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gungen einer geistesverwandten Schriftgelehrsamkeit in unseren Tagen das Synedrium vergebens wieder zu reinigen suchen. Christus aber geht weiter, und läßt nun die festliche Tempelbeleuchtung (also mittelbar auch die Feuersäule in der Wüste) als ein Symbol seines feelenerleuchtenden Wesens und Walteus erscheinen, worin er das Licht der Welt ist. Der dießmalige Abschied vom Tempel wird ihm ein Zeichen seines baldigen Abschiedes von seinem Volfe Israel. In dem Mißverständniß der Juden, welche zum Glauben an ihn gekommen zu sein scheinen, während sie sich von ihm in der Wahrheit weiter entfernt haben als früher, läßt er den giftigen inneren Unglauben in ihrer verweltlichten Messiashoffnung und Messiasgläubigkeit offenbar werden, indem er eine Weile mit ihnen verhandelt von der durch dieses Mißverständniß gegebenen gemeinsamen Voraussetzung aus, daß er der Messias sei. Dann stellt er das Bild der wahren Freiheit ihrem chiliastisch schwärmerischen und demagogischen Freiheitsbegriff gegenüber; oder auch ihrer wahren jüdischen Knechtschaft. Hierauf wird uns das Verhältniß Abrahams und seiner wahren Kinder zu dem Leben Chrifti verklärt, und auf der andern Seite wirft der Herr einen großen Lichtstrahl auf das vormenschliche Dasein des Teufels, auf sein düstres Walten in der Menschheit, auf sein Reich; wir lernen die wesentlichen Grundzüge des Satanischen in dem Vater der Lüge wie in seinen Kindern kennen. Wir sehen das diesseitige Leben Abrahams und der Propheten wie das jenseitige im Lichte des Wesens Chrifti; das ganze Werden der Kinder Gottes in seiner Beziehung und in seinem Gegensaß zu dem ewigen Sein Chrifti. Selbst auf die Natur des Gemüthsftandes der Dämonischen fällt ein vereinzelter heller Strahl. Dann wird abermals eine neue symbolische Beziehung des Wassers Siloah zu dem Leben Christi klar gemacht; der Teich Siloah wird ein Sinnbild der Heilkraft Chrifti; zugleich aber ein Zeichen der Mitwirkung des Jehova, dem Israels Tempel gewidmet ist, mit dem Wunderwirken Jesu am Sabbat. Daran knüpft sich die Erscheinung der sehendwerdenden Blinden in Israel und in aller Welt im Gegensaß zu den blindwerdenden Sehenden in dem Bilde des von Jesu geheilten Blindgebornen,

und der Pharisäer, die ihm in ihrer Selbstverblendung gegenübertreten. Wir sehen ferner, wie der blinde Bettler, der am Tempelberge geseffen hat, zu einem erleuchteten Bußprediger wird für die verfinsterten Priester und Schriftgelehrten, die im Tempel herrschen. Darauf lernen wir den klerikalischen Tempelbann in feiner ganzen Ohnmacht kennen, wie er nicht verhindern kann, daß der Gebannte zur Seligkeit des Glaubens kommt, während der Herr zugleich hinweist auf den wesentlichen schweren Bann der Sünde, in welchem die Bannenden selber sich befinden (Cap. IX, 41). Darauf stellt uns der Herr die Verhältnisse der Schaafhürde und der Schaafherrde in ihrer symbolischen Bedeutung für das Reich Gottes dar. Wir lernen die wesentliche Thür zu den Seelen, und dagegen auch das wesentliche Merkmal der Seelenverführung in allem Pseudomessianismus, in aller falschen Seelsorge, in allen Despotismen und Hierarchismen kennen. Und wie wir einerseits die schlechten Seelenführer kennen gelernt haben als Diebe und Räuber unter der Heerde, so erscheinen sie uns nach einer andern Beziehung wieder in den Gestalten des Miethlings und des Wolfs und in der Wechselwirkung zwischen den Beiden. In der ganzen dreifachen Sphäre von Schule, Staat und Kirche kann kein falsches Geistes- und Amtswalten vorkommen, das nicht hier seine Beleuchtung und seine Deutung fände. Wie aber der nächtliche Dieb beim Lichte besehen theilweise in den Miethling, theilweise in den Wolf aufgeht, so geht der Unterhirt der Nachtzeit am hellen Tage und auf der Weide dem treuen Hirten gegenüber mit in die weidende Heerde auf. Alles wahre Hirtenleben auf Erden aber, sowol im Gebiete der Natur als im Gebiete des Geistes wird uns hier eine Prophetie des guten Hirten, der sein Leben läßt für die Schaafe. Das Verhältniß Christi zu den Seinen, insbesondere nach ihrer ewigen Erwähltheit, wie es gegründet ist auf sein Verhältniß zum Vater, wird uns hier in seinen Grundzügen klar gemacht. Wir sehen die zwei Heerden in ihrer großen welthistorischen Bedeutung, die Eine, welche umhürdet ist, die andere, welche nicht aus jenem Stalle ist, vielmehr hürdelos, wie sie zu Einer Heerde werden unter dem Einen Hirten. Endlich wird uns auch der Tod des treuen

Hirten verklärt, sowol in der ganzen Ertension seiner Wirkung als in der tiefen Intensität seiner Kraft und Bedeutung; und wir sehen zulegt, wie gewaltig schon diese Hinweisung Jesu auf seinen Tod den Prozeß der Scheidung fördert, in welchem uns ein Bild des fommenden Gerichtes entgegentritt.

Anmerkung. Der Zeitraum aller Verhandlungen dieses Abschnitts erstreckt sich von den ersten Tagen des Laubhüttenfestes bis in die nächsten Tage nach dem Schluß desselben.

Sechster Abschnitt.

Die durch die Macht des Lichtes in dem Leben Jesu bewirkte Scheidung zwischen den Kindern des Lichtes und den Kindern der Finsterniß.

(X, 22-XIII, 30.)

Die große Gährung, welche die Einwirkung Christi auf die ihn umgebende geistige Welt hervorgerufen hat, kommt endlich zur Reife. Der Gegensatz zwischen den Elementen des Lichtes und den Elementen der Finsterniß kommt in den einzelnen Gemüthern zur Entscheidung. Die Einen fallen dem Lichte zu, die Andern der Finsterniß. Durch diese Entscheidung der Gemüther wird die Scheidung zwischen den Kindern des Lichtes und den Kindern der Finsterniß herbeigeführt. Sie stellt sich zuerst dar in dem Riß zwischen der herrschenden Partei in Judäa, welche den Herrn steinigen will, und ihn durch ihre Verfolgung nöthigt, die Flucht zu ergreifen, und den Gläubigen in Peräa, welche ihn aufnehmen und ihm ein Asyl gewähren, Dann sezt sie sich weiter fort, indem am Grabe des Lazarus eine Scheidung zwischen den Ungläubigen und den Gläubigen in Judäa sich bildet. Eine ähnliche Scheidung tritt uns entgegen in dem Widerspruch zwischen dem Jubel der Festgenossen, die dem Herrn seinen Ehrenzug bereiten, und dem Ingrimm der

Pharifäer über diese Huldigung. Wiederum eine neue Scheidung bildet der Gegensaß zwischen den gläubigen Hellenen, welche kommen, den Herrn zu suchen, und dem verstockten Theile des Volkes, von dem er zurücktritt. Als die Vollendung der Scheidungen erscheint die Reinigung des Jüngerkreises von der Gegenwart des Judas, welche schon bei der Salbung in Bethanien sich angekündigt hat; fie bildet den Schluß. Sie ist der Typus der Vollendung des Gerichtes, der vollendeten Läuterung der Gemeine.

Nach dem Evangelium des Johannes haben die jüdischen Feste in dem Leben Jesu eine besonders tragische Bedeutung bekommen. Sie sollten ihrer Bestimmung nach nichts anderes sein als prophetische Tage seines Advents - eine stete Adventsfeier, und jezt sind sie die großen Tage des Anstoßes geworden, an denen die Verkennung desselben von ihrem Anfange an bis zu ihrer Vollendung fortrückt. Bei dem ersten Osterfeste, an welchem Jesus öffentlich auftritt, veranlaßt seine Wirkungsweise schon ein verhaltenes Befremden unter den Judaisten. Am zweiten Feste, das er öffentlich mitfeiert, dem Purimfeste, nehmen sie schon einen solchen Anstoß an ihm, daß sie ihm einen Prozeß machen mit der Absicht, ihn zu tödten. Beim dritten Feste, dem Laubhüttenfeste, wird schon im Synedrium der Beschluß gefaßt, ihn gefangen zu nehmen, um ihn zu beseitigen, und seine öffentlichen Anhänger zu erkommuniziren. Wir sehen ihn nun jezt zum vierten Male an einem Feste auftreten, am Fest der Tempelweihe, und nun machen sie wirklich den Anschlag, ihn zu steinigen. Das ist das Vorspiel des leßten Judenfestes, an dem sich die Verbannung des Geistes dieser Feste selbst oder die Verkennung Christi vollendet, des Osterfestes, an dem er gekreuzigt wird.

Es war aber das Fest der Tempelweihe in Jerusalem, schreibt Johannes, und es war Winter. - Das Fest wurde zum Andenken an die Wiedereinweihung des Tempels, welcher einst durch den syrischen Gößendienst entweiht worden war, und welche Judas Makkabäus angeordnet hatte, gefeiert; es dauerte acht Tage lang und fiel in den Monat Kislev; dießmal war der Anfang am 20. Dezember*) —. Und Jesus wandelte um

*) S. B. II, S. 1986,

her in der Halle Salomons. An der östlichen Seite des Tempels; nach der Tradition ein Ueberreft vom ersten Tempel, daher der Name -. Da umringten ihn die Juden, und sprachen zu ihm: Wie lange hältst du unsere Seelen gespannt? Wenn du der Messias bist, so sage es uns frei heraus! - Das war das leßte Aufflackern ihres Verlangens, ihm zu huldigen unter der Bedingung, daß er ihrem chiliastisch - politischen Messiasideal entsprechen sollte, und insofern die lezte Wiederholung der Versuchung in der Wüste, die ihm auch am Laubhüttenfeste noch einmal sehr nahe getreten war*). - Die Antwort Jesu zeugt von der schärfsten Vorsicht: Ich habe es euch gesagt, und ihr glaubt nicht (weil er es ihnen nämlich nicht in ihrem Sinne gesagt hatte). Die Werke die ich thue in dem Namen meines Vaters, die zeugen von mir. Aber ihr glaubet nicht, fagte er nochmals, denn ihr gehört nicht zu meinen Schaafen, wie ich euch gesagt habe. - Das hatte er ihnen vor ungefähr zwei Monaten gesagt, und zwar der gleichen Partei bei der ganz gleichen Veranlassung, da sie ihn zum Messias nach ihrem Sinne hatten stempeln wollen. Daher mußte er wohl auf das Wort, daß er ihnen damals gesagt hatte, zurückkommen **). Sie glaubten ihm nicht in dem höheren ethischen Sinne, worin er Glauben verlangte. Sie wollten sich seiner Eeistesleitung nicht hingeben, sondern ihn leiten als ihr Werkzeug. Daß er übrigens die historischen Prädikate des Messias haben könne, scheinen sie wirklich anzunehmen. Dieser Sinn des Wortes Jesu ergiebt sich klar aus der Fortseßung: Denn meine Schaafe hören meine Stimme, und ich kenne sie - fie haben im Zuge

*) Stiers Urtheil S. 609, meine Auffaffung dieser Stelle scheine wieder zu meinen unexegetischen Dichtungen zu verweisen, lasse ich mit verschiedenen anderen Machtsprüchen desselben vorübergehen. So lange Stier meint, ein Glaubenwollen der Juden an Jesum im Sinne ihres &iliastischen Messianismus müsse als ein wirkliches Glaubenwollen betrachtet werden, ihr Wille also, nicht glauben zu wollen im Sinne Christi, widerspreche der Vorausseßung jenes ciliastischen Glauben wollen, hat er meine „unexegetische Dichtung" nicht verstanden, und hier wohl auch wie öfter nicht den johanneischen Text.

**) Was von Strauß gegen die geschichtliche Wahrscheinlichkeit dieses Zurückkommens Jesu auf die Allegorie vom guten Hirten vorgebracht hat, ist bereits B. II, S. 1093 widerlegt worden, wird aber von Baur: Kritische Untersuchungen über die kanonischen Evang. S. 181 ohne Berücksichtigung jener Widerlegung wieder aufgetischt.

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