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Aufruhr und Empörung, obwohl er von seinem Stiefbruder Gallos dazu aufgestachelt wird. Der junge, schwärmerische Geist hält überhaupt von weltlichen Würden und Ehren nicht viel; ihm ist es lieber, zu forschen und zu grübeln in stiller Gelehrtenstube, Julian will keine Krone tragen, sondern nur nach Wahrheit streben sein Lebenlang. Dabei sehnt sich sein wissensdurstiges Herz nach den Schäßen der griechischen Philosophie, aber er will sie nur kennen lernen, um dann die Heiden mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, um allen Irrlehrern gegenüber der Thorheit des Kreuzes als der rechten Weisheit zum Siege zu verhelfen. Und so will er dem Kaiser geben, was des Kaisers, und Gotte, was Gottes ist. Aber in der Folge vermag er weder das eine noch das andere zu halten. Zuerst empfängt er vom Kaiser die Erlaubnis, in Pergamon zu studieren, aber nachdem er dort nur kurze Zeit geweilt, begiebt er sich nach Athen, und da er auch hier nicht findet, was er sucht, so eilt er nach Ephesus, wohin der Ruhm eines heidnischen Mystikers, Maximos, ihn lockt. Und dieser Mann gewinnt entscheidenden Einfluß auf Julian. Die griechische Weisheit rächt sich. Sie, die er beherrschen wollte, beherrscht ihn allmählich mehr und mehr. Lange schwankt er. Auf der einen Seite ziehen ihn die heidnischen Elemente zum Kultus der alten Götterwelt in neuplatonischer Verfeinerung, auf der anderen Seite suchen ihn seine christlichen Freunde, ein Gregor von Nazianz, ein Basilios, bei Jesu Christo zu erhalten. Noch ist der Bruch mit dem „Galiläer“ nicht vollzogen: da erhält Julian die Nachricht, daß sein Bruder Gallos hingerichtet, er selbst von Konstantius zum Caesar ernannt und zum Führer der gallischen Legionen bestimmt sei. In Lutetia treffen wir Julian wieder. Er hat die Schlacht bei Argentoratum gewonnen, aber die Freude des Sieges wird ihm verbittert durch allerhand schmähliche Intriguen des auf den Ruhm seines Verwandten eifersüch

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tigen Kaisers. Schon während des Feldzuges hat ihn` Konstantius mit geheimen Spähern umgeben, jezt nimmt er die Ehre des Sieges für sich in Anspruch, versucht sogar, Julian verhaften zu lassen. Helena, Julians Gattin, stirbt an vergifteten Früchten, die sie vom Kaiserhof als Gratulation erhalten hat. Kurz vor ihrem Tode deutet sie im Fieberdelirium an, daß sie sich schwer gegen das sechste Gebot versündigt. Ferner erfährt Julian, daß der franke, kinderlose Konstantius, schon mehr ein Schatten, als ein Mensch von Fleisch und Blut, sich neu vermählen werde, er schließt daraus, daß „auf die eine oder die andere Weise ein junger Thronerbe zustande gebracht werden soll“. Dies alles erfüllt Julian mit gerechter Entrüstung. Und so kommt es zum doppelten Abfall: zum Abfall vom Kaiser

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die siegreichen Legionen fordern stürmisch den Kaisertitel für Julian; — zum Abfall von Christus, denn Christen: der christliche Konstantius, christliche Priester, seine christliche Gattin Helena sie alle haben ihm eine furchtbare Nichtswürdigkeit des Charakters offenbart. - Der tiefere Grund seines Abfalls aber ist der, daß Christus selbst ihm fürchterlich geworden ist, der „rätselvolle, schonungslose Gottmensch", der mit seiner „unerbittlichen Forderung" die Herzen beherrscht. Und der Caesar will keinen Rivalen; nur einer kann herrschen: entweder der Kaiser oder der Galiläer. In den Katakomben zu Vienna tritt Julian, nach einer langen Unterredung mit dem Mystiker Maximos, zum Heidentum zurück; durch ein Opfer in der schauerlichen Tiefe bekennt er sich wieder zu den alten Göttern, während droben, über ihm, eine christliche Kirche ragt. Und in dieser Kirche liegt seine Gattin aufgebahrt, und an ihrem Sarge geschehen Zeichen und Wunder, und Mühselige und Beladene kommen herbei, sich heilen zu lassen. — Noch steht Julian in dem finsteren Grabgewölbe, das frische Opferblut an Brust und Händen; da dringen Soldaten in den Keller ein

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und wollen den Caesar töten, wenn er noch länger zögere, die Herrschaft an sich zu reißen, Julian geht ihnen entgegen, als Kaiser, als Heide. Er stößt die Thür zur Kirche auf, wo die Andächtigen bei der Leiche der Fürstin knieen, heller Kerzenglanz strahlt aus dem Gotteshause. - Drinnen beten sie das Vaterunser draußen jubeln die Krieger dem neuen Kaiser zu; drinnen klingt es: Führe uns nicht in Versuchung - draußen fordert der Caesar seine Getreuen auf, ihm zu folgen nach Rom und Griechenland zum Throne; drinnen singen sie: dein ist das Reich – draußen steht der neue Imperator, der Herr der Welt, und spricht: Mein ist das Reich — und die Kraft und die Herrlichkeit.

So ist die Losung ausgegeben: Kampf zwischen Kaiser und Galiläer! Was wird das Ende sein? Mit dieser Perspektive schließt der erste Teil des Werkes.

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Der zweite Teil bringt nun die Entwickelung des Kampfes selbst. Durch den Tod des Konstantius ist Julian davor bewahrt geblieben, gegen seinen Vetter in offener Feldschlacht kämpfen zu müssen; der Thron ist ihm schließlich doch noch rechtmäßig zugefallen. Der Kaiser verkündet zunächst völlige Glaubensfreiheit, aller Fanatismus soll aufhören, Niemand um seiner Religion willen gehaßt werden. Er selbst aber für seine Person bekennt sich zu den alten Göttern, übernimmt auch die Funktionen eines heidnischen Priesters. Doch dieser Rücktritt zum Heidentum findet so gut wie gar keinen Anklang; nur die schlechtesten Elemente folgen Julian, frivole Schmeichler, die dem Kaiser einzureden suchen, er sei ein Gott. - Die Christen aber, die vorher in zahllose Sekten und Parteien zerspalten waren, schließen sich angesichts der drohenden Gefahr wieder zu einem Volk von Brüdern zusammen, und so geschieht gerade das Gegenteil von dem, was Julian beabsichtigt: er wird nicht der Verderber, sondern gegen seinen Willen der Erwecker des Christentums aus seiner Entartung. Je mehr

er das Vergebliche seiner Bemühungen einsicht, zu desto unglücklicheren Mitteln greift er, seine Pläne gleichwohl durchzusetzen. Er schreckt nicht vor Grausamkeiten und blutigen Hinrichtungen zurück. Aber wiederum tritt das Umgekehrte ein von dem, was er erwartet: die Christen fürchten sich nicht vor Folter und Scheiterhaufen, sie drängen sich zum Martyrium. - Verbittert, bereits von den dunklen Gewalten des Cäsarenwahnsinns umnachtet, stirbt Julian auf einem Feldzug gegen die Perser, nicht durch das Schwert des Feindes, sondern von dem Speer seines früheren Jugendfreundes Agathon durchbohrt. Er stirbt mit dem Ruf: Du hast gesiegt, Galiläer!

Daß diese kurze Inhaltsangabe von den großartigen Schönheiten der Dichtung keine ausreichende Vorstellung zu geben vermag, versteht sich von selbst.

Fast könnte es scheinen, als habe Ibsen die weltüberwindende Macht des christlichen Glaubens darstellen wollen. Und ich wüßte in der That kaum ein Werk der neueren Litteratur, in dem die ganze zähe Kraft des Christentums mit gleicher Meisterschaft geschildert wäre. Und doch ist das Stück keine Verherrlichung des Evangeliums. Der Dichter wollte den Gedanken ausdrücken: daß das Neue, Lebenskräftige, mit Naturnotwendigkeit über das Alte, Abgestorbene siegt. Zum Kultus des Helios und Apollo ließ sich die Welt nicht zurückführen, der Glaube an Götter hatte sich abgelebt. Das junge starke Christentum allein hatte damals das Recht auf Herrschaft, denn es war allein zeitgemäß. Und so endete der Kampf zwischen Kaiser und Galiläer, wie er enden mußte. Aber einst, dies ist des Dichters eigene Meinung, und er hat sie dem Mystiker Maximos in den Mund gelegt einst wird auch für das Christentum der Tag kommen, wo es seine Rolle ausgespielt hat in der Welt; denn die Zeiten schreiten eben immer weiter fort; beide werden untergehen: Der Kaiser

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und der Galiläer. Die christliche Religion, meint Ibsen, ist die Religion der Entsagung, sie berücksichtigt nur eine Seite der menschlichen Natur: die Seele. An dieser Einseitigkeit wird das Christentum zerschellen. Denn der Mensch ist nicht bloß Geist, sondern auch Fleisch. Ein Messias wird erscheinen und ein drittes, vollkommenes Reich aufrichten, in welchem Leib und Seele, Fleisch und Geist zum Rechte kommt.

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Ich habe es für nötig gehalten, diese beiden einer früheren Schaffensperiode angehörenden Dramen „Brand“ und Kaiser und Galiläer" hier zu besprechen, um nachzuweisen, daß Ibsen kein oberflächlicher Geist ist, sondern ein Mann, der mit bohrender Denkkraft in die tiefsten und schwierigsten Probleme des Menschenlebens eindringt, dann aber auch, um den Gegensaß hervorzuheben, der zwischen diesen älteren und den späteren Werken des Dichters obwaltet. Weder in Brand" noch in „Kaiser und Galiläer" wird Gott geleugnet oder gar lächerlich gemacht; in den Dichtungen, die nachher entstanden sind, tritt der Naturalismus je länger, je mehr zu Tage. - Als Ibsen den Mystiker Marimos jene Prophezeiung vom „dritten Reich" sprechen ließ, da glaubte er in der That, daß dies dritte Reich nahe vor der Thüre stehe; und der deutschfranzösische Krieg 1870/71 erschien ihm als der bedeutungsvolle Wendepunkt, mit dem die neue Zeit anheben werde. Das alte illusorische Frankreich ist in Stücke zerschlagen“ sagt Ibsen in einem Brief,*) — „wenn nun auch das neue wirkliche Preußen in Stücke geschlagen würde, dann befänden wir uns mit einem Sprunge in einem neubeginnenden Zeitalter." Ibsens Meinung war: der Staat überhaupt muß fort, weil er mit seinen Geseßen und seiner Polizei die

"

*) Vgl. Henrik Jäger: Henrik Ibsen, ein litterarisches Lebensbild, Dresden und Leipzig, 1890. Seite 198-200.

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