ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

(f. Joh. 20, 19-23). Es war ihm um eine völlige Verklärung des Kreuzes Christi im Lichte des göttlichen Rathschlusses zu thun. Indem er aber so das neutestamentliche Dunkel des Kreuzes Christi durch das Gotteswort im Alten Testament verklärte, verklärte er zugleich das Dunkel des Alten Testamentes durch das Licht des Neuen. Er lieferte im Geiste Pauli den Beweis, daß das Alte Testament in seinem innersten Kern nichts anderes sei als eine große Prophetie des Lebens Chrifti.

[ocr errors]

Diese Belehrung über die Uebereinstimmung seines Lebensganges mit der Prophetie des Alten Testamentes sezte Christus auch noch weiterhin fort durch die vierzig Tage hindurch *), und zeigte ihnen ebenfalls, was nach der Schrift noch in Erfüllung gehen müsse. - Da öffnete er ihnen des Verständniß, daß fie die Schrift verstanden. Und er sprach zu ihnen: Also ist's geschrieben, und also sollte Christus leiden und auferstehen von den Lodten am dritten Tage, und gepredigt werden in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden unter allen Völkern, und damit angefangen werden in Jerusalem.

Also nicht nur sein Leiden führte Christus auf die göttliche Verkündigung im Alten Testament, das geschriebene alttestamentliche Wort zurück, sondern auch die Predigt von der Buße und Vergebung der Sünden in seinem Namen, die Predigt unter allen Völkern.

Wie wichtig mußte es dem hellenisch - paulinischen Evangelisten sein, ein solches Wort Christi von der Verbreitung des Evangeliums von der Gnade unter den heidnischen Völkern, verbunden mit bestimmter Berufung auf das Alte Testament, aufzuheben.

Sodann erwähnt er in aller Kürze die übrigen Bestimmungen Christi aus der Zeit der vierzig Tage**). Er berichtet die erneute Berufung der Jünger mit den Worten Christi: Ihr aber seid Zeugen dieser Thatsachen; die erneute Zusage der Sendung

*) Ueber den Absag zwischen der folgenden Mittheilung und der vorigen vergl. B. 11, S. 1679.

**) Aus dieser Kürze erklärt sich auch, daß Lukas die Einsetzung der Taufe übergangen hat, ohne daß daraus Folgerungen, wie sie der Anonymus macht, ge zogen werden könnten.

des Tröfters: und siehe ich will auf euch senden die Verheißung meines Vaters; endlich seine Anordnung: ihr aber verharret in der Stadt Jerusalem, bis daß ihr angethan werdet mit Kraft aus der Höhe.

[ocr errors]

Obwol nun der Evangelist über die Geschichte der vierzig Tage schnell hinweggeht, so kann er doch nicht umhin, uns den hochfestlichen Schluß derselben in bestimmter anschaulicher Gestalt mitzutheilen. Er verseßt uns im Geiste gen Jerusalem. Jesus führte seine Jünger noch einmal wieder wie in den alten Tagen über den Delberg nach Bethanien hinaus; bis zu einer Stelle, wo ihnen schon Bethanien vor Augen lag*). Hier stand er still und hob die Hände auf und segnete sie seinen Abschied verkündigend. Und indem er sie segnete, rückte er geisterhaft von ihnen fort, und dieses Fortrücken ging über in ein Aufschweben; er fuhr auf gen Himmel. So anschaulich und festlich war sein Heimgang zum Vater; so liebreich und segensreich. Als ein lebendiges Bild des ewigen Sieges über die Sünde und den Tod, und seines ewigen Segens für seine Gemeine schwebte er in himmlisch geistesfreier aber bestimmter Leiblichkeit hinauf in den Himmel. Dort also wohnt er, und dort bei ihm ist das Gebiet der festlichen Erscheinung des neuen Lebens, das Reich der Herrlichkeit.

So sahen die Jünger die Vollendung der Erhöhung ihres Herrn mit ihren Augen. Und sie beteten ihn an und kehrten zurück gen Jerusalem mit großer Freude, und waren allezeit im Tempel und priesen und lobten Gott.

Sie waren jezt des künftigen Schauens ihres Herrn und seiner Herrlichkeit im Glauben gewiß. In der großen Freude ihres Herzens äußerte sich die lebendige Gewißheit ihrer Gemeinschaft mit dem Herrn in seiner Auferstehung und Himmelfahrt. Mit dieser seligen Stimmung im Herzen konnten sie jezt den Schauplag der Kreuzigung Chrifti getrost wieder betreten. Ihr Gebet war nun fein Gebetsdienst mehr, der sich auf bestimmte Stunden beschränkte: sie waren allezeit, immer wieder im Tempel. Es war nun nicht mehr das Gebet der Furcht

*) S. B. 11, S. 1778,

und Klage, sondern ein Jubel des Herzens zum Lobe und Preise Gottes.

So verherrlichte noch einmal am Ende der evangelischen Geschichte der Glanz des erhöhten Christus den Tempel, wie ihn zu Anfang der evangelischen Geschichte die Erscheinung des Engels Gabriel erhellt hatte, und wie er dann später immer wieder durch die Besuche Christi belebt und geweiht worden war. Die Verherrlichung, welche ihm jezt zu Theil wurde, war die höchste; dann jezt wurde die Vollendung Christi durch den Mund lebendiger Zeugen in ihm verkündigt und gefeiert; er wurde von dem Lobgesang der Zeugen des Sieges Chrifti erfüllt. Damit erfüllte sich denn auch seine Bestimmung. Er stand eine Weile im Lichtglanz des Geistes Christi, ein Haus des Geistes, ein Sinnbild des geistigen Gottestempels, der jezt durch Himmel und Erde sich ausbreiten sollte, bevor er als das Haus der Dede, als das Sinnbild und der Heerd des geistverlassenen Israels in dem Gerichte, welches über dieses Volk verhängt wurde, verbrannte und in Trümmer fiel.

Vierte Abtheilung.

Das Evangelium nach Johannes; oder die Darstellung des Lebens Jesu Christi mit dem Zeichen des Adlers.

Erster Abschnitt.

Charakteristik und Uebersicht.

Das vierte Evangelium ist bestimmt, das Leben Jesu Christi in seiner Idealität darzustellen.

Die Idealität im Wesen Gottes selber ist seine Heiligkeit; die unendliche Klarheit, Sichselbstgleichheit und Bestimmtheit in seinem ewigen Selbstbewußtsein, oder die ewig in sich selbst vollendete Gestalt seiner Persönlichkeit, die Reinheit und Majeftät seines geistigen Wesens.

Die Idealität der Schöpfung Gottes, in welcher sich sein ganzes Wesen, also auch dieser besondere Zug feines Wesens spiegelt, tritt darin hervor, daß alles Erschaffene in derselben Bestimmtheit, womit es von dem Worte Gottes als seinem Urgrunde ausgegangen ist, auch das Gepräge des Wortes an sich trägt, von dem Worte getragen und umhaucht ist, und eben darum auch wieder zu dem Worte zurückstrebt. Daher sucht denn auch die Natur und findet ihren Gipfelpunkt im Menschen, insbesondere im Worte des Menschen, in der Spruchreise seines geistigen Wesens, und eben darum schließlich in dem Menfchen, deffen ganzes Wesen Eins ist mit dem ewigen Wort, der reine Klang des Wortes selber, das die ganze Schöpfung begründet und trägt und das Prinzip ihres Lebens ist. Das also ist die ideale Schönheit, in welcher der große Baum des Lebens, der aus der Wurzel des Wortes hervorgegangen ist, dasteht, daß er in Stamm und Zweigen und Blättern zeugt von dem Worte, und seine Blüthen in Millionen Worten entfaltet, bis er endlich erscheint in dem Schmuck seiner reichen Früchte, um und um verklärt durch die Worte des Lebens, die beschlossen waren in der Erscheinung des Einen ewigen Wortes.

Und dieß ist die Idealität des Lebens Chrifti: er ist das ewige Wort selber, in seinem ganzen Wesen Wort, und zwar das ganze Wort, welches alles Unausgesprochne und Unaussprechliche in der Welt in die Klarheit des Geistes emporzieht, aus dem die Worte des ewigen Lebens hervorströmen, welche bestimmt sind, alle Welt zu verklären in die Bestimmtheit der Offenbarung Gottes.

Daher ist auch die ganze Geschichte des Lebens Jesu Symbol und Poeste, eine bildliche und festliche Erscheinung ewiger Ideen, Wahrheiten und Verhältnisse in der Mitte der dunklen, fluthenden Zeit. Alle seine Werke sind Worte, wie alle seine Worte Werke sind, sein ganzes Trachten ist Betrachtung, seine ganze Geschichte eine unendlich reiche Offenbarung des ewigen Geistes. Jede That Christi ist ein Symbol des Ewigen, jeder Tritt Chrifti hat den Silberklang der Poefte.

Der Mann, welcher diese Seite des Lebens Chrift insbe

sondere zu erfassen und darzustellen berufen war, war der Lieblingsjünger Jesu, der an seiner Brust lag, Johannes. Seine ganze Eigenthümlichkeit machte ihn zum beschaulichen Jünger, zum innigften Vertrauten und Bewahrer der tiefsten Worte Christi, zum Theologen, dem Schußgeiste der ächten christlichen Religionsphilosophie und Spekulation. Der Adler, welcher der Sonne entgegenfliegt, ist sein Symbol, das germanische Volk ist das Volk der Wahlverwandtschaft mit seinem Geiste, in welchem sich die Zukunft des johanneischen Zeitalters der Kirche vorbereitet.

Der Beweis des Gesagten ist das Evangelium des Johannes selbst. Dieses Evangelium zeichnet das Leben Jesu in seiner vollendeten Idealität, in seinem durchgehenden absoluten Hervorgehen aus dem Geist, Zurückkehren in den Geist, und Durchdrungen sein von dem Geiste, wie es getragen ist von dem Worte, ja wie es das Wort selber darstellt in einem entwickelten organischen Lebensbilde.

Daher ist das vierte Evangelium auch in seiner Form mit allen Grundzügen der Idealität geschmückt, mit den Zierden der Beschaulichkeit und der Anschaulichkeit, der Tiefe und der Klarheit, der Ruhe und der Festlichkeit, der Innigkeit und der Bedeutsamkeit, der Einfalt und der Erhabenheit, der Schönheit und der Geistesweihe. Was von der evangelischen Geschichte im ganzen gilt, das gilt eben darum im besondersten Maaße vom vierten Evangelium: hier ist die reinste Identität der Geschichte, des Wunders, der Symbolik und der Poesie erschienen; es ist der Diamant unter den Evangelien, der von dem Lichte des Lebens am hellsten durchleuchtet ist, in dem die volle Wirklichkeit der Erde ihren reinen Himmlsglanz gewonnen hat, in dem der Glanz der Gottheit uns entgegentritt in Fleisch und Blut, ja in der Dornenkrone der härtesten irdischen Wirklichkeit selbst.

Daraus ergiebt sich von selbst, daß dieses Evangelium mehr als irgend ein anderes eine durchaus bestimmte und abgeschlofsene organische Gestalt haben muß.

Der Grundgedanke des Evangeliums ist dieser: Christus als das ewige Wort und der Grund der Welt ist das Licht der Welt, welches mit der Finsterniß der Welt in Kampf tritt und

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »