Und ich verkannte sie nicht, ergriff die Eilende, lieblich O wie war ich beglückt! V. Froh empfind' ich mich nun auf klassischem Voden begeistert; Und belehr' ich mich nicht, indem ich des lieblichen Busens Sehe mit fühlendem Aug', fühle mit sehender Hand. Naubt die Liebste denn gleich mir einige Stunden des Tages, Gibt sie Stunden der Nacht mir zur Entschädigung hin. Wird doch nicht immer geküßt, es wird vernünftig gesprochen ; Ueberfällt sie der Schlaf, lieg' ich und denke mir viel. Oftmals hab' ich auch schon in ihren Armen gedichtet, Und des Herameters Maß leise mit fingernder Hand Ihr auf dem Rücken gezählt. Sie athmet in lieblichem Schlummer, Und es durchglühet ihr Hauch mir bis in's tiefste die Brüft. Amor schüret die Lamp' indeß und denket der Zeiten, Da er den nämlichen Dienst seinen Triumvira gethan. VI. „Kannst du, o Grausamer! mich in solchen Worten betrüben? Reden so bitter und hart liebende Männer bei euch? Wenn das Volk mich verklagt, ich muß es dulden! und bin ich Eiwa nicht schuldig? Doch, ách! schuldig nur bin ich mit dir! Diese Kleider, sie sind der neidischen Nachbarin Zeugen, Daß die Witwe nicht mehr einsam den Gatten beweint. Bist du ohne Bedacht nicht oft bei Mondschein gekommen, Grau, im dunkeln Sürtout, hinten gerundet das Haar? Hast du dir scherzend nicht selbst die geistliche Maske gewählet? Soll's ein Prålate denn seyn! gut, der Prälate bist du. In dem geistlichen Rom, kaum scheint es zu glauben, doch schwör' ich: Nie hat ein Geistlicher sich meiner Umarmung gefreut. Arm war ich leider! und jung, und wohl bekannt den Verführern. Falconieri hat mir oft in die Augen gegafft, Und ein Kuppler Albani's mich, mit gewichtigen Zetteln, Rothstrumpf immer gebaßt und Violetstrumpf dazu. Nur zum Scheine mit mir, weil du zu fliehen gedenkst. Und wie saß ich beschämt, daß Reden feindlicher Menschen Dunkel brennt das Feuer nur augenblicklich und dampfet, Wenn das Wasser die Gluth stürzend und jählings verhüllt, Aber sie reinigt sich schnell, verjagt die trúbenden Dämpfe, Neuer und mächtiger dringt leuchtende Flamme hinauf. VII. O wie fühl' ich in Rom mich so froh! gebenk' ich der Zeiten, Da mich ein graulicher Tag hinten im Norden umfing, Trübe der Himmel und schwer auf meine Scheitel sich fenkte, Farb- und gestaltlos die Welt um den Ermatteten lag, Und ich über mein Ich, des unbefriedigten Geistes Düstre Wege zu spåhn, still in Betrachtung versant. Nun umleuchtet der Glanz des helleren Aethers die Stirne; Phobus rufet, der Gott, Formen und Farben hervor. Sternbell glänzet die Nacht, sie klingt von weichen Gesängen, Und mir leuchtet der Mond heller als nordischer Tag. Welche Seligkeit ward mir Sterblichem! Tråum' ich? Empfånget Dein ambrosisches Haus, Jupiter Vater, den Gast? Ach! hier lieg' ich, und strecke nach deinen Knieen die Hände Flehend aus. O vernimm, Jupiter Xenius, mich! Wie ich hereingekommen, ich kann's nicht sagen; es faßte Hebe den Wandrer, und zog mich in die Hallen heran. Hast du ihr einen Heroen herauf zu führen geboten? Jrrte die Schöne? Vergib! Laß mir des Irrthums Ges winn! Deine Tochter Fortuna sie auch! Die herrlichsten Gaben Theilt als ein Mädchen sie aus, wie es die Laune gebeut. Bist du der wirthliche Gott? O dann so verstoße den Gast freund Nicht von deinem Olying wieder zur Erde hinab! ,,Dichter! wohin versteigest du dich ?“ Vergib mir; der hohe Capitolinische Berg ist dir ein zweyter Olymp. Dulde mich, Jupiter, hier, und Hermes führe mich später, Cestius Mahl vorbei, leise zum Orkus hinab. VIII. Wenn du mir fagst, du hadest als Kind, Geliebte, den Menschen Nicht gefallen, und dich habe die Mutter verschmäht, Bis du größer geworden und still dich entwickelt; ich glaub' es: Gerne dent' ich mir dich als ein besonderes Kind. Fehlet Bildung und Farbe doch auch der Blüthe des Weinstocks, Wenn die Beere, gereift, Menschen und Götter entzückt. IX. Herbstlich leuchtet die Flamme vom ländlich geselligen Herde, Knistert und glänzet, wie rasch! sausend vom Reifig empor. Diesen Abend erfreut sie mich mehr; denn eh' noch zur Kohle Sich das Bündel verzehrt, unter die Asche sich neigt, Kommt mein liebliches Mädchen. Dann flammen Reifig und Scheite, Und die erwärmete Nacht wird uns ein glänzendes Fest. Morgen frühe geschäftig verläßt sie das Lager der Liebe, Weckt aus der Asche behend Flammen auf's neue hervor. Denn vor andern verlieh der Schmeichlerin Amor die Gabe, Freude zu wecken, die kaum still wie zu Asche versant.; X. Alerander und Cåsar und Heinrich und Friedrich, die Großen, XI. Euch, o Grazien, legt die wenigen Blätter ein Dichter Werkstatt, wenn sie um ihn immer ein Pantheon scheint. Jupiter senket die göttliche Stirn, und Juno erhebt sie; Phōbus schreitet hervor, schüttelt das lockige Haupt; Trocken schauet Minerva herab, und Hermes, der Leichte, Wendet zur Seite den Blick, schalkisch und zärtlich zugleich. Aber nach Bacchus, dem Weichen, dem Träumenden, hebet Cythere Blicke der füßen Begier, selbst in dem Marmor noch feucht. Seiner Umarmung gedenket sie gern und scheinet zu fragen: Sollte der herrliche Sohn uns an der Seite nicht stehn? XII. Hörest- du, ́ Liebchen, das muntre Geschrei den Flaminischen Weg her? Schnitter sind es; sie ziehn wieder nach Hause zurück, Weit hinweg. Sie haben des Nömers Ernte vollendet, Der für Ceres den Kranz selber zu flechten verschmäht. Keine Feste sind mehr der großen Göttin gewidmet, Die, statt Eicheln, zur Kost goldenen Weizen verlich. Die von Eleusis hicher frühe dem Sieger gefolgt? Selbst in den Mauern Roms: Kommt zur geheiligten Nacht!" Fern entwich der Profane; da bebte der wartende Neuling, Den ein weißes Gewand, Zeichen der Reinheit, umgab. |