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ordnung unter ihre Person. Was ihr als mächtig, ebenbürtig zur Seite tritt oder gar ihrem Willen widerstrebt, das muß sterben. Einen derartigen Charakter können wir vielleicht in seiner wilden Energie bewundern, lieben können wir ihn nicht. Magdas Herz gleicht einem Vulkan, dessen sprühender Feuerregen alles Leben ringsum erstickt, aber es gleicht nicht der Sonne, die mit ihrem milden Glanze Leben schafft und Leben weckt. Eine MagdaNatur kann nur zertreten und zerstören, aber das christliche Ideal ist es, nicht auf Kosten anderer, sondern beglückend glücklich zu sein.

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Hiermit nun sind wir am Ende unserer Einzelbetrach= tungen angelangt, es bleibt uns noch übrig, das Ergebnis derselben kurz zusammenzufassen und ein Gesamturteil zu fällen. Wir wollen uns dabei zwei Fragen zu beantworten suchen: wie stellen wir uns als Christen einmal zum Realismus, sodann zum Naturalismus der genannten Dichter?

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Zunächst: wie stellen wir uns zu ihrem Realismus ? Daß sowohl Ibsen, als Hauptmann und Sudermann Realisten sind, daß sie Bilder von ungeschminkter Wahrheit entrollen, daß sie das Leben zeigen, wie es in vielen Fällen wirklich ist, das brauche ich nicht weiter zu beweisen, alle Stücke, die wir behandelt haben, zeugen dafür. Und es wird sich nicht leugnen lassen, daß ein gesunder Kern, eine gewisse Berechtigung im Realismus liegt. Wir würden übrigens sehr stark irren, wollten wir meinen, erst die jünste Generation habe das realistische Prinzip zur Geltung gebracht; so lange es eine Bühne, so lange es ein Drama giebt, so lange giebt es auch Realismus. Denken wir z. B. an die griechische Tragödie. Die Helden_derselben sind durchaus keine makellosen Halbgötter, wenn sie auch im hohen Kothurngang einherwandeln; es sind Menschen

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schande

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von Fleisch und Blut, deren Brust von sehr menschlichen, oft sehr niedrigen Leidenschaften bewegt wird, und wir sehen die auftretenden Männer und Frauen die allerschwersten Verbrechen auf sich laden; Gattenmord, Muttermord, Blutdies alles taucht in erschütternder Realität vor uns auf. Daß auch die griechische Komöde nichts weniger war, als ein holder, mit idealen, engelgleichen Geschöpfen bevölkerter Zaubergarten, das lehrt uns schon ein flüchtiger Blick in die Stücke eines Aristophanes und Menander. Und gehen wir weiter zum größten Dramatiker, der je gelebt hat, zu Shakespeare. Ist er nicht der größte Realist gewesen, hat er nicht auch die furchtbarsten Laster an seinen Gestalten verkörpert? Nehmen wir Richard III., Macbeth, den Bastard Arthur in „König Lear" — Und sind seine Werke nicht bis in's Einzelne mit oft sehr derb realistischen Zügen ausgestattet? Ich erinnere nur an die bekannte Szene im „Hamlet“, wo die beiden Totengräber am Grab der Ophelia schaufeln und über die aufgeworfenen Hirnschädel ihre gemeinen Späße machen. - Und nehmen wir endlich von unseren deutschen Klassikern denjenigen, der am weitesten als Idealist, als Vergolder der Wirklichkeit bekannt ist: Schiller. Ganz abgesehen von den teuflischen Gestalten eines Franz Moor in Die Räuber", eines Wurm in „Kabale und Liebe" - hat der Dichter in seinen späteren Werken etwa lauter Idealfiguren vorgeführt? Mit Recht sagt Heinrich Klaar in seiner Geschichte des modernen Dramas: „Maria Stuart“, „Wallenstein“, „Tell“ sind nichts weniger als moralische Mustercharaktere, noch wollen und sollen sie es sein. Alle wahrhaften Dramatiker sind in gewissem Sinne Realisten; sie können gar nicht anders, sie müssen das Menschenherz darstellen nach allen Seiten, also auch in seinen Fehlern und Verirrungen, sie müssen das Leben schildern mit all' seinem erschütternden Ernst, mit all' seinem Weh und Leid. Dabei ist es von jeher das

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heilige Recht der Dichter gewesen, den Finger zu legen auf die eiternden Wunden gerade ihrer Zeit und ihres Jahrhunderts. Wozu dichteten sie denn überhaupt, wenn nicht zu dem Zweck, auf die mit ihnen lebenden, strebenden und irrenden Menschen beffernd, veredelnd einzuwirken. Wer aber bessern will, der braucht sich auch nicht zu scheuen, den Schleier von den fressenden Geschwüren fortzureißen und das Uebel beim rechten Namen zu nennen. Wenn daher die drei großen Realisten, die wir hier behandeln, Schäden unserer Zeit und unseres modernen Gesellschaftslebens mit rückhaltloser Offenheit aufdecken, so ist dagegen an sich nicht das Geringste einzuwenden - auch vom christlichen Standpunkte aus nicht. Denn die biblischen Schriftsteller haben, wo es sich um Sünde und Schande handelt, auch kein Blatt vor den Mund genommen. Denken wir 3. B. an das erste Kapitel des Römerbriefs: da wird ein Sittengemälde vor unsern Augen enthüllt, welches an Schauerlichkeit dem in „Sodoms Ende“ gezeichneten nicht das Mindeste nachgiebt. Und das wäre doch wohl eine ganz falsche Prüderie, wollten wir irgend eine Dichtung nur deshalb verdammen, weil sie etwas enthält, das junge Mädchen rot werden läßt. Es braucht nicht alles Backfischlitteratur zu sein.

Trogdem glaube ich, daß die für uns in Frage kommenden Dramatiker in der Anwendung ihres realistischen Prinzips entschieden zu weit gegangen sind. Jedes Dichtwerk, und jedes Drama insbesondere, soll ja freilich aus dem Leben gegriffen sein, aber es soll das Leben zugleich verklären, das heißt durch die Handlung, die uns auf der Bühne vorgeführt wird, muß uns irgend eine Wahrheit, eine sittliche Idee veranschaulicht werden. Wir sollen eigentlich nach jedem Theaterbesuch als bessere Menschen nach Hause gehen. - Wenn aber dieser Zweck an uns erreicht werden soll, dann dürfen wir nicht nur die nackte, schlechte Alltäglichkeit zu schauen bekommen, sondern Menschen, die bei all' ihren

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Fehlern, bei all' ihrer Schuld, doch imstande sind, uns ein sittliches Interesse einzuflößen. Nun fehlt es den Dramen der genannten Dichter nicht ganz an hervorragenden, ja hinreißenden Persönlichkeiten, ich denke z. B. an die berückende Gestalt der Magda; aber vielfach haben wir doch nur einen Abklatsch der gemeinsten Wirklichkeit; wir schauen das Schlechte, aber nichts Gutes, welches dem Schlechten gegenübertritt und es überwindet. Eine Darstellung des Schlechten allein jedoch, und wäre sie noch so photographisch getreu, macht die Menschen nicht besser und veredelt sie nicht. Und wenn nun gar Ibsen in „Gespenster“ ein schuldloses Opfer väterlicher Sünden auf die Bühne bringt, so scheint mir das völlig verkehrt zu sein; Freiherr v. Bender-Krieglstein sagt ganz richtig in seiner Studie „Realismus und Naturalismus in der Dichtung“: „Möge Ibsen noch zwanzig ähnliche Dramen schreiben mit derselben Meisterschaft in Zerfaserung aller körperlichen und seelischen Potenzen, und in jedem dieser Dramen ein anderes Laster und dessen verderbliche Folgen für die Nachkommen an den Pranger stellen, es wird deshalb nicht um ein Kind weniger. gezeugt und nicht eine einzige Belastung weniger vererbt werden.*) Und wenn G. Hauptmann die Laster, die er geißeln will, mit ekelerregender Breite ausmalt, oder wenn er uns vollends an Zustände erinnert, die nun einmal leider Gottes grauenerweckend und abstoßend sind, wie das schon oben erwähnte Kreißen eines Weibes, so können wir nicht umhin, diese Auswüchse des Realismus auf's schärfste zu verurteilen. Wir protestieren demnach gegen ein Wühlen im Schmuß, gegen ein Aufhäufen des Gräßlichen und Widerwärtigen bis zum Uebermaß.

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Es gilt nun noch die Frage zu erledigen: welche Stellung haben wir als Christen zum Naturalismus jener

*) Bender-Krieglstein, a. a. D. S. 40.

Dichter einzunehmen. Wir sagten in der Einleitung: Ibsen, Hauptmann und Sudermann alle drei huldigen derjenigen Weltanschauung, nach welcher es über der Natur etwas Höheres, insbesondere einen allmächtigen, göttlichen Herrn der Natur, nicht giebt. Im Verlauf meiner Ausführungen wird klar geworden sein, daß ich nicht zu viel gesagt. Nun ist aber der Naturalismus das gerade Gegenteil vom Christenglauben; wir könnten daher einfach sagen: das Christentum predigt einen allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erde, einen allgütigen Vater aller Menschenkinder; der Naturalismus stellt den Menschen auf die eigene Kraft und lehrt ihn jede übernatürliche Macht als ein Wahngebilde der Phantasie verachten. Wir könnten sagen: Christentum und Naturalismus beides sind eben unversöhnliche Gegensäße, und wir wären damit schnell am Ende unserer Betrachtung angelangt. -Aber wir sahen ja: jene Dichter wollen Schäden unserer Zeit aufdecken. Das ist zwar vom naturalistischen Standpunkte aus eigentlich eine starke Inkonsequenz; denn wenn die Natur die oberste Gottheit ist, dann muß es auch in jeder Beziehung gelten: Naturalia non sunt turpia; von Schäden, von sittlichen Defekten, von Lastern und Sünden kann streng genommen keine Rede mehr sein. Denn alles, was ein Mensch Böses thut, vermag er schließlich mit seinem Naturtrieb, mit seiner Naturanlage zu entschuldigen; und alle Zustände, und mögen sie noch so verdammungswürdig sein, lassen sich auf natürliche Faktoren zurückführen. Aber die naturalistischen Dichter sind, wie Beyschlag treffend bemerkt, besser, als ihr Prinzip; sie fühlen instinktiv doch, daß dies und jenes „faul ist im Staate Dänemark“ und dringend der Abhilfe_bedarf. So streifen sie die soziale Frage und geißeln das Lotterleben der Reichen, dem das Hungern und Darben der ärmeren Klassen gegenübersteht; so streifen sie die Frauenrage und geißeln den Egoismus derjenigen Männer, die

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