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Heimath das Evangelium brachte. Es war eine Fügung, die sein Wesen auf's Schönste enthüllte, daß er hier in dem mißachteten Nazareth das alttestamentliche Evangelium von dem Gottgefalbten, der den Armen das Evangelium predigt, der das Jubeljahr der Erlösung für alle Elenden ausruft, verkündigen mußte. Indem er diese Schrift auslegte, legte er sein Herz aus; das Zeugniß von jenem Gottgefalbten der Schrift ward ein Zeugniß von ihm selber, und die Predigt von der Predigt des Jubeljahrs ward zu dieser Predigt des Jubeljahrs selbst. Er trug also seinen armen Landsleuten jeßt diese Erlösung an, und sie fühlten die Macht der Gnade in den schönen, sanften Strömungen seines Wortes.

Allein alle diese herrlichen Einwirkungen konnte der Gedanke an seine Herkunft niederschlagen.

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Derselbe Gedanke hatte ihm schon vorher Widerstand geleistet, so daß es nicht zu großen Wunderwirkungen unter ihnen hatte kommen können. Und jezt waren sie geneigt, ihm Vorwürfe darüber zu machen, daß er früher und mehr Wunder gethan hatte in der eitlen, weltlich gesinnten, der Kezereien verdächtigen, stolzen Seestadt Kapernaum als in ihrem etwa vermeintlich frommen Bergstädtchen, seiner Heimath. Diefem Vorwurf begegnete er mit ein Paar Beispielen aus dem alten Testamente, welche sowol die Ansprüche des engherzigen Heimathstolzes, als des pharisäischen Judenthums an die Wirksamkeit der Propheten gewaltig betroffen machen mußten. Hatte nicht der Prophet Elias, das Ideal eines wahren jüdischen Propheten und Eiferers in der Zeit der Hungersnoth im Auslande bei einer heidnischen Wittwe gewohnt, und dieser das Wunderbrod gebrochen statt den Wittwen in Judäa? Hatte nicht der Prophet Elisa bloß den syrischen Hauptmann Naeman vom Aussaß geheilt, obwol es damals viele Ausfäßige gegeben hatte auch in Judäa? Jene beiden Vropheten hatten sich also über den doppelten Anstoß ihrer Landsleute hinweggefeßt: sie hatten Fremden, sie hatten heidnischen Personen. die größten Wunderhülfen geleistet, während sie viele Bedürftige ähnlicher Art in Israel hatten leer ausgehen lassen.

So trug der Herr seinen Landsleuten nur etwas aus der alttestamentlichen Geschichte vor; aus dem Leben der orthodoresten

Propheten könnte man sagen. Allein das Vorgetragne war so universalistisch, daß es den Ohren seiner Landsleute vorkommen wollte wie die ärgste Keßerei. In stürmischer Einmüthigkeit verwarf ihn die Synagogen - Gemeine in Nazareth: ihn erkommuniziren, ihn zur Synagoge und zur Stadt hinausstoßen, das war Eins, und beinahe hätten sie ihn in einen Felsenabgrund hinabgestürzt, um ihn zu zerschmettern.

Allein jest trat ein mysteriöses Etwas in seinem Wesen mächtiger hervor, und lähmte die Hände und Herzen feiner Widersacher. Die Nazarethaner sahen, wie ihr Landsmann, wie der Sohn des Joseph durch den Ausdruck seines geistigen Wesens einem erhabenen Fremdling ähnlich wurde. Sie hatten sich sicher die Erscheinung des römischen Kaisers so erhaben nicht gedacht; ein Blick Jefu, eine Wendung, und sie machten ihm in unfreier Ehrfurcht eine Gaffe. So zog er durch sie hindurch und bald war er fort.

Das war sein Ausgang von seinem Heimathort. Verbannt und heimathlos, so zieht der Menschensohn aus, um die Menschheit zu segnen.

1. Anmerkung. Auch der Evangelist Lukas übergeht die Zeit zwischen der ersten und der zweiten Rückkehr Chrifti vom Jordan.

2. Anmerkung. Es ist höchst bezeichnend für das dritte Evan= gelium, daß Jesus nach ihm die Predigt des Jubeljahrs für die Armen, die Elenden, die zerbrochenen Herzen in seiner Vaterstadt Nazareth beginnt, daß er dort wegen seiner Herkunft verstoßen wird, und als ein Verbannter seine Wallfahrt antritt.

3. Anmerkung. Ueber die Identität dieser Erzählung mit der Matth. 13, 54-58. S. Schleiermacher S. 63.

Neunter Abschnitt.

Die zweite Station Jesu. Seine Niederlassung in Kapernaum.

(IV, 31-44.)

Die zweite Hauptstation der Wanderungen Jesu war Kapernaum; eine Stadt in Galiläa (Obergaliläa) *).

Auch hier trat er an den Sabbaten in den Synagogen auf und lehrte. Und hier fühlte man, daß sein Wort in der Kraft des Wesens stand, ohne sich an seiner armen Herkunft zu ärgern. Daher wurde denn auch besonders Kapernaum ein Schauplaz seiner Wunder. Schon früher muß er hier nach dem Vorigen Wunder verrichtet haben. Daraus erklärt sich nun, daß er hier den Dämonischen jezt schon furchtbar war. Das bewies die Heilung des Dämonischen in der Synagoge zu Kapernaum, welche uns auch Lukas erzählt. Der Evangelist charakterisirt den Dämonischen genauer: er hatte den Geist eines unreinen Dämon. So unterscheidet er zwischen dem Dämon selbst nach seiner Individualität und seinem Geiste. Er scheint darauf hinzudeuten, daß der Leidende von der geistigen Gesammtwirkung des Dämon beseffen war. Die Worte, womit der Dämon den Herrn empfing, und welche uns auch Markus berichtet hat, schrie er ihm mit lauter Stimme entgegen. Bei der Heilung trug sich das Seltsame zu, daß der Dämon im Genefungsparorismus des Leidenden diesen plöglich bis in die Mitte der Versammlung hineinriß, ohne ihn im Mindesten zu verleßen. Dieser Umstand mochte das Entseßen des Volkes über die Dämonenaustreibung Jesu vermehren.

Das zweite Wunderwerk war die Heilung der Schwiegermutter des Petrus, welche von einem heftigen Fieber befallen war. Jesus heilte sie, indem er sich über sie hinneigte, und das Fieber bedrohte. Auch hier also fand eine Heilung durch die

*) S. o. B. 11, S. 542. Auch Lukas scheint wie Matthäus und Johannes mit der besonderen Geltung des Namens Galiläa für Obergaliläa vertraut zu sein.

Befreiung des Gemüthes der Kranken von dem Banne der Krankheit Statt.

Bei den zahlreichen Wunderheilungen, welche Jesus darauf an den Kranken vollbrachte, welche man ihm nach Sonnenuntergang zuführte, wandte er die Handauflegung in der bestimmtesten Weise an. Er legte einem Jeden die Hände auf, und so heilte er sie. Von diesen Heilungen aber find zu unterscheiden die Dämonenaustreibungen, welche er mit Vielen vornahm. Die Verherrlichungen, welche ihm die Dämonischen bereiten wollten, indem sie ihn als den Sohn Gottes ausriefen, lehnte er ab. Er bedrohte sie, und ließ sie nicht zum Worte kommen; sie wußten es, daß er der Christus sei.

Als sich der Herr am andern Morgen früh in die Wüste begab, folgte ihm eine große Volksmasse nach. Wir erfahren es hier, was ihr Anliegen war; sie wollten ihn zurückhalten und bewegen, in Kapernaum zu bleiben. So bildeten sie einen bestimmten Gegensag gegen die Nazarethaner, die ihn vertrieben hatten. Er aber erklärte, daß er auch den andern Städten das Evangelium vom Reiche Gottes verkündigen müsse, weil er dazu gefandt sei. Hierauf begann die Wanderung Jesu durch Galiläa, um in den Synagogen des Landes zu predigen.

1. Anmerkung. Die Schilderung des Auffallenden bei dem Heilungsparorismus des Dämonischen, und des Verfahrens bei der Wiederherstellung der Schwiegermutter des Petrus, das sind ächt lukanische Süge. Ebenso ist dem Evangelisten die Notiz eigenthümlich, daß es ein Volkshaufen war, welcher den Herrn in der Wüste aufsuchte, um ihn zu be= wegen, in Kapernaum zu bleiben, wogegen Lukas den Vorgänger jenes Zuges, den Simon übergeht.

2. Anmerkung. Daß der Evangelist nicht gerade jede Gelegenheit benußt, um gegen die Judaisten zu polemisiren, beweist der Umstand, daß er V. 32 nicht wie Mark. die Lehre Chrifti mit der der Pharifäer und Schriftgelehrten vergleicht. Ebenso unterläßt er es V. 42 zu bemerken, daß Jesus in der Wüste gebetet habe, wonach die Bemerkung, daß er Jesum gerne bei jeder Gelegenheit als betend darstelle, zu berichtigen ist. Bei der Heilung der Schwiegermutter des Petrus übergeht er den Zug, daß Petrus fie bei der Hand ergriff und aufrichtete.

3. Anmerkung. Schleiermacher erklärt sich den Umstand, daß Simon hier nur beiläufig erwähnt, und so zum ersten Male eingeführt wird, aus der Hypothese, daß Lukas nach Memorabilien gearbeitet habe.

Wenn aber ein solcher Bericht den Simon ohne Weiteres konnte eintreten laffen, so konnte dieß auch der Evangelift, da die Evangelisten für Leser schrieben, denen die allgemeinen Verhältnisse der evang. Geschichten, be= sonders die Namen der Jünger schon bekannt waren. Schleiermacher meint, das Ereigniß V, 1-11 müsse nothwendig der Heilung der Schwiegermutter des Petrus vorangegangen sei; ebenso Gfrörer (S. 126). Und mit Beziehung auf das unvorbereitete Wort diŋxóvɛi avroïs Nitschl S. 77. Was aber diese Worte betrifft, so sind sie eingeleitet durch die vorigen ἠρώτησαν αὐτόν κ.

4. Anmerkung. Der 44 Vers ist wohl augenscheinlich die Schlußformel eines Berichtes, weil er etwas im Allgemeinen voraus nimmt, was erst durch den folgenden Abschnitt eingeleitet wird.

Zehnter Abschnitt.

Der erste Wanderzug Jesu von Kapernaum aus. Der Abzug. Das Evangelium in Thaten. Das Evangelium in Worten.

(V, 11-VI.)

Der erste Abschied der Fischer vom galiläischen See, welche Jesus zu seinen Jüngern berief, wurde wie der leßte (f. Joh. 21) mit einem wunderbaren Fischzug gefeiert, den der Herr ihnen bereitete. Die Veranlassung war dießmal, daß ihn das Volk immer mehr umdrängte, um das Wort Gottes zu hören, als er am Ufer des galiläischen See's stand und lehrte. Da er nun zwei Schiffe am Ufer still liegen sah, von denen die Fischer ausgestiegen waren, um ihre Nege zu waschen, so stieg er in Eines derselben, welches dem Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Lande abzufahren. So saß er nun und lehrte das Volk vom Schiffe. Nachdem er aber diesen Vortrag beschlossen hatte, sprach er zu dem Simon: Fahre auf die Höhe und werfet da eure Neße aus, einen Fang zu thun. Meister, antwortete Simon, wir haben die ganze Nacht gearbeitet, und Nichts gefangen, aber auf dein Wort will ich das Neg aus

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