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Die Barmherzigen haben es mit den Leiden, den Gebrechen, den Wunden der zerschlagenen Menschheit zu thun. Die Menschen reines Herzens stehen in einer fortwährenden Entsagung, sie tragen das Zeichen des Kreuzes oder der weißen Rose auf der Brust. Die Friedensstifter endlich müssen mitten hineintreten in den Hader und Streit der Welt, wie in eine Hölle hinein, um ihn zu schlichten. Daß nun diese Menschen höchst leidensreiche Menschen sind, offenbart sich noch besonders auf der höchsten Stufe ihrer zeitlichen Entwickelung. Sie werden um der Gerechtigkeit willen verfolgt, um Chrifti willen verfolgt und mit Schmach überhäuft. So scheinen sie alle miteinander die Unglücklichsten der Erde zu sein, und daß sie dennoch" auf diefem Wege verharren, darin beweisen sie die größte Tapferkeit der Tugend, des Wohlverhaltens. Daher erscheint es auf den ersten Vlick als die stärkste Paradorie, daß Christus solche Menschen selig preist.

Allein ihr Zustand ist kein geseßlich peinlicher, ihr Leiden keine Büßung, und ihr Wohlverhalten keine Tugendübung in isolirter menschlicher Kraft. Vielmehr werden sie von Anfang an von der Verheißung der Seligkeit, und von dem Vorgefühl aller sieben Seligkeiten emporgezogen und getragen. Die Kraft Gottes, der Zug der Gerechtigkeit Chrifti hat sie ergriffen, und wenn man genau zusteht, so kann man sich jede ihrer schweren. Stimmungen aus dem Keime einer neuen Seligkeit in ihrem Herzen erklären. So sind sie z. B. arm im Geiste, weil sie im Geiste zu leben begonnen haben, und ihr Leiden um das verlorne höchste Leben ist seliger als alle Lust der Welt. Und dieß wird darin offenbar, daß dem Frommen auf jeder dieser Stufen ein besonders Ausruhen beschieden ist. Schon zu Anfang gewinnt er die Versicherung des ganzen Himmelreichs, und am Ende nimmt es ihn auf in enthüllter Gestalt. Zu Anfange kommt das Himmelreich in sein Herz in der Versicherung der Gnade, am Ende kommt er in das Himmelreich wie ein Bürger fommt in ein neues Land, unter ein neues Volk. Auf dem Wege der Entwicklung aber enthüllt sich ihm die Gabe des Himmelreichs in allen ihren einzelnen Gestalten, wie es seinem inneren Zustande gemäß ist. Die Leidtragenden schlechthin

werden auch mit dem absoluten Troste, mit einer vollkommenen Lebenserfrischung aufgerichtet, die Sanftmüthigen werden Besizer des Erdreichs, die einflußreichsten, gebietendsten Geister. Die Hungernden und Dürstenden nach der Gerechtigkeit werden fatt, gewinnen den absoluten Frieden. Die Barmherzigen fallen in die Arme der Barmherzigkeit. Die Menschen reines Herzens, die der Welt rein Entsagenden finden im Schauen Gottes den höchsten Lebensreichthum verklärt wieder. Die Friedensstifter werden Gottesföhne genannt, sie werden anerkannt als die eigentlichsten Fürsten und Richter der Menschheit im Gebiet des wesentlichen Lebens (im Gegensaß gegen das Gebiet des Gesezes und der Symbole). Und wenn die Frommen nun vollends um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, von der Welt verstoßen und vertrieben, dann nimmt sie die Bürgerschaft des Himmels auf; als die leidenden Genossen Christi kommen sie unter die Familie der Martyrer und Propheten, sie können getrost sein und aufjubeln mitten in ihrem Leid selbst, denn ihr Lohn wird groß sein im Himmel. So geht aus den Seligkeiten der Gerechten die neue Welt hervor. Und darum können wir wohl die sieben Seligpreisungen Christi mit den einzelnen Tagewerken Gottes bei der ersten Schöpfung vergleichen. Die Seligpreisungen Christi wirken schöpferisch fort bis zum WeltEnde.

Selig sind die Armen im Geiste, denn für sie ist das Himmelreich. Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden. Selig find die Sanftmüthigen, denn sie werden das Erdreich besigen. Selig sind, die da hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden. Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Gottesföhne heißen. Selig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn für sie ist das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen, und reden als Lügende alles Schlimme wider euch. Freuet euch, und jauchzet, denn euer Lohn wird groß sein in

den Himmeln. Denn gerade so haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind!

Nachdem der Herr so den Weg zu der Höhe des seligen Lebens in seiner Gerechtigkeit gezeichnet hat, läßt er eine Nußanwendung folgen, aus welcher sich ergibt, daß er in seinen Jüngern die Anfänge dieses Wandels im Geiste erblickt. Er nennt sie das Salz der Erde, und führt ihnen zu Gemüthe, das Salz dürfe nicht schaal, nicht zum Unsalz werden, sonst habe man feinen Stoff zum Salzen mehr, und das schlechte Salz müsse man dann selber als einen unnüßen Stoff hinauswerfen, und von den Leuten zertreten lassen. Sodann nennt er sie das Licht der Welt. Sie sollen also als die Träger seines Lichtes wirken auf die Welt. Wie eine Stadt auf dem Berge weithin sichtbar ist, so sollen sie nach ihrer hohen Bestimmung sich der Welt kund geben. Und wie man das Licht nicht anzündet, um es unter einen Scheffel zu stellen, sondern auf den Leuchter, damit es allen leuchte, die im Hause find, so sollen sie sich gegen die Welt verhalten. Also lafset euer! Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen, und euren Vater im Himmel preisen."

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Der Herr hatte den Jüngern gezeigt, daß ihr Weg zur Seligkeit bis zum Gipfel nach seiner äußern Gestalt ein Leidensweg sein, ja immermehr zu einem Leidenswege werden müsse. Damit hatte er den Jüngern mittelbar auch sein eignes Leiden angekündigt. Er hatte ihnen zugleich den Conflikt fühlbar gemacht, in welchem seine Richtung stehe mit der Richtung der Welt, auch der jüdischen Welt. Diese Ankündigung mußte ihnen nach ihren gewöhnlichen Vorausseßungen mehr oder minder befremdlich erscheinen. Darum hat er ihnen nun den Conflikt zwischen ihrer Bestimmung und der Welt gedeutet. Es steht nicht mit der Welt, wie es sollte. Sie ist krank, matt und schaal bis zur Gefahr des Verfaulens und bedarf des Salzes. Sie ist verfinstert und bedarf der Erleuchtung. Sie aber sind berufen, die Organe seines Lebens zu werden, die in beiden Beziehungen dem Verderben der Welt entgegen wirken. Darum müssen sie zuerst der Welt weh thun wie ein beißendes Salz. Und das wird gerade die Ursache sein, welche ihnen den Haß der Welt und ihre Verfolgungen zuzieht. Sie werden aber

darum auch der Welt wohl thun wie ein weithin leuchtendes Licht und durch ihre guten Werke werden endlich doch die Menschen noch gewonnen werden, den Vater im Himmel zu preisen.

Mit der Bezeichnung dieses Conflikts hatte es Christus schon angedeutet, daß er nicht Hand in Hand gehen könne mit dem Geist seines Volkes, besonders mit der Richtung der Pharifäer und Schriftgelehrten. Damit konnte aber in den Jüngern der Gedanke entstehen, er gedenke sie abzuführen von dem Wege des wahren Israelitenglaubens. Diesem Irrthume beugt Jesus vor, indem er ihnen erklärt, daß er gerade die Erfüllung des alten Testaments darstelle, und indem er ihnen andeutet, daß es gerade die Pharisäer und Schriftgelehrten seien, welche die Gebote Gottes auflösen. Ihr sollt nicht wähnen, spricht er, daß ich gekommen sei, das Gefeß oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn ich sage euch, wahrlich, bis daß Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen ein Jota oder ein kleinstes Zeichen vom Gesetz, bis daß es Alles geschehe. Wer nun Eins von diesen kleinsten Geboten auflöst, und lehrt die Leute also thun, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich. Wer sie aber thut und lehrt, dieser wird groß heißen im Himmelreich. Denn ich fage euch, wenn nicht eure Gerechtigkeit mehr eine reichliche ist (als über den Buchstaben hinausfließende Lebensfülle sich darstellt) wie die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel kommen.

So spricht er also das vollendete Bewußtsein aus, daß er nach seiner Bestimmung in seinem Leben und in seiner Lehre die vollendete Erfüllung des ganzen alten Testamentes (fowol in seiner gefeßlichen als prophetischen Stufe) darstelle; daß auch nicht die mindeste göttliche Beziehung im ganzen alten Bunde sei, die sich nicht in wesentlicher Geistesgestalt in dem Geiste seines Lebens wieder finde. Ja, so stellt er sich nicht nur als die Erfüllung des alten Testamentes, sondern als die Erfüllung aller ächt menschheitlichen Prophetien und Typen überhaupt dar. Und ein für alle Mal stellt er in Bezug auf die geschichtliche Treue den Grundsaß auf: diejenigen Menschen, welche auch nur das Kleinste vom Gesez Gottes auflösen, um das

freie Leben im Geiste darzustellen, sind die kleinsten im Himmelreich. Groß im Himmelreich aber ist, der das Gefeß thut und lehrt; der es also im Leben darstellt, im Geist verklärt. In dieser Beziehung ist er selber der Große im Himmelreich im absoluten. Einne, weil er den ganzen Gehalt des alten Bundes in sein Leben rein aufgenommen, und in seiner Persönlichkeit zum neuen Bunde verklärt hat.

Daß man aber das Gefeß nicht nur auf negative Weise auflösen könne, sondern auch auf eine falsch positive Weise, in der Richtung der Sazung, und daß diese falsch positive Auflöfung die negative zulezt unvermeidlich herbeiführe, dieß zeigt er nun, indem er den Weg der Gerechtigkeit der Schriftgelehrten und Pharisäer von der Höhe der äußerlichen Gefeßestreue bis in den Abgrund des Verderbens schildert.

Hier treten nun nicht von vorne herein bestimmte Gestalten auf, sondern zuerst nur Verderbnisse, allgemeine alte und herrschende Verderbnisse in der Lehre. Aus diesen gehen dann aber immer mehr bestimmte, ausgeprägte Heuchlergestalten hervor. Die Verderbnisse in der Lehre bilden sich unvermerkt durch Ungeistlichkeit (Mißverhalten gegen den Geist des Gesezes), die sich theilweise als Geistesträgheit, theilweise als Fanatismus zu erkennen gibt, und die wahre Entwicklung des Gefeßes unterdrückt, indem sie eine falsche, wuchernde Entwicklung desselben produzirt.

Diese falsche Behandlung des Gesezes zeigt sich zuerst in der Veräußerlichung. So war es eine Veräußerlichung, wenn die Juden das Gebot, du sollst nicht tödten, folgendermaßen erläuterten: wer aber tödtet, der foll des Gerichtes schuldig sein. Im Gegensatz gegen diese Veräußerlichung zeigt der Herr nun den ganzen innerlichen Ernst des Gebotes, in welchem sich dasselbe erfüllt: ich aber sage euch, wer mit seinem Bruder zürnet, der ist dem Gerichte (des Bezirks) verfallen. Wer aber zu dem Bruder sagt: Raka, der ist dem Gerichte des Synedriums verfallen. Wer aber fagt: du Narr, der ist dem Gericht verfallen, das zur Feuerhölle verurtheilt. Hierauf erklärt er, wie nothwendig der Geift der Versöhnlichkeit gegen den Bruder sei. Das Werk der Versöhnung ist weit dringender,

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