit umher neues Hoffnungslicht verbreitet (C. II, 1-40). Ebenso darin, daß es uns eine sehr spre

chende Thatsache aus der Mitte der jugendlichen Entwicklungsgeschichte Jesu mittheilt (C. II, 41-52). Ganz in demselben Charakter der Darstellung wird dann der Anfang des öffentlichen Lebens Jesu chronologisch und nach den politischen Zeitverhältnissen sehr genau bestimmt. Dann zeigt uns der Evangelist die dreifache Beglaubigung, unter welcher Christus in's Leben tritt. Die erste ist die theokratische von Seiten Johannes des Täufers, die zweite ist die Gottesstimme vom Himmel herab, die dritte liegt in seinem menschlichen Stammbaum, der auf Adam in seiner wesentlichen Menschlichkeit und Ebenbildlichkeit Gottes, und durch ihn auf Gott zurückgeht (C. III). Mit dieser dreifachen, ihm geschenkten Beglaubigung korrespondirt dann seine eigne Bewährung im Sieg über den Versucher in der Wüste (C. IV, 1-13). Hierauf entfaltet sich dann seine Geschichte, und zwar ganz dem Charakter des Menschensohnes gemäß unter der Grundanschauung eines heiligen Erdenwallens, einer heiligen Wallfahrt. Die erste Station, von welcher Jesus so zu sagen ausgeht, ist seine Vaterstadt, Nazareth (C. IV, 14-30). Die zweite Station seiner Wallfahrt ist Kapernaum, wo er sich niederläßt, in der Absicht, von diesem Mittelpunkte aus Evangelisations - Wanderungen in Galiläa zu machen (C. IV, 31-44).

Bei dem ersten Wanderzuge Chrifti von Kapernaum aus tritt die Vorbereitung zum Abzuge bestimmt hervor; dann entfaltet sich ein Gesammtbild des Evangeliums in Thaten und ein Gesammtbild des Evangeliums in Worten (V, 1--VI, 49). Hierauf erfolgt die erste Rückkehr Jesu nach Kapernaum, und die Erweiterung des evangelischen Horizontes in der Heilung des Knechtes des heidnischen Hauptmanns (VII, 1–10). Die zweite Wanderung Chrifti führt dann wieder eine Reihenfolge von Thaten und Lehren Chrifti herbet, in denen sich sein Evangelium immer mächtiger entfaltet (VII, 11-VIII, 21). Hierauf folgt der dritte Wanderung Christi, deffen Mittelpunkt die Fahrt über den See bildet, und der sich mit der Sendung der Apostel abschließt (VIII, 22—IX, 6). Darauf zieht sich Christus in die Wüste zurück, und bereitet seinen Abzug gen Jerusalem vor, namentlich durch die Geschichte feiner Verklärung (IX, 7—IX, 50).

Demzufolge findet dann die Abreise Statt, wobei der fehlgeschlagene Durchzug durch Samaria die Absendung der siebenzig Jünger zur Folge hat (IX, 51-X, 37). Hierauf theilt uns der Evangelist Einzelmomente der Reise Jesu von Galiläa nach Jerusalem mit. Diese Momente gestalten sich ohne Rücksicht auf die chronologischen Verhältnisse in entschiedener Sachordnung zu einem Bilde der Reise der Gläubigen in das Reich Gottes, oder zu einer Darstellung der Heilslehre in Thatsachen (X, 38-XVIII, 30). Das Ende der Reise ist der Zug Jesu nach Jerusalem (XVIII, 31-XIX, 48). Die nächste Folge desselben ist der Kampf Jesu mit dem Synedrium im Tempel (XX-XXI, 4). An ihn reiht sich die Verkündigung der Zerstörung des Tempels, des Weltgerichts und des Weltendes an (XXI, 5-38). Die Vorbereitung des Leidens Jesu sezt sich hier etwas stärker ab gegen das Leiden selbst, wie bei den vorigen Synoptikern (XXII, 1-38). Das Leiden Jesu (XXII, 39-XXIII). Die Auferstehung des Herrn, wie sie sich insbesondere erweist als Verklärung seines Kreuzestodes nach der Schrift, und als Offenbarung der geistleiblichen Herrlichkeit feines neuen Lebens (XXIV).

Anmerkung. In dem Werke von Dr. A. Ritschl: Das Evange= lium Marcions und das kanonische Evangelium des Lukas, welches so ziem= lich in der Weise der Tübinger Schule die Hypothese durchführt, daß das Evangelium Marcions nicht eine Verstümmelung des Evangeliums des Lukas, sondern der Grundstamm desselben sei, wird der Versuch „die prag= matische Anlage der Evangelienschrift des Ur-Lukas" darzustellen, eingeleitet mit der Bemerkung: „es ist schwer, irgend eine bestimmte Ordnung, sei es zeitliche oder fachliche in dem Evangelium zu entdecken“ (S. 203). Die Bestätigung des Gesagten wird allerdings bekräftigt durch das fulgende, wo es dem Verfasser beffer gelingt, die Schleiermacher'sche Construktion der Anordnung des Evangeliums in Beziehung auf den Reisebericht desselben zu erschüttern, als selber einen befriedigenden Zusammenhang aufzufinden. Ein Versuch dieser Art findet sich bei Ebrard 1, S. 122 ff. Der anonyme Verfasser der Schrift: die Evangelien, ihr Geist, ihre Verfasser und ihr Verhältniß zu einander, Leipzig bei Otto Wigand 1845, hat die Spuren der Eigenthümlichkeiten der Evangelisten, insbesondere auch des Lukas mit Scharfblick bemerkt, allein die feinen und freien physiognomischen Gestalten dieser Eigenthüm lichkeiten haben sich ihm bei großem Mangel an Sinn für die Herrschaft

des Einen Geistes Chrifti in den vier Evangelien zu malitiösen, politisch raffinirten Frazen verzerrt. Die „Kritik“ ist hier in das Stadium eingetreten, worin fie versucht, die unbefangenen, feinen und schönen Lebenslinien der verschiedenen evangelischen Anschauungen des Einen Gegenstandes als Pfiffigkeiten, Bissigkeiten und Gehässigkeiten des Parteigeistes zu be greifen, jene Charismen also, deren gemeinsamer Lebensgrund der Eine Geist Gottes ist, auf den Geist hierarchisch politischer Kabale zurückzuführen. Die Vorarbeiten für diesen neuesten Gesichtspunkt, der die Evangelien aus moralisch verwerflichen Motiven, aus dem Bösen konstruirt, waren allerdings bereits vorhanden. Ueber die Abhandlung von Zeller, „Ueber den dogmatischen Charakter des dritten Evangeliums“ in den theol. Jahrbüchern des Genannten II; 1843, 1. Heft, vergl. Baggesen, Bedenken gegen die Berufung des Herrn Dr. E. Zeller u. s. w. S. 11 ff.

Zweiter Abschnitt.

Das literarische Vorwort.

(I, 1—4.)

Der Evangelist wendet sich in dem Vorworte, das in einen einzigen wissenschaftlich gebildeten, längeren Saß zusammengefaßt ist, an seinen Freund, den Theophilus, und übergiebt ihm seine Schrift, die er zunächst ihm gewidmet hat. Er giebt zuerst die Hülfsmittel an, welche ihm zu Gebote standen, charakterisirt dann seine Forschung, und nennt endlich den ersten und nächften Zweck, der ihn zur Abfaffung seiner Schrift veranlaßte.

Nachdem Viele es vor die Hand genommen haben, eine Darstellung von den Begebenheiten, welche in unserer Mitte (in uns ?) ihre Vollendung gefunden haben*), aufzuseßen, demgemäß **), wie uns die Augenzeugen von Anfang an, welche Diener des Wortes (von diesen Begebenheiten) geworden sind, dieselben überliefert haben, so habe auch ich es für gut angesehen, nachdem ich Alles von Anfang (von den ersten Anfängen)

*) S. B. I, S. 252.

**) Dieser Ausdruck beweist, daß Lukas die ihm vorliegenden schriftlichen Memorabilien nicht etwa tadeln will.

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