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Neunter Abschnitt.

Die Auferstehung Chrifti oder der entschiedene Sieg des Lichtes über die Finsterniß. Die Kundgebungen Christi und die Beseitigung der Ueberreste der alten Finsterniß in den Kindern des Lichts.

(XX.)

Die Jünger des Herrn erhalten das erste Zeichen seiner Auferstehung von den Todten in der Thatsache, daß der Stein vom Grabe hinweggewälzt, und daß das Grab leer ist.

Dieses Zeichen sollte nach allen den Vorbereitungen auf den Glauben an die Auferstehung Chrifti, welche ihnen zu Theil geworden sind, schon genügen, um diesen Glauben jezt in ihnen zur vollen Reife zu bringen. Denn es war ja das Zeichen, daß das Siegel, mit welchem die finstern Mächte das Grab Jesu versiegelt hatten, vernichtet war, und daß Jesus nicht mehr im Grabe lag. Allein wir müssen bemerken, wie erst allmälig unter der Wirkung dieses Zeichens der rechte Auferstehungsglaube in ihnen zu erwachen anfängt. Der Ostermorgen ist angebrochen, aber noch ist nächtliche Morgendämmerung über die Seelen der Jünger verbreitet.

Von diesem geistigen Morgengrauen in der Jüngerwelt giebt der Gang der auserwähltesten Jünger zum Grabe Jesu Zeugniß.

An dem ersten Wochentage kommt Maria Magdalene früh, da es noch finster war, zum Grabe, und stehet daß der Stein weggethan ist vom Grabe. Da läuft sie und kommt zum Simon Petrus und zu dem andern Jünger, den Jesus lieb hatte, und spricht zu ihnen: sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grabe, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben.

Man sieht, Maria ist nicht allein nach dem Grabe gegangen, sondern in Gesellschaft von Andern. Mit diesen hat sie den Stein vom Grabe weggewälzt gefunden. Bei dieser Ent

deckung haben sie Alle miteinander voreilig den Schluß gemacht, der Leichnam Jesu müsse geraubt sein oder doch fortgetragen fein an einen anderen Ort. Ein Beweis, daß ihnen noch die Reife des Glaubens mangelte.

Maria indessen ist durch diese Vorausseßung am lebhafteften erregt worden. Dieß beweist der Umstand, daß sie zu den beiden Jüngern fortgeeilt ist, bei denen sie zuerst Rath und Troft zu finden hoffte.

Da ging Petrus und der andere Jünger hinaus, und sie zogen zum Grabe hin. Beide fingen dabei miteinander an, zu laufen, und der andere Jünger lief schneller als Petrus und kam zuerst zum Grabe. Und als er sich hinabbückte, sah er die Leintücher da liegen; doch ging er nicht hinein. Da kam Simon Petrus, der ihm nachfolgte, und ging hinein in das Grab. Und er fah die Leintücher, wie sie da lagen, und wie das Schweißtuch, das sein Haupt umhüllt hatte, nicht bei den Leintüchern lag, sondern zusammengefalten an eine besondere Stelle gelegt war. Da ging auch der andere Jünger hinein, der zuerst zum Grabe gekommen war, und er sah und glaubte es. Denn sie wußten die Schrift noch nicht, daß er von den Todten auferstehen müsse. Und so gingen die Jünger wieder heim.

Zuerst erscheinen uns die beiden Jünger in ihrer ahnungsvollen Aufregung. Sie fangen an zu laufen; und sie laufen so schnell als möglich. Dabei kommen dann ihre Individualitäten bestimmt zum Vorschein. Johannes ist im Laufen voraus; aber Petrus geht zuerst hinein in's Grab. Die Schritte des Ersteren waren beflügelt durch Jugendlichkeit, Innigkeit der Liebe und Freiheit des Gewissens; die Schritte des Lehteren in das Grab hinab beurkundeten seine individuelle Entschlossenheit und Beherztheit. Die Entdeckung aber, welche Johannes bereits gemacht hatte, daß die Leintücher da lagen, konnte Petrus im Grabe selbst noch vervollständigen. Aus dem Umstand, daß nicht nur die Leinen ordentlich zurechtgelegt waren, sondern daß auch das Kopftuch allein zusammengefalten, und besonders bei Seite gelegt war, konnten Beide sicher schließen, daß hier kein nächtlicher Einbruch der Feinde, keine räuberische Schändung

des Grabes Statt gefunden hatte. Ja, diese sinnige Ordnung, worin die Leintücher zurecht gelegt waren, zeugte von einer schönen Feier des Geistes im Grabe, wie sie weder bei den Feinden Jesu noch damals auch bei den Jüngern zu finden war. Und als nun Johannes dieselbe Erscheinung sah, da fing in ihm der Glaube an die Auferstehung an aufzudämmen. Dazu nämlich dienten ihm die Zeichen; denn aus der Schrift, oder im Zusammenhang der Offenbarung hatten sie beide noch nicht die Nothwendigkeit der Auferstehung Christi von den Todten erkannt. Aus dem Umstande, daß sie beide jezt wieder heim gingen, kann man Zweierlei schließen, einmal, daß sie nicht besorgten, Jesus sei von Feinden weggenommen worden, dann aber auch, daß sie noch keine Gewißheit seiner Auferstehung hatten. Im letteren Falle wären sie jest zu den andern Jüngern hingeeilt. So dämmerte es in den Seelen der auserwählten Jünger beim Anblick der Auferstehungszeichen, aber der volle Tag war noch nicht erschienen.

Bald darauf aber machte sie Christus durch seine Erscheinungen seiner Auferstehung gewiß; und diese Kundgebungen dienten nicht nur dazu, ihnen feinen Sieg über die Finsterniß offenbar zu machen, sondern auch die lezten Reste der Finsterniß in ihnen selbst zu verscheuchen.

Johannes berichtet uns drei Hauptoffenbarungen Christi, welche alle miteinander diesen Charakterzug an sich tragen, und nach dem Verhältniß, worin sie untereinander stehen, eine bestimmte Totalität in geordneter Folge bilden.

Die erste Erscheinung wird der sehnsuchtsrei chen Jüngerin zu Theil, die der Gemeine vorausgeeilt ist in ihrem Verlangen, den Herrn wieder zu fehen, die zweite Erscheinung der versammelten Gemeine selbst, die sich in ihrer Furcht abgeschlof= fen hat vor der Welt, die dritte dem zweifelnden Apostel, welcher hinter der Gemeine selber zurückgeblieben ist.

Die erste Erscheinung Christi ist eine Offenbarung der

Herrlichkeit seiner Auferstehung in der Seele der sehnsuchtsreichen Jüngerin, die der Gemeine vorausgeeilt ist.

Maria mochte das Grab nicht verlassen, wie die beiden Jünger. Ihr Schmerz machte sie zur Hüterin des leeren Grabes ihres Herrn: sie stand vor dem Eingange desselben und weinte. Und als sie nun weinte, bückte sie sich und blickte hinein in bas Grab. Und sie siehet zwei Engel in weißen Gewändern; der Eine fist zu den Häupten, der Andere zu den Füßen der Stelle (der Grabesnische) *), wo der Leichnam Jesu gelegen hatte. Diese Engelerscheinung war also sehr bestimmt. Und sie sprachen zu ihr: Weib, was weinest du? Sie spricht zu ihnen: sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Das ist ihr Schmerz. Sie vermißt die Leiche des Herrn, und hat keine Ruhe, bis sie diefelbe wiedergefunden, bis sie ihn sehen und falben kann. In dieser Sehnsucht waltet ein dunkler, mächtiger Trieb der Hoffnung, doch der Glaube an den Auferstandenen fehlt ihr noch. Ihre Gemüthsstimmung aber ist so großartig bewegt, daß sie vor der Engelerscheinung nicht erschrickt, ja daß sie flüchtig über diefelbe hinweggeht. Zwei leuchtende lebende Engel im Grabe galten ihr weniger als der Eine todte Leichnam ihres Herrn. Daher wandte sie sich augenblicklich wieder um, nachdem sie den Engeln Antwort gegeben hatte. Als sie sich aber umwandte, da sah sie Jesum da stehen. Und sie wußte nicht, daß es Jesus war. Jesus spricht zu ihr: Weib, was weinest du? Wen suchest du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich will ihn holen. Jesus spricht zu ihr: Maria. Da wendet sie sich um, und spricht zu ihm: Rabbuni (das heißt Meister). Jesus spricht zu ihr: Fasse mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater. Gehe aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen das

*) Aus dieser Angabe läßt sich bestimmen, zu welcher Art der Gräber die Gruft gehörte, in welcher Christus bestattet wurde, nämlich nicht zu denen, in welchen die Nischen in die Tiefe der Wand des Grabes wie Löcher hineingingen, sondern zu denen, in welchen die Nischen in den Seitenwänden der Grabhöhle ihrer Länge nach angebracht waren. S. Schulz, Jerusalem, S. 97 ff.

Wort (der Botschaft): ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, und zu meinem Gott und zu eurem Gott. Maria Magdalene kommt und verkündigt den Jüngern, daß sie den Herrn gesehen, und daß er das zu ihr gesagt habe.

Sie erkannte also den Herrn nicht alsobald, da er ihr gegenüber stand. Ihr Blick war mehrfach gehalten. Sie suchte den Todten, und er stand ihr gegenüber als der Lebendige; sie fuchte leidvoll die Martergestalt, und er stand vor ihr als der Feiernde; sie suchte den Entfernten, und er stand ihr ganz nahe; sie suchte die altbekannte Gestalt, und er stand ihr gegenüber in dem Leibe der Auferstehung. Doch sah sie ihn mit einem Blick der steigenden Hoffnung an, und darum dachte sie sich: er sei der Gärtner. Und mit diesem einen voreiligen Urtheil entstehen wieder mehrere andere in rascher, fliegender Folge. Sie denkt jezt, der Gärtner hat ihn fortgetragen, er zeigt mir die Stelle, wo er ihn hingelegt, ich eile ihm voran, und hole ihn wieder. Daß sie schon im Begriff war, nach einem gewisfen Punkte fortzueilen, ergiebt sich aus der Bemerkung, daß sie sich wieder umwenden mußte, als Christus sie bei ihrem Namen anredete. Maria! An dem Klange ihres Namens in seinem Munde, der ihr unvergeßlich war, erkannte sie ihn wieder. Und nun fonnte sie nur ein Wort sprechen: Mein Meister! Aus der Antwort Jesu aber schließen wir, daß sie jezt im Begriff war, ihn zu umfassen, niederfallend etwa seine Füße zu umschlingen, mit einer Freude und Innigkeit, wie wenn sie in der Freude an seiner jezigen Erscheinung ewig ausruhen sollte, wie wenn sie im Himmel wäre. Sie hat Zeit und Ort, die Erde, und die ganze Welt aus ihrem Gesichtskreise verloren. Darum erinnert fie der Herr an Zeit und Ort, an die Erde und an die Brüder. Sie darf ihn jezt nicht festhalten wollen, wie wenn er schon in den Himmel verseßt wäre, und sie mit ihm. Sie muß mit ihrem Bewußtsein zurückkehren in den Kreis des Dieffeits und seiner Pflichten*). Daher macht er sie zur

*) S. o. S. 1661. Nach von Baur S. 172 ff. foll der Ausdruck μý μov årtov keinen andern Grund haben als den, daß Jesus noch nicht zum Vater aufgestiegen sei, sondern gerade zum Vater aufsteige. Dabei behauptet er: „es ist

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