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muß überall die Triebkraft sein und überall die Richtung geben; und was auch immer in unserer Zeit feindselig durch einander wogt, die Liebe muß es ordnen und besänftigen. Man sage auch nicht: christliche Liebe ist ein schönes Phantasiegebilde, das sich in der Wirklichkeit niemals findet. Wer das behauptet, der übersieht, was diese Liebe in früheren Jahrhunderten geleistet, er übersieht ferner, daß diese Liebe auch in unserer Zeit schon an vielen Punkten thatkräftig eingesetzt, sich namentlich der ärmeren Volksschichten mit allem Eifer angenommen hat. Man darf bloß auf den gewaltigen Aufschwung der inneren Mission hinweisen, man darf nur die Namen eines Wichern, eines Bodelschwingh nennen, man darf getrost auch an einen Naumann und Göhre erinnern, — und der Vorwurf ist widerlegt, als habe das Christentum kein Herz für die Notleidenden und Bedrückten. Doch, so viel auch schon geschehen ist, weit mehr bleibt noch zu thun übrig. Not ist genug vorhanden. Um so eher Grund für jeden, der Liebe nachzustreben, damit Deutschland nicht zum zweiten Mal ein Trauerspiel wie das in den schlesischen Gebirgen erlebe, wo die arme, halb verhungerte Bevölkerung schließlich zum Schwerte griff. Wenn Hauptmanns „Weber“ ein Mahnruf würden zu christlicher Wohlthätigkeit, dann könnten sie Segen stiften. Aber ein Unglück wäre es, wenn jemand aus jenem Werk das Recht blutiger Aufstände und Empörungen folgerte. Falls die schon lange drohende Wetterwolke der Revolution sich wirklich entladen sollte, so würde sie mit ihren Bligen höchstens einen Weltbrand, einen Krieg aller gegen alle entzünden, etwas Segensreiches schaffen würde sie nicht. Nur die Liebe kann beide, reich und arm, zu einem menschenwürdigen Dasein führen. Und was hier im sozialen Sinne gesagt wurde, das gilt ganz allgemein. Die Frauenfrage wird nur dann gelöst werden, wenn beide Geschlechter sich zusammenfinden auf dem Boden

christlicher Liebe, die zugleich die rechte Achtung vor der menschlichen Persönlichkeit einschließt. Und daß für ein gesundes Familienleben die Liebe die unerläßliche Vorbedingung ist, bedarf keines Beweises. - Haß predigen heißt Salz streuen in die Wunden unserer Zeit; die Liebe allein kann einen heilen und verbinden.

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Dem Glauben und der Liebe aber müssen wir als Drittes die Hoffnung anreihen. Schon die alte griechische Sage erzählt, daß troß all' der Leiden, welche der Pandorabüchse entstiegen, dem Menschen als Trost geblieben sei die Hoffnung. Aber diese Hoffnung war eine vorwiegend irdische und richtete sich auf Glück und Erfolg in diesem Leben; was jenseits des Acheron lag, das war den Söhnen von Hellas ein Gegenstand der Furcht und des Grauens.

Ein Christ weiß es anders. Seine Hoffnung haftet nicht an dieser Erde, sondern greift kühn hinein in die Ewigkeit - mitten unter dem Ungemach der Zeiten. Die Welt ist kein Paradies. Sie dazu umzuschaffen wird selbst der aufopfernden Liebe nicht möglich sein. Sorge und Angst, Krankheit und Leiden gehören mit zum Erbteil des Menschengeschlechts; und wenn es auch gelänge, alle finsteren Mächte zu bannen, eine Ausnahme bleibt doch, die dunkelste Macht läßt sich nicht bannen: der Tod. Und diese Schreckensgestalt, die am Ende steht, würde auch auf das sonnigste Leben schwarze Schatten werfen, wenn eben nur hier unsere Heimat wäre. — Nun verspottet freilich der Naturalismus unserer Tage, wie den Glauben an Gott, so auch die Hoffnung auf ein Jenseits, als eine der religiösen Illusionen, die an der harten Wirklichkeit zerschellen müssen. Aber wir sehen auch die Folge davon: jene Entartung und Verwilderung der menschlichen Natur, wovon gerade die naturalistischen Dramen so schauerliche Bilder zeigen. Seitdem es aber ein Christentum giebt, haben die bedeutendsten und besten Menschen ihre Kraft gesogen aus

der Hoffnung auf ewige Fortdauer und Unsterblichkeit. Und darum: wollen wir in der Gegenwart wieder eine Jugend haben, die sich nicht wohlfühlt in der Sumpfatmosphäre der Ueppigkeit oder in der Grabesluft des Pessimismus, sondern eine fröhliche Begeisterung zeigt für alles, was recht ist und gut; wollen wir ein Alter

haben, dem unter dem weißen Haar noch ein jünglingsfrischer Geist wohnt; wollen wir Männer und Frauen haben, welche fest stehen im Kampf des Lebens, fähig sind zum Handeln wie zum Dulden, - dann muß neben Glaube und Liebe auch die Hoffnung wieder aufflammen in den Herzen, die Hoffnung, daß nach dem Tode ein Himmel uns erwartet, wo das Schaffen dieser Zeit belohnt, und das Leiden dieser Zeit in Freude verwandelt wird. Aber ist vielleicht diese Hoffnung doch nur ein schöner Wahn, ein seliger Kindestraum, wie der Dichter des Hannele“ es darstellt? Nein, diese Hoffnung trägt die Bürgschaft ihrer einstigen Erfüllung in sich, denn sie gründet sich auf den, der dem Tode die Macht genommen, Leben und unvergängliches Wesen an's Licht gebracht hat. Wer einmal unter der Gewalt der Person Christi gestanden, der weiß, daß es einen Gott, der weiß auch, daß es eine Ewigkeit giebt, dem ist es eine unumstößliche Gewißheit:

„Nicht einem kurzen Erdentraume

Schlägt unsres Herzens Hochgefühl.'

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Wohl weiß auch ein Christ nicht, wie die zukünftige Statt" aussieht, die wir suchen, genug, daß es aus der Tiefe aufwärts geht, aus Dunkel und Verwesung zu Leben und Licht!

Glaube, Liebe und Hoffnung, - das sind die Heilmittel für unsere Zeit, und wenn diese drei Sterne erst wieder freundlich hineinscheinen in jedes Haus und jedes Herz, dann ist der Welt, dann ist der Menschheit geholfen,

dann ist erfüllt, was einst die Engel über Bethlehems Fluren sangen: Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!

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Wir sind am Schluß. Mit welchen Empfindungen sollen wir von unseren Dichtern Abschied nehmen? Nun denn! Am Ende von Ibsens gewaltigstem Werk, „Kaiser und Galiläer", drückt Makrina, die Schwester Basilius des Großen, dem toten Julian die Hände auf's Haupt und spricht: „Irrende Menschenseele, mußtest Du irren, so wird es Dir nicht zugerechnet werden an dem Tage, da der Gewaltige kommt in der Wolke des Himmels, um zu richten die Lebendigen und die Toten.“ So rufen wir jenen -Dichtern zu: für das, was ihr in euren Werken Segensreiches geleistet, habt Dank; und wenn ihr in vielen Punkten geirrt habt, mußtet ihr irren, das heißt, wenn ihr es ehrlich gemeint habt, — dann wird es nicht zugerechnet werden an dem Tage, da der Gewaltige kommt auf den Wolken des Himmels, um zu richten über die lebendigen Toten und über die toten Lebendigen!

Thüringer Kunst-Anstalt Fr. Bartholomäus, Erfurt.

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