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Herrn, der sie durch einen Traum warnt, veranlaßt sie, nicht wieder zu Herodes umzukehren. Auch das Ahnungsvermögen des Joseph wird in diesen Kreis der Vorsicht hineingezogen. Er empfängt die Weisung von dem Engel des Herrn, mit dem Kinde und der Mutter nach Aegyptenland zu flüchten. So ist ein ewiger Streit in der Welt zwischen den Bösen und den Frommen um das Leben Chrifti, und die immer neue und gleiche Entscheidung dieses Kriegs ist eines der größten Zeugnisse Gottes für das Christenthum. Hundert Mal scheint die List der Ungläubigen der Gutmüthigkeit der Frommen überlegen, scheint es ihnen zu gelingen, diese selbst dazu zu benußen, um dem Leben Christi einen tödtlichen Streich zu versehen. Aber hundert Mal kehrt der ewige Meister die Sache um; die Feinde gehen immer wieder als die Geschlagenen aus dem Kampfe; sie wurden dazu verwendet, den Frommen die Wege zu zeigen, ihre Erkenntniß und Sache, wie ihren Eifer zu fördern. Und das kommt hundert Mal daher, weil in dem Gemüthsleben der Frommen der ahnende Sinn sich unter der Einwirkung des Geistes Gottes zum göttlichen Durchblick entfaltet, und alsdann mit einem glücklichen Zuge die Dummheit offenbar macht, welche immer im Grunde der List der Bösen verborgen liegt *). So stellt also die Gefahr um das Leben Christi sich hundertfach ein, und hundertfach die wunderbare Wendung dieser Gefahr in Glück und Gewinn. Das Walten der Vorsehung, welches den Frommen im Dienste Christi immer wieder den Sieg gibt über die Bösen, zeugt für Chriftum.

Die Menschen der Sehnsucht werden sicher zum Ziele geführt und in der Anschauung des Lebens Christi vollendet.. Dieß zeigt sich in der Beharrlichkeit der Führung der Magier. Da ihnen das Wort des Herodes verhallt ist, leuchtet ihnen der Stern wieder, treu bis zum Ziel **). Ungeachtet ihrer altgewohnten morgenländisch-heidnischen Vorstellungen hält die Niedrigkeit der

*) Bekanntlich wollen die antagonistischen Kritiker nicht, daß man dergleichen Ahnungslosigkeiten (Dummheiten) bei den Widersachern Christi annehme, oder daß man den Teufel selbst für im Grunde dumm halte.

**) Wäre damit eine eigentliche geographische, selbst topographische Wegweisung gemeint, so hätten die Magier nicht erst in Jerusalem nachgefragt. S. o. Bd. II, S. 109.

Erscheinung Christi sie nicht ab, in ihm den. neugebornen Fürsten des Heils anzubeten. Sie treten ein in die Geistesgemeinschaft mit Maria und Joseph. Sie huldigen dem Kinde, indem sie ihm ihre Geschenke darbringen, die edelsten Früchte ihrer Heimat, Gold, Weihrauch und Myrrhen. Und jezt können sie mit dem Frieden Gottes heimziehen. Man muß das Göttliche in der Entschiedenheit der Führung aller Empfänglichen zu Christo ins Auge fassen, um darin ein neues Zeugniß für die Wahrheit des Heils in Christo zu erkennen. Dieser schöne Triumph des heiligen Kindes über die Frommen spricht noch gewaltiger, als der richterliche Triumph desselben über die Bösen; die Vorsehung Gottes offenbart sich gleich mächtig in beiden Fällen.

Joseph flieht auf das Geheiß des Engels zur Nachtzeit mit der Mutter und dem Kinde nach Aegypten. Herodes wartet eine Zeit lang vergebens auf die Rückkehr der Magier. Ihr Ausbleiben empört ihn und er läßt jezt, wahrscheinlich durch heimliche gedungene Banditen *), die Kinder unter zwei Jahren in Bethlehem tödten. Das ist der erste Beginn der historischen Leiden Christi. Das Kind kann nur durch die Flucht nach Aegyptenland gerettet werden, seine Eltern müffen mit ihm leiden, und manches unschuldige Kind in Bethlehem verblutet feinetwegen. In diesem Leiden liegt wieder ein ganz besonderes Zeugniß für seinen Werth. Er als der wahre König Israels erfährt sofort den tödtlichen Haß des falschen, wenngleich äußerlich legitimen Weltfürsten in Israel. Die alte Macht der alten Welt, der alte Sinn des alten Adams, die alten Genien der alten Zeit bekämpfen ihn auf den Tod, weil er der neue Mensch, der Gründer einer neuen Welt, der Fürst des neuen Himmelreichs ist. Und wenn er hier als Kind ein minderes Leid als seine Mitgenossen erfährt, so geschieht es, weil er zu dem schwersten Leiden aufgespart wird. Er entgeht den kleinen Leiden, um am Kreuze zu sterben. Mit ihm aber leiden die Auserwählten. Schwache Weiber, Wöchnerinnen, Mütter folgen heldenmüthig dem Leidenswege der Maria. Mit Christo

*) Nicht durch offizielle Diener. S. 9. Bd. 11, S. 112.

leiden und sterben die Unschuldigen, und wunderhold ist bei allem tragischen Ernste das Märtyrthum der unschuldigen Kindlein in sein Geschick verflochten. So faffe man den leidenden Christus ins Auge und mit ihm die Schaar seiner Leidensgenossen, die ganze welthistorische Gestalt seines Leidens, um zu fühlen, wie er durch seine Leiden, wie durch seine Leidensgenossen verherrlicht wird.

Bei dieser Rettung des Lebens Christi kommt aber das Walten der himmlischen Geister insbesondere in Betracht. Der Engel des Herrn erscheint dem Joseph im Traum und mahnt ihn zur Flucht, er erscheint ihm wieder und mahnt ihn zur Rückkehr in die Heimat, und noch einmal wieder *) und gibt ihm die Weisung, sich in Galiläa niederzulassen. So müssen fort und fort die Engel des Himmels der Sache Chrifti dienen, und seinen Gang durch die Welt fördern: Offenbarungen des Himmels, deren Feinheit, Geisterhaftigkeit, Verborgenheit und stille Macht der Einwirkung auf das tiefste Gemüthsleben der Auserwählten über die Ahnung und den Glauben vieler Menschen (auch vieler Orthodoren) hinausliegt.

Mit ihnen aber korrespondirt die Treue und Vorsicht der Frommen im Dienste Christi. Welch einen lauschenden Sinn der Treue und liebenden Fürsorge beweist Joseph im Dienste des Kindes und seiner Mutter Maria! So zeugen die nächtlichen Träume und Gedanken, die stillen Spuren, die kühnen, schnellen Wege der frommen Treue, der treuen Frömmigkeit in aller Welt, wie sie ewig darauf gerichtet sind, das Leben Christi zu behüten, für seine verborgene unendlich reiche Herrlichkeit.

Endlich wurde das Leben Jesu noch mit besonderen bedeut samen Zügen geschmückt. Er kam aus Aegypten nach Kanaan, wie Gott einst das jüdische Volk selbst aus Aegypten gerufen hatte **). Er wuchs in der Armuth Nazareths auf, um vor der Feindschaft des Archelaus, der des Herodes Nachfolger war,

*) Ueber die Wiederkehr der Träume Josephs f. o. II, S. 114.

**) So hat er auch theilweise die Wissenschaft und weltliche Eroberer aus dem geheimnißvolen Aegypten hervorgehen lassen.

sicher gestellt zu sein, in dem verachteten Ort, wie einst und immer wieder so manche Propheten des Herrn.

Diese beiden Züge hat Matthäus wie mehrere andere ins Auge gefaßt, um zu zeigen, wie wunderbar sich die Typen und Weissagungen des Alten Testaments in dem Leben Jesu erfüllt haben. So wie er in der Geburt Jesu von der Jungfrau einen Ausspruch des Jesajas, in seinem Geborenwerden zu Bethlehem ein Wort des Micha erfüllt sah, so fand er in der Flucht der heiligen Familie nach Aegypten das Wort des Propheten Hoseas bestätigt: aus Aegypten habe ich meinen Sohn gerufen. In der Ermordung der unschuldigen Kinder fand er jenes Wort des Jeremias erfüllt: Man hat ein Geschrei gehört zu Ramah : viel Klagens, Weinens und Heulens. Rahel beweinte ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn es war aus mit ihnen. Endlich in der Thatsache, daß Nazareth die Heimat Christi wurde, sah er die Verwirklichung einer Kollektivaussage aller Propheten, daß Jesus im Stande der Niedrigkeit und Verachtung aufwachsen, ein Nazarener heißen werde *).

Er sah das Wort Hoseas erfüllt, weil der Geist Christi von jeher die eigentliche Substanz gewesen war, welche das Volk Israel zum Sohne Gottes machte; er sah das Wort des Jeremias von der wehklagenden Rahel jezt im höchsten Sinne verwirklicht, weil es jezt erst aus zu sein schien mit den Kindern Israel, da der Idumäer auf dem Throne Davids die unschuldigen Kinder in Bethlehem tödten ließ, um unter ihnen den Messias zu treffen, da diesem also der Untergang gewiß zu sein (oder da er gar schon getroffen zu sein) schien; er sah endlich in der Thatsache, daß der Messias als Nazarener bezeichnet werden mußte, jene Sprüche der Propheten erfüllt, welche von der Verachtung desselben geweissagt hatten, insbesondere auch von der Verkennung, die er in Betreff seiner Herkunft erfahren follte **).

*) S. o. S. 124.

**) S. Hofmann, Weissagung und Erfüllung 11, S. 66; ebenso die treffenden Bemerkungen über die Klage Rahels, S. 62, zugleich das über die Lage von Rama Bemerkte von S. 60 ff.

Offenbar hat er nun auch die Geschichte der Geburt Christi mit dem höheren theokratisch - israelitischen Bewußtsein geschrieben, welches zu dem pharisäisch - jüdischen einen bestimmten Gegensaß bildete. Er sah den wahren König Jéraels nicht in Herodes, sondern in dem Sohne der Maria; die wahren Gottesgelehrten nicht in den todten Priestern und Schriftgelehrten Judäas, sondern in den frommen Sterndeutern aus der heidnischen Welt; die wahre Residenz Christi nicht in Jerusalem, sondern in Nazareth; die wahre Verherrlichung des Messias nicht in menschlichem Pomp, sondern in seinem Leiden, in dem wunderbaren Schuß, den er erfuhr, in den Zeichen Gottes, welche seinen Eintritt in die Welt und seine Kindheit verherrlichten.

Fünfter Abschnitt.

Jesus unterzieht sich der Taufe des Johannes und wird von diesem als Messias anerkannt, vom Vater im Himmel verherrlicht als der Sohn.

(Cap. III.)

Als die Zeit gekommen war, daß Christus öffentlich im Volke als Messias auftreten follte, war dafür gesorgt, daß er bei demselben in theokratisch - legaler Weise beglaubigt und eingeführt wurde. Dieß geschah_durch seinen Vorläufer, Johannes den Täufer.

Johannes trat als Bußprediger auf in der Wüste Judäas. Er predigte dem Volke Buße, indem er ihm verkündigte, das Reich der Himmel sei nahe, der Messias sei im Begriff zu erscheinen. Er trat als der Vorläufer des Messias auf, indem er das Volk zur Buße und auf den kommenden Messias taufte. Diese Taufe war eine große heilige Waschung, welche er im Sinne der levitischen Reinigungsgesehe als Prophet nach dem Zelotenrecht vollzog, ein Aft, durch den er das ganze Volk als

Lange, Leben Jesu. U. B.

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