ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Bewußtsein der Sohnschaft verhüllen, und sich als Mensch mit allen unter das Gesez stellen will: Nicht vom Brode allein nur lebt der Mensch, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes geht. Die Form, in welcher er ihn besiegt, ist der Gehorsam gegen die heilige Schrift, das Wesen dieses Gehorsams ist sein Vertrauen auf sein Fortleben in dem allgegenwärtig Belebenden, der Geist, worin er siegt, ist die Demuth, Ruhe und Unbefangenheit des vollkommenen Gottesgefühls.

Die zweite Versuchung ist Anreiz zu einem chiliastisch pomphaften, von priesterlicher Anerkennung geschmückten Aufzuge in Israel. Der Teufel ladet ihn auf's Zudringlichste ein, nimmt ihn mit sich fort *) in die heilige Stadt, stellt ihn auf die Zinne des Tempels, und spricht (wieder im orientalischen Hofstyl) zu ihm: Bist du der Sohn Gottes, so wirf dich hinab! Dießmal will er aber auch schriftmäßig seine Aufforderung beweisen, wie Jesus seine erste Abfertigung schriftmäßig begründet hat; er sezt also (nach Psalm 91, 11) hinzu: denn es steht geschrieben: Er wird seinen Engeln in Betreff deiner Befehl geben, und sie werden dich auf den Händen tragen, daß du mit deinem Fuße nicht an einen Stein stoßest. Augenblicklich fertigte der Herr ihn ab mit dem Gegenwort (aus 5 Mof. 6, 16): Wiederum steht geschrieben, du sollst nicht versuchen den Herrn, deinen Gott. Das ist die Sünde des Gottversuchens, wenn man nach eignem oder fremdem Wahn einen Weg einschlägt, den Gott nicht angewiesen hat, in der schwärmerischen Erwartung, Gott werde sich nöthigen laffen, mitzugehn; man könne ihn in das egoistische Interesse des Eigenwillens, der Eigenmacht am Ende mit hineinziehen. Christus konnte nicht Gott versuchen. Sein Wort hat aber eine allgemeine Form, aus

*) Der Ausdruck rapadaμßáver ist hier für die Auslegung eben so bedeut« fam, wie das feierliche ɛis tηv åyìav xódiv. Schon Coccejus scheint das Gewicht des Ausdrucks rapakaμßávɛi verstanden zu haben, wenn er zu der wunderlichen Bemerkung kommt: non est necesse dicere, quod diabolus Christum per aërem vexerit ex deserto in pinnaculum templi; sed sufficit hoc ita intelligere, quod ad petitionem diaboli secutus sit ipsum se transformantem in Angelum lucis, tamquam verbum dei ad ipsum habentem, et ascenderit in pinnaculum templi idque eodem spiritu auctore, quo auctore in desertum ierat,

welcher ein strenger Geist den Versucher strafend und drohend anblickt. Der Versucher hat den Beweis geliefert, daß man auch die heiligsten Bibelsprüche selber durch Mißdeutung und falsche Anwendung zu Mitteln der Versuchung machen könne. Jener Bibelspruch, welcher dem Frommen den wunderbarsten Gottesschuß verheißt, sezt gerade voraus, daß der Fromme sich ganz gottgelaffen unter die Obhut des Allerhöchsten begebe und im Schatten des Allmächtigen ruhe, während hier der Spruch dazu dienen sollte, dem Herrn das gewaltsamste Thun zur Pflicht zu machen, somit Gott zu versuchen.

Die dritte und frechste Versuchung folgt, die Versuchung zu den Verirrungen der chiliastischen Weltherrscherluft. Der Eatan nimmt ihn in seiner zudringlichen Weise wieder mit sich fort auf einen sehr hohen Berg und zeigt ihm (in Prachtschilderungen etwa, wobei er eine Hoch- und Fernsicht in der jüdischen Wüste symbolisch benugt) alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit. Nach diesem Anreiz lüftet er die Maske: dieß Alles werde ich dir geben, wenn du niederfällst, mich anzubeten. Jezt sollte er dem Teufel, als dem Fürsten der Welteroberungsluft und Welteroberungskünfte huldigen, ihn als einen bösen Gott øder Weltfürften, als den düstern Geist böser Weltbeherrschung über sich erkennen, sich ihm verpflichten und um diesen Preis Weltbeherrscher werden. Auf die listigen Versuchungen läßt der Satan vielfach die frechen folgen. Sie sind darauf berechnet, den Muth des Widerstandes mit einem Schlage erheuchelter Zuversicht und Kraft zu brechen. Zugleich gibt sich in ihnen die schamlose Gemeinheit fund, womit der Böse immer Abschied nimmt, wenn er geschlagen ist. Die Antwort Christi auf diese Erfrechung machte dem Kampf ein Ende: Weiche von mir Satan, denn es steht geschrieben: den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen. Erst in dem Momente, als sich ihm der Böse als Satan zu erkennen gab, schalt er ihn Satan und wies ihn von sich. Er schlug aber höchft bedeutsam den lezten Angriff des Satans mit dem ersten Gebote (in freier Fassung desselben) zurück. Mit seinem Siege sprach er zugleich die Wahrheit aus, daß jeder zu seiner rechten Stellung und zu der ihm beschiedenen Hoheit nur durch die reinste Unterwerfung

unter Gottes Herrschaft, auf dem Wege der Hingebung an Gott und der Verwerfung aller andern Götter oder abfoluten Weltherrn neben Gott gelange.

Die Weltentsagung Christi war nun auch historisch vollzogen, erst geistig historisch, dann thatsächlich historisch in einem Akte, aus dessen Sieg und Segen sich alle die folgenden Siege entwickeln mußten. Jezt verließ ihn der Teufel (als Teufel der chilastischen Weltlust für immer) und nun traten die Engel zu ihm und dienten ihm. Nicht bloß einen Moment lang, sondern fort und fort (f. Joh. 1, 51). Nachdem er mit der Weltherrschaft auch auf den Dienst der Menschen feierlich Verzicht geleistet hatte, segnete ihn der Vater, indem er die Engel des Himmels zu seinem Dienst bestellte, in himmlischen Erscheinungen, Visionen, Stimmungen, Begegnissen und Kräften. Diese Erfahrung Christi ist ein Zeichen für die Seinen: wer der Knechtung der Menschen in seinem Dienst entsagt, dem werden Engel des Himmels dienen.

[ocr errors]

Anmerkung. Gegen meine Auffassung der Versuchungsgeschichte, nach welcher die innere Versuchung, die der Herr zu bestehen hatte, ihren Abschluß fand in einer äußeren, bemerkt Ullmann, in der neuesten 5. Aufl. seiner Schrift, die Sündlosigkeit Jesu S. 240: Diese Combination ob= wohl ich gerne anerkenne, daß Lange manches Treffende für eine innerliche Versuchung sagt scheint mir vornehmlich darum unzuläßig, weil sie die Einheit in der Anschauung des Ganzen aufhebt. Haben wir eine objektiv auftretende äußere Versuchung, so bedürfen wir nicht des Gedanfens einer innerlichen; und war der Verlauf ein innerer, so ist alles das, was als äußerer Vorgang dargestellt ist, nur Objektivirung, und es ist dann nicht noch für etwas Aeußerliches neben dem Jnuerlichen Raum. Der Kanon, nach welchem die äußeren und die inneren Thatsachen in der Geschichte Jesu einander ausschließen sollen, den Ullmann hier gegen meine Ansicht entscheiden läßt, ist, wie ich glaube, zur Genüge als unchristologisch und somit als unhaltbar erwiesen worden. Man könnte z. B. sehr leicht nach diesem Kanon schließen: haben wir ein Gethsemane, so brauchen wir fein Golgatha, und umgekehrt. Dagegen habe ich meine Ansicht durch einen aude:n Kanon bevorwortet, welcher wohl haltbarer sein möchte: „die Wirklichkeit zeigt uns, daß die sittlichen Kämpfe des Menschen unmöglich spiritualistische Gefechte bleiben können. Der versuchbaren Stimmung begegnet ftets die versucherische Gelegenheit; fie macht den idealen Kampf zu einem historischen." Gegen die Vemerkung Ullmanns, es sei

nicht die mindeste Hindeutung vorhanden, daß die pharisäische Deputation an Johannes den Herrn versucht habe, müßte ich mich wiederholt auf die von mir dafür angeführten Gründe berufen, auf welche der verehrte Theologe nicht eingegangen ist. Zulegt bemerkt er: namentlich past zur Annahme einer Mehrheit von Versuchenden nicht die Darstellung derselben unter der einzelnen Person des Diabolos. Diese Bemerkung würde mit dreifachem Gewicht Herrn Ullmanns eigne Ansicht niederschlagen, wenn sie begründet wäre, denn nach der Annahme einer bloß inneren Versuchung Festeht die Mehrheit der Versuchenden im Grunde aus allen einzelnen Trägern der jüdischen Messiashoffnung, und doch würde in der Darstellung diese Mehrheit durch den Diabolos repräsentirt.

Siebenter Abschnitt.

Die Bethätigung der Weltentsagung Jesu. Sein Auftreten in dem verachteten Galiläa. Der unscheinbare Anfang seiner Wirksamkeit. Die große Wirkung derselben.

(Cap. IV, 12-25.)

Die dreifache Weltentsagung, welche Jesus in seinem Siege über den Satan vollzogen hatte, sollte nun auch in seinem öffentlichen Auftreten sich bewähren. Und so geschah es wirklich.

Das erste Zeichen derselben bestand darin, daß er an die Stelle Johannes des Täufers trat, nachdem dieser in's Gefängniß war geworfen worden, daß er also in den Riß trat, und sich bereit zeigte, ein ähnliches Geschick über sich ergehen zu lassen. Das Zweite erschien darin, daß er das verachtete Nazareth verließ, und sich in dem unter theokratischem Gesichtspunkte noch verachteteren Obergaliläa*) niederließ, nämlich zu Kapernaum am Seeufer in dem Gränzstrich von Zabulon und Naphthalim, in einem Landstriche, welcher schon bei Jesaias als die heidnische Galiläa bezeichnet worden war. Das dritte Zei

*) S. B. 11, S. 541,

chen bestand darin, daß er auch hier in verhüllter Gestalt auftrat, indem er die Predigt des Täufers wieder aufgriff und fortsezte: thut Buße, das Himmelreich ist nahe herbeigekommen! ohne dem Volke zu erklären, daß das Himmelreich in seiner messianischen Persönlichkeit beschlossen sei.

Diese Weltentsagung Jesu entwickelt sich in einem höchst anschaulichen Bilde. Wir sehen, wie er seinen Beruf beginnt, indem er am galiläischen See bald einsam umherwandelt, bald unter dem armen Volk am Sceufer lebt, obwohl er von dem Bewußtsein erfüllt ist, daß er die ganze Welt erlösen und umgestalten soll. Seine bestimmte Stiftung aber, die Stiftung seiner Gemeine, bereitet er dadurch vor, daß er am See vier Fischer von ihren Geschäften abruft, um sie zu seinen Schülern und Nachfolgern zu machen, zuerst die beiden Brüder, Petrus und Andreas, dann die Söhne des Zebedäus, Jakobus und Johannes. Mit dieser kleinen Schule von vier Fischern macht er den Anfang eines Werkes, aus welchem zahllose Gemeinen, große und fleine, hohe und niedre Schulen aller Art hervorgehen sollen, und was noch mehr heißt, aus welchem die Erleuchtung der ganzen Welt sich entfalten soll. Mit diesen ersten Zöglingen feines Geistes wandelt er nun durch Galiläa umher im schlichtesten Aufzuge, indem er in den Synagogen auftritt, das Evangelium vom Himmelreich predigt, und alle Krankheit und Hinfälligkeit im Volke heilt.

Allein kaum hat er diesen Weg der Selbsterniedrigung bes treten, so stellen sich auch sofort die Zeichen dafür ein, daß er gerade dadurch, daß er die Welt im irdischen Sinne aufgegeben hat, dieselbe im höheren Sinne gewinnen wird. Der Anfang seiner heiligen Weltentsfagung wird alsbald mit dem Segen der beginnenden, realen, geistigen Welteroberung gekrönt.

Dieß wird uns zuerst schon dadurch verbürgt, daß das Wort Gottes in dem Munde des Propheten Jesaias dieses Auftreten des Messias in dem verachteten Galiläa vorgesehen, also auch schon zum Voraus beglaubigt hat*). Schon Jesaias hat es durch ein höchst anschauliches Wort verkündigt, wie

*) S. Jef. 9, 1, 2. Die mesßianische Bedeutung dieser Stelle ist unverkennbar.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »