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offenbar werden, daß Christus bestimmt sei, die frommen Alten wieder jung zu machen; insbesondere die in tiefen Schmerz der Sehnsucht um das Heil versenkten Greise und Greifinnen aus der Schule des alten Gesezes in selige Jünglinge und Jungfrauen des neuen Bundes, und in begeisterte Boten des Heils in ihm zu verwandeln. Dieses Wunder vollbrachte die Erscheinung des Kindes im Tempel an dem alten Simeon, und an der alten Hanna. Beide sind stille Träger des prophetischen Geistes in Israel. Simeon hat nur noch fortgelebt durch die Verheißung, daß er den Messias noch sehen werde. Am Tage der Darbringung des Kindes hat ihn der Zug des heiligen Geistes in den Tempel geführt. Er erkennt das Kind, nimmt es auf seine Arme und verkündigt in einem Lobgesange das erschienene Heil Israels und das Ende seiner Wallfahrt: Nun Herr, läffeft du ziehen in Frieden deinen Diener nach deinem Wort. Denn meine Augen haben dein Heil gesehen, welches du zubereitet hast vor dem Angesichte aller Völker, ein Licht zur Enthüllung der Heidenwelt, und zum Ruhme deines Volkes Israel! Die alte Hanna war ebenfalls eine Prophetin. Sie war vier und achtzig Jahr alt, und seit Langem gewohnt, ihre Zeit betend im Tempel zuzubringen. Auch sie trat herbei, begrüßte das Kind und lobte Gott, und brachte die Kunde von ihm Allen, die in Jerusalem auf die Erlösung harrten. Die Erscheinung Chrifti hatte sie aus einer abgelebten einsamen Tempelfrau in eine Evangeliftin verwandelt, welche die Stadt mit Jugendfrische durcheilte.

So wird Christus in den Tempel gebracht und dargestellt vor dem Herrn, ohne daß die Priesterschaft ihn erkennt. Der Geist der Weiffagung, welcher dem schlichten Israeliten Simeon beiwohnt, ist dieser Priesterschaft ganz abhanden gekommen. Der Heilige Israels wird zum Tempel gebracht, und sie ahnen es nicht. Das heilige Kind wird wieder fortgetragen, ohne daß in ihrem Herzen eine Stimme laut wird. Sie merken nichts, troz des Schwanengesanges des alten Simeon. Auf diese traurige Erstorbenheit deutete der Alte hin, als er zu der Mutter Jesu vor ihrem Abschied die Worte sprach: siehe dieser ist gesezt zum Fallen und zum Aufstehen für Viele in Israel,

und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird (und auch dir felber wird ein Schwerdt durch's Herz gehen) damit vieler Herzen Gedanken offenbar werden.

Simeon ging heim und legte sich zum Todesschlummer nieder, die alte Hanna verbreitete einen Freudenschimmer unter den Frommen der heiligen Stadt, die heilige Familie zog nach Nazareth, allein der Tempel, den Christus besucht hatte, in dem die Auserwählten ein vertrauliches Fest seiner Erscheinung gefeiert hatten, blieb stumm.

In Nazareth aber erblühte in der heilig stillen Entwicklung des auserwählten Menschenlebens das Heil der Welt.

Anmerkung. Die Art, wie Schleiermacher (Ueber d. Schrift des Luk. S. 30 ff.) die Annahme, daß die Ueberlieferung der Geschichte von den Hirten auf die Maria zurückzuführen sei, bestreitet, ist gesucht. Cap. 2, V. 19 foll wenig dafür beweisen, denn „diese Worte stehen schon in der Schlußformel." Auch die Erzählung von der Darstellung Jesu im Tempel foll nicht von Maria und Joseph herzuleiten sein, weil ihnen „Hanna und Simeon gleich fremd waren“ (S. 37). Hübsche Argumente! Dagegen führt Schleiermacher die Geschichte von dem zwölfjährigen Jesus auf die Maria zurück S. 39. Mit dem Gesagten wollen wir jedoch die Annahme Schleiermachers, daß dem Evangelisten einzelne schriftliche Memorabilien vorgelegen haben, nicht bestreiten.

Fünfter Abschnitt.

Die menschliche Entwicklung Jesu.
(II, 41-52.)

Da Jesus bestimmt war, die göttliche Natur in der reinften Menschlichkeit zu entfalten, so mußte sich sein gottmenschliches Bewußtsein und Leben auch in ächt menschlicher Weise entwickeln. Von der Wahrheit und Schönheit dieser Entwicklung giebt uns die Geschichte von dem zwölfjährigen Jesus Kunde.

Seine Aeltern wohnen noch in Nazareth. Sie machen als fromme Israeliten die feftlichen Pilgerzüge zu den Festen gen

Jerusalem gerne mit. Da Jesus zwölf Jahre alt geworden ist, nehmen sie auch ihn mit auf's Fest, nach israelitischer Ordnung. Allein bei ihrer Rückkehr nach Galiläa bleibt der heilige Knabe in Jerusalem zurück. Die Festpilger reisten in bestimmten Prozessionen. Jesus ist aus einem solchen Zug durch den mächtigeren Zug zum Tempel hinausgerathen. Dieß ist das Uebergewicht des Geistes über die Sagungen. Seine Aeltern nehmen an, er sei im Zuge seiner Gefährten, und so vollenden sie Eine Tagereise. Dann suchen sie ihn bei den Verwandten und Bekannten, allein vergebens. Am zweiten Tage kommen sie nun, ihn zu suchen, nach Jerusalem zurück. Am dritten Tage suchen sie ihn dort. Nach Verfluß der drei Tage endlich finden sie ihn im Tempel, sigend mitten unter den Lehrern, ihnen zuhörend und seinerseits Fragen vorlegend. Und sie finden, wie alle, die ihm zuhören, sich verwundern über seinen Verstand und seine Antworten. Als sie ihn so wieder fanden, wurden fie bestürzt; seine Mutter aber fragte ihn: Kind warum haft du uns das gethan? Dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht.

Die Antwort Jesu lautete: Was ist das, daß ihr mich gesucht habt? Wußtet ihr nicht, daß ich sein muß in den Dingen, die meines Vaters find?

Das ist sein Bewußtsein: Gott ist sein eigentlicher Vater im wesentlichen Sinn, im Gegensaß gegen die bürgerliche Vaterschaft des Joseph, welche Maria hervorhebt. Daher ist ihm das Haus des Vaters, der Tempel der liebste Aufenthalt, die Verhandlung über den Willen des Vaters nach seinem Wort das liebste Geschäft.

Diese Auffassung seines Verhältnisses zu dem Vater erfüllt ihn jezt noch nicht in der Gestalt eines vollendeten Bewußtseins, sondern in einer großen Ahnung, deren unbestimmte, dunkle Gestalt aus der Form seiner Aeußerung unverkennbar und unvergleichlich schön hervortritt.

Ueber dem Leben in dem, das seines Vaters ist, hat er Zeit und Ort ganz vergeffen können.

Allein es bedarf nur eines Winkes seiner Aeltern, so geht er mit ihnen hinab gen Nazareth, und ist ihnen unterthan.

So nimmt er in der Verborgenheit zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.

Die Schriftgelehrten und Priester im Tempel aber ließen das heilige Kind abermals vom Tempel fortziehen, ohne die Herrlichkeit und Bedeutung seines innern Lebens zu ahnen, obschon sie sich dießmal felber hatten verwundern müssen über seinen Verstand und seine Antworten.

Seine Mutter aber bewahrte die Worte, in denen sich der Mittelpunkt seiner herrlichen Entwicklung kund gegeben hatte, treu in ihrem Herzen.

Sechster Abschnitt.

Die dreifache Beglaubigung, unter welcher Chriftus öffentlich auftritt,

(III.)

Das Leben Christi war in ganz einzigem Sinne ein Leben für die Menschheit. Es war also der weltgeschichtlichste Mittelpunkt der Weltgeschichte. Darum muß der Anfang des öffentlichen Auftretens Jesu auch nach seinem Verhältniß zur politischen Weltgeschichte bestimmt werden. Das öffentliche Auftreten Christi wird aber durch das öffentliche Auftreten Johannes des Täufers vorbereitet. Darum hat Lukas das Leßtere und mit dem Leztern das Erstere chronologisch bestimmt.

Johannes, der Sohn des Zacharias trat auf in der Wüste auf das Wort des Herrn, das heißt, als Prophet in der Weise alttestamentlicher Propheten, im fünfzehnten Jahre der Regierung des Kaisers Tiberius, da Pontius Pilatus Statthalter war über Judäa, da Herodes als Tetrarch über Galiläa herrschte, Philippus sein Bruder über Jturäa, und Lysanias über Abilene, da Hannas und Kajaphas Hohepriester waren*).

*) Ueber diese chronologischen und historischen Angaben, S. v. B. 11. S. 162.

Johannes war bestimmt, den Herrn als Vorläufer in die Weltgeschichte einzuführen. Das war seine ganze Mission; dieser Aufgabe entsprach seine antipharisäische, universale Geiftesrichtung; fie sprach sich ferner aus in feiner humanen Lebenslehre; und wurde endlich besiegelt durch seinen Leidensgang.

Seine Mission ist vollständig ausgesprochen mit den Worten in dem Buche der Reden des Jesaias: Eine Stimme eines Predigers in der Wüste. Bereitet den Weg des Herrn, machet feine Wanderpfade zur Landstraße. (Nach folgender Ordnung): Jede Bergschlucht wird ausgefüllt werden, jeder Berg und selbst jeder Hügel wird erniedrigt abgetragen werden, alle Biefollen gerad gestreckt werden, und oder Unebenheiten — follen zur ebenen Bahn

gungen oder Krümmen

alle Höcker

ohne Reibung

daß er auch

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Die universale Stellung des Täufers sprach sich darin aus, nicht nur den Pharifäern und Sadduzäern, sondern sogar den Schaaren des jüdischen Volks, welche zu ihm kamen, überhaupt ernste Strafpredigten hielt; daß er sie als eine Brut der Schlangen bezeichnen, und auffordern konnte, die rechten wahren Früchte der Buße zu thun; daß er fie abmahnen konnte, ihr Vertrauen auf die Abstammung von Abraham zu sehen mit den Worten: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken; und daß er ihnen ankündigte, schon sei die Art gelegt an die Wurzel des Baumes; ein jeder Baum, der nicht gute Frucht bringe, der werde abgehauen und in's Feuer geworfen.

Auch in seiner Lebens- und Sittenlehre spricht sich dieser Charakter aus. Ihre Grundzüge sind religiöse Humanität. Sie ist also eine Vorläuferin der Lehre Chrifti. Er gab allen Ständen, die ihn fragten, wie sie sich zu verhalten hätten, in diesem Geiste bestimmte Anweisungen. Den Volkshaufen überhaupt folgende: Wer zwei Röcke hat, der gebe dem ab — theile mit, oder theile mit dem der keinen hat, und wer Lebensmittel hat, der mache es auch so. Den Zöllnern gab er folgende Weisung: Macht nicht mehr, treibet nicht mehr ein, als was euch festgesezt ist - durch die Tare bestimmt ist. Endlich den Kriegsleuten: Bedrückt Niemanden weder

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