ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

gerade das bei den Juden so sehr verachtete Galiläa der höchsten Offenbarung Gottes gewürdigt werden sollte: Das Land Zabulon und Naphthalim, jenes Land der Seestraße, das Jenseits des (heiligen) Jordans, dieses Galiläa der Heiden, ja, das Volk, das in Finsterniß saß, hat gesehen ein großes Licht, und die die saßen im Gebiet, und im Schatten des Todes, über ihnen ist das Licht aufgegangen*). Wir lernen aber auch ten Herrn sofort in der Macht seiner geistigen Einwirkung auf die Gemüther kennen, insbesondere in der Macht der Anziehung, welthe er auf die Außerwählten ausübt. Zuerst ruft er dem Simon Petrus und Andreas zu: folget mir nach und ich will euch zu Menschenfischern machen! Und sie verlassen sofort ihre Neze und folgen ihm. Das Wunderbare besteht nicht etwa darin, daß er diese Männer hier zum ersten Male sollte gesehen haben; denn sie gehören bereits zu seiner Jüngerschaft im allgemeinsten Sinne, sondern darin, daß sie auf seinen ersten Wink bereit stehen, sofort ihr ganzes Gewerbwesen aufzugeben, in einem Augenblicke, da sie ihre Neze in's Meer werfen, also von Fischerlust und Hoffnung beseelt sind. In einem ähnlichen Sinne war die Berufung der Zebedäiden wunderbar. Auch sie gehörten schen zu seinen Verehrern. Aber auch sie waren noch in ihr altes Berufsleben versenkt, als sein spezieller Ruf an sie erging; sie befanden sich bei ihrem Vater Zebedäus im Schiff, und flickten ihre Neze, um wieder ganz neue Fischzüge vorzunehmen. Gleichwohl verließen auch sie auf der Stelle ihre Geschäfte und den Vater, und folgten ihm nach. So sicher war das Wort des königlichen Meisters aller Geister. Und so sicher war auch sein Blick, der sie erwählte, das hat die Folgezeit bewährt. Aus den vier Fischern wurden die Grundfäulen seiner Gemeine (f. Galat. II, 9). Darin, daß der Herr die Auserwählten des Vaters sofort erkennt und beruft, und daß sie ihn sobald erkennen und ihm folgen, wird Christus verherrlicht als der Eingeborne vom Vater. Wie er aber die Herzen der Auserwählten bewegte, so auch das Volk. Wie ein armer Rabbi schien er auf den ersten Blick aufzutreten,

*) S. B. 11, S. 557.

allein wie änderte sich dieß, je mehr es offenbar wurte, daß jede Art der Krankheit und der Hinfälligkeit vor seinem Wunderworte wich. Schon jezt begann sein Ruf sich durch ganz Syrien zu verbreiten. Und von dieser Zeit an entzündete sich im Volke eine wahre Begier, ihm von allen Seiten die Leidenden aller Art zuzuführen, besonders solche, die mit Plagen behastet waren, welche als unheilbare erschienen, Dämonische, Mondsüchtige und Paralytische. Welche Leidenden ihm aber auch zugeführt werden mochten: er heilte sie Alle. Die Folge war, daß sich allmälig stehende Wanderzüge von ab- und zugehenden Nachfolgern Jesu bildeten, unter denen vielfach schon einzelne Personen aus weiter Ferne sich befanden. Zu dem galiläischen Grundstock seiner Nachfolge gefellten sich Leute aus dem Zehnstädte - Gebiete und von Jerusalem, oder überhaupt aus Judäa, besonders auch aus Peräa, wo Johannes dem Herrn mit besonderem Erfolg vorgearbeitet hatte. So wurde es früh offenbar, daß Jesus nach den Verhältnissen des wesentlichen Lebens, im Reiche des Geistes- und Gemüthslebens der eigentliche König im Lande war. Sein königliches Walten aber . enthüllte er nun darin, daß er das Wort des Heils und die Kräfte des Heils verbreitete; Erkenntniß, Leben, Gesundheit und Ahnung der neuen Welt des Lichtes, die noch in seinem Herzen beschlossen war. So treten früh die Vorzeichen des Sieges und der Herrschaft, welche er vermöge seiner hingebenden Liebe über das Menschengeschlecht gewinnen sollte, hervor.

1. Anmerkung. Das Auftreten Jesu in Kapernaum, mit welchem Matthäus die Darstellung der öffentlichen Wirksamkeit Jefu beginnt, fand im Winter seines ersten Berufsjahrs Statt. Vorangegangen war alsv seine Rückehr vom Täufer, seine Wunderthat zu Kana, seine erste Wirks samkeit in Kapernaum, seine erste Osterwallfahrt, seine erste Wirksamkeit in Judäa, seine Rückkehr durch Samarien, sein Auftreten in Nazareth, seine Wiederkehr nach Kana, und die Heilung des Sohnes des königlichen Beamten.

2. Anmerkung. Gfrörer meint (d. h. Sage II, 16) am Schlusse dieses Abschnitts verrathe sich der sagenhafte Charakter des Evangeliums vollkommen. „Es sind allgemeine Säße: Christus durchwandert ganz Ga= liläa u. s. w.“ Die Beseitigung dieser Behauptung übernimmt Gfrörer sogleich selbst, indem er bemerkt, der Evangelist gehe mit V, I zu einem

neuen Gegenstand, zu der Vergpredigt über, und da er nun das alte Ge= biet, d. h. die Erzählung von Jesu Thaten in Galiläa verlasse, so spreche er so davon, daß ihn der Vorwurf nicht treffen könne, als hätte er irs gend etwas zum Leben des Erlösers Gehöriges übergangen, d. h. er faffe in allgemeinen Sößen alle möglichen Wunderthaten zusammen.

Achter Abschnitt.

Die große (Kulm- oder Gipfel-) Bergpredigt. Oder die Grundgeseße und Grundzüge der Gerechtigkeit des wahren Königsreichs Christi als die wahre Entwickelung und Vollendung des alttestamentlichen Gesezes, im Gegensaß gegen die falsche Entwickelung desselben in den Sagungen. der ausgearteten alttestamentlichen Dekonomie, in den theoretischen und praktischen Verderbnissen der Pharisäer und Schriftgelehrten.

(Cap. V-VII.)

Als das Volk anfing, dem Herrn in großen Schaaren zuzuströmen, und als die Zeichen seiner hingebenden Verehrung stärker hervortraten, da mochten die Jünger Jesu wohl auf den Gedanken kommen, jezt werde ihr Meister die Stiftung des Himmelreichs bald beginnen. Der Herr fand es daher jezt nöthig, ihnen über seine Stiftung einen bestimmten Aufschluß zu geben. Sie mußten wissen, worin das Eigenthümliche seines Reiches, also insbesondere auch seiner Heilslehre bestand. Sie mußten als fromme Israeliten völlige Beruhigung darüber erhalten, daß seine Stiftung sich nicht in Widerspruch sezen wollte mit dem Geseze Moses, sondern daß sie vielmehr die Erfüllung und Vollendung dieses Gefeßes darstellte. Aber auch darüber mußten sie in's Klare gesezt werden, daß sich seine Lehre und Gerechtigkeit auf's bestimmteste unterschied von der falschen, verdorbenen Entwickelung der alttestamentlichen Gottes

stiftung, wie sie sich in der Erscheinung des hierarchischen Gottesstaats, in der Gerechtigkeit (in der Lehre und im Leben) der Pharifäer und Schriftgelehrten darstellte.

Um so mehr mußten sie das wissen, da Viele in dem Volke, das ihm nachströmte, sich befanden, welche eine Begründung des Reiches Gottes in dem Sinne der Pharisäer und Schriftgelehrten von ihm erwarteten, da ihm auch in diesen Schaaren wieder der pharisäische Volksgeist gegenübertrat, wenn auch in schwächerer Gestalt, und entschieden überwogen von der besseren Stimmung und Richtung der Armen im Geiste, welche den Kern dieser Schaar bildeten.

Aus dem lezteren Grunde fand es Jesus auch rathsam, sich vor dem Andrang des Volkes zurückzuziehen, um sich mit seinen vertrauteren Jüngern in die Einsamkeit eines Berggipfels zu begeben. Hier gab er seinen Vertrauten Aufschluß in einer vertraulichen Darstellung seiner Lehre, wie er sie jezt noch dem ganzen Volk nicht hätte geben können. Daher unterscheidet sich auch die eigentliche oder große Bergpredigt, welche er auf dem Gipfel oder auf der Kulme seiner Höhe hielt, von der kleineren Bergpredigt, die er auf der tieferen Bergebene (Bergstaffel) an die größere Volksschaar richtete*). Wenn aber auch diese Rete somit einen esoterischen Typus hat, so ist ihre Bestimmung dennoch nicht esoterisch. Auch diese Lehren waren zur späteren Mittheilung an das ganze Volk bestimmt. Daher trug der Herr auch dem Volke den wesentlichen Inhalt dieser Rede vor, nachdem er zu demselben auf die Bergfläche hinabgestiegen war.

Der Zustand des Volkes aber, die Nähe des israelitischen Jubeljahrs, und die theokratische Bedeutung dieser mysteriösen Stiftung veranlaßte ihn, von der Anschauung des wesentlichen Jubeljahrs, der Wiedereinsehung der Armen in ihr Erbe auszugehen. Diese Anschauung hat auf die Form seiner Rede einen wesentlichen Einfluß ausgeübt. Wir sehen die ausgleichende ewige Gerechtigkeit walten, sehen wie die wahren Armen (die Armen im Geiste) emporgerückt werden in das Erbe des Himmels, wie die falschen Reichen (die sich reich dünken

*) S. B II, S. 569.

im Geiste) hinabgeseht werden, indem sie in einen Abgrund von Noth und Schande versinken.

Die Bergpredigt Jesu bildet einen Gegensaß zu der einstigen Bergpredigt Gottes auf Sinai, der Gefeßgebung. Dieser Gegensag tritt bestimmt hervor. Dort wird ein Gesez gegeben in der Zahl Zehn, der Zahl der Weltordnung, des Staates, hier ein Gesez in der Zahl Sieben, in der Zahl des Geistes, der Kirche; dort ein Gesez des Buchstabens in eigentlicher Gestalt, in Forderungen, denen die Drohungen des Fluchs folgen; hier ein Gesez des Lebens, das mehr als Gefeß, das Gabe des Lebens ist, und dem darum die Verheißungen der Seligkeit vorangehen. Dort ist Jehovah selber dem Mittler des Gesezes verhüllt in unnahbarer Majestät; und dieser Mittler steht zwischen Gott (vertreten durch die Engel) und dem Volke als geschiednen Parteien, hier erscheint die Herrlichkeit Gottes im Antlig Christi den Jüngern in vertraulicher Nähe, und der Gott des Himmels ist mit dem Gott in der Menschheit Christi Eins: die Versöhnung ist gegründet. Dort erschallt die Stimme Jehovas unter Donner und Blig, hier als Menschenstimme, aus einem Menschenherzen von den Lippen Jesu. Dort darf das Volk sich dem schrecklichen Berge nicht nahen; hier lagert sich das Volk am Abhange des Berges selbst, und steht wahrscheinlich durch einzelne Gruppen mit dem Gipfel selbst in Verbindung. Dort die Majestät des Rechts, Schrecken, Furcht, Zittern, Todesgefühl, hier die Majestät der Gnade, Aufleben, Freudeschrecken, wunderbare Ahnungen und Hoffnungen eines neuen Lebens, einer neuen Welt. Der Gegensatz zwischen der Gesetzgebung auf dem Sinai und dieser Bergpredigt könnte nicht stärker sein. Und dennoch ist er ein harmonischer Gegensat. Wir sehen es deutlich: ohne das Gesez vom Sinai gäbe es keine Bergpredigt Christi. Chriftus fängt da wieder an, wo Moses aufgehört hat. Die Armen im Geiste sind der Reinertrag der alttestamentlichen Dekonomie. Es ist der Anfang des Lebens im Geiste, zu dem der Eeist hingeführt hat, der den Buchstaben des Gesezes umblißte und umhauchte, der ihm seinen Nachdruck gab in dem Gewissen der Redlichen. Oder vielmehr der positive Reinertrag ist Christus selber. In ihm

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »